Lebensdaten
1656 – 1730
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Kameralist ; Nationalökonom ; kursächsischer Hofrat
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 10422262X | OGND | VIAF: 66501466
Namensvarianten
  • Marperger, Paul Jakob
  • Marperger, Paul Jacob
  • Marperger, Paul Jakob
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Zitierweise

Marperger, Paul Jacob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10422262X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul ( 1694). Offz., dann Viehhändler in N.;
    M Margarethe, T d. Pfarrers Abraham Graf in Tauernfeld (Oberpfalz);
    1681 N. N.;
    2 S Bernhard Walther (1682–1746), Theol., Liederdichter (s. ADB 20), Paul Jacob v. M. (1686-1767). Jurist;
    E Paul Jacob (* 1720), Jurist.

  • Biographie

    M. soll schon in jugendlichem Alter an der Univ. Altdorf Theologie und Jurisprudenz studiert haben. Später war er in einem Handelshaus in Lyon tätig. In dieser Zeit begann er sich systematisch mit Fragen des Handels- und Gewerbelebens zu beschäftigen, die er auf weiten Reisen in den Metropolen Europas (Genf, Hamburg, Moskau, St. Petersburg, Stockholm, Wien) in wirtschaftlicher wie in rechtlicher Hinsicht studierte. 1698 wurde er zum kaiserlichen Dichter gekrönt und gehörte seit 1708 der Akademie der Wissenschaften in Berlin an. Seit 1712 lebte er als kursächs. Hofrat und Mitglied der Commerzien-Deputation in Dresden, das er neben Leipzig zu einem bedeutenden Handelsplatz machen wollte. In zahlreichen Abhandlungen und Eingaben bemühte er sich um Reformen des wirtschaftlichen Lebens und der staatlich-merkantilistischen Institutionen.

    M. gehört zu den produktivsten Autoren des deutschen Kameralismus. Seine etwa 60 veröffentlichten Schriften, die z. T. mehrfach aufgelegt wurden, und zahlreiche nachgelassene Manuskripte behandeln eine Vielzahl ökonomischer und juristischer Materien, sind allerdings von unterschiedlicher Qualität. Weite Verbreitung fand sein „Neu eröffnetes Kauffmanns-Magazin“ (1704), das Savarys „Le Parfait Négociant“ (1675) entspricht, aber stärkeren Nachdruck auf eine systematische Schulung legt. Auch M.s praktische Wirksamkeit in Dresden verdient Beachtung. Beharrlich setzte er sich für die Errichtung von Kommerzkollegien ein, die die wirtschaftliche Entwicklung planen und lenken und unmittelbar mit König und Kabinett zusammenarbeiten sollten. M. gilt auch als wichtiger Anreger des sächs. Gewerbeschulwesens, das später in Deutschland führend|wurde. Seit 1715 forderte er „Kauffmanns-Akademien“ für Handel und Gewerbe, neben die er „Informations-Kollegien“ stellen wollte. Zu diesen Projekten wie auch zu den von ihm geplanten „mechanischen Werkschulen“ machte er wohl als erster Merkantilist detaillierte Ausführungen über Organisation und Lehrstoffe. Schließlich erwarb sich M. durch zahlreiche Initiativen Verdienste um die Weiterentwicklung von Einrichtungen der Personen-, See- und Brandversicherung. Lange als bloßer „Vielschreiber“ (Roscher) eingeschätzt, hat M. aufgrund der Modernität vieler seiner Vorschläge zur Wirtschafts- und Gesellschaftsreform in neuerer Zeit wieder an Ansehen gewonnen.

  • Werke

    Weitere W u. a. Der allzeit fertige Handels-Correspondent, 1699;
    Der moskowit. Kaufm., 1705;
    Der schwed. Kaufm., 1706;
    Nothwendige u. nützl. Fragen üb. d. Kauffmannschaft, 1714;
    Wohlunterwiesener Handelsjunge, 1715;
    Ausführl. Beschreibung d. Haar- u. Federhandels, 1716;
    Vermischte Polizei- u. Commerzien-Sachen, 1722;
    Trifolium mercantile aureum, 1723;
    Beschreibung d. Tuchmacher-Handwerks, 1723;
    Auserlesene kleine Schrr., 1723.

  • Literatur

    ADB 20;
    B. Zieger, Ein sächs. Merkantilist üb. Handelsschulen, 1899;
    ders., Der Handelsschulgedanke in Kursachsen im 18. Jh., 1900, S. 8-26;
    H. Schmitt-Lermann, Der Versicherungsgedanke im dt. Geistesleben d. Barock u. d. Aufklärung, 1954, S. 66-69;
    P. Rupp, Barocke „Handlungswiss.“ als soz.geschichtl. Quelle: d. Poeta Caesareus Kommerzienrat M. aus Nürnberg, e. „entsetzlicher Vielschreiber“, 1979 (W, L);
    Jöcher;
    Jöcher-Adelung (auch zu anderen Mitgl. d. Fam.);
    Pogg. II.

  • Autor/in

    Hans Jaeger
  • Zitierweise

    Jaeger, Hans, "Marperger, Paul Jacob" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 234-235 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10422262X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Marperger: Paul Jakob M., Oekonomist, einer der ersten deutschen Schriftsteller, welche der Wissenschaft der politischen Oekonomie den Weg geebnet haben. Geboren zu Nürnberg den 27. Juni 1656 als der Sohn eines aus der oberen Pfalz stammenden adeligen schwedischen Offiziers, Paul M., der unter dem General Banner gedient und mit Aufgabe seines Adels nach Nürnberg sich zurückgezogen hatte, war er von seinem Vater auf die Universität Altorf gesandt worden, wo er bereits 1666 als Studiosus inscribirt worden sein soll, um daselbst Theologie zu studiren. Dieser aber zog er die Jurisprudenz vor, was seinen Vater bestimmte, ihn von der Hochschule zurückzurufen und ihn einem Lyoner|Handelshause anzuvertrauen. Alsbald nahm der Geist des jungen Mannes eine neue Richtung und beschäftigte sich nicht allein mit den Handels- und kaufmännischen Operationen, sondern auch mit den industriellen Verrichtungen und den polizeilichen Vorschriften nicht minder als mit den Grundsätzen der politischen Oekonomie, welche zu dieser Zeit noch wenig ausgebildet war. Und um die verschiedenen Zweige der Industrie zu studiren, dazu gereichte ihm gerade der Aufenthalt in Frankreich zu großem Nutzen. Später begab er sich nach Gens, Hamburg, Lübeck, Moskau, Petersburg, Stockholm und Wien, überall mit dem Vorsatze, seine Gesichtspunkte in der angedeuteten Richtung noch mehr zu berichtigen und zu erweitern. Im J. 1698 wurde er kaiserlich gekrönter Dichter, 1708 zu Berlin Mitglied der Societät der Wissenschaften und 1724 kam er als königlich polnischer und kursächsischer Hof- und Commerzienrath nach Dresden, wo er den 27. October 1730 starb. Die Frucht seiner Beobachtungen und Studien war eine große Zahl von Schriften über die verschiedensten Materien, 94 an der Zahl, dazu noch eine große Menge hinterlassener Manuscripte, 71 Nummern, die meistens ungedruckt geblieben sind. Seine kleineren Schriften erschienen größtentheils nach seinem Tode zusammen in zwei Bänden (Lübeck 1746, 4°). Unter diesen fanden die meiste Beachtung: „Der Moscowitische Kaufmann“, Lübeck 1705; „Der Schwedische Kaufmann“, das. 1705. 1706; „Ausführliche Beschreibung des Hanfes und Flachses und der daraus verfertigten Manufacturen“, Leipzig 1710; „Ausführliche Beschreibung des Haar- und Feder-Handels“, Leipzig 1716; „Erstes Hundert gelehrter Kaufleute“, Dresden 1717; „Vermischte Polizei- und Commerzien-Sachen“, Dresden 1722; „Beschreibung des Tuchmacher-Handwerks“, Leipzig 1723. Außerdem veröffentlichte er einige Uebersetzungen aus dem Französischen und schrieb selbst Gedichte. Von dem zu seiner Zeit allbekannten, sogar ins Französische übersetzten und noch heute seines reichen proverbialen Inhalts wegen mit Nutzen zu gebrauchenden „Curiöser Europäischer Antiquarius“ des P. L. Berckenmeyer (Hamburg. Schiller 1712) lieferte er, wie er selbst in seinem „Wohl unterwiesener Kauffmann-Jung“, Nürnberg 1715, 8° (Bl. L 8b) erzählt, auf Ansuchen des Verlegers eine Fortsetzung, die jedoch keineswegs an Werth seines Vorgängers Arbeit erreicht, und in dem soeben erwähnten „Kauffmann-Jung“, worin er auch (Bl. L 6a— L 8b) seine bis dahin erschienenen sämmtlichen Schriften aufzählt, thut er auch von zwei anderen Werken mit den Worten Meldung (Bl. M 7b): „Ferner warten nunmehro auff Verlegers: Großer Herren geistreiche Gebet, Gesänge und denckwürdige Reden“, und ebendaselbst: „Mercatura Symbolica, oder die in Lehrreichen Sinn-Bildern, Emblematibus oder Devisen, scharfsinnigen Inscriptionibus, klugen Reden, Sententiis. Apophthegmatibus und Lehr-Gedichten bestehende Kauffmannschaft"; ob jedoch diese beiden für die Apophthegmen- und Devisen-Litteratur viel versprechenden Bücher zum Druck gelangt sind, ist mehr als zweifelhaft, mir wenigstens ist in meinen langjährigen parömiologischen Studien nirgends auch nur eine Spur von ihnen begegnet. Und ebenso scheint die Annahme, daß die Initialen P. J. M. seinen Namen auf dem Titel des Buches andeuten: „Des durch seine Zauber-Kunst bekannten Christoph Wagners .. Leben und Thaten“, Berlin 1712. 8°, was zuerst Maltzahn (Deutscher Bücherschatz, S. 200) behauptete und Goedeke (Grundr. II, 1166) adoptirte, obgleich diesen Initialen die weiteren beigefügt sind: Mg. d. K. P. S. d. W. (das soll heißen: Mitglied der kgl. preußischen Societät der Wissenschaften), einer weiteren Begründung zu bedürfen. So großen Werth übrigens viele Schriften dieses arbeitsamen und dem öffentlichen Wohle dienenden Mannes unleugbar haben, so ist doch auch nicht zu verschweigen, daß nicht wenige derselben allzu schnell verfaßt wurden, ehe die Ideen sich gezeitigt hatten und daß fast alle eine sehr uncultivirte Sprache zur Schau tragen. Bei|alledem aber findet man in ihnen nützliche Belehrungen und Vorschläge, deren manche seitdem in Theorie und Praxis weitere Vervollkommnung gefunden haben.

    • Literatur

      Moller, Cimbria II, 530—533. Höck, Biogr. Nachr. von Oekonomen und Cameralisten I, 7—16. Rotermund, Gel.-Lexikon IV, 767—771. Hirsching, Histor.-literar. Handb. IV, 2, S. 360—364. Baader, Lexikon verstorb. bair. Schriftsteller I, 2, S. 1—3.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Marperger, Paul Jacob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 405-407 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10422262X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA