Lebensdaten
um 1450 – 1527
Geburtsort
Straßburg
Sterbeort
Pruntrut (Kanton Bern)
Beruf/Funktion
Bischof von Basel
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 103132872 | OGND | VIAF: 64412735
Namensvarianten
  • Christoph von Utenheim
  • Utenheim, Christoph von
  • Christoph
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Christoph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103132872.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus elsässischem Adel;
    V Hans (gen. 1442/51, tot 1462), S des Hanneman Klett v. Utenheim u. der Ennelin Schwarber aus Straßburg;
    M Susanna (gen. 1445, tot 1483), Wwe es. Wilh. v. Müllenheim (tot 1442), T des Hans Burkhard v. Müllenheim (tot 1458), Ratsherr zu Straßburg, Schultheiß zu Hagenau (S des Burkhard v. Müllenheim gen. Rechberg, Stättmeister zu Straßburg [ 1404] u. der Anna Burggraf), u. der Else v. Wickersheim ( 1440).

  • Biographie

    Als Magister Erfurtensis und Propst zu Sankt Thomas in Straßburg war Christoph 1473 in Basel immatrikuliert und Rektor der Universität; seit 1475 Domherr, wurde er am 1.12.1502 Bischof; Anfang 1527 resignierte er. Selber ein vorbildlicher Priester, suchte er 1503 durch Erlaß von Statuten seinen Klerus zu reformieren, drang damit aber ebensowenig durch, wie er später die Fortschritte der lutherischen Bewegung in Basel verhindern konnte. Gute Beziehungen unterhielt er mit den Vertretern des christlichen Humanismus: er berief Capito und den jungen Oekolampad, verkehrte mit Wimpheling, Pellikan und Rhenanus und verstand sich vorzüglich mit Erasmus, wie die erhaltenen Briefe zeigen. Erasmus widmete ihm zwei Schriften, darunter eine mit Reformvorschlägen hinsichtlich der Fastengebote und des Zölibats.

  • Literatur

    ADB XXXIX (unter Utenheim);
    P. S. Allen, Op. epist. D. Erasmi Rot. III, Oxford 1913, S. 7;
    R. Wackernagel, Gesch. d. Stadt Basel, Basel 1906-24, Bd. 3, S. 87, 401;
    Amerbach-Korr., hrsg. v. A. Hartmann, I, 1942, S. 198;
    LThK.

  • Porträts

    Wappen u. Stifterbild auf 2 Glasscheiben v. 1522 (Hist. Mus. Basel).

  • Autor/in

    Alfred Hartmann
  • Zitierweise

    Hartmann, Alfred, "Christoph" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 243 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103132872.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Utenheim: Christoph v. U., Bischof von Basel 1527. Unter den zahlreichen Persönlichkeiten der Uebergangszeit vom Mittelalter zur Reformation, welche ihren Blick gegen die Schäden der Kirche nicht verschließen konnten, aber auch dem Geiste Luther's nicht zu folgen vermochten, ragt aus dem bischöflichen Stande Christoph v. U. hervor. Er stand Erasmus nahe, neigte aber wie die älteren deutschen Humanisten zu einer ernsteren kirchlichen Lebensanschauung. — U. gehörte zu der elsässischen Adelsfamilie v. U., als deren Sproß er um Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts geboren sein mag. Schon in jungen Jahren begegnet er uns als Inhaber einer Domherrnpfründe am Thomasstift zu Straßburg und im J. 1473 als Propst desselben. In demselben Jahre studirte er zu Basel als magister liberalium artium und iuris pontif. scholaris, als welcher er damals die Würde des Rectors der Universität bekleidete. Im J. 1494 verzichtete er auf die Würde und Pfründe am Straßburger Stifte zu Gunsten eines Neffen von ihm, wol weil er selbst zum Custos des Baseler Domstiftes ernannt worden war. Aber der traurige Zustand der damaligen Kirche regte in ihm den Gedanken an, die „Welt“ zu verlassen und sich mit einem kleinen Kreise Gleichgesinnter in die Einsamkeit eines Schwarzwaldthales zurück zu ziehen, wie er denn auch den Humanisten Wimpheling, seinen Freund, dazu zu gewinnen suchte. Von diesem ernstlich gemeinten Vorhaben wurde U. indeß abgebracht, als das Baseler Domcapitel ihn im J. 1500 zum Verweser des dortigen Bisthumes und nach dem am 1. November 1502 erfolgten Tode des damaligen Bischofs Caspar zu Rhin, am 1. December darauf auch zu dessen Nachfolger wählte. In dieser Stellung erwartete ihn eine angestrengte Thätigkeit; denn das Bisthum war ökonomisch und moralisch verwildert. Durch sparsamste Verwaltung suchte der neue Bischof daher zunächst die Schuldenlast des Bisthums zu verringern, was ihm auch ausgezeichnet gelungen ist. Sodann betrat er den vom Baseler Concil vorgezeichneten Weg der regelmäßigen Abhaltung von Synoden, auf welchen alle äußeren und inneren Angelegenheiten des Priester- und Laienstandes berathen und controllirt werden sollten. Die erste dieser Synoden eröffnete er am 23. October 1503 mit einer den Geistlichen das Gewissen schärfenden Rede. Aber so ernst der Bischof auch auf dem Wege der Verordnungen und des guten Beispiels die Zustände der Baseler Kirche verbessern wollte, so sah er doch auf diesem Wege wenig Erfolg. Darum ging er jetzt zunächst darauf aus, nach Basel Männer zu ziehen, welche dort den Boden für die von ihm geplante Reform der Kirche lockern und weiter bearbeiten sollten. Wie er früher schon seinen Freund Wimpheling dahin gezogen hatte, berief er 1512 Capito und 1515 Oekolampadius, von denen er sich für seine Zwecke Gutes versprach, als Domprediger nach Basel, pflegte mit Erasmus Freundschaft und unterstützte sonst Bestrebungen, welche vom Standpunkte des noch kirchlich gesinnten deutschen Humanismus auf eine Besserung der Verhältnisse hinarbeiteten. Darum freute er sich auch, als der kühne Augustinermönch Martin Luther zu Wittenberg den Ablaßhandel bekämpfte, und las dessen Schriften mit Beifall. Ja, nach Capito's Aussage soll der Bischof U. im J. 1519 geneigt gewesen sein, Luther in Basel aufzunehmen, falls ihm in Wittenberg Gefahr drohe. Erst als er die Consequenzen der Lehre Luther's in Bezug auf den ganzen Bestand der damaligen katholischen Kirche, ihres Cultus und ihrer Sitte erkannte, entzog er ihr und ihren Anhängern seine Sympathie. Diese Wendung geschah 1522, und am 10. Juli 1524 trat er wie viele deutsche Bischöfe dem Bündnisse zur Aufrechterhaltung des Wormser Edictes gegen Luther und seine Gesinnungsgenossen bei. Aber der Geist der Reformation machte trotz aller Gegenbestrebungen auch in Basel solche Fortschritte, daß U., alt und krank wie er war, sich ihm nicht mehr gewachsen fühlte und das Baseler Domcapitel am 13. Februar 1527 bat, die geistliche und weltliche Leitung des Bisthums in andere Hände zu legen. Das Capitel willigte ein und bestimmte ihm eine Pension von 200 Goldgulden. Aber bald darauf, am 16. März 1527, entschlief U. zu Delsberg, wohin er sich zurückgezogen hatte.

    • Literatur

      Vgl. Herzog, Christoph v. Utenheim in Basler Beiträge zur vaterländischen Geschichte 1839 und dessen Artikel in Herzog, Plitt und Hauck, Realencyklopädie, 2. Aufl., Bd. 16, S. 267—271, wo noch als Fundorte für Nachrichten über U. Basler Chroniken I und das Chronikon des Konrad Pellikan citirt werden.

  • Autor/in

    P. Tschackert.
  • Zitierweise

    Tschackert, Paul, "Christoph" in: Allgemeine Deutsche Biographie 39 (1895), S. 409-410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103132872.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA