Lebensdaten
1919 – 1983
Geburtsort
Lechenich (heute Erftstadt) bei Köln
Sterbeort
Aesch bei Birmensdorf (Kanton Zürich)
Beruf/Funktion
Fußballspieler ; Fußballtrainer
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Weisweiler, Hennes
  • Weisweiler, Hans
  • Weisweiler, Hennes

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Zitierweise

Weisweiler, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140224.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (gen. Johann, Jean) (1892–1919, kath.), Prokurist in d. Kohlegrube „Donatus“ in L., unehel. S d. Magdalena W. (1861–1910), aus L.;
    M Martha (1894–n. 1950, ev.), aus Genthin (Mark Brandenburg), T d. Hermann Kägeler (* 1862), aus Altbellin, Schiffbauer, u. d. Wilhelmine Schulze (* 1872);
    1) N. N., 2) 1953 1973 (?) Lieselotte (Lilo) N. N., 3) Neuss 1979 Aesch 1983 (kirchl.) Gisela Heismann (* 1943);
    1 S aus 3) John (* 1981), Dr. phil., Althist. (s. L).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Höheren Handelsschule in Köln und dem Abitur 1938 leistete W. Kriegsdienst und geriet bei Danzig in Gefangenschaft. Nach Flucht und Kriegsende begann er ein Volontariat im Lebensmittelgroßhandel in Lechenich. Gleichzeitig setzte W. seine Laufbahn als Fußballspieler fort, die er 1928 beim SC Lechenich begonnen und 1937 beim Kölner Ballspiel-Club (KBC) sowie 1942–45 beim FC Wacker München fortgesetzt hatte. Er kehrte zum KBC zurück und war 1948 als Mittelfeldspieler eine der Stützen des neu gegründeten 1. FC Köln. Parallel zu seiner aktiven Karriere ließ sich W. zum Fußballtrainer ausbilden. 1947 / 48 belegte er den ersten Trainerkurs an der Dt. Sporthochschule (DSHS) in Köln, den er als bester Teilnehmer abschloß. Lehrgangsleiter Sepp Herberger (1897–1977), vormals Reichs- und später Bundestrainer, förderte seinen Lieblingsschüler W. nach Kräften und berief ihn 1954 /|55 zu seinem Assistenten bei der bundesdt. Nationalmannschaft. Später bot er ihm an, sein Nachfolger als Bundestrainer zu werden, doch zog W. es vor, Vereinstrainer zu bleiben und gleichzeitig an der DSHS den Trainernachwuchs zu schulen (Prüfungsleiter d. Dt. Fußballbundes, DFB, seit 1953). 1957–70 erwarben 255 Kandidaten in 13 von ihm geleiteten Lehrgängen die Lizenz als Fußballehrer. Das von ihm 1959 veröffentlichte Lehrbuch „Der Fußball, Taktik, Training, Mannschaft“ (⁸1980) wurde zum Standardwerk der Trainerausbildung.

    Nach mehreren Verletzungen beendete W. 1952 seine aktive Karriere. Er war zu dieser Zeit Spielertrainer beim 1. FC Köln, dessen Maskottchen, ein lebender Geißbock, von 1950 bis heute W. zu Ehren „Hennes“ genannt wird. W. trainierte 1953 / 54 die Mannschaft des Rheydter SV, 1955–58 erneut den 1. FC Köln, wechselte danach zu SC Viktoria Köln und kam 1964 auf Empfehlung Herbergers zum Regionalligisten Borussia Mönchengladbach, mit dem er 1965 in die Bundesliga aufstieg. In Gladbach setzte W. auf junge Spieler und eine offensive Taktik. Das als „Fohlen-Elf“ bekannte Team gewann unter seiner Regie drei nationale Meisterschaften (1970, 1971, 1975), den DFB-Pokal (1973) und den UEFA-Cup (1975). In den 1970er Jahren lieferten sich W. und seine Mannschaft um die späteren Nationalspieler und Weltmeister von 1974 Günter Netzer (* 1944), Jupp Heynckes (* 1945), Herbert Wimmer (* 1944), Berti Vogts (* 1946) und Rainer Bonhof (* 1952) packende Duelle mit dem FC Bayern um die Vorherrschaft im dt. Fußball. Mit der Borussia als erster dt. Fußball-Mannschaft reiste W. im Febr. 1970 nach Israel, wodurch eine anhaltende internationale Sportfreundschaft eingeleitet wurde.

    1975 wechselte W. zum FC Barcelona, wo er nach wenigen Monaten am Widerstand des niederl. Starspielers Johan Cruyff (1947–2016) scheiterte. 1976 verpflichtete ihn der 1. FC Köln zum dritten Mal. W. holte mit den „Geißböcken“ 1977 den DFB-Pokal und 1978 das „Double“, den gleichzeitigen Gewinn von Meisterschale und Pokal. 1980–82 arbeitete W. für Cosmos New York und gewann mit dem Team bald nach Dienstantritt die US-Meisterschaft. 1983 führte er den Grasshopper Club Zürich zum schweizer. Titel und zum Pokal. Nach seinem Tod wurde W. vor dem Kölner Dom aufgebahrt, wo mehr als 10 000 Menschen Abschied von ihm nahmen.

    W. formte zahlreiche talentierte Jungspieler zu Fußballprofis, indem er ihre individuellen Begabungen förderte und mit Blick auf die Anforderungen des Profigeschäfts zielorientiert mit ihnen zusammenarbeitete. In der Bundesliga war er der erste Trainer, der Fachleute als Ko-Trainer in die Trainingsarbeit und die Leistungsträger seines Teams in seine taktischen Entscheidungen miteinbezog. Das versetzte die Spieler in die Lage, in kritischen Situationen einer Partie eigenständig zu handeln. W. gilt als der Erfinder eines Systems, das die niederl. Fußballschule später als „totaal voetbal“ für sich reklamierte. W.s Schüler Jupp Heynckes perfektionierte diese Spielweise als Trainer.

  • Auszeichnungen

    |BVK (1980);
    H.-W.-Allee, Mönchengladbach (seit 2002);
    H. W.-Ak. d. DFB, Köln (seit 2005, seit 2011 in Hennef);
    H.-W.-Sportpark, Erftstadt-Lechenich (2015);
    Jugend- u. Leistungszentrum H. W., FC Viktoria Köln (seit 2014).

  • Werke

    |Spiel u. Gymnastik f. d. Fußballer, 1965, ⁷1987, span. 1969 (mit H. Bantz u. K. Grindler);
    Meine geheimen Fußball-Tricks, 1978;
    Technik, Taktik, Tore, 1980. Erinnerungen an meine Heimatstadt Lechenich, in: Jb. d. Stadt Erftstadt 28 (2019), 2018, S. 7–48 (P), gekürzte Fassung in: K. Bockelkamp, Hennes, ²2000 (s. L).

  • Literatur

    |D. Ueberjahn, in: Die größten Spiele gr. Trainer, 1977, S. 96–111;
    K.-H. Heimann, Kicker 56, 1983, S. 43;
    Ch. Knop, H. W., Ein Leben dem Fußball, Dipl.-Arb., DSHS Köln 1989;
    L. Schulze, in: Trainer, Die gr. Fußballstrategen, 1989, S. 83–88;
    T. Hardt u. a., Hennes & Co., Die Gesch. d. 1. FC Köln, 2000 (P);
    Gladbacher Bank (Hg.), Hennes, ²2000;
    J. Bitter, in: Die Meistermacher, 2004, S. 96–98;
    D. Schulze-Marmeling, in: Strategen d. Spiels, Die legendären Fußballtrainer, 2005, S. 408–10;
    K. Röttgen u. H. J. Weskamp, H. W., Vordenker d. modernen Fußballs, hg. v. G. Giersberg, 2014 (P, darin: J. Heynckes, Er war seiner Zeit weit voraus, S. 28 f.);
    John Weisweiler, Mein Vater, in: Jb. d. Stadt Erftstadt 28 (2019), 2018, S. 49–52 (P);
    J. Heynckes, Vorbild u. Freund, ebd., S. 53–58 (P)‚ C. Scheel, H. W., e. Trainerlegende aus Lechenich, ebd., S. 59–64 (P);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Hermann Josef Weskamp
  • Zitierweise

    Weskamp, Hermann Josef, "Weisweiler, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 706-707 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140224.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA