Lebensdaten
1924 – 1991
Geburtsort
Dillingen/Donau
Sterbeort
Aachen
Beruf/Funktion
Schauspieler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 111612500 | OGND | VIAF: 74483229
Namensvarianten
  • Edwin, Hans
  • Messemer, Hannes
  • Edwin, Hans
  • mehr

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Zitierweise

Messemer, Hannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd111612500.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (1883–1954), Verlagsdir., S d. Johannes, Wirt u. Schreiner in Grethen b. Bad Dürkheim, u. d. Barbara Herschel (beide kath.);
    M Maria (1888–1973) aus Ulm, T d. Johannes Weißer u. d. Veronika Radizi;
    1) Tübingen 1946 Herta Jung (* 1921) aus Emden, 2) Bochum 1956 Rosel Schäfer (* 1926) aus Wuppertal, Schausp. (s. Kosch, Theater-Lex.), 3) Lugano od. Locarno 1979 ( 1982) Susanne Kraetsch (Ps. Korda) (* 1936), Schausp., 4) Aachen 1985 Monika Kreusch (* 1940);
    1 T aus 1), 1 T aus 2).

  • Biographie

    Nach Notabitur 1942, Kriegsdienst und Gefangenschaft war M. zunächst als Kellner und Buchhalter tätig. 1947 schloß er sich ohne Schauspielausbildung einer freien Theatergruppe an und debütierte als Mercutio in einer Tübinger Freilichtaufführung von „Romeo und Julia“. Kurt Erhard engagierte ihn 1947 an die Landesbühne Hannover, wo er Hauptrollen als Beckmann in „Draußen vor der Tür“, Franz Moor in „Die Räuber“ und Matti in „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ verkörperte. Künstlerisch entscheidend geformt wurde M. in seinen Rollen am Bochumer Schauspielhaus 1950-60 (als Gast bis 1969) unter der Intendanz von Hans Schalla. Dessen artifizielle Inszenierungsweise, die gleichwohl einen motorischen Rhythmus wahrte, prägte die sensibel-nervöse Spielanlage M.s. In Bochum überzeugte er vor allem in den zerrissenen, widersprüchlichen Charakteren: als militanter Gottsucher Götz in Sartres „Der Teufel und der liebe Gott“ 1955, als betrogener Hochstapler in „Der Marquis von Keith“ 1956 oder in der Titelrolle von Anouilhs „Der arme Bitos“ 1969. In der Festaufführung zur 800-Jahrfeier Münchens gab er 1958 einen ebenso machtbegierigen wie zerbrechlichen Macbeth. Bereits 1953 agierte M. bei den Ruhrfestspielen als Narr im „King Lear“. 1964 überzeugte er hier in der Titelrolle des „Fiesco“, und 1965 gab er dem Franz Moor „mit der nervösen Reizbarkeit … eine Glaubwürdigkeit, in der wir das Wirken des Bösen in unserer Zeit erkennen“ (S. Melchinger). M. galt Ende der 50er Jahre mit seiner unsentimentalen Spielweise, die Intensität und Kühle verschmolz, als überaus moderner Schauspieler.

    Auch im Film, dem er sich bald verstärkt zuwandte, überzeugten vor allem seine Gestaltungen gebrochener Charaktere, wie der schwächliche August Keil in „Rose Bernd“ 1956. In „Nachts, wenn der Teufel kam“ gab er 1957 den das Recht beugenden SS-Gruppenführer mit vibrierender Kälte. Für diese beiden Leistungen erhielt er 1957 und 1958 den Bundesfilmpreis. In Rossellinis „Der falsche General“ spielte er 1959 wiederum einen SS-Offizier, der seine menschlichen Gefühle unter der Glätte preuß. Pflichtgenauigkeit erstickt. M. war in den 50er Jahren einer der wenigen deutschen Schauspieler, die auch internationale Filmrollen angeboten bekamen. Eine bizarr-komische Rolle konnte er 1966 in der Dürrenmatt-Verfilmung „Grieche sucht Griechin“ übernehmen. Die Bigotterie des kommunistischen Aufrührers Fahrcks gab er mit ebenso lässiger wie zynischer Süffisanz.

    Dem breiten Publikum ist M. durch seine mehr als 150 Fernsehrollen bekannt geworden. Sein markantes, hageres Gesicht, seine verknappte Gestik, vor allem aber die heisere, zuweilen tonlose, dabei dennoch melodischsonore Stimme prägten viele Hauptrollen in den Literaturadaptionen des Fernsehspiels wie etwa den Cardilliac in „Das Fräulein von Scuderi“, den Arzt in Dostojewskis „Dämonen“ oder die Titelrolle in „Onkel Silas“ (nach La Fanu). Auch den populären Serien verweigerte sich M. nicht. Das Spektrum seiner Darstellungen reichte von der überlegenen Gestaltung des Commissioner Deeds in der Kriminalserie „Sergeant Berry“ bis zur Mitwirkung in der ersten Staffel der Familienserie „Diese Drombuschs“. Wegen eines Kehlkopfleidens zog sich M. Anfang der 70er Jahre vom Theater und Mitte der 80er Jahre von Film und Fernsehen zurück. Seine letzte Fernsehrolle verkörperte er 1989 in „Langusten“.

  • Literatur

    H. M., bester dt. Darsteller 1958, in: Stuttgarter Ztg. v. 11.7.1958;
    S. Melchinger, Schauspieler, 1965, S. 86, 108-13 (P);
    H. J. Huber, Schauspieler d. Gegenwart, 1986, S. 663 f.;
    G. Stadelmaier, Stimmen im Kopf, in: FAZ v. 6.11.1991 (P);
    R. Müller, Eine Stimme, geschmeidig wie e. Florettklinge, in: Stuttgarter Ztg. v. 6.11.1991 (P);
    C. B. Sucher, Ein Gefährdeter, in: SZ v. 6.11.1991;
    H. Rischbieter, Der Nervenspieler, in: Theater heute 12, 1991, S.|61 (P);
    Kosch, Theater-Lex.;
    H. M. Bock (Hrsg.), Cinegraph. Lex. z. dt.sprachigen Film, 1984 ff., Lfg. 21. – Interview: Wenn Sie mich fragen …, in: Theater heute 4, 1966, S. 24.

  • Autor/in

    Jürgen Kasten
  • Zitierweise

    Kasten, Jürgen, "Messemer, Hannes" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 213-214 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd111612500.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA