Lebensdaten
1804 – 1884
Geburtsort
Ornbau bei Feuchtwangen (Mittelfranken)
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Zoologe ; Naturforscher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116092386 | OGND | VIAF: 10588864
Namensvarianten
  • Perty, Joseph Anton Maximilian
  • Perty, Maximilian
  • Perty, Joseph Anton Maximilian
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Zitierweise

Perty, Maximilian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116092386.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ursprüngl. Ungar., in Bayern eingebürgerter Fam.;
    V Ernst Joseph ( 1832), Oberinsp. am bayer. Finanzmin., S d. J. B. u. d. Barbara v. Lutsch;
    M Johanna, T d. J. J. Miehlich, fürstl. oettingenspielberg. Hofrat, Justiz- u. Kameralamtmann in Nördlingen, u. d. Antonie v. Wolf;
    1828 Luise ( 1854), T d. Forstamtssekr. Sämmer u. d. Monica Fleschuez;
    4 K (3 früh †), Luise (* 1842, Leo Weber, * 1842, aus Solothurn, Dr. iur., Nat.rat in B., s. HBLS).

  • Biographie

    P. studierte seit 1823 Medizin an der Univ. Landshut und wurde 1826 promoviert. Da sein eigentliches Interesse auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, speziell der Zoologie, lag und er eine Position als Hochschullehrer anstrebte, erwarb er 1828 in Erlangen den Dr. phil. mit einer Arbeit über bisher unbekannte Käferarten. 1831 habilitierte er sich in München mit „Oberservationes nonnullae in coleoptera Indiae orientalis“. Nachdem er 1833 auf Empfehlung des Botanikers Hugo Mohl eine Dozentur für Zoologie und allgemeine Naturgeschichte an der Berner Akademie angetreten hatte, wurde er 1834 zum o. Professor für Zoologie und vergleichende Anatomie an der in diesem Jahr gegründeten Univ. Bern berufen (emeritiert 1875).

    Seinen Ruf als Zoologe begründete P. mit der taxonomischen Bearbeitung der von Johann Baptist v. Spix (1781–1826) und Carl Friedrich Philipp v. Martius (1794–1862) während ihrer Brasilien-Expedition (1817–20) gesammelten Arthropoden, die 1830-34 in drei Bänden erschien und mit einer Abhandlung über die Lebensweise und die geographische Verbreitung der brasilian. Insekten eingeleitet wurde. Auch seine Beschreibung von Bau, Lebens- und Verwandtschaftsverhältnissen mikroskopischer Organismen (Zur Kenntniss kleinster Lebensformen nach Bau, Funktionen, Systematik, 1852) fand große Beachtung. P. betrachtete die Naturphilosophie als das letzte Ziel aller Naturforschung. Er war stets daran interessiert, über die bloße Beschreibung von Naturgegenständen hinaus auch die metaphysischen Hintergründe der Naturgeschichte zu erfassen. Ausdruck dieses Strebens im Sinne von Lorenz Oken (1779–1851) war seine 1837-45 in vier Bänden erschienene „Allgemeine Naturgeschichte als philosophische und Humanitätswissenschaft“. P. erkannte zwar eine natürliche Höherentwicklung der Organismen im Verlauf der Erdgeschichte an, jedoch nicht im Sinne von Darwins Deszendenz- und Selektionslehre. Nach P. stammen die verschiedenen Organismen nicht voneinander ab, sondern haben sich, einschließlich des Menschen, polyphyletisch aus jeweils eigenen, spezifischen mikroskopischen Urkeimen, die die Potenz für eine gerichtete Höherentwicklung enthielten, entwickelt und über eine Reihe von Umwandlungen die gegenwärtige Gestalt angenommen. Neben anthropologischen und ethnologischen Studien bildete die Beschäftigung mit übernatürlichen Phänomenen ein weiteres Betätigungsfeld P.S. In mehreren, seit 1856 veröffentlichten Arbeiten trat er für die Anerkennung der Realität spiritistischer Phänomene ein, was ihm insbes. von Seiten der Naturforscher vehemente Kritik einbrachte.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. u. a. d. Entomological Soc. (London, 1835–43), d. Leopoldina (1860), d. Bayer. Ak. d. Wiss. (korr. 1861), d. zoolog.-botan. Ges. zu Wien (1865), d. Ethnological Soc. (London, 1868–70), d. Anthropological Inst. of Great Britain and Ireland (1872).

  • Werke

    u. a. Delectus animalium articulatorum, quae in itinere per Brasiliam […] collegerunt […] Spix et […] Martius, 3 Bde., 1830-34;
    Die myst. Erscheinungen d. menschl. Natur, 2 Bde., 1861-72;
    Blicke in d. verborgene Leben d. Menschengeistes, 1869;
    Erinnerungen aus d. Leben e. Natur- u. Seelenforschers, 1879 (Autobiogr., W-Verz., P);
    Die sichtbare u. d. unsichtbare Welt, Diesseits u. Jenseits, 1881.

  • Literatur

    ADB 25;
    J. Kurmann, in: Gesnerus 16, 1959, S. 139-43 (W-Verz. unvollst.);
    T. Locher, Parapsychol. in d. Schweiz gestern u. heute, 1986, S. 13-26;
    Slg. bern. Biogrr. 1, 1884, S. 580 ff.;
    R. Eisler, Philosophen-Lex., 1912, S. 371;
    HBLS;
    Schweizer Lex. (P).

  • Autor/in

    Stefan Kirschner
  • Zitierweise

    Kirschner, Stefan, "Perty, Maximilian" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 204-205 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116092386.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Perty: Joseph Anton Maximilian P. wurde am 17. September 1804 in dem Städtchen Ornbau im Ansbachischen, wo seine Mutter sich auf Besuch befand, geboren. Die früheste Jugend verlebte er in Nördlingen, wo|sein Vater Administrator bei der Johanniter-Ordens-Commende Kleinerdlingen war. 1809 wurde letzterer Rechnungscommissar im bayrischen Dienst und zog mit seiner Familie nach München. Schon als Knabe sammelte P. die verschiedensten Naturgegenstände und benutzte seine Mußestunden, um sie kennen zu lernen. Ein unwiderstehlicher Drang trieb ihn, die Naturerscheinungen zu beobachten und ihre Ursache zu erforschen. Nachdem er 1822 das Gymnasium absolvirt, studirte er anfangs in München, später in Landshut Medicin und Naturwissenschaften. Trotzdem er sich in den Strudel des studentischen Lebens stürzte, so daß sein Vater seine Hand von ihm abzog, vernachlässigte er doch sein Studium nicht. Nach seiner Promotion in der medicinischen und später in der philosophischen Facultät habilitirte sich P. als Privatdocent für Zoologie und allgemeine Naturgeschichte in München und wurde 1833 als Professor der Zoologie, Psychologie und Anthropologie an die Akademie nach Bern berufen, welche im folgenden Jahre in eine Universität umgewandelt wurde. In dieser Stellung entwickelte P. eine ungemein rege litterarische Thätigkeit. Nachdem er schon früher in: „Delectus animalium articulatorum Brasiliae“ die von Spix und Martius in Brasilien gesammelten Insecten, sowie einige aus der Sammlung des Herzogs von Leuchtenberg in Eichstädt und des Vicomte Sa da Vandeira stammende neue Arten beschrieben hatte, veröffentlichte er außer zahlreichen kleineren Abhandlungen folgende größere Werke: „Allgemeine Naturgeschichte, als philosophische und Humanitätswissenschaft", 1837—1841 und Supplement dazu: „Neue Ergebnisse der Wissenschaft", 1844 und 1845; „Zur Kenntniß der kleinsten Lebensformen" 1852; „Lehrbuch der speciellen Zoologie", 1855; „Grundzüge der Ethnographie", 1859; „Die mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur", 1861; „Die Realität der magischen Kräfte", 1862; „Anthropologische Vorträge", 1863; „Ueber das Seelenleben der Thiere", 1865; „Blicke in das verborgene Leben des Menschengeistes", 1869; „Die Natur im Lichte der philosophischen Anschauungen", 1869; „Die Anthropologie als Wissenschaft von dem körperlichen und geistigen Wesen des Menschen", 1874; „Der jetzige Spiritismus", 1877; „Erinnerungen aus dem Leben eines Natur- und Seelenforschers,“ 1879; „Die sichtbare und unsichtbare Welt“, 1881. Alle diese Werke zeugen von einer streng wissenschaftlichen Durchbildung, umfassender Litteraturkenntniß und scharfer Beobachtungsgabe; leider aber auch, namentlich in der letzten Zeit, von einer Hinneigung zum Wunderbaren und zu spiritistischen Anschauungen.

    P. war eine universell angelegte Natur, welche das ganze Weltall, das unendlich Kleine wie das unendlich Große zu erfassen versuchte. Sein Ziel war eine Naturphilosophie. Aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen und Kenntnisse suchte er ein System zusammenzustellen, dessen Zweige sich jedoch in den Spiritismus verlaufen. Wenn daher auch P. keinen entscheidenden Einfluß auf die Entwickelung der Naturwissenschaften ausgeübt hat, so verdankt ihm doch namentlich die Zoologie eine Menge specieller Kenntnisse und seine durch gewandte Darstellung ausgezeichneten Werke haben weiteren Kreisen vielfach Anregung gegeben und nicht unwesentlich zur Förderung der Wissenschaften beigetragen. P. starb im Alter von 80 Jahren am 8. August 1884.

    • Literatur

      M. Perty, Erinnerungen eines Natur- und Seelenforschers. Leipzig 1879.

  • Autor/in

    W. Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Wilhelm, "Perty, Maximilian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 405-406 unter Perty, Joseph Anton Maximilian [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116092386.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA