Lebensdaten
1803 – 1866
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schauspieler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116106409 | OGND | VIAF: 755210
Namensvarianten
  • Beckmann, Friedrich
  • Beckmann, Fritz
  • Bekmann, Friedrich

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Beckmann, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116106409.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Töpfermeister;
    8.5.1839 Adele Muzzarelli, Soubrette.

  • Biographie

    B. ging gegen den Willen seines Vaters zum Theater. Zunächst war er Chorist am Breslauer Stadttheater und bekam 1820 seine erste Sprechrolle. Der Komiker Heinrich Ludwig Schmelka veranlaßte seine Anstellung am neu gegründeten Königstädtischen Theater in Berlin (1824). Hier wurde er anfangs nur in einzelnen Szenen oder Extemporées eingesetzt und bekam erst nach einem erfolgreichen Gastspiel in Breslau (1830) größere Aufgaben. Die für B.s schauspielerische Karriere entscheidende Rolle war der „Holzhacker Nante“ in Karl von Holteis bürgerlichem Drama „Ein Trauerspiel in Berlin“. Durch den großen Erfolg in dieser Rolle wurde B. zu der Posse „Eckensteher Nante im Verhör“ (1833) angeregt, in der der symbolische Typus des Nante im Vordergrund steht und die über alle deutschen Bühnen ging (40 Druckauflagen). B. selbst wurde durch diese Gestalt in ganz Deutschland berühmt. 1841 spielte er gastweise am Theater an der Wien, wurde 1845 hier festes Mitglied und trat|1846 in das Ensemble des Burgtheaters ein. Neben seiner schauspielerischen Tätigkeit führte er auch gelegentlich Regie. B. war ein Komiker von feinem Humor und äußerst scharfem Witz, geschult an der beißenden Ironie seines Freundes Adolf Glasbrenner, der ihn auch bei der Schaffung der Figur des Nante unterstützt hatte. Er war fern aller bürgerlichen Behaglichkeit und Behäbigkeit, aber von echter Naivität. Seine besten Rollen waren: Falstaff, Frosch (Faust), Tobias (Was ihr wollt), Zettel (Sommernachtstraum), Kapuziner (Wallensteins Lager), Piepenbrink (Journalisten).

  • Literatur

    ADB II;
    J. Findeisen, F. B., 1866 (P);
    F. Kaiser, F. B., 1866;
    H. Jessen, F. B., in: Schles. Lb., Bd. 3, 1928, S 254-57;
    Goedeke XI/1, 1951, S. 95.

  • Porträts

    Lithogr. (als Eckensteher Nante) nach d. Zeichnung v. J. Schoppe (Nat.-Bibl. Wien); Aquarell v. F. Gaul, 1866 (Privatbesitz, Dresden);
    Ölgem. (Staatstheater Berlin);
    Holzschnitt in: LIZ 47, 1866, S. 245.

  • Autor/in

    Hans Knudsen
  • Zitierweise

    Knudsen, Hans, "Beckmann, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 726-727 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116106409.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Beckmann: Friedrich B., geb. am 13. Jan. 1803 in Breslau, den 7. Sept. 1866 in Wien. Seine Eltern waren arm, der Vater war ein kleiner Töpfermeister und so verlebte der junge heitere Fritz eine recht freudlose Jugend. Kaum zum Jüngling herangewachsen trat er, von heißer Theaterlust erfüllt, gegen den Willen der Eltern in den Chor des Breslauer Stadttheaters. Anstellig und munterer Laune wurde er bald der Liebling der ersten Mitglieder, die ihm Vorwitz und Uebermuth gern nachsahn. Ein burlesker Streich enthüllte zuerst seine komische Kraft dem Publicum. Heinrich Anschütz, der den Macbeth spielte, ist mein Gewährsmann für die Anekdote. Man gab Schiller's Macbeth-Uebersetzung. Nach der Hexenscene des 4. Actes war eine ausgestopfte Schlange, welche als Attribut neben dem Hexenkessel gedient hatte, von den Abräumern vergessen worden und lag, ein Hinderniß für den Fortgang des Spiels, offen auf der Scene. B., als Knappe Macbeths angekleidet, übernahm es, das störende Ungethüm zu entfernen. Er trat auf die Scene heraus, spähte vorsichtig nach dem giftigen Wurm, zog endlich das Schwert, führte den tödtenden Streich auf die gemalte Zeugwulst und trug sie mit stolzem Triumph als Trophäe des bewiesenen Heldenmuths auf des Schwertes Spitze hinter die Coulissen. Gelächter erschütterte das Haus und die theilweise ob der Frivolität erzürnten Genossen beruhigte der würdige Anschütz, der das komische Talent des vorwitzigen Burschen erkannte, und ihm eine Zukunft als komischer Darsteller prognosticirte. Von diesem Abende an wurde B. hie und da in kleinen Episodenrollen beschäftigt und versah auch das Amt eines Inspicienten. An seine Unterstützung gewöhnt, empfahl ihn der berühmte Komiker Schmelka, der im J. 1824 an das neugegründete Königstädter Theater in Berlin übersiedelte, an die Direction dieser Bühne, welche dem jungen B. Engagement bot. Neben Schmelka, Spitzeder und Rösicke spielte hier B. kleinere komische Rollen, bis die Erkrankung Spitzeder's ihn als dessen Vertreter in der Rolle des Kaspar Larifari zum ersten Male in erster Linie auf die Bretter stellte. Sein Erfolg war ein vollständiger und nach Spitzeder's Abgange rückte B. in die Reihe der ersten Komiker. Es entstand jetzt die lange Gallerie seiner in ganz Deutschland bejubelten Rollen, von denen wir die folgenden nennen: „Jeremias Klagesanft“, „Vater Renner", „Stehauf", „Dachdecker", „Liborius", „Mengler", „Vater der Debütantin", „Knieriem“, „Feuerfuchs“, endlich „Eckensteher Nante“. Die letztgenannte Rolle hatte sich B. selbst hergerichtet, angeregt durch eine kleine Rolle in Holtei's „Trauerspiel in Berlin“. Das Genrebild hatte einen unerhörten Erfolg und B. wurde dadurch der populärste Darsteller Berlins. 1838 verheirathete er sich mit der schönen und talentvollen Soubrette Adele Muzzarelli. 1841 gastirte er zum ersten Male in Wien an Carls Bühnen. Differenzen mit dem Director Cerf bewogen B. im J. 1844, seinen Vertrag eigenmächtig zu lösen. Er kehrte von seiner Urlaubsreise nicht zurück, gastirte auf mehreren österreichischen Bühnen und kam endlich 1845 zum zweiten Male als Gast nach Wien an das Theater an der Wien unter Franz Pokorny's Direction. In Folge seines durchgreifenden Erfolges wurde ein Engagement abgeschlossen, aus dem er 1846 an das k. k. Hofburgtheater übertrat, dem er, 1865 zum Regisseur ernannt, bis zu seinem Tode angehörte. B. war von unwiderstehlich komischer Kraft und wirkte namentlich durch einen gemüthlichbehäbigen Zug, der seinen Darstellungen eigenthümlich war, und durch eine Fülle drolliger Einfalle, mit denen er seine Rollen aufzuputzen liebte. Er war im Charakteristischen nicht eben stark, aber dennoch erfreuten und wirkten seine Leistungen mit bezwingendster Gewalt durch die sonnige Heiterkeit, die seiner ganzen Persönlichkeit entströmte. Er blieb immer in den Grenzen maßvoller Bescheidenheit, nahm zu Zweideutigkeiten nie seine Zuflucht, holte seine Wirtungen überhaupt nie außerhalb der Rolle, und gewann doch immer und überall sein Publicum durch eine unwiderstehliche Drolerie. Er war einer der beliebtesten Darsteller Wiens und behauptete sich als vollkommener Komiker selbst im Vergleich mit den Vertretern des localen Volksstückes, denen der populäre Dialekt und die Unmittelbarkeit des heimatlichen Empfindens als drastische Hülfsmittel zu Gebote standen. Eine Reihe seiner witzigen Einfälle sind Eigenthum des Volks geblieben. Der Titel des weltberühmten Witzblattes „Kladderadatsch“ stammt z. B. von einer harmlosen Improvisation Beckmanns her.

  • Autor/in

    Förster.
  • Zitierweise

    Förster, "Beckmann, Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 237-238 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116106409.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA