Lebensdaten
1894 – 1975
Geburtsort
Sankt Petersburg
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Zoologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 115632603 | OGND | VIAF: 14861488
Namensvarianten
  • Mertens, Robert

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Zitierweise

Mertens, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115632603.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Robert (1868–1949), Rauchwarenhändler in St. P., S d. Rauchwarenhändlers Friedrich in St. P. u. d. Sophie Hauswald;
    M Eugenie Charlotte (1870–1942), T d. Schneidermeisters Wilhelm Brunst in St. P. u. d. Therese Sophie Heinrichsen;
    1921 Caroline Bergmann (1893–1979);
    1 T.

  • Biographie

    Bereits als Schüler studierte M. daheim und am Zoologischen Museum lebende und konservierte Tiere. Nach Absolvierung des humanistischen Deutschen Gymnasiums der Reformierten Gemeinde von St. Petersburg begann er 1912 das Studium der Medizin und Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Zoologie an der Univ. Leipzig. Als jüngster Student wurde er nach sechs Semestern 1915 mit einer Arbeit über die geographische Variabilität der Mauereidechsen der Apenninhalbinsel zum Dr. phil. promoviert. Nach einem Jahr als Volontär-Assistent am Zoologischen Institut in Leipzig und zwei Jahren Militärdienst wurde M. 1919 Assistent an der Zoologischen Abteilung des Senckenberg-Museums in Frankfurt/Main. Fortan bildete das Gebiet der Amphibien und Reptilien den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten. M. wurde 1925 zum Kustos für Herpetologie (Reptilienkunde) ernannt. Durch zahlreiche Sammelreisen und wissenschaftliche Publikationen verschaffte er der senckenbergischen Herpetologie Weltgeltung. 1927 nahm er an der deutschen Sunda-Expedition Rensch zum Indo-Australischen Archipel teil. 1932 habilitierte sich M. an der Univ. Frankfurt. 1935 folgte die Ernennung zum Leiter der Abteilung Zoologie des Senckenberg-Museums. 1937 und 1939 unternahm er eigene Forschungsreisen nach Kamerun und Haiti. 1939 wurde er zum apl. Professor und 1953 zum Honorarprofessor ernannt. 1946 erfolgte die Berufung zum Direktor des Forschungsinstituts und Naturmuseums Senckenberg. M. hatte diese Stelle bis 1959 inne. Er leitete den Wiederaufbau und vergrößerte den wissenschaftlichen Stab beträchtlich. Zugleich unternahm M. zahlreiche Forschungs- und Sammelreisen: 1949 in die USA, 1950 nach El Salvador, 1952 nach Südafrika und Westpakistan, 1954 nach Südamerika, 1957 nach Australien. Viele Jahre fungierte er als deutscher Vertreter der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur. Seine Forschungen setzte er auch nach seiner Emeritierung fort.

    In der Herpetologie war M. als Systematiker, Taxonom, Zoogeograph, Ökologe, Anatom und Funktionsmorphologe weltweit tätig. Zwar stand die Systematik als Ausdruck verwandtschaftlicher Beziehungen der Lebewesen im Vordergrund seiner wissenschaftlichen Arbeiten, doch bildete das lebende Tier die wissenschaftlich entscheidende Arbeitsgrundlage. Hinzu kam die stammesgeschichtliche Einordnung der untersuchten systematischen Einheiten. Als oberste Stufe seiner Forschung sah er seine Tätigkeit als Stammesgeschichtler und Evolutionstheoretiker an, wobei er sich besonders mit Fragen der Artbildung und der gestaltlichen Beziehung des Organismus zum spezifischen Lebensraum und mit dem Problem der Mimikry und Mimese befaßte. Seine Modelle der Artbildung waren stets systematisch belegbar. Die von M. vertretene Evolutionstheorie basierte trotz seiner vitalistisch-lamarckistischen Ausbildung als Student ausschließlich auf mechanistisch-darwinistischem Gedankengut. Über die Herpetologie hinaus war M. ein Universalzoologe mit sehr großer Formenkenntnis, besonders auf dem gesamten Gebiet der Wirbeltierzoologie, was auch in seinen wissenschaftlichen Publikationen zum Ausdruck kommt.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. d. Leopoldina (1960) u. d. American Society of Ichthyologists and Herpetologists;
    Silberne Medaille d. Senckenberg. Naturforschenden Ges., Eduard-Rüppell-Medaille d. Frankfurter Geograph. Ges.

  • Werke

    u. a. Naturforschererinnerungen v. Mittelmeer, 1916;
    Die Amphibien u. Reptilien d. Inseln Bali, Lombok, Sumbawa u. Flores, 1930;
    Die Insel-Reptilien, ihre Ausbreitung, Variation u. Artbildung, 1934;
    Aus d. Tierleben d. Tropen, Reisebilder aus Asien, Afrika u. Amerika, 1940;
    Die Warn- u. Drohreaktionen d. Reptilien, 1946, Die Lurche u. Kriechtiere d. Rhein-Main-Gebietes, 1947;
    Die „Typostrophen-Lehre“ im Lichte d. Darwinismus, 1947;
    Die Tierwelt d. trop. Regenwaldes, 1948;
    E. Rüppell, Leben u. Werk e. Forschungsreisenden, 1949;
    Zwischen Atlantik u. Pazifik, Zoolog. Reiseskizzen aus Nordamerika, 1951;
    Kriechtiere u. Lurche, 1952;
    ⁴1968;
    El Salvador, Biolog. Reisen im Lande d. Vulkane, 1952;
    Quer durch Australien, Biolog. Aufzeichnungen üb. e. Forschungsreise, 1958;
    La vie des Amphibiens et Reptiles, 1959 (engl. 1960, ital., span.);
    Die Amphibien u. Reptilien Europas, 1960 (mit H. Wermuth);
    Typenverz. herpetolog. Sektion, 1967. – Autobiogr: Leopoldina, Halle, 1963.

  • Literatur

    W. Schäfer, in: Natur u. Mus. 94, 1964 (P);
    K. Klemmer, ebd. 104, 1974;
    R. M., in: E. Böhm, Forscher u. Gelehrte, 1966 (W-Verz.);
    K. Klemmer u. K. E. Fick, in: Courier d. Forschungsinst. Senckenberg 20, 1977 (P);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1970.

  • Autor/in

    Wolfgang Klausewitz
  • Zitierweise

    Klausewitz, Wolfgang, "Mertens, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 183-184 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115632603.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA