Lebensdaten
1794 – 1859
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Vizedirektor des Burgtheater
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116055448 | OGND | VIAF: 217293007
Namensvarianten
  • Deinhardstein, Johann Ludwig Ferdinand
  • Dr. Römer (Pseudonym)
  • Doktor Römer (Pseudonym)
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Zitierweise

Deinhardstein, Ludwig Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116055448.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alois (1756–1810), Advokat in Wien;
    M Josepha (1754–1819);
    1) T des österr. Oberstleutnant Prögler v. Thalheim, 2) T des Juweliers u. Übers. Karl Wilh. Koch (1785–1860, s. Kosch, Lit-Lex.); T N.N. ( Ludw. Foglár, 1819–89, lyrischer Dichter, s. ADB 48).

  • Biographie

    Nach juristischen Studien trat D. in die Dienste des Wiener Kriminalsenates. Leichtlebig und gesellig, war er bald tonangebend in den literarischen Gesellschaften Wiens. Hier entdeckte er bald sein dichterisches Talent, besonders in formal gelungenen Sonetten. 1816 wandte er sich auch der Bühne zu und schrieb unbeschwert von Problemen seiner Zeit eine lange Reihe von Theaterstücken in gewandter Szenenführung und mit ansprechendem Dialog, meist auf der Harmlosigkeit einer Anekdote aufgebaut. Der Romantisierung der Zeit kam er mit den von ihm besonders gepflegten Künstlerdramen nach dem Vorbild Öhlenschlägers „Correggio“ entgegen, die auch den Schauspielern gewinnende Rollen abgaben. Seine Erzählungen und Novellen reichen nicht über den Rahmen einer landläufigen Unterhaltungsliteratur hinaus. Von seiner juristischen Laufbahn unbefriedigt, hatte er sich um eine Lehrstelle der Ästhetik am Theresianum beworben, die ihm 1827 die Ernennung zum Professor daselbst brachte. Hier folgte 1829 die zum Zensor, mit der er sich und anderen, so auch Grillparzer, Fesseln anlegte. Nach dem Tod Schreyvogels (1832) leitete er als Vizedirektor 1832-41 das Burgtheater, trug jedoch durch Förderung von Flachheiton zum Niedergang dieser Bühne bei. 1829 wurde ihm eine neue Auszeichnung zuteil durch die redaktionelle Übernahme der Wiener „Jahrbücher der Literatur“, für die selbst Goethe, A. W. Schlegel und W. von Humboldt schrieben. Er führte sie mit der Behutsamkeit eines Metternichschen Zensors bis 1849. D. ist mit dem Mittelmaß seines Strebens nach seinem Tod bald in Vergessenheit geraten.

  • Werke

    Ges. dramat. Werke, 7 Bde., 1848-57;
    Gedichte, 1841;
    Erz. u. Novellen, 1846;
    Ausgew. Werke, hrsg. v. E. Hadina, 2 Bde., 1922.

  • Literatur

    ADB V;
    A. Sauer, Goethe u. Österreich, 1904;
    H. Landsberg, Ein vergessener Burgtheater-Dir., in: Masken, 5. Jg., 1910;
    J. F. Castelli, Memoiren m. Lebens, hrsg. v. J. Bindtner, 1914;
    E. K. Blümml u. G. Gugitz, Von Leuten u. Zeiten im alten Wien, 1922, S. 328 ff.;
    H. H. Houben, Verbotene Lit., 1928, II, S. 46 ff.;
    Wurzbach;
    Goedeke IX, S. 88 ff.;
    Kosch, Lit.-Lex. I (W, L).

  • Porträts

    Aquarell v. Kriehuber, 1836;
    Lith. v. dems. 1833, 1841;
    Stich v. Karl Mayer (Nat.bibl. Wien, Theater-Slg. u. Slg. d. Generalintendanz in Wien, Hist. Mus. d. Stadt Wien).

  • Autor/in

    Gustav Gugitz
  • Zitierweise

    Gugitz, Gustav, "Deinhardstein, Ludwig Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 571 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116055448.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Deinhardstein: Johann Ludwig D., Dichter, geb. zu Wien 21. Juni 1794. daselbst 12. Juli 1859. Nach Vollendung der Universitätsstudien in den Staatsdienst eingetreten, erhielt D. 1827 nach L. Haschka's Tode die Stelle eines Professors der Aesthetik an der theresianischen Ritterakademie und die Supplirung der gleichen Professur an der Wiener Hochschule, welche er durch mehrere Jahre bekleidete. Nach der Pensionirung Schreivogel's wurde er auf Anregung des Grafen Czernin Vicedirector des Hofburgtheaters und bekleidete diesen Posten bis 1841, worauf er, nachdem er schon seit 1829 die Geschäfte eines Censors versah, bis 1848 als stabiler Censurreferent der Polizeihofstelle und nach dieser Zeit als Beirath der Landesregierung in litterarischen, hauptsächlich Theater-Angelegenheiten thätig war. In der Zeit von 1829—49 führte er auch die Redaction der Wiener Jahrbücher der Litteratur und erhielt 1834 den Titel eines k. k. Regierungsrathes. D. trat schon 1816 als dramatischer Dichter auf und errang im Laufe der Jahre mit mehreren seiner Lustspiele, wie „Hans Sachs" (1827), „Garrick in Bristol" (1832), „Gönnerschaften“ (1838) und „Zwei Tage aus dem Leben eines Fürsten“ dauernde Erfolge. Er schuf seine Dramen mit Vorliebe auf historischer Grundlage, besaß große Bühnenkenntniß und entwickelte im Dialoge Witz und Geist; aber seinen Lustspielen fehlte der ideale Gehalt, die tiefere Charakteristik und Auffassung geschichtlicher Charaktere und der feine poetische Sinn. Durch die Gabe eines leichten Schaffens ließ er|sich zur Flüchtigkeit und Massenproduction verleiten. Die Hinneigung Deinhardstein's zum Schau- und Lustspiel kam auch in seiner dramaturgischen Thätigkeit zum Ausdrucke. Unter seiner Leitung behauptete das Burgtheater nicht mehr jenen Rang, welchen es unter Schreyvogel einnahm. Er vernachlässigte die Aufführung classischer Werke, im Repertoire überwog das Salon- oder Conversationsstück und wurde den Uebersetzungen französischer Theaterstücke ein ungebührliches Uebergewicht gestattet. Unter seiner Direction hatten übrigens Bauernfeld, Halm und Hebbel ihre ersten Bühnenerfolge errungen. Daß es D. ungeachtet seines oft von Heiterkeit übersprudelnden, genußfüchtigen Naturells, seiner mangelhaften Bildung und seiner beschränkten dichterischen Richtung nicht an einem ernsteren Sinn und einem lebhaften Interesse an wissenschaftlichen Aufgaben fehlte, bezeugt seine Redaction der Wiener Jahrbücher der Litteratur, welche dieses Unternehmen zum Brennpunkte der litterarischen Kritik in Oesterreich, ja für Deutschland zu gestalten wußte. Die gefeiertsten Männer traten durch Deinhardstein's Bemühungen in die Reihe der Mitarbeiter der Jahrbücher, wie Goethe, Wilh. v. Humboldt, J. Müller, A. W. Schlegel, Immermann, Gentz, Endlicher, Böttiger, Littrow, Feuchtersleben, Carus, Crüger, Grimm, Prokesch-Osten, Ritter, Rückert, Schaffarik, Tischendorf, Chmel, Hammer-Purgstall, Hebbel, Miklosich etc. Als die Märztage des J. 1848 kamen, hatte D. wegen seiner als Censor und Anhänger Metternich's eingenommenen Stellung viel zu dulden, da seine geschmeidige Natur ihn zu mancher ungebührlichen Strenge verleitet hatte. Uebrigens lag auch seinen ganzen Anschauungen jener agitatorische Geist ferne, welcher vor und nach 1848 fast alle geistigen Gebiete beherrschte, um die politische Wiedergeburt Oesterreichs anzubahnen und das Rechts- und Freiheitsbewußtsein des Volkes zu wecken. — Einige seiner Uebersetzungen aus dem Französischen veröffentlichte D. unter dem Pseudonym: Dr. Römer.

    • Literatur

      J. G. Seidl, Biographie Deinhardstein's im Album öster. Dichter, Wien 1852. — H. Laube, Das Burgtheater, Leipzig 1868, S. 128. — C. v. Wurzbach, Biogr. Lexikon V. 207.

  • Autor/in

    K. Weiß.
  • Zitierweise

    Weiß, Karl, "Deinhardstein, Ludwig Ferdinand" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 29-30 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116055448.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA