Lebensdaten
erwähnt 1472, gestorben 1493
Geburtsort
Lübeck
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Buchdrucker ; Buchhändler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102507554 | OGND | VIAF: 99864354
Namensvarianten
  • Koelhoff, Johann
  • Koelhoff, Johann der Ältere
  • Koelhoff, Johann
  • mehr

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Zitierweise

Koelhoff, Johann der Ältere, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102507554.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    ⚭ Bilie (Mabilia?);
    2 S, 1 T, u. a. Johann d. J. (s. 2).

  • Biographie

    K. erlernte den Buchdruck wahrscheinlich bei Wendelin von Speyer in Venedig. Von seiner lübischen Herkunft her möglicherweise dem Kaufmannsstande nahestehend, wurde er im Verzeichnis der hansischen Kaufleute in Köln als Goldschmied geführt. Er handelte mit Vieh, Getreide, Wolle, Papier. Mit der seit 1472 nachweisbaren Druckerei stellte er sich in die vordere Reihe der damals aufkommenden frühkapitalistischen Druckerverleger. Zeitweise beschäftigte er Lohndrucker wie Bartholomäus von Unckel beim Druck der Traktate Bonaventuras, 1486, später Ulrich Zell. Auch als Buchhändler hansischen Handelswegen folgend, stand er in Geschäftsverbindung mit Johann von Köln, genannt Ewiler, in Lüneburg, die er mit unternehmerischer Spekulation bis nach Dänemark, Schweden, Livland ausdehnte.

    Wirtschaftliche Erwägungen mögen auch K.s typographische Neuerungen bestimmt haben. Sogleich bei seinem ersten Druck – Johann Niders Praeceptorium divinae legis, 1472 – führte er zur Sicherung der richtigen Aufeinanderfolge der Blätter die Bogensignaturen vom Typus aj, ajj, ajjj ein, wobei der Buchstabe (a) die Lage, die gotisch geschriebene römische Ziffer (j) das Blatt bezeichnete. Wahrscheinlich aus Venedig übernahm er als Drucktype die Rotunda, eine raumsparende, gut lesbare „littera vera modernata, abscisa et formata“, wie sie der ebenfalls in Venedig geschulte Johann von Paderborn zur selben Zeit in seiner Presse in Löwen verwandte. Mit dieser rundgotischen Schrift, die sich im 14. Jahrhundert als Littera Bononiensis in den Bologneser Juristenhandschriften ausgebildet hatte, begann sich die Typographie von der in den handgeschriebenen Vorlagen vorgefundenen gotischen Minuskel mit ihrer Zeichenvielfalt, ihren Ligaturen und Kürzungen zu lösen, zugunsten einer nach typographischen Prinzipien autonomen Satzgestaltung mit Einzelbuchstaben. Schriftguß und Schriftsatz wurden damit auch ökonomisch effektiver. Man hat vermutet, daß K.s Rotunda bereits ein Nachschnitt einer typographischen Littera veneziana war. Daneben hat K., der einen ansehnlichen Letternvorrat – 22 Alphabete – besaß, auch Missaltypen und andere traditionelle gotische Schriften verwendet. – Wie andere Frühdrucker bediente er sich bei der Bebilderung seiner Bücher kommerzieller Praktiken. Für die „Historia septem sapientum Romae“ (1490), lieh er sich die Holzschnitte von Claes Leeuw in Antwerpen, verwendete aber nach dem Brauch der Zeit für 23 Abbildungen nur 11 Holzschnitte. Die hervorragenden Holzschnitte und Randleisten kölnischen Stils in Gerards von Vliederhoven „Die vyer uyssersten“ (Cordiale novissimarum, niederdeutsch, 1487) hat er von dem unbekannten Drucker der „Getzijden“ (um 1485) übernommen. Käuflich erwarb er Holzstöcke von Heinrich Knoblochtzer in Straßburg. Für den niederdeutschen Aesop (1489) ließ er die Holzschnitte der von Johann Zainer in Ulm um 1476/1477 gedruckten Erstausgabe der Übersetzung Heinrich Steinhövels nachschneiden. Für die 2. Ausgabe des Schwankes vom „Stynchen van der Krone“ (1492) ließ er originale Holzschnitte herstellen. – K. druckte gängige theologische, homiletische und philosophische Literatur des Spätmittelalters, nur selten humanistische Autoren. Wegbereitend wirkte er als erster Drucker niederdeutscher Bücher in Köln. Neben Gerard van Vliederhoven, dem „Seelentrost“ (1474), dem „Christenspiegel“ Dietrich Coelles (1489) gab er auch weltliche Unterhaltungsschriften und Schwänke heraus: den niederdeutschen Aesop, das Stynchen (Erstausgabe 1489 folgende, Faksimile 1968), den „Boven orden“, eine Mönchssatire (um 1490), die Vier Haimonskinder (1493).

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Koelhoff, Johann der Ältere" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 318-319 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102507554.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Koelhoff: Johann K., Vater und Sohn, Buchdrucker zu Köln im 15. Jahrhundert. Der ältere K., aus Lübeck stammend, gehört zu den frühesten Typographen dieser Stadt, wo 1472 aus seiner Presse als Erstlingswerk das Praeceptorium divinae legis von Johannes Nider mit dem Kolophon „Impressum Colonie per magistrum Johannem Koelhof de lubick. Anno Dni. M. CCCC. lxxij.“ hervorging. Was diesen seltenen Folianten besonders merkwürdig macht, ist der Umstand, daß hier zum ersten Mal Signaturen vorkommen, nämlich von a ij bis mm iiij, sodaß K. als der erste Einführer dieser Vervollkommnung der typographischen Einrichtungen anzusehen ist. Ein von Maittaire aufgezeichnetes Werk des Bartholomeus Anglicus: De proprietatibus rerum, mit der Adresse: Coloniae per Johannem Koelhoff de Lubeck Coloniae Ciuem. MCCCCLXX, ist bei Panzer als eine editio dubia valde! bezeichnet und von Hain gar nicht aufgenommen. Wahrscheinlich hat ein durch Wegradiren der letzten Ziffern an der Jahresangabe gefälschtes Exemplar der Koelhoff’schen Ausgabe von 1481 den Irrthum hervorgerufen. Bei einigen wenigen seiner zahlreichen Drucke bediente er sich eines Signets, welches das Wappen der Stadt Köln mit den Namensinitialen J K in der Höhe zeigt; unter anderen auf dem Endblatte der 1490 bei ihm erschienenen Legenda Alberti magni per Rudolphum de Novimagio. Eine treue Nachbildung brachte das Bulletin du Bibliophile Belge, IX. p. 73, jedoch ohne Beigabe von Notizen. K. war verheirathet mit Bilie (Mabilia?) und kaufte mit seiner Frau am 14. Febr. 1480 das Haus Ederen, welches auf der Ecke der jetzigen Portalsgasse, ganz in der Nähe der Laurentiuskirche, lag. Hier hat er beständig seinen Wohnsitz behalten, und es wird daher keinem Zweifel unterliegen, daß die Adresse: Colonie apud sanctum laurentium impresse et diligenter correcte. Anno Dni. M. CCCC. LXXX VJ. feliciter finiuntur, welche man am Schlusse einer Folioausgabe der Homiliae Chrysostomi super Johannem liest, zu ihm verweist. Der Inkunabelnkatalog der Kölner Stadtbibliothek schreibt das Buch einem unbekannten Drucker zu, bemerkt aber dabei, daß die Typen den Koelhoff’schen sehr ähnlich seien. Sein Lebensende ist in dem Kolophon zu Libri Institutionum magistri Nycasij de Voerda angezeigt: „Opus lecture magistralissimum quattuor etc. scriptis suppletum in famosissima Agrippinen. Colonie universitate conducto non exili salario orthosynthetico. industria Johannis Koelhoff civis eiusdem in ipso opere ad superos vocati protocaragmatizatum. Anno virginalis partus. M. CCCC. XCJJJ. sexta die Aprilis ad finem optatum est perductum“. Er ist demnach gegen Ende 1492 oder anfangs 1493 gestorben. In den Grundbüchern der Stadt erfährt man sein Ableben erst am 14. Octbr. 1495, wo Grietgyn, Johann und Peter, seine drei Kinder, ihre Theilungsverhandlungen beurkunden lassen, in Folge deren das elterliche Haus Ederen an den Goldschmied Conrad von Frankfurt, den Gatten Grietgyn's, überging.

    Den jüngeren Johann K. betrifft wol jene Stelle in der Kölner Universitätsmatrikel, welche im October 1487 meldet: „Johannes Koelhoeff de Colonia ... ad jura juravit et solvit“. Etwas später, nämlich am 3. November 1499, liest man daselbst von einer sehr angesehenen Persönlichkeit ähnlichen Namens: „Magister Johannes Koelhoeph decretorum doctor, Sancte sedis Apostolice cubicularius, Ecclesie Collegiate in forchem bambergensis Dioces. praepositus, Cathedralium Ratispon. ac Vratislaven. ecclesiarum canonicus, vates percelebris etc. iuravit et ob persone honorem et reverentiam nil solvit“.|Er scheint derselben Familie aus einer anderen Linie angehört zu haben. 1491 besorgte Johann K. der Sohn auswärtige Geschäfte für seinen Vater. Ein Copienbuch im Stadtarchiv weist nach, daß er in diesem Jahre als Bevollmächtigter „Johann Kölhoff des alden Boichdruckers“ nach Lüneburg reiste, um Forderungen einzutreiben. 1496 kaufte er mit „Wendelgyn“, seiner Frau, das in der Albanspfarre gelegene Haus „Ryle in der Hellen“ — aber schon im J. 1499 verkaufen sie dasselbe an Jacob Pastoir. Die Herausgabe der „Cronica van der hilliger stat van Coellen“ war in diesem Jahre erfolgt, eines nach Ort und Zeit mit erstaunlichem Freimuth abgefaßten Buches, in welchem die Donner der Reformation schon von ferne heranzurollen scheinen. Diese berühmte und höchst werthvolle Chronik verdient auch als typographische Leistung, namentlich durch ihren reichen xylographischen Bilderschmuck, hervorgehoben zu werden. Das Wagniß mußte jedoch für den Verfasser (wahrscheinlich Johann Stump aus Rheinbach, Schulmeister) gleich wie für den Verleger verhängnißvoll werden und ihnen viele und mächtige Feinde zuziehen. Sicherlich war in Köln ihres Bleibens nicht mehr. Rolant Spot und Heinrich von Neuß werden das Material der Koelhoff’schen Officin an sich gebracht haben und als die Herausgeber dessen, was nach 1499 mit Koelhoff’schen Typen gedruckt ist, anzusehen sein. Dahin zähle ich auch den sehr interessanten Einladungsbrief zum Kölner Schießspiel von 1501, der ohne Druckernamen erschienen ist. In Betreff der Chronik ist noch zu bemerken, daß die Ausgabe von 1499 die einzige ist. Eine Widerlegung der entgegenstehenden Angaben ist in der Einleitung zum Wiederabdrucke im zweiten Bande der Chroniken der niederrheinischen Städte (Leipzig, 1876) enthalten K. hinterließ zwei Töchter, Anna und Dorothea, letztere Nonne zu Tremont (Dortmund). Als der Schreinsschreiber am 5. Dec. 1519 eine dieselben betreffende Beurkundung vornahm, wurde auch der verstorbenen Eltern gedacht mit dem Beisatze „den beyden got gnade“ — ein Ausruf, der sich nur in diesem vereinzelten Falle in den Schreinsbüchern vorfindet. Den Schreiber hatte wol eine tiefe Besorgniß um das Seelenheil des mit vermeintlicher schwerer Sündenschuld beladenen damnatus chronologus und seines Mithelfers K. zu dieser Exclamation bewogen. Außer der Chronik hat K. noch mehrere Bücher in deutscher Sprache gedruckt, unter denen die 1497 erschienene „Hystorie van der Eirlicher Stat Nuys“ von Christian Wierstraat durch Inhalt und Seltenheit besonders interessant ist und von den Bibliophilen hoch gewerthet wird.

    • Literatur

      Urkunden. Fischer, Typograph. Seltenheiten, V. Hain, Repertorium bibliogr. Katal. d. Inkun. in d. Stadtbibl. zu Köln. Krafft, Mittheilungen aus der Matrikel der Kölner Universität. Panzer, Annales typogr.

  • Autor/in

    J. J. Merlo.
  • Zitierweise

    Merlo, Johann Jakob, "Koelhoff, Johann der Ältere" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 419-420 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102507554.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA