Lebensdaten
um 1455 – 1521
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Buchdrucker ; Verleger
Konfession
-
Normdaten
GND: 10230534X | OGND | VIAF: 17611975
Namensvarianten
  • Schensperger, Johann der Ältere
  • Schönsberger, Hans
  • Schönsperg, Johann
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Zitierweise

Schönsperger, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10230534X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. ( vor 1469);
    M Barbara N. N. ( 2) 1469 Johann Bämler, eigtl. Kesselmann, 1503, um 1466-95 Buchführer, 1472-95 Drucker in A., s. NDB I; Augsburger Stadtlex.; LGB²);
    Schw Anna ( 1491 Peter Berger, 1486-89 Drucker, 1466 [?]-um 1495 Buchhändler in A., s. ADB II; LGB²);
    Anna N. N. (erw. 1508);
    S Johann (s. 2), T N. N. ( Johannes Oswalt, zw. 1502 u. 1524 Buchhändler u. Verleger in A., pflegte Geschäftsbeziehungen nach Basel u. Venedig; s. LGB²), N. N. ( Matthias Bamberger, Bürger in Zwickau).

  • Biographie

    S. stammte aus einer in der Salzfertigerzunft eingeschriebenen Familie, der viele Kaufleute angehörten, die mit verschiedenen Produkten Handel trieben. Auch S. war außer im Buchdruck und Verlagswesen im Wein- und Viehhandel aktiv. Zeitweise besaß er außerdem ein Gasthaus und eine Papiermühle. Sein Haus mit Offizin lag in der Katharinengasse am Weinmarkt, einem der vornehmsten Augsburger Viertel. Seine gehobene wirtschaftliche und soziale Stellung innerhalb der Stadtgesellschaft wird deutlich durch die Wahl in Zunftämter und die Mitgliedschaft im Großen Rat der Stadt.

    Vermutlich erhielt S. einen Teil der Ausbildung bei seinem Stiefvater Johann Bämler. 1481 richtete er zusammen mit dem Goldschmied Thomas Rüger ( 1482) eine Druckerei ein. Rüger war wohl zuständig für die Herstellung der Drucktypen, nachdem zu Beginn noch Typenmaterial von Bämler benutzt wurde. Bis 1484 war die Witwe Anna Rüger noch geschäftlich mit S. verbunden. 1481-1502 gingen rund 260 Werke aus seiner Offizin hervor, außer einigen lat. Lehrbüchern in erster Linie dt.sprachige Bücher erbaulichen und belehrenden Inhalts, die oft mit Holzschnitten illustriert wurden. Dabei druckte S. häufig Werke nach, die vorher bereits in Augsburg, Nürnberg und Straßburg erschienen waren, u. a. die dt. und lat. Ausgabe von Hartmann Schedels „Weltchronik“, deren Erstausgaben Anton Koberger in Nürnberg herausgegeben hatte.

    Um 1500 verschlechterten sich die finanziellen Verhältnisse S.s, so daß er die eigenfinanzierte Buchproduktion praktisch einstellen mußte und 1507 in Teilkonkurs ging. Aus dieser wirtschaftlich schwierigen Lage rettete ihn die Ernennung zum geheimen Buchdrucker Ks. Maximilians I. am 17.12.1508 mit einem Jahresgehalt von 100 Gulden. Außer den amtlichen Drucken gingen aus dieser|Tätigkeit das „Gebetbuch“ Maximilians (1513) und der „Theuerdank“ (1517, ²1519) hervor. Für diese beiden Werke wurden völlig neue Schriften entworfen, die den Beginn der Frakturschrift darstellen. Vermutlich stellte sein Sohn Johann diese Schriften her. Für die Buchillustration wurden v. a. führende Künstler aus Augsburg und Nürnberg herangezogen (u. a. Leonhard Beck, Hans Burgkmair, Hans Schäufelein, Albrecht Dürer).

    Der Buchvertrieb erfolgte in enger Kooperation mit Johann Bämler und dem Augsburger Buchdrucker Anton Sorg ( 1493), aber auch mit weiteren Augsburger und auswärtigen Druckern und Buchhändlern. S. unterhielt u. a. enge Geschäftsbeziehungen nach München, Ulm, Straßburg, Speyer und Frankfurt/M. Zum einen verbesserte S. die Buchversorgung jener städtischen Bevölkerungsschichten, die zwar lesen konnten, aber des Lateins nicht kundig waren, zum anderen führte er die Fraktur ein, die bis ins 20. Jh. die wichtigste Schrift für das dt.sprachige Buch darstellte.

  • Werke

    Faks. ausgg.: K. Giehlow, Ks. Maximilians Gebetbuch, Mit Zeichnungen v. Albrecht Dürer u. anderen Künstlern, 1907;
    Teutscher Kal., Nachwort v. K. Pfister, 1922 (Teilfaks. d. Ausg. v. 1490);
    Jacobus de Cessolis, Schachzabel (Augsburg: J. S. 1483), Mit e. Nachwort v. Anneliese Schmitt, Reprint d. Originalausg. 1483 nach d. Exemplare d. Dt. Staatsbibl. Berlin, 1981;
    H. Sieveking, Das Gebetbuch Ks. Maximilians, Der Münchner Teil mit d. Randzeichnungen v. Albrecht Dürer u. Lucas Cranachd. Ä. , Rekonstruierte Wiedergabe, 1987;
    Ks. Maximilian I., Die Abenteuer d. Rr. Theuerdank, The adventures of the knight Theuerdank, Kolorierter Nachdr. d. Ausg. v. 1517, Complete coloured facsimile of the 1517 edition, 2003;
    Typenproben:
    Veröff. d. Ges. f. Typenkunde d. XV. Jh., 1907-36, Tafel 2, 95, 685, 489-95, 595-96, 686-88;
    Dt. u. ital. Inkunabeln in getreuen Nachbildungen (Monumenta Germaniae et Italiae typographica), begr. v. K. Burger, fortges. v. E. Voulliéme, II, 1913, Tafel 227 f.;
    |

  • Quellen

    Qu: Rechnungsauszüge, Urkk. u. Urkk.regg. aus d. Augsburger StadtA, hg. v. A. Buff, in: Jb. d. kunsthist. Slgg. d. Allerhöchsten Ks.hauses 13, 1892 (Reg. 8555, 8562-64, 8576-78, 8580, 8594, 8597, 8610, 8617 f., 8637); StadtA Augsburg.

  • Literatur

    ADB 32;
    Schenk zu Schweinsberg, Vertrag zw. Johannes Gruninger, Buchdrucker zu Strassburg, u. H. S., Bürger zu Augsburg, über d. v. Ersterem gedr. Passionale, in: Neuer Anz. f. Bibliogr. u. Bibl.wiss., 1877, S. 350 f.;
    K. Giehlow, Btrr. z. Entstehungsgesch. d. Gebetbuches Ks. Maximilians I., in: Jb. d. kunsthist. Slgg. d. Allerhöchsten Ks.hauses 20, 1899, S. 30-102;
    P. Wescher, Die Ill. d. Augsburger Schedelchronik u. ihr Meister, in: Gutenberg-Jb. 8, 1933, S. 62-68;
    C. Wehmer, in: Altmeister d. Druckschr., hg. v. d. Schr.gießerei D. Stempel, 1940, S. 61-80;
    ders., Mit gemäl und schrift, Ks. Maximilian u. d. Buchdruck, in: In libro humanitas, FS f. Wilhelm Hoffmann z. 60. Geb.tag, 1961, 1962, S. 244-75;
    H.-J. Künast, J. S. d. Ä. – der Verleger d. Augsburger „Taschenausgabe“ d. Schedelschen Weltchronik, in: 500 J. Schedelsche Weltchronik, Nürnberg 1994, S. 99-110 (= Pirckheimer-Jb. IX);
    ders., „Getruckt zu Augspurg“, Buchdruck u. Buchhandel in Augsburg zw. 1468 u. 1555, 1997;
    ders., in: LGB²;
    H. Zäh, Konrad Peutingers Exemplar d. Gebetbuchs Ks. Maximilians (Bibl. Apostolica Vaticana, Ottob. Lat. 577), in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. 126, 2004, S. 293-316;
    ders., Ein unbek. Papierexemplar d. Gebetbuchs Ks. Maximilians in d. Univ.bibl. München, in: Bibl.forum Bayern 32, 2004, S. 150-54;
    Der Buchdruck im 15. Jh., Eine Bibliogr., hg. v. S. Corsten u. a., T. 1, 1988, S. 392 f. (L);
    E. Voulliéme, Die dt. Drucker d. fünfzehnten Jh., ²1922, S. 9-12;
    F. Geldner, Die dt. Inkunabeldrucker, I, 1968, S. 146-49;
    Benzing, Buchdrucker;
    Augsburger Stadtlex.

  • Autor/in

    Hans-Jörg Künast
  • Zitierweise

    Künast, Hans-Jörg, "Schönsperger, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 421-422 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10230534X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schönsperger: Hans S., ein Augsburger Buchdrucker, über dessen Lebensgang wenig bekannt ist, der aber herrliche Werke seiner Kunst hinterlassen hat. Zweifellos gab es zwei Buchdrucker dieses Namens Hans S. in der schwäbischen Reichsstadt, denn ausdrücklich nennt sich in mehreren Werken der Eine den „elteren“, während der andere sich zum Unterschied als den „jungen“ bezeichnet. Schon der Zeit nach ist es angezeigt, sie für Vater und Sohn zu halten. Der berühmte Meister unter ihnen ist der Vater, den wir in den beiden letzten Decennien des 15. Jahrhunderts sehr thätig in Augsburg finden. Führen wir die hervorragendsten Erzeugnisse desselben zunächst an. Sein erstes Buch, das er im Jahre 1481 druckte, ist medicinischen Inhalts: „Ain büchlin genant regimen sanitatis“, welchem im J. 1482 der Sachsenspiegel und im J. 1496 und 1501 das Passional „Das ist der heiligen leben", „Das puch des ritters her Hansen von Montevilla", Hans Tuchers „Reißbeschreibung", „Ordnung der Gesundheit" und das Buch der Natur folgten. 1483 finden sich ein deutsches Evangelien- und Epistelbuch und ein Beichtbüchlein. Von den Werken aus den folgenden Jahren verzeichnen wir die „teutsche Bibel" aus dem J. 1487, Chroniken, z. B. die „Cronica von keysern und bebesten" aus dem gleichen Jahre, zum zweiten Mal die „teutsche bibel" vom J. 1490, den „teutschen Belia" in mehreren Auflagen, „Maister Elucidarius", das Passional mehrfach, „Clag, antwurt und ausgesprochene urteyl gezogen aus geystlichen und weltlichen rechten“ (1497), Thomas a Kempis „von nachfolgung und schwächung der welt“ (1498), Rechtsbuch der Stadt Nürnberg, Aesop's Fabeln, der „teutsch psalter“, Herbarius, das Buch der Natur, ein Nachdruck der von dem Nürnberger Drucker Koberger 1493 gedruckten Weltchronik, eine Chronik von Andechs und manches andere. Merkwürdig genug, mit dem J. 1501 hört plötzlich die Schönspergerische Druckthätigkeit in Augsburg auf, während die Meister Ratold, Froschauer, Sorg, H. Otmar, Oeglin u. a. eine rührige Thätigkeit entfalten oder weiterführen. Wohin Hans S. gekommen ist, ob er sich noch in Augsburg aufgehalten hat oder nicht, was aus seinem Geschäft geworden ist, können wir nicht sagen. Da taucht erst im J. 1510 ein Büchlein „Die Weissagung von zukünftiger betriebtniß“, gedruckt „durch Hans Schensperger den jungen“ auf, welchem 1511 und 1514 ein Wetterbüchlein,|1513 ein Passional, ein Buch „von complexion der menschen“ (zweimal), eine Auslegung des Vaterunsers, das „Leiden Jesu Christi unseres erlösers“ vom selben jungen Hans S. folgen. Auch von andern Druckern ließ dieser Hans S. der junge Werke herstellen, so z. B. „siben ermanung eines cristenlichen gebets“, gedruckt zu Augsburg durch Heinrich Stayner „in kosten und expens H. Schenspergers 1524“. Wir sehen daraus, daß derselbe auch Buchführer d. h. Buchhändler war, der bei andern arbeiten ließ. Mit dem Jahre 1517 tritt nun unvermuthet der ältere S. wieder ans Licht, und zwar in Nürnberg, wo er unter Beibehaltung seines Augsburger Bürgerrechts seine Kunst ausübt und ein weit berühmtes Buch druckt, nämlich den Theuerdank, „gedruckt in der kayserlichen stat Nürnberg durch den eltern Hansen Schönsperger, bürger zu Augspurg“. Es ist dies die berühmte Prachtausgabe, zu welcher Hans Scheufelin die Illustrationen in Holz geschnitten hat. Im J. 1519 erschien dieses Werk zum zweiten Mal, aber diesmal zu Augsburg „gedruckt in der kayserlichen stat Augspurg durch den eltern Hansen Schönsperger"; also war der Meister dahin wieder zurückgekehrt. Bezeichnenderweise tragen bloß diese beiden Ausgaben des Theuerdank den unterscheidenden Beisatz „der elter". Bis zum Jahre 1524 finden wir dann noch Schönspergische Druckwerke, aber sie tragen weder den Beisatz „der elter“, noch „der junge“. Es will mir scheinen, als habe sich Vater und Sohn vereinigt, jener gedruckt und dieser verkauft. Von den Druckwerken Schönsperger's aus den Jahren 1520—24 führen wir noch an: 1522 „ein nutzliche betrachtung der natürlichen, himlischen und prophetischen ansehungen aller trubsalen“, 1523 zweimal das neue Testament, dasselbe auch noch aus dem Jahre 1524, das letzte Buch aus der Schönsperger’schen Druckerei.

    • Literatur

      Zapf, Augsburgs Buchdruckergeschichte nebst den Jahrbüchern derselben. 2 Theile. — Panzer, Annalen der ältern deutschen Literatur.

  • Autor/in

    Wilhelm Vogt.
  • Zitierweise

    Vogt, Wilhelm, "Schönsperger, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 320-321 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10230534X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA