Lebensdaten
erwähnt 1432 oder 1450 , gestorben um 1450
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Prosaist ; Kartäuser
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102500355 | OGND | VIAF: 29922893
Namensvarianten
  • Groß, Erhart
  • Gross, Erhart
  • Erhard, Gross
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Groß, Erhart, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102500355.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Nach eigenen Angaben mit d. patriz. Fam. Groß blutsverwandt; Abstammung an Hand d. bisher erschlossenen Quellen nicht nachweisbar.

  • Biographie

    G., so lange wir sein Leben verfolgen können (1432-50), Kartäusermönch im Kloster Marienzell zu Nürnberg, steht beispielhaft für den provinziellen Charakter der deutschen Literatur im 15. Jahrhundert. Zu Lebzeiten drang die Kenntnis seiner Werke kaum über die Kreise hinaus, denen er sie widmete: Verwandten, Mitbrüdern, Nonnen im Katharinenkloster zu Nürnberg. Die postume Drucklegung des „Laiendoktrinals“ zeugt für das Interesse des Bürgertums an moraltheologischer Unterweisung, setzt aber keine Kenntnis des Autors voraus. Erst das 19. Jahrhundert hat den Namen G. in die Literaturgeschichte eingeführt und die sprachliche Ausdruckskraft seiner wenigen Schriften erkannt. Die beschränkte Wirkung und lokale Verbreitung – fast alle Handschriften stammen aus dem Nürnberger Raum, viele sind Autographe – kontrastiert mit dem erstmaligen Aufgreifen novellistischer Stoffe aus der italienischen Renaissanceliteratur, eine Generation vor den Verdeutschern Petrarcas und Boccaccios. In der „Grisardis“ (1432, ediert von Ph. Strauch, = Altdeutsche Textbibliothek 29, 1931) erzählt G. die Geschichte von der durch ihren Mann grausam auf ihre Treue geprüften Griseldis. Die exemplarische Typik der Gestalten, die Einordnung der Heldin in die Reihe der durch ihre Treue berühmten Frauen, die Handlungsanalogie zu Geschehnissen des Neuen Testaments weisen auf ein mittelalterliches Verständnis des Stoffes hin. Doch das Lob der Ehe als Orden des Bürgertums, die Einfühlung in die Charaktere und die Motivierung der Erzählung statt bloßer Wiedergabe des Handlungsschemas sprechen für kongeniale Umarbeitung der italienischen Vorlage. Mit der Übertragung theologischer Schriften von Gerard van Vliederhoven, „Cordial“, 1436 (Handschriften in Breslau und Nürnberg) und von Jean de Clerk, „Laiendoktrinal“, 1443 (Augsburg 1485 und 1493, 2 weitere Drucke ohne Ort und Jahr) bezeugt G. den Einfluß der niederländischen auf die oberdeutsche Literatur seiner Zeit. Die übrigen Traktate heben sich nach Inhalt und Art der Exegese nicht von der Masse moraltheologischen Schrifttums des 15. Jahrhunderts ab. Aber sie sind – ebenso wie die „Grisardis“ – niedergeschrieben in einem in der mittelalterlichen deutschsprachigen Erbauungsliteratur bis dahin nicht bekannten Literatenbewußtsein: der Verfasser stellt sich in Vorworten und Widmungen vor seine Werke, die sprachliche Form löst sich vom Inhalt und bekommt Eigenbedeutung (die „Grisardis“ ist in 2 von G. stammenden Redaktionen, wovon eine nur als sprachliche Überarbeitung der anderen aufzufassen ist, überliefert). Im „Witwenbuch“ (1446, Teil 1 ediert von E. Dienes, 1936, Teil 2 ediert von I. Lugossy, 1941) und in den „43 Gesprächen“ (1440, Handschrift in München) benützt G. die Dialogform dazu, sich selbst und Menschen seines Lebenskreises als Gesprächspartner auftreten zu lassen. Diese persönliche Ausfüllung eines in Analogie zum mittelalterlichen Lehrsystem verwendeten Gliederungschemas ist vor G. nicht nachzuweisen. Die Gegensätze: Privatcharakter der Werke in Intention und Überlieferung bei Vertrautheit mit neuesten Literaturströmungen der Zeit, modernes Literatenbewußtsein, hineingetragen in eine von anonymer Lehrhaftigkeit bestimmten Gattung, kennzeichnen G. als eigenständige Gestalt in einer Zeit des Übergangs.

  • Werke

    Weitere W (nur hs. überliefert) Nonnenwerk, 1432 (Hss. in Nürnberg u. Breslau);
    Geograph. Traktat, 1436 (Hss. ebd.);
    Lat. Kompilationen, teilweise Vorstufen zu d. dt. Schrr. (München, Nürnberg).

  • Literatur

    Ph. Strauch, Dt. Prosanovellen d. 15. Jh., II: Die Grisardis d. Albrecht v. Eyb, in: Zs. f. dt. Altertum 29, 1885, S. 373-443;
    ders., Die Grisardis d. E. G., ebd. 36, 1892, S. 241-54;
    Ann. ordinis Cartusiensis, ed. Le Couteulx, Bd. 6, Montreuil 1890, S. 265;
    H. Heerwagen, Die Kartause in Nürnberg 1380-1525, in: Festgabe d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg z. 50. Jubelfeier d. Gewerbe-Mus. in Nürnberg, 1902, S. 88-132;
    J. Baier, Das ehem. Karthäuserkloster in Nürnberg, in: Kal. f. kath. Christen auf d. J. 1909, S. 102-05;
    K. Laserstein, Der Griseldisstoff in d. Weltlit., 1926;
    F. Eichler, Stud. üb. d. Nürnberger Kartäuser E. G., Diss. Greifswald 1935;
    Vf.-Lex. d. MA II.

  • Autor/in

    Paul-Gerhard Völker
  • Zitierweise

    Völker, Paul-Gerhard, "Groß, Erhart" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 139 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102500355.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA