Lebensdaten
1802 – 1883
Beruf/Funktion
klassischer Philologe
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116137371 | OGND | VIAF: 22184611
Namensvarianten
  • Dindorf, Karl Wilhelm
  • Dindorf, Wilhelm
  • Dindorf, Karl Wilhelm
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Dindorf, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116137371.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Dindorf: Karl Wilhelm D., classischer Philolog, wurde am 2. (nicht am 21.) Januar 1802 zu Leipzig als ältester Sohn des Universitätsprofessors Gottlieb Immanuel D. geboren, empfing zunächst von diesem den ersten Unterricht, besuchte von 1810 bis Ostern 1814 die Thomasschule, ein reichliches Vierteljahr die Klosterschule zu Donndorf, vom 17. September 1814 wieder die Thomasschule, bezog 1817 die Universität Leipzig, wo er als Mitglied dem Beck’schen philologischen Seminar und nach Köchly's Zeugniß auch Gottfried Hermann's griechischer Gesellschaft angehörte. Wie er nach des Vaters frühem Tode ( 1812) schon als Gymnasiast durch Lesen von Correcturen sich eine Einnahme verschafft hatte, so war er als Student eifrig mit litterarischen Arbeiten beschäftigt und wurde namentlich von Christian Daniel Beck zu seinen|Classikerausgaben herangezogen. Dieser übertrug ihm sogar 1819 den Abschluß der Invernizischen Aristophanes-Ausgabe, von der D. in den Jahren 1820—26 sieben Bände Text mit Commentar (im J. 1834) veröffentlichte. Daneben erschienen eine Reihe Einzelausgaben: bei Weidmann in Leipzig: 1820 „Pax“, 1821 „Equites“ und „Aves“, 1824 „Ranae"; bei Cnobloch in Leipzig: 1823 Plato's Symposion; bei Hartmann in Leipzig: 1821 Euripides' „Heraclidae“ und Sophokles' „Oedipus Coloneus“, 1822 Euripides' „Hippolytus“ und Aristophanes' „Bacchae"; bei Teubner in Leipzig: 1824 eine Homerausgabe in 2 Bänden, 1825 Aristophanes in 2 Bänden, Sophokles, Isokrates und Demosthenes in 3 Bänden (3. Aufl. 1874). Gleichzeitig veröffentlichte D. mehrere größere Ausgaben: 1825 Homer in 5 Bänden, „Joannis Alexandrini τονιϰὰ παραγγέλματα und „Aelii Hadriani περὶ σχημάτων, bei Weidmann; Stephanus Byzantius in 4 Bänden, bei Weigel; 1826 den Panegyrikus des Isokrates und „Horatius ex recensione Bentleii“ in 2 Bänden, 1827 Athenaeus in 3 Bänden und „Aeschyli Agamemnon ex rec. Porsoni passim reficta“.

    Die Anerkennung, die diese fruchtbare Thätigkeit fand, hatte 1827 die Berufung an die Universität Berlin zur Folge. Er siedelte dorthin über, kehrte aber bald nach Leipzig zurück, wurde hier zum Dr. phil. und Magister promovirt und zum außerordentlichen Professor der Litteraturgeschichte ernannt. Als er nach Beck's Tode 1833 sich um seines Lehrers Stelle beworben und diese nicht erhalten hatte, gab er die akademische Thätigkeit auf, um sich ganz seinen wissenschaftlichen und litterarischen Arbeiten zu widmen. Besonders nahm ihn die neue Ausgabe von Stephanus' Thesaurus Linguae graecae in 9 Bänden (Paris 1831—63) in Anspruch, die er in Verbindung mit seinem Bruder Ludwig August D. (s. A. D. B. V, 238), Karl Benedict Hase, Dübner und Fix leitete. Seine Mitarbeit erstreckte sich namentlich auf die Buchstaben Α (Vol. I), Δ (Vol. II), Ζ, Η, Θ, Ι, Κ (Vol. IV), Π und Ρ (Vol. VI), wie seine Chiffre G(uilelmus) D unter den einzelnen Artikeln zeigt. Dazu gab er in der von Niebuhr angeregten Ausgabe der Byzantiner den Procopius heraus (Bonn 1833—38. 3 Bde.); 1834 den Euripides in der Oxforder Sammlung; 1837 den Homer; 1838 den Aristophanes; 1840 den Lucian; 1844 Herodot, mit einer Abhandlung über den Sprachgebrauch; 1845—49 Josephus bei Didot in Paris griechisch und lateinisch. In der folgenden Zeit beschäftigte ihn die Arbeit für die Oxforder Ausgabe an den Scholien zu Aeschylos und Demosthenes (1851), Sophokles, Aeschines und Isokrates (1852), zur Odyssee (1855), zu Homer (1862), zur Ilias (1875—80). Mit seinen metrischen Arbeiten „Metra Aeschyli, Sophoclis, Euripidis et Aristophanis“ (1842) verfolgte er die Bahn, die mit genialer Kühnheit Gottfried Hermann eingeschlagen hatte. Auch hat er in seinen Ausgaben griechischer Kirchenväter zur Feststellung des Textes und zur Förderung der Kenntniß des Sprachgebrauchs viel beigetragen. Erwähnt sei seine mit R. Anger (1856) besorgte Ausgabe des Apologeten Hermas, der 1856—59 drei Hefte „Nachträgliche Bemerkungen zu Hermas“ folgten. Wie die Schrift „Uranii de regimine Aegypt. e codice palimps. ed.“ (1856) sein wissenschaftliches Ansehen schädigte (vgl. Lykurgos, Unterhandlungen über den Uranios. Leipzig 1856; Simonides, über die Echtheit des Uranios. München 1856), so die Auseinandersetzungen über das Lexicon Sophocleum, die ihn „rechtlich und sittlich, ja selbst litterarisch bloßstellten“ (vgl. die Litteratur im Biograph. Jahrb. VI, 1884, S. 120). Weitere Verlegenheiten bereitete ihm das Mißlingen ausgedehnter Börsenspeculationen, das ihm sein Vermögen und seine Bibliothek kostete. Seine Schaffenskraft blieb ungebrochen: 1873—76 erschien|das „Lexicon Aeschyleum“, unmittelbar darauf die auf ausgiebigen handschriftlichen Studien beruhenden 6 Bände Scholien zur Ilias. Am 1. August 1883 starb er in Leipzig.

    Biographisches Jahrbuch für Alterthumskunde. Begründet von C. Bursian, herausg. von Iwan Müller. 6. Jahrgang 1883. Berlin 1844. S. 112—121: Karl Wilhelm Dindorf. — E. M. Oettinger, Moniteur des Dates. Tome premier. Dresde 1866. p. 22 c. — F. A. Eckstein in der A. D. B. V (Leipzig 1877), S. 238 f. — J. Meyer, Das große Konversations-Lexikon für die gebildeten Stände. 7. Bd., 4. Abth. Hildburghausen 1846. S. 802 f. — Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. 5. Bd. (Leipzig, Berlin, Wien 1894), S. 316 f. — F. A. Eckstein, Nomenclator philologorum. Leipzig 1871. S. 119. — H. Koechly, Gottfried Hermann. Heidelberg 1874. S. 259. — C. F. A. Nobbe, De Christiano Daniele Beckio Narrationis Pars II. Lipsiae 1834. p. 34. — C. F. A. Nobbe, Vita Christiani Danielis Beckii. Lipsiae 1837. p. 65. — W. Pökel, Philologisches Schriftsteller-Lexikon. Leipzig 1882. S. 61 (Verzeichniß seiner Schriften; vgl. dazu Biogr. Jahrb., a. a. O., S. 114, A. 1), 72. — E. Hübner, Bibliographie der classischen Alterthumswissenschaft. 2., verm. Aufl. Berlin 1889. S. 27, 28, 31, 34, 36, 37, 40, 116, 144. — Encyklopädie und Methodologie der philologischen Wissenschaften von A. Boeckh. 2. Aufl. von R. Klußmann. Leipzig 1886. S. 235, 817, 834, 845. — C. Bursian, Geschichte der classischen Philologie in Deutschland. München und Leipzig 1883. S. 424, 652 f., 674, 861—868. — L. Friedländer, De Dindorfii praefatione ad Schol. Ven. Königsberg 1876. — Raumer, Geschichte der Pädagogik. 5. Theil. Von G. Lothholz. Gütersloh 1897. — Index discipulorum Scholae Thomanae inde ab anno 1767 usque ad 1841 (Handschrift der Thomasschule zu Leipzig). — Rectorwechsel an der Universität Leipzig am 31. October 1883. I. Rede des abtretenden Rectors Dr. Wilhelm His. Bericht über das Studienjahr 1882/3. Leipzig 1883. S. 9. — F. Ascherson, Urkunden zur Geschichte der Jubelfeier der Königl. Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin. Berlin. S. 260. — F. A. Eckstein, Lateinischer und griechischer Unterricht. Mit einem Vorwort von W. Schrader .... herausgegeben von H. Heyden. Leipzig 1887.

  • Autor/in

    Georg Müller.
  • Zitierweise

    Müller, Georg, "Dindorf, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 47 (1903), S. 705-707 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116137371.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA