Lebensdaten
1769 – 1837
Geburtsort
Berstett bei Straßburg
Sterbeort
Karlsruhe
Beruf/Funktion
badischer Staatsmann
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116148527 | OGND | VIAF: 54892705
Namensvarianten
  • Berstett, Wilhelm Ludwig Leopold Reinhard Freiherr von
  • Berstedt, Wilhelm Ludwig Freiherr von
  • Berstett, Wilhelm Ludwig Freiherr von
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Zitierweise

Berstett, Wilhelm Ludwig Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116148527.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp Jacob Reinhard (1744–1840), letzter Stättmeister von Straßburg, bayerischer Geheimer Rat, S des Philipp Reinhard und der Charlotte Elisabeth von Berckheim;
    M Carol. Christine (1753–1825), T des Leopold Philipp von Dettlingen und der Magd. Beatrix Freiin Schenck von Schmidburg;
    1) 1799 Anna Freiin Schmidtgräbmer von Lustenegg (1780–1805), geschieden 1803, 2) 1810 Augusta (1788–1861), T des Johann Gottfried Graf von Luxburg, pfalz-zweibrückischer und hessischer Geheimer Rat, Schw des bayerischen Staatsrats und Diplomaten Friedrich Graf von Luxburg (1783–1856);
    1 S aus 2);
    Ur-E Carola Freiin von Holzing-Berstett (⚭ Arthur von Brauer, 1926, badischer Staatsmann);
    Urur-E Marie Luise Kaschnitz (* 1901), Dichterin.

  • Biographie

    Nachdem B. kurz in Straßburg studiert und im österreichischen Heer 1792-1804 in 14 Schlachten gefochten hatte, trat er 1809 in den badischen Hofdienst, nahm am Wiener Kongreß und am Zweiten Pariser Friedensschluß teil, wurde 1816 der erste badische Gesandte am Bundestag und am 15.7.1817 Außenminister. Trotz absolutistischer Grundgesinnung befürwortete er die Verfassung. Auf dem Aachener Kongreß gewann er den Zaren gegen Bayerns Pfalzansprüche für die Unversehrtheit Badens und die Thronfolge der Hochbergs. Durch Reitzensteins Rücktritt beim Thronwechsel 1818 im Ministerrat maßgebend geworden, geriet er über das vom Bundestag vorgezeichnete Adelsedikt mit dem ersten Landtag in Streit und ließ sich von Metternich ganz für die Karlsbader Beschlüsse gewinnen. In Karlsbad und auf den Wiener Konferenzen versuchte er, 1820 Ministerpräsident geworden, vergeblich die Einschränkung der Landesverfassungen durch den Bund zu erwirken. Um das Volk zu beruhigen, betrieb er zuerst ein Bundeszollgesetz, dann die süddeutschen Zollvereinsverhandlungen in Darmstadt, die aber scheiterten. Solange Metternich zur Vorsicht mahnte, blieb der Friede mit dem Landtag erhalten; dann aber gab die Kürzung des Militärhaushalts Anlaß zu stark beeinflußten Neuwahlen, die 1825 eine Verfassungsänderung zuungunsten der Volksvertretung ermöglichten. Treibend dabei war der Sektionsdirektor Major Hennenhofer. Als 1830 Großherzog Leopold unter dem Eindruck der Julirevolution die Regierung mit volksfreundlichen Maßnahmen antrat, schieden B. und sein Ratgeber aus der Regierung.

  • Literatur

    ADB II;
    J. Rathgeber, Der große Markgf. u. seine elsäss. Minister, Straßburg 1887;
    H. v. Treitschke, Dt. Gesch. im 19. Jh. II, III, Neudr. 1927;
    F. v. Weech, Bad. Gesch., 1890;
    K. O. v Aretin, Die dt. Politik Bayerns z. Zt. d. staatl Entwicklung d. dt. Bundes 1815–20, Diss. München 1954 (ungedr.).

  • Porträts

    Lithogr. von Lieder (Paris, Bibl. nat).

  • Autor/in

    Anton Ritthaler
  • Zitierweise

    Ritthaler, Anton, "Berstett, Wilhelm Ludwig Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 148 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116148527.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Berstett: Wilhelm Ludwig Leopold Reinhard Freiherr v. B., aus einer altadeligen Familie des Unterelsaß stammend, geb. 1769 auf dem Stammschloß Berstett, 1837, trat, nachdem er kurze Zeit die Universität Straßburg besucht hatte, in österreichische Kriegsdienste, in denen er bis zum J. 1804 an einer Reihe von Schlachten und Gefechten Theil nahm. Zum Kammerherrn der Großherzogin Stephanie von Baden ernannt (1809) trat er|dem Großherzog Karl näher, begleitete diesen zum Congreß nach Wien und wurde im J. 1816 zum badischen Gesandten am Bundestage ernannt. Im J. 1817 wurde v. B. Minister der auswärtigen Angelegenheiten und war als solcher für die Baden günstige Entscheidung der Territorial- und Erbfolgefrage (Zurückweisung der Ansprüche Baierns und Oesterreichs auf Pfalz und Breisgau, Anerkennung der Hochbergischen Linie) besonders auf dem Aachener Congreß mit Eifer und Erfolg thätig. Obwol seiner Erziehung und Bildung nach ein Anhänger absolutistischer Grundsätze, entzog er sich doch der Einsicht nicht, daß die Ertheilung einer Verfassungsurkunde für Baden ein Gebot staatlicher Nothwendigkeit sei und wirkte hierfür im Rathe des Großherzogs Karl. Die Consequenzen des ins Leben tretenden constitutionellen Wesens erschreckten ihn indeß und mit Freuden betheiligte er sich an dem Karlsbader Congreß und den Wiener Conferenzen von 1820, wo er zu den eifrigsten Anhängern der Metternich’schen Tendenzen zählte. Während der nun folgenden Regierungsjahre des Großherzogs Ludwig versuchte er vergebens, die formelle Beobachtung der Verfassungsbestimmungen mit dem Streben, die Rechte der Kammern aufs äußerste zu beschränken, in Einklang zu bringen. Voll guten Willens und im Grunde durchaus rechtlich denkend, ließ er sich durch energischere Rathgeber (besonders Hennenhofer) zu verfassungswidrigen Schritten fortreißen. So war denn, als Großherzog Ludwig starb (1830) und Großherzog Leopold die Regierung unter den Eindrücken der Julirevolution antrat, seine Stellung im Ministerium, dessen Präsident er seit 1820 war, nicht mehr haltbar. Im J. 1831 erhielt er den erbetenen Abschied. Er lebte dann noch, still und zurückgezogen, in Karlsruhe bis zum 16. Febr. 1837.

  • Autor/in

    v. Weech.
  • Zitierweise

    Weech, Friedrich von, "Berstett, Wilhelm Ludwig Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 508-509 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116148527.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA