Lebensdaten
um 1400 – 1451
Geburtsort
Lüneburg
Sterbeort
Lüneburg
Beruf/Funktion
Lüneburger Ratsherr ; Jurist ; Glossator des Sachsenspiegels
Konfession
-
Normdaten
GND: 104364254 | OGND | VIAF: 25035236
Namensvarianten
  • Tzerstede, Hildebrand von
  • Tzerstedt, Brand von
  • Tzerstedt, Brand de
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Zitierweise

Tzerstedte, Brand von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104364254.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit 1351 in L. nachweisbarer Patrizierfam.;
    V Brand (um 1366–1436), 1407 Ratsherr in L., S d. Brand (um 1330–1400), 1371 u. 1377 Ratsherr in L., u. d. Gisela v. Hagen (* um 1340);
    M Wobbeke v. Elden (um 1370–1458);
    Ur-Gvv Gotteke (* um 1300), aus Sarstedt/Innerste (West-Ostfalen);
    B Ludolf (um 1400–52), 1436 Abt in Oldenstadt b. Uelzen, Albertus (um 1410–56), Ratsmann in L., Schw Ilsabe (um 1400–34, Heinrich [Henrici] Lange, um 1395–1467, 1417 Sülfmeister, 1431 Barmeister u. Ratsherr, 1433 Provisor v. St. Nicolaihof, 1446 Bgm. in L.);
    1) um 1435 Anna (um 1410–40), T d. Ludolphus v. Winsen (um 1360–1419), 1403 Ratsherr in L., u. d. Margarete v. Töbing (um 1370–1452), 2) um 1444 Richel (* um 1420, 2] Ernst v. Bodendorff, * um 1430), T d. Hans Groning (um 1379–1432), aus Hamburg, hzgl. braunschweig. Zöllner, 1409 Bürger in L., Prokurator, 1424 Provisor d. Nikolaigilde, 1430 Barmeister in L., u. d. Elisabeth v. dem Loh (um 1380–1451);
    1 S aus 1) Barthold (um 1440-um 1490), Notar in L., 5 S aus 2) u. a. Ludolf (um 1450–1503, Gebeke Garlop, um 1460–1530), 1479 Barmann, 1487 Ratsherr in L., Cord (um 1450–1514, Katharina v. Erpensen, um 1460–92), 1489 Sülfmeister in L., Brand (um 1450–1500), 1489 Sülfmeister in L., Hans (um 1450–98, Gesche N. N.), in L., 3 T aus 2) Ilsabe (um 1445–80, Ditmar v. Töbing, 1437–89, 1474 Barmeister in L.), Gesche (um 1446, 1] Friedrich Viskule, um 1435–64, 1456 Sülfmeister, 1457 Barmeister in L., 2] Ditmar v. Sanckenstedt, um 1440–98, 1459 Vikar, 1463 an d. Univ. Erfurt imm., 1472 Sülfmeister, 1481 Barmeister, 1482 Ratsherr, 1487 Bgm., 1493 Vorsteher d. Hl.-Geist Hospitals in L.), Wobbeke (um 1450–74, Ludolf Garlop, um 1434–86, 1457 Sülfmeister, 1463 Barmeister, 1467 Ratsherr, 1478 Sothmeister, 1482 Bgm. u. Vorsteher d. Hl.-Geist-Hospitals in L.).

  • Biographie

    T. entstammte einem seit 1351 in Lüneburg nachgewiesenen Patriziergeschlecht. Er absolvierte seit 1414 ein Rechtsstudium an der Univ. Leipzig (1417 Bakkalaureus) und wurde 1436 Ratsherr zu Lüneburg. Er verfaßte eine auf 1442 datierte Glosse zur Vorrede des Sachsenspiegels Eikes von Repgow „von der Herren Geburt“. Darin bekräftigte T. die verbreitete Ansicht, die er wohl der Buch’schen Glosse entnommen hatte, das Sachsenspiegel-Landrecht sei ein in lat. Sprache abgefaßtes Privileg Karls des Großen aus dem Jahr 810 für die Sachsen gewesen. Eike von Repgow habe dieses ins Deutsche übersetzt, um Rechtssatzungen der Ks. Otto I., Otto II. und Friedrich I. vermehrt und in Bücher und Artikel eingeteilt. Das Sachsenspiegel-Lehnrecht hingegen habe der Stauferkaiser Friedrich I. gegeben.

    Darüber hinaus versah T. nach eigener Angabe bis dahin unglossierte Artikel des Sachsenspiegel-Landrechts mit einem Kommentar und stellte die alte Artikeleinteilung und -zahl des Sachsenspiegels wieder her, die er als zu seiner Zeit „verändert und durcheinandergebracht“ bezeichnete. Jedoch ist wohl nur die Glosse zur Vorrede „von der Herren Geburt“ eine eigenständige Leistung T.s; ansonsten benutzte er weitestgehend die um 1325 entstandene Glosse des märk. Hofrichters Johann von Buch (um 1290-n. 1352) (bis Sachsenspiegel-Landrecht III 87). Die von Johann von Buch nicht glossierten Schlußartikel III 88–91 sind einer um 1400 vorgenommenen Glossierung entlehnt. T.s Glosse ist vollständig überliefert in zwei Handschriften aus Lüneburg (StadtA, Dep. RatsB. Ms. Jurid. 1) und Wolfenbüttel (Hzg. August Bibl., Cod. Guelf. 421 Helmst.) sowie teilweise in mehreren 1996 und 2005 entdeckten Pergamentfragmenten aus Zeitz, die zusammen zu einem Manuskript gehörten.

    Die Glossen zum Sachsenspiegel trugen durch die Verknüpfung des einheimischen Rechts mit den bereits wissenschaftlich bearbeiteten Gelehrten Rechten, d. h. dem röm. und dem Kirchenrecht, in erheblichem Maße zur beinahe 700jährigen Geltung dieses Rechtsbuches bei.

  • Werke

    W F.-M. Kaufmann (Hg.), Glossen z. Sachsenspiegel-Landrecht, Buch’sche Glosse, 2002, S. 124–30.

  • Literatur

    L ADB 39;
    E. Steffenhagen, Die Entwicklung d. Landrechtsglosse d. Sachsenspiegels, IV: Die T.sche Glosse, 1884, S. 197–234, Neudr. in: K. A. Eckhardt (Hg.), Die Entwicklung d. Landrechtsglosse d. Sachsenspiegels, Einfluß d. Buchschen Glosse auf d. späteren Denkmäler, 1977, S. 145–84;
    U.-D. Oppitz, Dt. Rechtsbücher d. MA, Bd. 2: Beschreibung d. Hss., 1990, Nr. 975 u. 1597;
    F.-M. Kaufmann, Zu zwei neu gefundenen Hss.fragmenten d. Sachsenspiegelglosse, in: DA 55, 1999, S. 199–204;
    ders., Neu aufgefundene Rechtsbücherfragmente aus Zeitz, ebd. 64, 2008, S. 579–95;
    ders., in: HRG², Sp. 655;
    Vf.-Lex. MA²; – zur Fam.: H.-J. Witzendorff, Stammtafeln Lüneburger Patriziergeschlechter, 1952.

  • Autor/in

    Frank-Michael Kaufmann
  • Zitierweise

    Kaufmann, Frank-Michael, "Tzerstedte, Brand von" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 508 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104364254.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Tzerstedt: Brand v. T., Rathsherr und Glossator des Sachsenspiegels, geboren zu Lüneburg um die Wende des 14. Jahrhunderts, daselbst 1451. —|Die Tzerstedt sind ein altes Patriciergeschlecht, über das J. H. Büttner in seinem Stammes- und Geschlechtsregister der vornehmsten Lüneburgischen adeligen Patriciergeschlechter (Lüneburg 1704, fol.) einige Aufschlüsse ertheilt. Ein „Brand“ v. T. findet sich regelmäßig mehrere Generationen hindurch. Der erste dieses Namens ist der um 1351 nach Lüneburg eingewanderte, 1400 verstorbene T., der Großvater unseres Glossators.

    Der Sachsenspiegel (vor 1235) fand eine ebenso rasche als weite Verbreitung; er bildete auch im 14. Jahrhundert den Mittelpunkt und die Grundlage der juristischen Arbeiten; ja noch während der folgenden Periode (dem 15. Jahrh.) war in den sächsischen Landen der Spiegel Gegenstand mannigfacher Behandlung. Bei den späteren Bearbeitern tritt das Bestreben hervor, das heimische Recht mit dem fremden — dem römischen und kanonischen — auszugleichen und hierdurch mehr oder minder in Einklang zu bringen. Als Hauptvertreter dieser Richtung erscheint neben den beiden Brüdern Damian und Theodorich v. Boxendorf — Tzerstedt. Dieser wurde nach absolvirten Rechtsstudien 1436 Rathsherr zu Lüneburg, und schrieb in dieser Eigenschaft seine Glossen zum Sachsenspiegel, welche er 1442 beendete, und die in zwei Handschriften, einer Lüneburger und einer Wolfenbütteler, erhalten sind.

    T. erzählt in der (v. Spangenberg, Beitr. zu den teutschen Rechten des Mittelalters, 109—113, mitgetheilten) Glosse zur Vorrede: „Von der Herrn Bord“ (Geburt). Eike habe ein von Karl dem Großen herrührendes lateinisches Privileg der Sachsen übersetzt und einzelne Stellen mit seinen eigenen Worten neu hinzugefügt. Er (T.) selbst aber habe nach seiner Möglichkeit mit Hülfe, Rath und Erkenntniß rechtserfahrener Männer nach der alten Zählung die Artikel abgetheilt und Glossen mit Fleiß gesammelt auch über solche Stellen, bezüglich deren vor dieser Zeit hier zu Land noch keine gewesen (so z. B. bezüglich der Artikel III, 88—91). Der Verfasser schließt mit den Worten: „— — All dieß habe ich in ein Buch gebracht, Gott zum Lobe und dem gemeinen Gute und besonders dem Rathe von Lüneburg zu Ehren und zu Nützlichkeit — nach Gottes Geburt vierzehnhundert Jahr darnach in dem zwei und vierzigsten.“

    Leider ist uns über die Entstehungsweise der Glosse, über die von T. benützten wissenschaftlichen Hülfsmittel wie auch über dessen weitere Lebensumstände nichts Näheres bekannt.

    • Literatur

      Spangenberg a. a. O. — Stobbe, Gesch. d. dtschn. R.-Quellen, 1. Abthl., S. 359, 382. — Stintzing, Gesch. d. dtschn. R.-Wissenschaft I, 12.

  • Autor/in

    Eisenhart.
  • Zitierweise

    Eisenhart, August Ritter von, "Tzerstedte, Brand von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 39 (1895), S. 56-57 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104364254.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA