Lebensdaten
1792 – 1847
Geburtsort
Nennhausen bei Rathenow (Brandenburg)
Sterbeort
Aachen
Beruf/Funktion
preußischer Innenminister
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 104245565 | OGND | VIAF: 76750059
Namensvarianten
  • Rochow, Gustav von
  • Rochow, Gustav Adolf Rochus von
  • Rochow, Gustav Adolf von
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Zitierweise

Rochow, Gustav Adolf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104245565.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1770–99), auf Jeserig u. Neuhaus, preuß. Hptm., Premierlt. im Rgt. Garde du Corps, Domherr v. Minden, S d. Friedrich Ehrenreich ( 1771), auf Jeserig, preuß. Lt., u. d. Helene Johanne v. Rochow a. d. H. Stülpe;
    M Caroline (1774–1835, 2] Friedrich Baron de la Motte-Fouqué, 1777–1843, Schriftst., s. NDB V; L), Schriftst., T d. August v. Briest (1749–1822), auf N., Gutsbes., u. d. Caroline Zinkow (1752–1800, 1] Lewin Rudolf Gf. v. d. Schulenburg, 1727–88, preuß. Staats- u. Kriegsmin., Gen.lt. d. Inf., s. ADB 32; Priesdorff II, Nr. 659, S. 141-43);
    Ur-Gvm Johann Christopher Zinkow, preuß. Finanz-, Kriegs- u. Domänenrat;
    B Theodor gen. v. Briest (1794–1854), preuß. Gen., Adjutant d. Prinzen Wilhelm v. Preußen, preuß. Gesandter in d. Schweiz u. St. Petersburg (s. Priesdorff VI, Nr. 1721, S. 91 f.);
    Schw Clara Marianne Adolfine (1796–1865, Friedrich v. Pfuel, 1781–1846, preuß. Gen.lt., Kdt. v. Stettin, s. NDB 20*, B d. Ernst v. Pfuel, 1779–1866, preuß. Gen., Min.präs. u. Kriegsmin., s., NDB 20);
    1818 Caroline (1792–1857), T d. August v. d. Marwitz (1740–93), auf Friedersdorf, Kammerherr u. Hofmarschall v. Kg. Friedrich Wilhelm II. v. Preußen (s. NDB 16*), u. d. Susanne Sophie Marie Luise de Dorville (1756–1808);
    2 T u. a. Elisabeth (1822–96, Joseph Gf. v. Ugarte, Frhr. zu Blanquard, 1804–62, auf Rossitz, k. k. ao. Gesandter u. bevollmächtigter Min., s. Wurzbach), Ehrendame d. bayer. Theresienordens; Schwager Ludwig v. d. Marwitz (1777–1837), preuß. Gen. u. Reformer (s. NDB 16);
    Vt Adolf (1788-1869), auf Stülpe, 1837 Mitgl. d. preuß. Staatsrats u. d. Herrenhauses, August Ludwig (1810–73, s. 3).

  • Biographie

    R. wurde nach dem Tod des Vaters bis zu seinem 14. Lebensjahr bei seinem Großvater August v. Briest erzogen. Der Schulbildung am Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster folgte ein Studium der Rechte in Heidelberg und Göttingen, wo zu seinen akademischen Lehrern u. a. Karl Salomo Zachariä und Gustav Hugo zählten. Nach Teilnahme an den Befreiungskriegen schied er 1816 aus dem Militärdienst aus und widmete sich zunächst der Verwaltung der ererbten väterlichen Güter. Seit 1816 Kammerherr, wurde R. 1822 zum ständischen Deputierten der Neumark und zugleich zum Protokollführer sämtlicher Sitzungen der anderen Provinzen berufen. Nach seiner Einsetzung als Mitglied der Hauptverwaltung der Staatsschulden 1823 begann seine Laufbahn in der obersten Ministerialbürokratie, zunächst als Vortragender Rat im preuß. Innenministerium, dann als Protokollführer der Immediatkommission für ständische Angelegenheiten (seit 1834 Mitgl.) und 1826 als Geh. Oberregierungsrat. 1830 noch als Oberpräsident für die preuß. Provinz (Ghzgt.) Posen ausgewählt, stand er seit 1831 dem Regierungspräsidium in Merseburg vor. Mit seiner Berufung als Geh. Staatsminister und Minister des Innern 1834 rückte R. in ein hochbrisantes Ressort vor, das er trotz zeitweiliger schwerer Erkrankung bis 1842 wirkungsvoll leitete. In den 20er Jahren Wortführer der ständischen Reaktion v. a. in der Kurmark, erwies er sich auch als Innenminister als äußerst restaurativ, ging scharf gegen liberale Tendenzen vor und lehnte eine Reformierung der Ständeverfassung strikt ab. Im Mischehenstreit mit der kath. Kirche (Kölner Wirren) hingegen war er, ebenso wie Karl Frhr. vom Stein, um Vermittlung bemüht, konnte die Verhaftung des Kölner Ebf. Clemens August Frhr. v. Droste-Vischering nicht vermeiden und sprach sich 1838 für dessen Freilassung aus. Bis zu seinem Tod blieb er mit Sitz und Stimme im Staatsministerium, amtierte außerdem seit 1842 als zweiter und seit 1843 faktisch als Präsident des Staatsrats.

    R. gilt als einer der führenden Konservativen in der preuß. Regierung des Vormärz. Im Sommer 1840 vermochte er Friedrich Wilhelm IV. nach seiner Inthronisierung zunächst von Änderungen in der Ständeverfassung abbringen. 1842 war R. wegen seines entschieden konservativen Kurses als Innenminister für den König nicht mehr tragbar, dieser verzichtete gleichwohl nicht auf R.s|Votum in der Regierung und der Ständekommission, wo die internen Diskussionen um die ungelöste Verfassungsfrage stattfanden. Auf R. geht das Wort vom „beschränkten Untertanengeist“ zurück, das er gegenüber der Stadt Elbing in einem Antwortbrief am 15.1.1838 wegen ihres Engagements für einen der Göttinger Sieben verwendet hatte.|

  • Auszeichnungen

    E. K. (1813);
    Roter Adler-Orden III. Kl. (1822), I. Kl. mit Eichenlaub u. Brillanten;
    Kommandeurkreuz d. bad. Ordens zum Zähringer Löwen, d. Verdienstordens d. bayer. Krone u. d. hann. Guelfenordens;
    Großkreuz d. russ. Annenordens mit d. Krone u. d. poln. Weißen Adlerordens.

  • Werke

    Geschichtl. Nachrr. v. Brandenburg u. dessen Altertümern, 1821.

  • Literatur

    ADB 28;
    Allg. Ztg. 1847, Nr. 267;
    Adolf v. Rochow, Nachrr. über d. Fam. v. Rochow, 1861;
    Vom Leben am preuß. Hofe 1815-1852, Aufzeichnungen v. Caroline v. Rochow, geb. v. d. Marwitz, u. Marie de la Motte-Fouqué, bearb. v. Luise v. d. Marwitz, 1908;
    H. Obenaus, Anfänge d. Parlamentarismus in Preußen, 1984;
    D. E. Barclay, Anarchie u. guter Wille, Friedrich Wilhelm IV. u. d. preuß. Monarchie, 1995;
    H. P. Ullmann, Restaurationssystem u. Reformpol., Süddtld. u. Preußen im Vergleich, 1996;
    B. Holtz, Wider Ostrakimos u. moderne Konstitutionstheorien, Die preuß. Reg. im Vormärz z. Vfg.frage, in: dies. u. H. Spenkuch (Hg.), Preußens Weg in d. pol. Moderne. Vfg.Verw.pol. Kultur zw. Reform u. Refomblockade, 2001, S. 101-39;
    NND;
    Kosch. Biogr. Staatshdb. |

  • Quellen

    Qu Geh. StA Preuß. Kulturbes. Berlin-Dahlem; Brandenburg. Landeshauptarchiv Potsdam (Nachlaßsplitter).

  • Porträts

    Holzschnitt in: LIZ 9, 1847;
    W. Hubatsch, Grundriß z. dt. Verw.gesch., XII, 1978, S. 290, Nr. 156 (mit falschen Daten).

  • Autor/in

    Bärbel Holtz
  • Zitierweise

    Holtz, Bärbel, "Rochow, Gustav Adolf von" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 684-685 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104245565.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rochow: Gustav Adolf Rochus v. R., preußischer Staatsmann, wurde am 1. October 1792 in Neuhausen bei Rathenow geboren. Nach dem frühen Tode seines Vaters Friedrich Ehrenreich Ludwig v. R. wurde er bis zum 14. Jahre erzogen von seinem mütterlichen Großvater v. Briest, indem seine Mutter Karoline Philippine v. Briest sich in zweiter Ehe mit dem Baron Friedrich de la Motte Fouqué vermählt hatte. Seit Herbst 1806 besuchte er das Gymnasium zum grauen Kloster in Berlin und studirte seit Frühjahr 1810 die Rechte in Heidelberg und Göttingen. Während der Freiheitskriege war er mit dem brandenburgischen Kürassierregiment an vielen Kämpfen betheiligt, rückte mit nach Paris und in die Bretagne und kehrte mit dem eisernen Kreuz geschmückt 1816 heim. Mit der Verwaltung der väterlichen Güter nunmehr beschäftigt, wandte er sich den ständischen Angelegenheiten des Kreises Westhavelland und der Provinz Brandenburg zu. Als Kreisdeputirter zeichnete er sich bei Regelung der Kriegsschuldenfragen dermaßen aus, daß er 1822, als es sich um die Reorganisation der Verfassung der Provinzialstände handelte, vom König zum Deputirten der Neumark und zum Protokollführer bei allen anderen Provinzialständen berufen wurde, auch den rothen Adlerorden 3. Classe erhielt. Er hatte hier abermals so große Fähigkeiten gezeigt, daß ihn der Staat auch ferner in Anspruch nahm. 1823 ward er zum vierten Mitgliede der Hauptverwaltung der Staatsschulden ernannt und bald darauf trat er als vortragender Rath in das Ministerium des Innern, zunächst zur Bearbeitung der ständischen Angelegenheiten. Auch erhielt er die Protocollführung bei der vom Kronprinzen präsidirten ständischen Immediatcommission. 1826 ward er zum Geh. Oberregierungsrath und im Frühjahr 1831 zum Chefpräsidenten der Regierung in Merseburg ernannt. Auf Wunsch des Statthalters der Provinz Posen, des Fürsten Radziwill, wurde er sodann zum Oberpräsidenten dieser Provinz ausersehen, aber wegen des inzwischen ausgebrochenen Aufstandes kam es nicht dazu. 1834 erfolgte seine Ernennung zum Minister des Innern und der Polizei. In dieser Stellung entwickelte er einen großen Eifer für die Förderung der Staatsinteressen und eine ungewöhnliche Fähigkeit in der Entscheidung der verwickeltsten Angelegenheiten. Die Nothwendigkeit zeitgemäßen Fortschritts keineswegs verkennend, trat er in seiner als entschieden conservativ zu bezeichnenden Verwaltung mit Festigkeit allen Bestrebungen entgegen, in welchen er eine Untergrabung der bestehenden Zustände erblicken zu müssen glaubte. Daher wurde er von liberaler und von ultramontaner Seite stark angefeindet. Dahin gehört es auch, daß unverhältnißmäßig viel Aufhebens gemacht worden ist von seiner in einem Briefe an einen Kaufmann in Elbing gethanen Aeußerung vom beschränkten Unterthanenverstand gegenüber der obrigkeitlichen Autorität. In der A. Allg. Ztg. Nr. 267 von 1847 wurde bezeugt, daß diese Aeußerung auf einer durchaus wahrhaften und edlen Grundlage entstanden sei. Auch wird ihm dort nachgerühmt, er habe durch unablässige Bemühungen die gegen die Schriftsteller des sog. jungen Deutschland ergriffenen Ausnahmemaßregeln erst zu mildern, dann rückgängig zu machen gewußt. 1837 wurde das Ressort der gewerblichen Angelegenheiten mit seinem Ministerium vereinigt. Mit besonderem Eifer widmete er sich dem Gefangenen- und Zuchthauswesen. 1842 wurde er wegen Kränklichkeit von den Geschäften eines Ministers des Innern entbunden; sein Wunsch, sich gänzlich zurückzuziehen, wurde jedoch vom König wiederholt abgelehnt. Er blieb Mitglied des Staatsministeriums, jedoch ohne Portefeuille und Mitglied des Staatsraths, zu dessen zweitem Präsidenten er 1843 ernannt ward. Bald darauf erhielt er an Stelle|des erkrankten Generals v. Müffling die alleinige Leitung dieser Behörde. Er starb in Aachen am 11. September 1847. — A. v. Reumont bezeichnet ihn in feinem Werke „Aus König Friedrich Wilhelm's IV. gesunden und tranken Tagen“ (Leipzig 1885, S. 163) als einen Mann, „dem man, seiner Schwächen ungeachtet, welche zum Theil die der Zeit waren, schweres Unrecht anthun würde, wenn man ihn nur nach einem so unglücklichen wie unvergeßlichen Worte, dem vom beschränkten Unterthanenverstande, beurtheilen wollte.“

    • Literatur

      Vgl. N. Nekrolog d. D. 1847, Thl. 2, Nr. 199.

  • Autor/in

    Wippermann.
  • Zitierweise

    Wippermann, Karl, "Rochow, Gustav Adolf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 734-735 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104245565.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA