Lebensdaten
1822 – 1875
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Anticoli di Campagna
Beruf/Funktion
Maler ; Landschaftsmaler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116196793 | OGND | VIAF: 5676209
Namensvarianten
  • Seidel, Heinrich (bis 1843)
  • Franz-Dreber, Heinrich
  • Franz-Dreber, Karl Heinrich
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Dreber, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116196793.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Unehelich;
    V Carl Gottlieb D.;
    M Christiane Juliane Seidel, Bürgerstochter aus Dresden; Pate u. Vormund Amtsverwalter H. E. Franz in Dresden;
    1869 Faustina Bruni, verw. Orioli.

  • Biographie

    D. wuchs im Hause seines Vormunds H. E. Franz auf, dessen Namen er dem eigenen Vor- und Zunamen hinzufügte, bis er sich später endgültig für Heinrich Dreber entschied (dieser Namenswechsel erschwerte spätere Zuweisungen, zum Beispiel der Zeichnungen mit dem Monogramm H. F.). Seine erste künstlerische Ausbildung fand D. auf der Dresdner Kunstakademie (1836), wo der damals dort gerade als Lehrer eintretende Ludwig Richter auf ihn aufmerksam wurde und ihn 1839 als Schüler in sein Meisteratelier aufnahm. Nach anschließender 2jähriger Wanderarbeit in der fränkischen Schweiz, im bayerischen Gebirge und in München brach D. 1843 nach Italien auf, um dort (in Rom) sein ganzes Leben zu verbleiben.

    Das Werk D.s ist das eines Landschaftsmalers im eigentlichsten Sinne des Wortes, der – als solcher – weit über den von ihm hochverehrten Lehrer Richter hinausragt. Es besteht aus einer Fülle 1840-50 entstandener, unmittelbar nach der Natur gezeichneter Blätter (Feder und Blei), die durch die liebevolle und leidenschaftliche Versenkung in die Natur und durch den erlesenen Geschmack in der Wiedergabe des Geschauten faszinieren, sowie aus einer ansehnlichen Anzahl von Gemälden teilweise erheblichen Formats, die zeichnerisch und koloristisch außerordentlichen Reiz besitzen. Bei den Gemälden handelt es sich durchweg um „Erfindungen“, die in ihrer Unabhängigkeit von unmittelbaren Vorbildern freie Schöpfungen einer sehr fruchtbaren Phantasie und alles andere als „Ansichten“ oder gar „Veduten“ im technischen Sinne sind. Der – meist spärlichen – Staffage ist dabei durchweg dienende, gleichsam erläuternde Funktion zugewiesen; der „Gegenstand“ des Bildes ist immer die Landschaft. – D. bedeutet einen der letzten Gipfelpunkte der deutschen Landschaftsmalerei seit ihrer zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzenden Wiedererweckung, bevor eine auch gerade die Landschaftsmalerei miterfassende neue Zeitepoche anbrach. Daß ihm eigentliche „Berühmtheit“ versagt geblieben ist, mag nicht zuletzt daran liegen, daß so manche gerade seiner bedeutendsten Schöpfungen in Privatbesitz übergingen. Doch finden sich auch in vielen deutschen öffentlichen Sammlungen beachtliche Beispiele seiner anziehenden Kunst.

  • Literatur

    ADB V;
    W. Geeze, Die heroische Landschaft v. Koch bis Böcklin, Straßburg 1910: A. Lichtwark, Gem. u. Zeichnungen v. Franz D. in d. Kunsthalle, in: Jb. d. Ges. Hamburger Kunstfreunde 18, 1912;
    P. Schumann, H. F. D., Zur Jubiläumsausstellung in d. Gal. Arnold, in: Kunst f. Alle 37, 1921/22, S. 265-78;
    R. Schöne, H. D., 1940 (W, L), = F z. dt. Kunstgesch. 34;
    ThB.

  • Porträts

    Zeichnung v. Frdr. Preller d. Ä., 1860 (im Bes. v. Frl. Ina Witting, Dresden), Abb. b. R. Schöne (s. L);
    Marmorbüste v. H. Gerhardt (Berlin, Nat.gal.);
    Reliefbildnis am Grabmal auf d. prot. Friedhof an d. Cestiuspyramide in Rom.

  • Autor/in

    Friedrich Schöne
  • Zitierweise

    Schöne, Friedrich, "Dreber, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 104 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116196793.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dreber: Karl Heinrich D., Landschaftsmaler, geb. 9. Januar 1822 zu Dresden, in Articoli di Campagna 3. August 1875. Nach einem Oheim, einem Dresdener Beamten, Namens Franz, in dessen Hause der früh verwaiste Knabe erzogen wurde, nannte er sich: Franz-Dreber; auch Pflegte er später seine Bilder in dieser Weise zu bezeichnen. Er besuchte, bei ausgesprochener künstlerischer Begabung, die Akademie seiner Vaterstadt und bildete sich dann unter der besonderen Leitung Ludwig Richter's zum Landschaftsmaler aus. Federzeichnungen aus jener Zeit, von treu fleißigster Ausführung und schlicht poetischer Auffassung bekunden, wie eng er sich Richter anschloß, wie innig er sich dessen Kunstweise hingab. Im J. 1841 ging er über München, wo er längere Zeit verweilte, nach Italien, in Rom fortan seinen bleibenden Wohnsitz nehmend. Nur zweimal, in den Jahren 1850 und 1866, besuchte er flüchtig die deutsche Heimath. Still und zurückgezogen, mit einigen wenigen ihm befreundeten Landsleuten verkehrend, lebte er in Rom nur seiner Kunst, im Sommer im Sabineroder Albanergebirge studirend, im Winter in seinem Atelier an der Passeggiata della Ripetta fleißig schaffend. Da ein kleines Vermögen rasch aufgezehrt war, er in seinen Arbeiten sich nie genug that und daher langsam arbeitete, auch seine, alle blendenden Effecte verschmähende Kunstrichtung dem Geschmack und Verständniß des großen Publicums fern lag, so hatte er im Anfang seines römischen Aufenthaltes mit ziemlich drückenden Verhältnissen zu kämpfen; ebenso verdüsterte später ein körperliches Leiden, welches sich im Gefolge eines Typhusanfalls eingefunden, sein Gemüth. Eine treue Pflegerin, die allein in diesen Zeiten tröstend und erheiternd auf ihn einwirken konnte, fand er in der Gattin, welche er aus einer römischen Familie heimgeführt hatte. Die Zeit ruhigen Glückes waren für den Künstler die Jahre 1850 bis 1859. In diese Periode fallen seine meisten und reifsten Werke, harmonisch abgeschlossene Bilder von vollendeter Durchbildung der Form und tiefer, gesättigter Färbung. Weder frühere Gemälde, noch besonders solche aus seinen letzten Lebensjahren, zeigen zugleich auch diese Schönheit der Farbe. Bei zunehmender Kränklichkeit begab sich D. im Juli 1875 nach Articoli di Campagna zum Gebrauch der Heilquellen. Statt der erhofften Linderung seines Leidens fand er dort ein stilles Grab. Die einzige äußerliche Auszeichnung, die ihm, kurze Zeit vor seinem Hingange, zu Theil wurde, war die Ernennung zum Mitgliede der Accademia di S. Luca in Rom. In Deutschland empfand, bei der Nachricht seines Todes, nur eine kleine Anzahl von Kunstgenossen und Kunstfreunden, welcher echte und rechte Künstler mit ihm gestorben war. Doch wird der verdiente Nachruhm auch ihm nicht fehlen. Der Director der National-Galerie zu Berlin, Dr. Jordan, ein Freund des Verstorbenen, hat im Frühjahr 1876, in den Räumen der genannten Sammlung, eine Ausstellung von Dreber's Arbeiten veranstaltet, welche einen tiefen Einblick in den eigenartigen Genius gewährte und dessen Bedeutung klar stellte. Die Ausstellung war eine würdige Todtenfeier, wohlgeeignet Deutschland an einen seiner besten Künstler zu mahnen. Man wird ihn als einen der tüchtigsten Vertreter jener idealen Richtung der Landschaftsmalerei gelten lassen, welche von Koch wieder heraufgeführt, von Fr. Preller und einigen Andern erfolgreich fortgesetzt worden ist. Eine große Kenntniß des Details, ein feiner Sinn für das Organische der Natur bewahrte ihn vor aller Stilconvenienz, und, mit stillem Zauber auf den Beschauer wirkend, kommt die vorwiegend lyrische Stimmung seiner Bilder zum vollen Ausdruck. Arbeiten des Künstlers befinden sich in Privatbesitz zu Dresden, Berlin, Leipzig, Eisenach, Harzburg, Hamburg, Bonn. Einige, die zu Dreber's gelungensten Schöpfungen gehören, sind nach England oder gar Amerika gewandert. Von öffentlichen Sammlungen besitzen bis jetzt nur die National-Galerie zu Berlin und die königliche Gemälde-Galerie zu Dresden Bilder von ihm.

    • Literatur

      Beilage z. Allg. Ztg., 1876, Nr. 56. — Katalog der Dreber-Ausstellung i. d Nat.-Galerie z. Berlin 1876.

  • Autor/in

    C. Clauß.
  • Zitierweise

    Clauß, Carl, "Dreber, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 385-386 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116196793.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA