Lebensdaten
1636 – 1692
Geburtsort
Waldow (Pommern)
Sterbeort
Kopenhagen
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe ; Dichter
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 104247533 | OGND | VIAF: 25032565
Namensvarianten
  • Laczińsky, Johannes
  • Lassenius, Johann
  • Lassenius, Johannes
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Zitierweise

Lassenius, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104247533.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes ( 1654), Hauptpastor zuletzt in Danzig, Gutsbes. in Barkotzin, S d. Pastors Johannes L. in Preuß. Friedland u. d. Judith Sommer (die Lassenius führen sich auf d. poln. Adelsfam. Laczińsky zurück);
    M Anna, T d. Notars Dietrich Sievert in Bütow u. d. Anna Runge;
    1) Rostock 1666 Elisabeth, T d. Kaufm. Caspar Diesteler ( 1667) in Rostock, 2) 1668 Gesche, Wwe d. Beidenflether Pastors Peter Garpe, T d. Kaufm. Ties Wilde in Wilster;
    1 S, 3 T.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Stolp, Danzig und Stettin studierte L. seit 1654 in Rostock Theologie, dabei war er besonders beeindruckt von Heinrich Müller, dem Theologen und Verfasser erbaulicher Literatur. Als Hofmeister bereiste L. seit 1657 die Niederlande, Frankreich (Entgegenkommen Mazarins), England, Spanien, Portugal und Italien (Gunst Kardinal Farnerios). Aus dieser Epoche stammen „Adeliche Tisch-Reden“ (1661 u. 1666) und „Bürgerliche Reiß- und Tisch-Reden“ (1662 u. 1664); dieser weltlichdidaktische Teil seiner Werke wurde u. a. mit „Fruchtbringende Gespräch-Spiele“ (1666, 1687) im Stil Harsdörffers fortgeführt. Mit Hilfe eines brandenburg. Stipendiums setzte L. seine Studien u. a. in Leipzig, Wittenberg und Straßburg (Magister artium) fort. Zum entschiedenen Gegner der Jesuiten geworden (vgl. „Arcana Politico-Atheistica“, 1666, zuletzt 1717), ließ L. sich in Nürnberg nieder (Umgang mit J. M. Dilherr). Dort wurde er durch konfessionelle Gegner gefangengenommen und u. a. an den Wiener Hof gebracht. Es folgte ein Wanderleben, bei dem er sich als Schauspieler der Treuschen Theatergruppe einen Namen machte. Über Helmstedt gelangte er nach Holstein, wo er 1666 in Itzehoe Lateinschulrektor und Prediger wurde. Neben seinem Amt erwarb er 1667 in Greifswald das Licentiat der Theologie. 1668 wurde er Propst der Reichsgrafschaft Rantzau in Barmstedt. 1676 folgte er einem Ruf als Hauptpastor an die deutsche Petrikirche in Kopenhagen. 1677 wurde er in Greifswald zum Dr. theol. promoviert, 1678 ernannte ihn die Univ. Kopenhagen zum Professor der Theologie. Seine deutschsprachigen, z. T. erst postum erschienenen Predigtpublikationen, Traktate und Lieder fanden ein nachhaltigeres Echo als seine gelehrten lat. Werke (z. B. „Idea philosophiae moralis“, 1668). Seine große rednerische und schriftstellerische Begabung entfaltete L. auch aufgrund vielseitiger Belesenheit; er besaß eine der größten Privatbibliotheken des norddeutschen Raumes („Catalogus librorum Joh. Lassenii“, 1693), in der viele Sachgebiete und neben lutherischen auch patristische, jesuitische und kalvinistische Exegeten reich vertreten waren. Anregungen u. a. von Dilherr, D. Cramer und H. Hugo aufgreifend, bediente sich L. in seinen erbaulichen Schriften wiederholt der Emblematik (z. B. „Himmlischer Morgen-Thau“, 1692 u. ö.; „Verliebte Sulamithinn“, 1699 u. ö.). Seine Schriften verbinden umfassende, nicht nur luth. Predigttraditionen und suchen mit beinahe schon pietistischen Vorstellungen dem einzelnen Christen Orientierung zu bieten. L.s Wirkung reicht weit über seinen Tätigkeitsbereich hinaus, wie außer durch dän. und niederländ. Übersetzungen vor allem durch die weite Verbreitung seiner Bücher in gelehrten wie in einfachsten Leserschichten auch Süddeutschlands bekundet wird. Noch im 19. Jh. entsprachen neue Ausgaben seiner Predigten einem praktischen Bedürfnis (z. B. in der Hermannsburger Mission 1878).

  • Werke

    Weitere W u. a. Handleitung z. Seligkeit, Darin der hl. Katechismus Lutheri erkläret, 1673, zuletzt 1693;
    Morgen- u. Abend-… Gebete, 1686, zahlr. dän. Ausgg. zw. 1680 u. 1733;
    Hl. Perlen-Schatz, 1687/89, zuletzt 1741 (Ausgg. seit 1701 enthalten L.-Biogr.;
    dt. Versübers. v. Ch. Ph. Holfelder 1771, isländ. 1713, niederländ. 1745);
    Hl. Moralien üb. d. Evangelien, 1698, zuletzt 1733 (P;
    niederländ. 1731).

  • Literatur

    ADB 17;
    Ch. Brämer, Lpr., 1692, bes. S. 82-94;
    Joh. Moller, Cimbria litterata II, 1744, S. 449-54 (W);
    H. Ehrencron-Müller, Forfatterleks. IV, 1927, S. 84-90;
    W. Rahe, J. L., 1933 (W);
    Dansk Leks. 14 (P-Hinweise);
    M. Schilling, Imagines mundi, 1979;
    Goedeke II, S. 17, u. III, S. 190, 262, 266.

  • Porträts

    Gem. mit Fam. v. H. Dittmers (?), 1661;
    Kupf. v. H. Schaten in einigen d. zahlr. Aufll. v. J. L., Bibl. Weyrauch, 1687, u. J. L., Hl. Moralien, 1733.

  • Autor/in

    Wolfgang Harms
  • Zitierweise

    Harms, Wolfgang, "Lassenius, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 674-675 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104247533.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lassenius: Johann L., berühmter Prediger und ascetischer Schriftsteller, war geboren zu Waldau in Pommern am 26. April 1636, wo sein Vater derzeit|Prediger war, nachher in Danzig. Die Familie leitete ihre Abstammung her von einem adligen polnischen Geschlecht v. Laczinsky. Von Privatlehrern vorbereitet, bezog er 1650 die Schule in Stolpe, nachher die Gymnasien in Danzig und Stettin. Aus dieser Zeit sind schon drei lateinische Disputationen von ihm gedruckt. Hierauf studirte er von 1655 an auf der Universität Rostock, wo er sich besonders angezogen fühlte von dem bekannten Verfasser der geistlichen Erquickstunden, des himmlischen Liebeskusses etc., Dr. Heinrich Müller, dessen Schüler er im eigentlichen Sinne Zeit seines Lebens geblieben ist. Nach Absolvirung des akademischen Trienniums führte er einen Danziger Patriziersohn auf Reisen durch Holland, Frankreich. England. In Paris erwarb er sich die Gunst des Cardmals Mazarini, in England ward er mit Milton bekannt. Nach Beendigung dieser Reise trat er in derselben Weise eine zweite an, die ihn auch nach Portugal, Spanien und Italien führte. In Rom ward Cardinal Farnerio sein Gönner. Aus dieser Zeit stammen u. A. seine „Adelige und bürgerliche Tischreden“, Nürnberg 1661 und 1662. Er fand nun Anstellung als Custos an der kurfürstlichen Bibliothek in Berlin, aber schon nach einem Jahr erlangte er ein kurfürstliches Stipendium, um seine Studien auf verschiedenen Universitäten fortzusetzen. In Straßburg promovirte er zum Magister artium und ließ sich dann in Nürnberg nieder. Er sah es jetzt als seine Lebensaufgabe an gegen die Papisten und namentlich gegen die Jesuiten in Wort und Schrift zu wirken. Dadurch zog er sich natürlich den Haß dieser zu und sie brachten es auch dahin, daß er gefangen genommen und vor den Kaiser gestellt wurde. In dieser Gefangenschaft hat er viel gelitten. Er wurde, da er seinem evangelischen Glauben treu blieb und nicht widerrufen wollte, immer strenger behandelt. Endlich da er nahe der türkischen Grenze gebracht, gelang es ihm die Flucht zu ergreifen. Er pilgerte nun umher und nach einer Nachricht soll er während dieses Wanderlebens eine Zeitlang selbst als Schauspieler der Traul’schen Gesellschaft angehört haben (vgl. Dr. H. Schröder, Versuch eines Beweises, daß Johann Lassenius doch Schauspieler gewesen, Schleswig-Holstein-Lauenburgische Provinzialberichte 1834, 168). Nach allerlei Umzügen war er nach Helmstädt gekommen und hier durch den bekannten Calixt auf dessen engeres Vaterland Schleswig-Holstein aufmerksam gemacht. Hier fand er endlich in der Stadt Itzehoe 1666 Anstellung als Rector an der Stadtschule und Prediger an der St. Nicolaikapelle. Er verfaßte hier eine Menge Schulschriften und erwarb sich den Grad eines Licentiaten der Theologie auf der Universität Greifswald. Besonders trat hier seine Begabung als Prediger hervor und als der König von Dänemark Friedrich III. ihn auf der Reise hier hatte predigen hören, wünschte er ihn zu seinem deutschen Hofprediger. Doch lehnte L. diese Ehre ab. Als aber der königliche Statthalter Detlev Rantzau ihn zum Hauptpastor in Barmstedt und Propst seiner Reichsgrafschaft berief, glaubte er dem Rufe folgen zu müssen und hat er hier mit großem Segen gewirkt. 1676 folgte er, nachdem er erst abgelehnt, dem an ihn ergangenen Ruf als Prediger an die deutsche Petrikirche in Kopenhagen. Im folgenden Jahre ernannte ihn die Universität Greifswald zum Dr. theol. und im darauf folgenden Jahre ward er zugleich zum Professor an der Universität in Kopenhagen ernannt. (Die Vorlesungen wurden in lateinischer Sprache gehalten.) Er hat hier einen großen Wirkungskreis gefunden. Die Petrikirche mußte wegen des Zudrangs der Zuhörer durch einen Anbau erweitert werden. Spätere Vocationen hat er abgewiesen und verblieb hier bis an sein Ende, das am 22. August 1692 erfolgte, da er erst 56 Jahre alt war. L. befaß eine außergewöhnliche äußere Beredtsamkeit, wodurch er immer mehr Zuhörer anzog. Er rügte freimüthig die Fehler seiner Zeit und war ein starker Bußprediger. Dem König selbst sagte er: Wollt Ihr ein Herodes|sein, so bin ich Johannes. Es ist eine große Reihe von Predigten und Erbauungsschriften von ihm gedruckt und werden noch immer wieder gedruckt. Lober's Auszug aus seinen Predigten: „Sonn- und festtägliche Frühglocke“, 1714, ist wiederholt abgedruckt, zuletzt bei Wohlgemuth in Berlin 5. Auflage. Seine Passionspredigten 1696 sind von Dr. Kahnis Leipzig 1857 neu herausgegeben. Der Herausgeber bemerkt in der Vorrede: daß der Verfasser bewundernswürdig in der Schrift heimisch, in der Lehre fest und treu, im Herzen warm und tief, an Gedanken reich, in der Darstellung kernhaft sei, wird jeder Leser inne werden. Weit verbreitet, zum Theil noch, ist sein Andachtsbuch „Biblischer Weihrauch“, neu gedruckt Herrmannsburg 1878. Von dem christlichen Verein im nördlichen Deutschland ist veranstaltet: „Perlen aus J. Lassenius' Perlenschatz“, neu geordnet von J. M. Schubert 1858, 2 Bde. Auch als geistlicher Liederdichter hat L. sich bekannt gemacht, von seinen 56 Liedern sind nach Koch 26 in Gesangbücher aufgenommen. Auch A. Knapp (Liederschatz) und Presset (Die geistliche Dichtung) geben Proben derselben. Großartig war seine Wohlthätigkeit und Freigebigkeit, schon in Itzehoe und nachher auch in Kopenhagen, so daß er selbst oft entbehren mußte. Insbesondere verstand er es auch Andere zum Geben zu bringen und seine Kirchencollecten waren immer reichlich, haben mitunter Tausende gebracht.

    • Literatur

      Vgl. Molleri Cimbria litt. II, 459. Knickbein in Schlesw.-Holst.-Lauenb. Provinzialberichte 1834, 3, 396. Koch, Gesch. d. Kirchenlieds, 3. Aufl. 1868, V. 536. Carstens, Erinnerung an Dr. J. Lassenius in Beweis des Glaubens, 1876, Bd. XII. S. 449—60.

  • Autor/in

    Carstens.
  • Zitierweise

    Carstens, Carsten Erich, "Lassenius, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 788-790 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104247533.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA