Lebensdaten
1833 – 1901
Geburtsort
Altenburg (Thüringen)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116531428 | OGND | VIAF: 30290221
Namensvarianten
  • Erdmannsdörffer, Bernhard
  • Erdmannsdörffer, Bernhard
  • Erdmannsdoerffer, Bernhard
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Zitierweise

Erdmannsdörffer, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116531428.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Frdr. Eduard (1797–1873), Kauf- u. Handelsherr in Altenburg, S des Gg. Frdr. ( 1841), aus Nördlingen, Visierer am Rechneiamt, dann Handelsmann in Frankfurt/Main;
    M Marianne Sophie (1800–39), T des Geh. Kammerrats Karl Rudolf Zinkeisen ( 1816) in Altenburg;
    Greifswald 1874 Anna (1854–92), T des Rechtsanwalts Gustav Lenz;
    S Otto (1876–1955), Prof. der Geologie u. Mineralogie in Hannover u. Heidelberg (s. Pogg. VI, VII a), 4 T, u. a. Hanna ( 1910), Sophie (beide ⚭ Heinr. Lilienfein, * 1879, Schriftst., s. Kosch, Lit.-Lex.).

  • Biographie

    E. studierte seit 1852 klassische Philologie und Geschichte in Jena und promovierte bei J. G. Droysen. Nach kurzer Hauslehrertätigkeit in Ostpreußen und Venedig, der sich eine Reise durch Italien anschloß, habilitierte sich E. 1858 in Jena mit einem auf Aktenstudien aufbauenden Buch über die italienisch-deutschen Handelsbeziehungen im Mittelalter. Vom November 1859 bis August 1860 bereiste er ein zweites Mal Italien (Florenz, Pisa, Rom und Turin) im Auftrage der Historischen Kommission zur Vorbereitung der Ausgabe der Reichstagsakten. Doch holte ihn Droysen 1861 nach Berlin zur Mitarbeit an den von ihm und M. Duncker herausgegebenen Urkunden und Aktenstücken zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Seit 1862 Privatdozent an der Berliner Universität, übernahm E. 1864 Vorlesungen an der Kriegsakademie (1869 außerordentlicher Professor). 1871 wurde er ordentlicher Professor für neuere Geschichte in Greifswald, im Herbst 1873 in Breslau und Ostern 1874 auf Betreiben Treitschkes dessen Nachfolger in Heidelberg, wo er über ein Vierteljahrhundert bis zu seinem Tode lehrte. 1894 erhielt E. im Wettbewerb mit Sybels Geschichte der Reichsgründung den Verdun-Preis für sein Hauptwerk, die „Deutsche Geschichte vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen“ (2 Bände 1892/93, Neudruck 1932).

    E., neben R. Koser und Otto Hintze der bedeutendste Schüler Johann Gustav Droysens und|einer der nächsten Freunde Treitschkes, verließ die einseitigen Bahnen der großen politischen Historiker-Pädagogen und überwand sowohl die spezifisch borussische Legende seines Lehrers wie auch die kämpferisch nationalpolitische Tendenz seines Freundes. Vielmehr erklärte er beim Antritt der Nachfolge Treitschkes dessen publizistische Aufgabenstellung für beendet und lenkte zu Rankes Auffassung der historischen Objektivität bewußt zurück. Durch Studien zur italienischen Renaissance bildete der mit W. Dilthey und Hermann Grimm Befreundete früh seine kulturgeschichtliche Arbeitsweise aus. Sie gewann durch die langjährige Beschäftigung mit der brandenburg-preußischen Tradition eine feste staatlich-politische Richtung. Schon in seinem ersten größeren Werk „Graf Georg von Waldeck“ (1869) hat E. neue Wege gewiesen, indem er einen der engsten hervorragenden Mitarbeiter des Großen Kurfürsten in den Mittelpunkt rückte und damit die bisherige einseitige Betrachtung der hohenzollernschen Herrscherleistungen überwinden half. Sein Hauptwerk, eine bis heute noch nicht überholte, aus den Akten gearbeitete Gesamtdarstellung des Zeitraumes zwischen 1648 und 1740, zugleich die beste Geschichte des Großen Kurfürsten, bildet den Abschluß einer lebenslangen Beschäftigung mit dem Gegenstand und zeigt E. als Meister einer „staatsverbundenen Kulturgeschichte“ (Srbik) wie auch des psychologischen Porträts. Der kleindeutsche Standpunkt wurde ganz verlassen und eine gerechte Würdigung der politischen Leistungen Österreichs erreicht. Als Bearbeiter der 5 Bände der ersten der großen preußischen Aktenpublikationen wie auch später der Bände der badischen Edition konnte er auch seine Fähigkeiten zu planvoller Übersicht und zum Maßhalten einsetzen.

  • Werke

    Weitere W u. a. De commercio quod inter Venelos et Germaniae civitates aevo medio intercessit, 1858; Hzg. Karl Emanuel I. v. Savoyen u. d. dt. Kaiserwahl v. 1619, 1862;
    F. C. Schlosser, Gedächtnisrede, 1876;
    Der Große Kurfürst, 1879;
    Aus d. Zeiten d. Dt. Fürstenbundes, Rede, 1885;
    Mirabeau, 1900;
    Kleinere hist. Schrr. I: Der Große Kurfürst, II: Za. d. Novelle in Hellas, Alfieri, Bestandene Versuchungen in d. preuß. Gesch., Fehrbellin, F. L. Schlosser, Wilhelm I., 1912;
    Briefe E.s an Joh. Gust. Droysen, hrsg. v. W. Andreas, in: ZGORh, NF 42, 1929, S. 557-87. – Mitarb.: Preuß. Jbb., ADB;
    Bearb.: Urkk. u. Aktenstücke z. Gesch. d. Kf. Friedr. Wilh. v. Brandenburg, Polit. Verhh. Bd. 1, 4, 6, 7, 8, 1864-83;
    Pol. Korr. Karl Friedrichs v. Baden, 5 Bde., 1888-1900 (mit K. Obser). – Zu S Otto: Grundlagen d. Petrographie, 1924; Geol. Harzführer, 2 Bde., 1925.

  • Literatur

    G. v. Below, in: HV 4, 1901, S. 275-78;
    D. Schäfer, in: HZ 87, 1901, S. 56-66, wieder in: Aufsätze, Vorträge, Reden II, 1913, S. 177 ff.;
    E. Gothein, in: Preuß. Jbb. 104, 1901, S. 15-22;
    H. Lilienfein, Biogr. Geleitwort, in: B. E., Kleinere hist. Schrr. I, 1912, S. III-XXVI;
    E. Fueter, Gesch. d. neueren Historiogr., 1911, ³1936, S. 547 f.;
    G. P. Gooch, History and historians in the nineteenth century, London 1913, S. 138, 152, 155;
    H. H. Jacobs, B. E.s Weg zu Bismarck (Nach unveröff. Briefen E.s an Max Jordan), in: Preuß. Jbb. 240, 1935, S. 53-64;
    H. v. Srbik, Geist u. Gesch. vom dt. Humanismus bis zur Gegenwart II, 1951, S. 4-6, 22, 29, 108, 137, 174;
    F. v. Weech, in: BJ VI, S. 176-79 (W, L);
    J. Wille, in: Bad. Biogrr. V, 1906, S. 151-60.

  • Autor/in

    Gerhard Oestreich
  • Zitierweise

    Oestreich, Gerhard, "Erdmannsdörffer, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 574-575 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116531428.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA