Lebensdaten
1905 – 1981
Geburtsort
Klein Räschen (Kreis Calau)
Sterbeort
Kolkwitz bei Cottbus
Beruf/Funktion
Wissenschaftsfunktionär ; Kulturfunktionär ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 107454629 | OGND | VIAF: 57131438
Namensvarianten
  • Scurla, Georg Herbert
  • Leutner, Karl (Pseudonym)
  • Lysander, K. Th. (Pseudonym)
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Zitierweise

Scurla, Herbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd107454629.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gotthelf (1878–1928), Versandleiter d. Ilse-Bergbau AG in Großräschen (Senftenberg);
    M Alwine Bär (1879–1956);
    1929 Erna (1904–90), T d. Emil Stolle (1877–1964), Fabrikdir., u. d. Adele Andree (1885–1958);
    1 T (früh +);
    2 S u. a. Wolfgang (* 1936), Prokurist.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule und des Reform-Realgymnasiums in Senftenberg studierte S. seit 1923 Staats- und Rechtswissenschaften, Kulturgeschichte und historische Wissenschaften in Berlin, Halle und Leipzig. Seinen Lebensunterhalt verdiente er in dieser Zeit als Werkstudent im Braunkohlebergbau und als Erzieher im Kinderheim der schwed. Philanthropin Elsa Brändström auf Schloß Neusorge (b. Mittweida), das S. im Jan. 1924 miteingerichtet hatte. 1926 legte er die Prüfung zum Dipl.-Volkswirt ab und wurde Sekretär des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Studentenwerks. In dieser Eigenschaft begründete er die Deutsche Akademische Auslandsstelle des Verbandes der dt. Hochschulen mit, aus der später der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hervorging. S. war hier 1931–34 Referent (Leiter d. kulturpol. Abt.) und Mitherausgeber der hauseigenen Zeitschrift „Geist der Zeit“, in der er in den kommenden Jahren zu interkulturellen Fragen publizierte. 1933 wurde er in Leipzig bei Eugen Würzburger (1858–1938) mit einer kulturstatistischen Arbeit zum Dr. rer. pol. promoviert. Im selben Jahr trat er der NSDAP bei und nahm eine nebenamtliche Dozentur an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin bis zu deren Auflösung 1939 wahr. 1934–45 war S. im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (REM) tätig, zunächst als nebenamtlicher Hilfsarbeiter, seit 1935 als Regierungsrat (Pflege d. wiss. u. kulturellen Beziehungen zum Ausland). 1939 wurde er Oberregierungsrat in der Auslandsabteilung des REM und Sonderreferent für Ostfragen, zugleich Hauptsachbearbeiter in der Reichsrundfunkkammer. Im selben Jahr reiste er in die Türkei, um über in großer Zahl dorthin emigrierten dt. Hochschullehrer zu berichten. Von einer ersten Fahrt 1937, die demselben Zweck gedient hatte, ist kein Bericht erhalten. Seine Beförderung zum Ministerialrat scheiterte 1942 am Einspruch Martin Bormanns, da S. zu den „ausgesprochenen Gegnern der Bewegung“ gerechnet wurde. Nach der Gründung der Deutschen Auslandswissenschaftlichen Fakultät (DAWF) der Univ. Berlin 1940, an deren Planung S. maßgeblich beteiligt war, wurde er Lehrbeauftragter für Auswärtige Kulturpolitik und nach seiner Habilitation 1944 Honorarprofessor. An der Fakultät wurden Politologen, Dolmetscher sowie der Nachwuchs für den diplomatischen Dienst und die allgemeine Verwaltung ausgebildet.

    Nach dem 2. Weltkrieg lebte S., der eine Zeitlang als Tischler und Verlagslektor gearbeitet hatte, als freischaffender Schriftsteller in Cottbus, wurde 1951 Mitglied der NDPD, der Bezirksleitung des Kulturbundes der DDR in Cottbus (bis 1957) sowie stellv. Vorsitzender des Deutschen Schriftstellerverbands im Bezirk Cottbus. Er schrieb unter Pseudonym für das Feuilleton mehrerer DDR-Zeitungen, veröffentlichte u. a. vielgelesene Biographien über die Brüder Humboldt und übernahm Lektoratsaufgaben in dem von ihm mit aufgebauten NDPD-eigenen „Verlag der Nation“. Wegen zahlreicher Westreisen und -kontakte sowie seiner früheren Mitgliedschaft in NS-Organisationen bekam er wiederholt (1958, 1962, 1963) Schwierigkeiten mit dem Ministerium für Staatssicherheit und wurde ständig überwacht. Trotz seiner regimekritischen Haltung blieb er aufgrund seines hohen öffentlichen Ansehens und sicherlich auch wegen seiner Freundschaft zu dem Schriftsteller und Verlagsleiter Günter Hofé (1914–88) unbehelligt.

  • Auszeichnungen

    Dt. Olympia-Erinnerungsmedaille (1936);
    Komturkreuz d. bulgar. Zivildienstordens (1938);
    Medaille z. Erinnerung an d. 13. März 38 (1938);
    Kriegsverdienstkreuz II. Kl. (1942);
    Carl-Blechen-Preis f. Kunst u. Lit. I. Kl. (1956); Johannes-R.Becher-Medaille (in Silber 1959 u. Gold 1971);
    Alexander-v.-Humboldt-Medaille f. Kunst u. Lit. (1959);
    Verdienstmedaille d. DDR (1965);
    Ernst-Moritz-Arndt-Medaille (1969);
    Vaterländ. Verdienstorden (1974);
    Ehrenabzeichen d. NPDP (1974).

  • Werke

    Umfang u. Richtung d. zw.staatl. Studentenwanderung, 1933 (Diss.);
    Die Grundgedanken d. NS u. d. Ausland, 1938;
    Die dritte Front, Geistige Grundlagen d. Propagandakrieges d. Westmächte, 1940;
    Ernst Moritz Arndt, Der Vorkämpfer f. Einheit u. Demokratie, 1952;
    Alexander v. Humboldt, Sein Leben u. Wirken, 1955, 111985 (russ. 1985);
    Bund d. Ernstes u. d. Liebe, Die Freundschaft zw. Schiller u. Goethe im Spiegel ihres Briefwechsels, 1955;
    Begegnungen mit Rahel, Der Salon d. Rahel Levin, 1966;
    Wilhelm v. Humboldt, Werden u. Wirken, 1970, ³1985;
    Die Brüder Grimm, Ein Lb., 1985;
    Nachlaß:
    Stadtbibl. Cottbus (P).

  • Literatur

    L V. Laitenberger, Akad. Austausch u. ausw. Kulturpol., Der DAAD 1923–45, 1977;
    K.-D. Grothusen (Hg.), Der S. Bericht, Die Tätigkeit dt. Hochschullehrer in d. Türkei 1933–1939, 1987, Neuausg. u. d. T. Exil unter Halbmond u. Stern, hg. v. F. Şen u. D. Halm, 2007;
    O. Kappelt, Die Entnazifizierung in d. SBZ sowie d. Rolle u. d. Einfluß ehem. Nat.sozialisten in d. DDR als e. soziol. Phänomen, 1997, S. 118–21;
    F. Kallensee, in: P. Walther (Hg.), Die Dritte Front, Lit. in Brandenburg 1930–1950, 2004, S. 17–31;
    G. Botsch, „Pol. Wissenschaften“ im Zweiten Weltkrieg, Die „Dt. Auslandswiss.“ im Einsatz 1940–1945, 2006;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Biogr. Lex. NS-Wiss.pol.;
    Kulturlex. Drittes Reich.

  • Porträts

    Foto, Abb. in: Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel 20 v. 19. 5. 1970, S. 237;
    Fotos im Nachlaß.

  • Autor/in

    Frank-Rutger Hausmann
  • Zitierweise

    Hausmann, Frank-Rutger, "Scurla, Herbert" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 101-102 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd107454629.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA