Lebensdaten
1887 – 1953
Geburtsort
Harburg bei Hamburg
Sterbeort
Hamburg-Othmarschen
Beruf/Funktion
Weltumsegler ; Schriftsteller ; Förderer des deutschen Walfangs
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116181907 | OGND | VIAF: 54893506
Namensvarianten
  • Kircheiss, Carl
  • Kircheiß, Carl
  • Kircheiss, Karl
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Kircheiss, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116181907.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1853–1904), Hotelbes. in Harburg u. Hausbruch, S d. Gerbereibes. Georg Heinrich in Harburg u. d. Anna Zanzig;
    M Joh. Marie Louise (1860–1944), T d. Hermann Elend u. d. Elise Wiebe;
    Hamburg 1933 Ellen Ilona (* 1898), T d. Landrats Titus Ormos in Rovine Bez. Arad u. d. Franzisca Borsos;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    K. war von kleinauf entschlossen, Seemann zu werden. Er ging als 14jähriger Schiffsjunge an Bord der „Nürnberg“, wurde dort während 2½ Jahren zum Matrosen ausgebildet und legte nach Besuch der Navigationsschule in Hamburg 1908 sein Patent als Seesteuermann, 1912 sein Kapitänsexamen („Schiffer auf großer Fahrt“) ab. Danach war K. bei der „Hamburg-Süd“ (Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft) als Schiffsoffizier im Küstendienst zwischen Buenos Aires und Patagonien tätig und wurde in dieser Zeit zum Reserveoffizier der Marine ausgebildet. Er kehrte 1914, bei Kriegsbeginn, nach Deutschland zurück und nahm als Seeoffizier am Krieg teil, zuletzt als Navigations- und Artillerieoffizier auf dem von F. Graf von Luckner geführten „Seeadler“. Nach der Gefangenschaft auf Neuseeland und einem vergeblichen, nach 2 300 Seemeilen (sm) Fahrt im offenen Boot bei den Fidschi-Inseln endenden Fluchtversuch kehrte K. 1919 nach Hamburg zurück.

    Er betätigte sich zunächst im Tabakgroßhandel, nahm aber bald Vortragsreisen in ganz Deutschland auf, die der Verständigung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern dienten und für die Wiederbelebung der deutschen Seeschiffahrt warben. K., der von seinem Anliegen erfüllt war, ging damit in die Weltöffentlichkeit, als er mit dem Fischkutter „Hamburg“ die ihn berühmt machende Weltumseglung (2.1.1926-29.12.|1927; 34 000 sm; 5 Mann Besatzung) durchführte. Er nahm danach eine Vortragsreise wieder auf und setzte sich zunehmend für den eigenen deutschen Walfang ein. Dazu unternahm K. 1930-32 seine Studienreise auf dem norwegischen Walfangschiff „Leiesten“ in die Fanggebiete der Antarktis und entlang den amerikanischen Küsten und betrieb nach Rückkehr die zur Gründung der „1. Deutschen Walfang-Gesellschaft GmbH“ (1934) in Bremerhaven führenden Vorbereitungen. Nach zunächst wenig förderlichen Kontakten mit Politikern wie von Papen, Hugenberg und Darré übernahmen 1935 deutsche Firmengruppen, darunter die Firma Henckel & Cie., die finanzielle Unterstützung der zu bauenden Fangflotte. Die 1936 erzielten Ergebnisse des deutschen Walfangs (rund 35 000 t Öl, 1 000 t Walmehl) gaben nicht nur K.s Aktivität recht, sondern machten auch deutlich, welche wirtschaftlichen Vorteile sie der auf Importe angewiesenen Fett-verarbeitenden Industrie bei Verstärkung des Walfanges bringen. So konnten, vor allem mit Hilfe der Margarineindustrie, die deutschen Walfangflotten bis 1938 auf 7 Fangmutterschiffe, darunter die „Walter Rau“ als erstes Schiff mit Tiefkühlanlage und Konservenfabrik, und 54 Fangboote vergrößert werden. K. nahm wesentlich an dieser Entwicklung teil und führte im Frühjahr 1939 das Fangschiff „Wikinger“ 90 Fangtage lang als Kapitän. Die bei Kriegsbeginn der Kriegsmarine unterstellten und im Krieg nicht zerstörten Schiffe gingen 1945 an die Siegermächte, die Walfangreederei wurde aufgelöst.

    K. erhielt 1939 das Kommando über ein Minensuchboot, dann über eine U-Boot-Falle, bei deren Torpedierung er schwer verwundet wurde. Nach seiner Genesung tat er als Korvettenkapitän im Mittelmeer und Schwarzen Meer Dienst. Obwohl bei Kriegsende die Neubelebung seiner seemännischen Aktivitäten aussichtslos schien, blieb K. unverändert zielstrebig, bis er wieder ein eigenes Schiff erwerben und fahren konnte. 1949 kaufte er das 11 m lange Segelschiff „Wal hooo“ und segelte mit ihm als 64jähriger im Herbst 1951 in 62 Tagen allein über 3 000 sm nach den Azoren. Zwei Jahre später erlag er einem Verkehrsunfall. – K. hat seine abenteuerlichen Seefahrten sowie sein Leben und sein Wirken in mehreren Büchern beschrieben, die ihn wegen seiner spannenden Darstellungskraft auch als Autor weithin bekanntgemacht haben.|

  • Auszeichnungen

    Eisernes Kreuz I. Kl. v. 1914;
    Goldene Plakette (Ver. f. Seefahrt, Hamburg);
    C.-K.-Stiftung (Naut. Kameradschaft Hansea v. 1896, Hamburg);
    C.-K.-Platz in Harburg (bis 1945);
    2 nach K. benannte Schiffe (davon 1 Lotsenversetzboot d. Hadag im Nord-Ostsee-Kanal).

  • Werke

    Meine Weltumsegelung mit d. Fischkutter Hamburg, 1928 (P), ²1929;
    Polarkreis Süd - Polarkreis Nord (Als Walfisch- u. Seelenfänger rund um d. beiden Amerika), 1933 (P);
    Sturmfibel f. Segler, 1935;
    Wal hooo (Weltreisen mit Harpunen, Angelhaken u. Netzen), 1950 (P);
    Wasser, Wind u. weite Welt (Als Schiffsjunge um d. Erde), 1953 (P), ²1954;
    Filmdrehbuch „Vom südl. Eismeer nach Alaska“.

  • Literatur

    Gf. F. v. Luckner, Seeteufel-Abenteuer meines Lebens, 1921, 1951 (Seeteufels Weltfahrten);
    Walfangdampfer Rau IX, hrsg. v. Kuratorium Dt. Schiffahrtsmus. Bremerhaven, 1971.

  • Autor/in

    Heinz Walter
  • Zitierweise

    Walter, Heinz, "Kircheiss, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 639-640 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116181907.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA