Lebensdaten
1820 – 1897
Geburtsort
Ludwigsburg
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Farbenfabrikant ; Großindustrieller ; Mitbegründer der BASF
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116261463 | OGND | VIAF: 57362120
Namensvarianten
  • Knosp, Rudolf
  • Knosp, Rudolf von
  • Knosp, Rudolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Knosp, Rudolf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116261463.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Georg (1784–1833), Kammerdiener d. Kgn. Mathilde v. Württemberg, dann Schloßverwalter in L., S d. Maurers Joh. Georg in Weil im Schönbuch u. d. Anna Maria Nestle;
    M Rosine Magdalene (1783–1826), Garderobenfrau d. Kgn. Mathilde, T d. Baders Johannes Geiße in Göppingen u. d. Magdalene Linderich;
    Schw Marie ( Karl Frdr. Heinzmann, 1795–1846, Landschaftsmaler, s. ADB XI); Pauline ( Sigmund Schott, 1818–95, Politiker, Schriftsteller, s. ADB 54), Mathilde ( Friedrich Kaulbach, 1903, Maler, s. NDB XI*);
    - Basel 1845 Sophie (1825–1905), T d. Handelsmanns Joh. Jakob Schmid in Basel u. d. Sophie Marie Ritter;
    6 K (4 früh †), u. a. Henriette ( Robert Frhr. v. Simolin-Bathory, 1851–1927, württ. Hofmarschall).

  • Biographie

    K. besuchte die Gewerbeschule in Stuttgart und kam nach dem frühen Tod der Eltern mit 14 Jahren in die Lehre im Handelshaus von Schill, Köbel und Müller. Diese in Stuttgart ansässige Firma betrieb Handel mit Indigo und anderen Textilfarben. Nach Abschluß der Lehre blieb K. weiterhin bei dem Handelshaus und war auch als Reisender tätig.

    Zusammen mit Apotheker Gustav Geiger gründete K. 1845 in Cannstatt eine Farbenfabrik. 1846 verlegten die beiden Teilhaber die Firma nach Stuttgart, wo 1847 eine kleine Fabrikanlage bezogen werden konnte. Die ersten Erzeugnisse waren Orseille- und Carminfarben. Geiger trat dann aus der Firma aus. Wer die technische Leitung nun inne hatte, ist unbekannt. Andererseits arbeitete sich K. als Autodidakt erstaunlich gut in die Materie ein und meldete eigene Patente an. Sein erstes Patent von 1855 schützte für 10 Jahre eine verbesserte Methode zur Herstellung von Indigo-Extract. 1855 werden als wichtigste Produkte Indigo, Carmin, Orseille und Salmiak angegeben. Den Großteil der Erzeugnisse vertrieb K. damals selbst. 1859 gelang es ihm, für 7 Jahre von der Perkinschen Fabrik in England den Alleinverkauf des ersten synthetischen Farbstoffes Mauvein für Deutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Belgien und Holland zu erhalten. Sofort erkannte K. die Bedeutung der neuen Farbstoffe und begann selbst mit der Produktion von Anilinviolett (Mauvein), es folgte Anilinrot (Fuchsin). K. gehört damit zu den Pionieren der Anilinfarbstoffindustrie. Die vielfachen Fehlschläge mancher Färber veranlaßten ihn zu Versuchen mit Hilfsstoffen und führten 1862 zur Erteilung eines Patentes für eine Beize, die die Farbstoffe auf Fasern oder Geweben fixierte.

    Allmählich entstanden zahlreiche Konkurrenzbetriebe. Dies veranlaßte K., zusammen mit seinem Barmer Freund Dahl als Aktionäre in die neu gegründete Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) einzutreten, mit dieser Firma einen Vertrag abzuschließen, der der neuen Fabrik die Produktion von Anilinfarben aus Fuchsin allein überließ, dafür jedoch den Vertrieb ausschließlich auf K. und Dahl übertrug. Die Übereinkunft trat 1865 in Kraft. K. und Dahl verkauften in den folgenden Jahren 62% der Produktion an Anilin, Anilinfarben und Chromgrün, sowie 47% der Alizarinerzeugung der Ludwigshafener Fabrik. Aus Verhandlungen zwischen Engelhorn (BASF) und K. 1871 und 1872 ging schließlich nach Einschaltung des Stuttgarter Bankiers Steiner ein Fusionsvertrag zwischen K., Engelhorn und Gustav Siegle, einem weiteren Stuttgarter Farbenfabrikanten, hervor. Die Firmen von K. und Siegle wurden 1873 Betriebe der BASF.

    K. bestimmte die weiteren Geschicke der BASF maßgebend als Vorsitzender ihres Aufsichtsrates (1873–97) mit. Aus seinem großen Vermögen errichtete er im Alter Millionenstiftungen zugunsten sozialer Einrichtungen und der Ausbildung junger Kaufleute. Er trat auch politisch in den bewegten Jahren 1868-71 hervor. Er war Mitglied des Gemeinderats und wurde mit großer Mehrheit 1868 in das Zollparlament gewählt. Seine Partei war die 1864 gegründete, großdeutsch eingestellte Demokratische Volkspartei.|

  • Auszeichnungen

    GKR.

  • Literatur

    ADB 51;
    BJ II (L);
    G. Jacob, in: Lb. aus Schwaben u. Franken VIII, 1962, (L, P).

  • Porträts

    Gem. v. F. A. v. Kaulbach (N) (Mannheim, BASF), Abb. b. Jacob, s. L.

  • Autor/in

    Armin Wankmüller
  • Zitierweise

    Wankmüller, Armin, "Knosp, Rudolf von" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 227-228 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116261463.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Knosp: Rudolf K., Großindustrieller. Am 22. Juni 1820 zu Ludwigsburg in Württemberg als der Sohn eines kinderreichen Hofbediensteten geboren, besuchte er das Lyceum seiner Vaterstadt und dann die Stuttgarter Gewerbeschule, trat als Lehrling in ein angesehenes hauptstädtisches Indigogeschäft ein und wurde später bei demselben als Commis und Reisender angestellt. Nach seiner 1845 erfolgten Verehelichung mit Sophie Schmid aus Basel machte er sich selbständig und begründete in Cannstatt ein Geschäft, das bald nach Stuttgart verlegt wurde und sich allmählich aus den bescheidensten Anfängen zu großartigem Umfang entwickelte. Durch Intelligenz, Energie und Fleiß schwang er sich zu einem der ersten und reichsten deutschen Handelsherrn empor. Er rief die deutsche Anilinindustrie ins Leben, indem er die bisher nur in Frankreich betriebene Fabrikation verschiedener Indigostoffe einführte und hierauf zur Fabrikation von Theerproducten überging. Kaum war die Firma im Stande, die ihr aus allen Erdtheilen zufließenden Aufträge zu bewältigen. Die von K. hergestellten Erzeugnisse wurden auch auf verschiedenen Weltausstellungen ausgezeichnet, so 1867 in Paris mit der großen goldenen Medaille. Nach dem frühen Tode seines einzigen Sohnes im J. 1873 vereinigte K. sein Geschäft, zugleich mit der Stuttgarter Firma Heinrich Siegle, mit der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh. Diesem größten deutschen, den Weltmarkt beherrschenden Farbenfabrikationsgeschäfte widmete er fortan bis an sein Lebensende seine Kräfte und Erfahrungen. Auch sonst trug er viel zur Unterstützung und Hebung der einheimischen Industrie bei, betheiligte sich an zahlreichen Unternehmungen und Gründungen, saß in den verschiedensten Aufsichtsräthen als Vorsitzender oder Mitglied.

    Mit lebhaftem Sinne für politische und Verwaltungsangelegenheiten ausgerüstet, nahm er am öffentlichen Leben überhaupt und namentlich an dem seiner Adoptivvaterstadt Stuttgart regen Antheil. Er bethätigte sein Interesse auch dadurch, daß er von 1865 bis 1871 dem hauptstädtischen Gemeinderathe angehörte. Ebenso längere Jahre dem dortigen Handels- und Oberhandelsgerichte sowie dem Geheimenrathe als technischer Beirath. 1868 candidirte er im ersten württembergischen Wahlkreise, von der großdeutschen demokratischen Partei gegen die Deutsche Partei aufgestellt, für das deutsche Zollparlament und siegte nach hitzigem Wahlkampfe. Obgleich er die Segnungen der neu erworbenen deutschen Einheit wohl zu schätzen wußte, hielt er doch zeitlebens an seinen maßvoll particularistischen Neigungen, die mit freisinnigen und freihändlerischen Hand in Hand gingen, fest. Für öffentliche und wohlthätige Zwecke war er stets zum Geben bereit. — Seine Verdienste wurden durch Ordens- und Titelverleihungen gewürdigt. 1866 wurde er Commerzienrath, 1889 Geheimer Commerzienrath. Unter anderem besaß er das mit dem Personaladel verbundene Ehrenkreuz des württembergischen Kronenordens. Aber bei allen Erfolgen blieb er stets der schlichte und bescheidene Sohn des Bürgerthumes. — In den letzten Jahren zog er sich, nicht mehr im Vollbesitze seiner Gesundheit, mehr und mehr von den Geschäften zurück. Er weilte mit Vorliebe auf seinem Schloßgute am Starnberger See, das er 1872 erworben hatte. Den Winter 1896/97 fesselte ihn ein qualvolles Herzleiden ans Lager; er verschied am 26. März 1897 zu Stuttgart.

    • Literatur

      Schwäbische Kronik vom 30. März 1897 (Abendblatt). — Der Beobachter (Stuttgart) vom 29. März 1897. — Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog II (1898), S. 277 ff.

  • Autor/in

    Rudolf Krauß.
  • Zitierweise

    Krauß, Rudolf, "Knosp, Rudolf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 273 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116261463.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA