Lebensdaten
1381 – 1448
Geburtsort
vermutlich Ratibor (Schlesien)
Sterbeort
Krakau
Beruf/Funktion
Mathematiker ; Astronom ; katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102498385 | OGND | VIAF: 12695806
Namensvarianten
  • Lorenz
  • Laurentius Nueschin
  • Kaczer, Lorenz
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Zitierweise

Lorenz von Ratibor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102498385.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Nikolaus de Radbor;
    M N. N.; Verwandte Markus Kaczer, Zisterzienser, magister artium, Bakkalaureus d. Theol., Martin (gen. 1458-77), Dominikaner, Prior in K., Lektor d. Theol. u. Inquisitor f. K.

  • Biographie

    Erst mit 30 Jahren wurde L. 1411 an der Univ. Krakau immatrikuliert; die relativ hohe Immatrikulationstaxe läßt auf Wohlhabenheit der Familie schließen. 1414 erwarb er das Bakkalaureat, zwei Jahre später das Magisterium Artium. Sogleich begann eine fruchtbare, über viele Jahre andauernde Lehrtätigkeit an der Krakauer Artistenfakultät, wo er bis ans Lebensende die Fächer Mathematik und Astronomie pflegen und einen Schülerkreis heranbilden konnte. Seit 1420/21 hatte L. den (1405 von einem Krakauer Bürger namens Stobner gestifteten) Lehrstuhl für Mathematik und Astronomie inne. Er hielt Vorlesungen über Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Optik und Musiktheorie, erklärte die astronomischen Tafeln und wirkte als Hofastronom, indem er Sonnenfinsternisse vorausberechnete und den Jahreskalender erstellte. Seine Prognose einer Sonnenfinsternis für 1435 fand besondere Beachtung und wurde in einem zeitgenössischen lat. Gedicht gepriesen. Gleichfalls war er mit Herstellung und wissenschaftlicher Anwendung von astronomischen Instrumenten beschäftigt, worüber er auch Vorlesungen hielt.

    Dieser bedeutendste unter den schles. Gelehrten an der Univ. Krakau in der 1. Hälfte des 15. Jh. war 1421/22 und 1427 Dekan der Artistenfakultät, 1428 für zwei Amtsperioden Rektor. Zwischendurch studierte er Theologie und wurde (vor dem 26. August 1426) baccalaureus in sacra theologia; vor 1439 erlangte er das theologische Magisterium. Als Theologe war er ein eifriger Vorkämpfer des Konzils von Basel, dessen Rechtmäßigkeit er 1440/41 in zwei Gutachten verteidigte. Abgesehen von diesen und von kommentierten astronomischen Berechnungen aus dem Jahre 1420 sowie einigen Predigten, ist von seinem Werk nichts nachweislich erhalten. Sein Bücherbesitz deutet jedoch auf weitgespanntes geistiges Interesse hin, welches von mathematisch-naturwissenschaftlichen Texten über Orientkunde bis zu Pastoral- und Predigtliteratur reicht. Bücher der Bibliotheka Jagellońska in Krakau schenkte er der „libraria magistrorum“; weitere Bücher vermachte er einer von ihm in der Marienkirche zu Ratibor gestifteten Kantorei. Um seine wissenschaftliche Arbeit finanzieren zu können, erhielt er mehrere kirchliche Pfründen, darunter Kanonikate an der Marienkirche zu Ratibor (vor 1427) sowie kurz darauf in dem von Kg. Władysław Jagiello für Professoren und Magister der Universität gestifteten Kollegiatkapitel von St. Florian außerhalb der Stadtmauern von Krakau. Dort hielt am 15.4.1448 Magister Mattheus de Labiszan die Leichenpredigt auf L., in welcher er dessen mathematisch-naturwissenschaftliche Leistungen besonders hervorhebt.

  • Werke

    Radices ad meridianum Cracoviensem A. D. 1420 (Krakau, Bibl. Jagellońska cod. 602);
    Sermones (ebd., cod. 2246);
    Determinacio;
    Conclusiones (= Konzilsgutachten), beide aus cod. 1217 d. Bibl..Jagellońska gedr. in: J. Fijałek, Mistrz Jakób z Paradyża i Uniwersytet Krakowski w okresie Soboru Bazylejskiego, 2 Bde., 1900, II, 405-07, 414-16.

  • Literatur

    W. Wisłocki, Cat. Codicum Manuscriptorum Bibl. Universitatis Jagellonicae Cracoviensis, 2 Bde., 1877-81;
    K. Morawski, Hist. de l'université de Cracovie, trad. Paul Rogier, 3 Bde., 1900-05;
    G. Bauch, Schlesien u. d. Univ. Krakau im XV. u. XVI. Jh., in: Zs. d. Ver. f. Gesch. u. Alterthum Schlesiens 41, 1907, S. 99-180;
    G. Rosińska, Une table astronomique de Laurent de Racibórz, Le commentaire qui l'accompagne, in: Mediaevalia Philosophica Polonorum 19, 1974, S. 141-47;
    K. Walsh, Ein Schlesier an d. Univ. Krakau im 15. Jh., Zu Biogr., wiss. Interessen u. Hss.besitz d. L. v. R., in: Archiv f. schles. KG 40, 1982, S. 191-206 (L).

  • Autor/in

    Katherine Walsh
  • Zitierweise

    Walsh, Katherine, "Lorenz von Ratibor" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 170 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102498385.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA