Lebensdaten
1876 – 1934
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Offenbach/Main
Beruf/Funktion
Graphiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116273356 | OGND | VIAF: 120710554
Namensvarianten
  • Koch, Rudolf
  • Koch, Rudolph

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Zitierweise

Koch, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116273356.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul (1845–86), Bildhauer, Insp. d. Kunstgewerbemus. in N. (s. ThB), S d. Joh. Heinr. Martin, Stickmusterzeichner in Hamburg, u. d. Kunststickerin Ida Evers;
    M Louise (1843–1928), T d. Strumpfwirkers Gottlob Stumpf in Pausa u. d. Caroline Wilhelmine Wohlfahrt;
    Ov Rudolf (1834–85), Maler u. Graphiker (s. ThB);
    Vt Walter (1875–1915), Landschaftsmaler, Graphiker u. Innenarchitekt, vor allem in Davos; Cousine Ilse (* 1869, Hugo Amberg, * 1872, Landschaftsmaler in Hamburg), Malerin u. Kunstgewerblerin;
    - Leipzig 1903 Rosa (1872–1946), T d. Kupferdruckers Adolf Koch (* 1827) in Leipzig u. d. Clara Klemm;
    1 S, 3 T, u. a. Paul (* 1906), Schriftkünstler u. Graphiker, seit 1933 mit eigener Druckanstalt in Frankfurt/M.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Realschule in Nürnberg absolvierte K. eine Lehre als Ziseleur in einer Metallfabrik in Hanau. 1892 ging er an die Nürnberger Kunstschule und wechselte 1897 mit dem Vorsatz, Zeichenlehrer zu werden, zur TH München über. Dort wurde er aus verwaltungstechnischen Gründen nicht zum Abschlußexamen zugelassen. 1898 arbeitete er für die Buchbinderei Wezel und Naumann in Leipzig und entwarf vor allem Bucheinbände. Im selben Jahr ging er für einige Monate nach London, wo er für „Raphael Tucks and Sons“ Kalenderentwürfe anfertigte. 1899 kehrte er nach Leipzig zurück. Dort arbeitete er als Zeichner für die Großbinderei A.-G., vormals Gustav Fritzsche und besuchte die Akademie für Buchgewerbe. Erst 1903 entdeckte er, wie er selbst schreibt, „zufällig“ seine Begabung als Schreiber und Schriftzeichner. Durch eine Annonce kam er 1906 in Kontakt mit der Offenbacher Schriftgießerei Gebrüder Klingspor . Bald danach übersiedelte er nach Offenbach und arbeitete dort bis zu seinem Tode für diese Firma. Die ersten Schreibarbeiten K.s wurden 1908 bekannt. 1911-17 erschienen 5 Bände der sogenannten Rudolfinischen Drucke, deren Drucker Rudolf Gerstung war. 1919-24 gaben K. und Gerstung 15 weitere Bände heraus: Einige dieser Bücher umfassen nur wenige geschriebene Seiten. Sie enthalten kurze literarische oder biblische Texte nach Art der alten Blockbücher in kunstvoller Schrift gedruckt und oft mit Holzschnitten versehen. Darunter sind: Schillers „Das Lied von der Glocke“, 1919, und Luthers „Das Gesicht des Jesaja“, 1919, „Die Heilung des Besessenen“, 1920, „Die Weihnachtsgeschichte“, 1921, „Das Evangelium des Markus“, 1923. 1915 wurde K. zum Militärdienst eingezogen, 1917 krankheitshalber wieder entlassen. In einem 1934 erschienenen Buch „Die Kriegserlebnisse des Grenadiers Rudolf Koch“ beschreibt er diese für ihn tieferschütternde Zeit. 1918 wurde die „Gemeinschaft Offenbacher Schreiber“ gegründet, die sich aus dem von K. geleiteten Schreibunterricht der Offenbacher Kunstgewerbeschule entwickelt hatte. 1921 wurde an der Technischen Lehranstalt Offenbach eine Schreibwerkstatt unter K.s Leitung eingerichtet. Seit 1920 wandte er sich einem neuen Tätigkeitsfeld zu: Er entwarf und fertigte mit seinen Schülern zahlreiche liturgische Geräte für den evangelischen Gottesdienst; 1922 entstanden die ersten Schriftteppiche mit Psalmtexten. Da sich Koch jedoch nicht als Künstler oder Lehrer, sondern in erster Linie als Handwerker verstand, beschränkte sich seine Tätigkeit nicht auf den Entwurf, vielmehr konzentrierte er sich auf die praktische Arbeit in der Werkstatt und in der Weberei. 1930 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Münster verliehen. Aus Dankbarkeit widmete er der Universität das Buch „Vorarbeiten zu einem Bibeldruck“, das aus der engen Zusammenarbeit mit der Württembergischen Bibelgesellschaft entstanden war.

    K. ist einer der bedeutendsten deutschen Schriftzeichner des 20. Jahrhunderts Er entwickelte circa 30 Druckschriften, meistens von seiner eigenen Handschrift ausgehend. Die gotisierenden Schrifttypen nahm K. zum Ausgangspunkt seiner Schreibkunst. Die wichtigsten Typen sind: die Koch-Antiqua (1916), die Wilhelm-Klingspor-Schrift (1926), die Peter-Jessen-Schrift (1925), die Offenbacher Schrift (1927) und die Wallau (1933). Im Mittelpunkt seines Schaffens stand die Auseinandersetzung mit biblischen Texten. Es war sein Ziel, den Ausdrucksgehalt und den Symbolwert der Schrift wieder ins Bewußtsein der Menschen zu bringen, die Schrift zu ihrer Zeichenhaftigkeit zurückzuführen und damit das Symbolgefühl des Lesers wieder zu beleben. Schriftzeichen waren für ihn Symbole des Glaubens und sichtbare Zeichen des Transzendenten. Er wollte dem „geistigen Gehalt der Schrift im Buchdruck ein entschiedenes Übergewicht gegenüber formaler Ästhetik verschaffen“ (G. Haupt). Mit dieser Auffassung der Schreibkunst zeigt sich K. dem expressionistischen Denken verwandt. Für seine Teppiche und liturgischen Geräte forderte er eine möglichst einfache und schlichte Form, die „die ruhige Erscheinung des Kirchenraumes nicht stören“ dürfe. Neben den religiösen Arbeiten schuf K. das „Blumenbuch“ (1928) und die Deutschlandkarte (1933), zahlreiche graphische Arbeiten, Stempelschnitte, Urkunden, Notgeld, Postwertzeichen, Standarten, Exlibris und Plakatentwürfe. Seine Schüler waren die Schreiber Karl Vollmer und sein Sohn Paul Koch, der Holzschneider Fritz Kredel sowie die Goldschmiede Kurt Jobst und Berthold Wolpe. Hans Kühn wurde sein Nachfolger als Leiter der Schreibwerkstatt.|

  • Auszeichnungen

    Gedächtnisausstellung im|Frankfurter Kunstver. (1951) u. im Mus. f. Kunst u. Gewerbe in Hamburg (1951).

  • Werke

    Weitere W Das Schreiben als Kunstfertigkeit, 1921;
    Die Offenbacher Schrift, 1928;
    Das Schreibbüchlein, 1930, ⁵1941 (mit Holzschn. v. F. Kredel);
    Das Kirchengerät im ev. Gottesdienst, 1930;
    Antiqua-Schriften, n. Zeichnungen v. R. K., hrsg. v. Gebr. Klingspor, o. J. (ca. 1930);
    Christl. Symbole, 1932;
    Das ABC-Büchlein, 1934, Neudr. 1976;
    Briefe, 1961.

  • Literatur

    J. Rodenberg, Dt. Pressen, 1925;
    F. Matthäus, R. K., e. Werkmann Gottes, 1935 (P);
    G. Haupt, R. K. d. Schreiber, 1936 (W, P);
    W. Lange, R. K., e. dt. Schreibmeister, 1938 (P);
    W. Michel, R. K., e. dt. Meister, 1938;
    Kunst u. Kirche 9, 1932, S. 63 ff., 10, 1933, S. 83-97 (mit zahlr. Abb.);
    ThB;
    Vollmer.

  • Autor/in

    Eva-Suzanne Bayer-Klötzer
  • Zitierweise

    Bayer-Klötzer, Eva-Suzanne, "Koch, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 275-277 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116273356.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA