Lebensdaten
1894 – 1970
Geburtsort
Freiburg (Breisgau)
Sterbeort
Montagnola (Tessin, Schweiz)
Beruf/Funktion
Wirtschaftswissenschaftler
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 11626490X | OGND | VIAF: 89023567
Namensvarianten
  • Pollock, Friedrich
  • Pollock, Fred
  • Pollock, Frederich
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Zitierweise

Pollock, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11626490X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius (* 1866), Lederfabr. u. Kaufm. in Stuttgart, S d. Salomon (1834–99), aus Rust (Amt Ettenheim), u. d. Paulina Weiß (1839–1912);
    M Elise Franck ? od. Trenk (* 1867), aus Köln;
    Ov Hans Ludwig (1873–1939), Dr. med., Urologe in F.;
    1) Andrée N. N. ( 1939), 2) 1946 Charlotte (Carlota) Weil (1905–83); Vt d. 2. Ehefrau Dr. Felix Weil (1898–1975), Prof., Soziologe, mit P. Geschäftsführer d. Marx-Engels-Archivges. mbH, wanderte 1930 nach Argentinien aus, seit 1935 in d. USA am Inst. f. Sozialforsch. tätig (s. K. Wittebur, Die dt. Soziol. im Exil, 1991).

  • Biographie

    Im Anschluß an eine kaufmännische Lehre, die Teilnahme am 1. Weltkrieg und das in München nachgeholte Abitur studierte P., größtenteils gemeinsam mit seinem Freund Max Horkheimer (1895–1973), Nationalökonomie und Staatswissenschaften an den Univ. München, Freiburg (Br.) und Frankfurt/M. Mit einer Arbeit zur Geldtheorie von Karl Marx wurde er 1923 in Frankfurt zum Dr. rer. pol. promoviert. Seit 1923 beteiligte er sich u. a. mit Horkheimer an der Gründung des privaten „Instituts für Sozialforschung“ (IfS) in Frankfurt, als dessen administrativer Leiter und Finanzverwalter er lebenslang im Schatten Horkheimers stand. 1924 wurde er mit Felix Weil Geschäftsführer der Marx-Engels-Archivgesellschaft mbH. Nach seiner Habilitation 1928 mit der Arbeit „Die planwirtschaftlichen Versuche in der Sowjetunion 1917-1927“, entstanden nach einer 1927 unternommenen Rußlandreise, lehrte P. auch als Privatdozent für Nationalökonomie an|der Univ. Frankfurt. Gleichzeitig war er seit 1930 Mitarbeiter der „Société Internationale de Recherches Sociales“ an der „École Normale Supérieure“ in Paris. 1933 emigrierte er in die Schweiz, wo er als Direktor der Genfer Niederlassung des IfS arbeitete. 1934 ging er über Paris nach New York, wo er seine Arbeit als Exekutivdirektor des „Institute for Social Research“, der amerik. Nachfolgegründung des IfS fortsetzte und gleichzeitig eine Lehrtätigkeit an der Columbia University in New York aufnahm. Während des 2. Weltkriegs arbeitete P. als Berater des amerik. Justizministeriums. 1950 kehrte er nach Frankfurt zurück und beteiligte sich am Wiederaufbau des IfS; 1951 wurde er apl., 1958 o. Professor für Volkswirtschaftslehre und Soziologie an der Univ. Frankfurt, wo er 1963 emeritiert wurde. Zusammen mit Horkheimer zog P. 1959 nach Montagnola im schweizerischen Tessin.

    P. gehörte zu den einflußreichsten Vertretern der „Kritischen Theorie“, der sog. „Frankfurter Schule“. Er repräsentierte deren ökonomische Ausprägung, die ursprünglich gleichberechtigt neben der sozialphilosophischen Fragestellung Horkheimers stehen sollte. P.s wissenschaftliche Arbeiten im Grenzgebiet zwischen Soziologie und Wirtschaftswissenschaften kreisen um das Thema einer strukturellen Krisenhaftigkeit spätkapitalistischer Gesellschaftssysteme und die politischen Chancen und Risiken ihrer Überführung in geplante Volkwirtschaften. Sein zentrales Anliegen war die Entwicklung einer Theorie des „Staatskapitalismus“, welchen er sowohl am Beispiel des sowjet. Systems, des Nationalsozialismus als auch der USA idealtypisch analysierte. Seit 1950 begann P. in Frankfurt mit dem wiederaufgebauten IfS ein Forschungsprojekt über das politische Bewußtsein der Westdeutschen und die Interaktionen von Gruppen, dessen Ergebnisse in „Gruppenexperiment, Ein Studienbericht“ (1955) publiziert wurden. Dabei wurden in den USA entwickelte empirische Forschungsmethoden erstmalig in Deutschland angewandt. P. befaßte sich, neben der Weiterführung der Marxschen Politischen Ökonomie, mit der Automation, den Methoden der Empirischen Sozialforschung und der Meinungsforschung.

  • Werke

    Weitere W Sombarts „Widerlegung“ d. Marxismus, 1926;
    Die gegenwärtige Lage d. Kapitalismus u. d. Aussichten e. planwirtschaftl. Neuordnung, in: Zs. f. Sozialforsch., Jg. 1, Doppelh. 1/2, 1932, S. 8-27;
    Structural Changes in the American Economy, 1940;
    State Capitalism, Its Possibilities and Limitations, in: Studies in Philosophy and Social Science, 1941;
    Is Nat. Socialism a New Order?, ebd.;
    Automation, Materialien z. Beurteilung d. Ökonom, u. soz. Folgen, 1956;
    Stadien d. Kapitalismus, hg. v. H. Dubiel, 1975;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Stadt- u. Univ.-bibl. Frankfurt/M., Max-Horkheimer-Archiv.

  • Literatur

    M. Jay, Dialekt. Phantasie, Die Gesch. d. Frankfurter Schule u. d. Inst. f. Sozialforsch. 1923-1950, 1981;
    U. Migdal, Die Frühgesch. d. Frankfurter Inst. f. Sozialforsch., 1981;
    R. Wiggershaus, Die Frankfurter Schule, Gesch., Theoret. Entwicklung, pol. Bedeutung, 1986;
    BHdE II;
    Frankfurter Biogr. (P);
    Die Juden d. Frankfurter Univ., hg. v. R. Heuer u. S. Wolf, 1997 (P);
    P. Kalmbach, in: BHdwE.

  • Porträts

    H. Gumnior u. R. Ringguth, Max Horkheimer, in Selbstzeugnissen u. Bilddok., 1973, S. 14, 91, 123;
    Grand Hotel Abgrund, Eine Photobiogr. d. Frankfurter Schule, hg. v. W. van Reijen u. G. Schmid Noerr, 1988, S. 112-15.

  • Autor/in

    Dirk Kaesler
  • Zitierweise

    Kaesler, Dirk, "Pollock, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 607608 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11626490X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA