Lebensdaten
1911 – 1987
Geburtsort
Friedrichswald (Böhmen)
Sterbeort
Berlin(-Ost)
Beruf/Funktion
Generalstaatsanwalt der DDR
Konfession
-
Normdaten
GND: 106007599 | OGND | VIAF: 49702336
Namensvarianten
  • Streit, Josef Ernst
  • Streit, Josef
  • Streit, Josef Ernst
  • mehr

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Zitierweise

Streit, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd106007599.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef († 1924), Glasarb. in F.;
    M Antonie Heidrich († 1949), Glasschleiferin in F.;
    1945 Maria (* 1921), T d. Anna Schoureck (* 1895);
    1 T Liane (* 1946).

  • Biographie

    Nach Beendigung der Volksschule schloß S. in Gablonz (Böhmen) eine Lehre als Buchdrucker ab und arbeitete in diesem Beruf mit Unterbrechungen bis 1938. 1925 wurde er Mitglied der kommunistischen Jugend in Friedrichswald, 1930 trat er der KPČ bei. 1933–35 leistete er seinen Militärdienst im tschechoslowak. Heer. Nach der Annexion Böhmens durch die Nationalsozialisten wurde S. am 24. 10. 1938 von der Gestapo verhaftet und war bis Mai 1945 in den Konzentrationslagern Dachau, Mauthausen und Gusen inhaftiert. Nach seiner Freilassung arbeitete er bis zu seiner Umsiedlung nach Mecklenburg noch 1945 bei der Gemeindeverwaltung in Friedrichswald. Im Dez. 1945 wurde er KPD–Mitglied, arbeitete bis Jan. 1946 bei der Kreisleitung der KPD in Schönberg (Mecklenburg) und übernahm anschließend den dortigen Kreisjugendausschuß. Im selben Jahr SED–Mitglied und 1. Kreissekretär der FDJ, wurde S. im Okt. 1946 zum Volksrichterlehrgang delegiert und anschließend Amtsrichter in Schönberg. Nach dem Besuch der Verwaltungsakademie „Walter Ulbricht“ (März 1949) Referent im Ministerium der Justiz, war er dort Mitarbeiter der Zeitschrift „Neue Justiz“ und Pressereferent, 1950–52 besuchte er die Abenduniversität des Marxismus-Leninismus. 1951 als Staatsanwalt beim Generalstaatsanwalt der DDR, war er 1953 Einsatzleiter bei der „Aktion Rose“, bei der Hotel- und Pensionsbesitzer an der Ostseeküste verhaftet, verurteilt und enteignet wurden. S. war 1953–62 Mitarbeiter in der Sektorleitung Justiz in der Abteilung Staats- und Rechtsfragen im Zentralkomitee der SED, 1963–87 Mitglied des Zentralkomitees der SED. 1965 wurde er an der Humboldt-Univ. Berlin mit einer Dissertation über „Entwicklungstendenzen der Klassenjustiz in der Weimarer Republik“ (1965) promoviert.

    1956 stellte er sich publizistisch gegen die in den Anfangsjahren der DDR herrschende Auffassung, Kriminalität sei nur Ausdruck des Klassenkampfes: S. vertrat die Meinung, daß nicht alle Straftaten in der DDR aus staatsfeindlicher Einstellung heraus begangen würden und forderte ein entschlossenes Vorgehen gegen Staatsfeinde, dagegen ein abgemildertes Verfahren bei Straftaten aus|anderen Motiven. S.s Auffassung wurde zunächst stark abgelehnt, setzte sich aber mit Hilfe von Walter Ulbricht seit 1958 durch und wurde 1962 vom Staatsrat der DDR selbst vertreten.

    Im Jan. 1962 wurde S. von der Volkskammer als Nachfolger von Ernst Melsheimer (1897–1960) zum Generalstaatsanwalt der DDR gewählt und in dieser Position bis 1986 immer wieder bestätigt. Er war 1963 Ankläger im Prozeß gegen Hans Globke (1898–1973) vor dem Obersten Gericht der DDR. Der Prozeß wegen Kriegsverbrechen und Beihilfe zum Mord erweckte weltweites Interesse und endete mit einer Verurteilung in Abwesenheit des Angeklagten zu lebenslanger Haft.

    Als Generalstaatsanwalt wirkte S. im Verfassungs- und Rechtsausschuß der Volkskammer, er nahm mehrfach die Funktion des obersten Anklägers der DDR persönlich wahr. In seinem Amt bestimmte er die Anforderungen an die Tätigkeit der Staatsanwälte und legte Verantwortung und Stellung der Staatsanwaltschaft im System der DDR-Justiz neu fest; er beeinflußte wesentlich die Inhalte der Staatsanwaltschaftsgesetze von 1963 und 1977, des Leitungsdokuments über die Aufgaben der Staatsanwaltschaft nach dem IX. Parteitag der SED 1976, sowie des Rechtspflegeerlasses des Staatsrats von 1963.

  • Auszeichnungen

    A Karl-Marx-Orden (1976, 1986);
    Dr. iur. h. c. (Jena 1976).

  • Werke

    Vierzig J. pol. Mord, 1960;
    Entschleierte Justiz, 1962;
    Nur ums Strafen geht es nicht, 1976;
    Qu
    BA Berlin Lichterfelde DP 3/1092 (P);
    L D. Breithaupt, Rechtswiss. Biogr. DDR, Diss. Kiel 1993;
    A. Herbst, in: So funktionierte d. DDR, Bd. 3, 1994, S. 334;
    K. Essig, Die Entwicklung d. Strafvollzugs in d. neuen Bundesländern, 2000;
    K. A. Mollnau, Normdurchsetzung in osteurop. Nachkriegsgesellschaften V/1, 2003;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Wer war wer DDR;
    Nachruf:
    Neue Justiz, 1987, H. 8, S. 302.

  • Autor/in

    Kristin Kleibert
  • Zitierweise

    Kleibert, Kristin, "Streit, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 536-537 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd106007599.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA