Lebensdaten
1777 – 1848
Geburtsort
Darmstadt
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Großherzog von Hessen und bei Rhein
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 102223262 | OGND | VIAF: 42226393
Namensvarianten
  • Ludwig II. von Hessen
  • Ludwig II.
  • Ludwig II. von Hessen
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Zitierweise

Ludwig II., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102223262.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ghzg. Ludewig I. ( 1830, s. NDB 15) B Prinz Emil (1790–1856, s. NDB IV);
    - Karlsruhe 1804 Wilhelmine (1788–1836), T d. Erbprinzen Karl Ludwig v. Baden (1755–1801) u. d. Amalie Landgfn. v. Hessen-Darmstadt;
    3 S, 2 T, u. a. Ghzg. Ludwig III. ( 1877, s. NDB 15), Alexander ( 1888), österr. u. hess. Gen. (s. NDB I), Marie (1824–80, 1841 Kaiser Alexander II. v. Rußland, 1818–81).

  • Biographie

    Von dem übermächtigen Schatten seines Vaters konnte sich L., der bei der Thronbesteigung bereits im 53. Lebensjahr stand, nie freimachen. Er war begabt und gebildet, doch fehlten ihm die ausgeprägten künstlerischkulturellen Interessen des Vaters. Eine an Menschenscheu grenzende Abneigung gegen jede Form gesellig-höfischer Repräsentation mag durch den langjährigen Erzieher Geheimrat Friedrich (v.) Petersen (1753–1827), den Bruder des Darmstädter Hofpredigers, der ihn auch während der Studienjahre in Leipzig 1795-98 begleitete, noch bestärkt worden sein. Trotz standesgemäßer militärischer Laufbahn – 1803 Kommandeur der hess. Brigade Erbprinz, 1813 Generalleutnant – hatte L. nie ein Frontkommando. Es gab einzelne diplomatische Ehrenmissionen – 1804 zur Kaiserkrönung Napoleons in Paris, 1808 zum Erfurter Fürstenkongreß, 1814 zur Thronbesteigung König Ludwigs XVIII. –, doch sonst führte der mit der rheinbündischen Titelerhöhung zum „Groß- und Erbprinzen“ avancierte Thronfolger ein zurückgezogenes Privatleben. Auch die politische Führungsrolle in der mit der Verfassung von 1820 gebildeten Ersten Kammer des Landtags überließ er dem jüngeren Bruder Prinz Emil. Die Ehe mit der temperamentvolleren bad. Cousine Wilhelmine, die sich auf der Rosenhöhe und dem privat erworbenen Schloß Heiligenberg b. Jugenheim einen eigenen Lebensbereich schuf, gab Anlaß zu Gerüchten.

    Die Landtagsdebatte über die Finanzausstattung des neuen Großherzogs im Sommer 1830 stand im Zeichen der von der franz. Julirevolution ausgelösten Unruhen. Die Zweite Kammer verweigerte die Übernahme der auf 2 Mill. Gulden summierten Privatschulden der Erbprinzenzeit, kürzte die überkommene Zivilliste und lehnte den beantragten Ausbau des Residenzschlosses ab. Auch als Landesherr wohnte L. daher weiterhin im seitherigen Erbprinzenpalais, einer umgebauten Kavalleriekaserne am Luisenplatz. Das vom Vater großzügig geförderte Hoftheater wurde geschlossen. Die Leitung der hess. Politik blieb bis 1848 in den Händen des konservativ-autoritären Staatsministers Carl du Bos du Thil, der die gewissenhafte und pflichtbewußte Arbeit des stets sorgfältig unterrichteten Regenten rühmte. L. brachte jedoch kaum eigene Initiativen ein und begrenzte die persönlichen Kontakte, soweit möglich, auf den engsten Beraterkreis, den dirigierenden Minister, Kabinettssekretär Andreas Schleiermacher, der wohl ebenfalls nicht an das Format des unter Ludewig I. tätigen Vaters heranreichte, und die Kriegsminister. Mit der vor allem von du Thil verantworteten, durchaus erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklungspolitik – Ausbau des Zollvereins, Straßenbau und Eisenbahnplanung, Grundlastenablösung, Landwirtschafts- und Gewerbeverein, Höhere Gewerbeschule – kontrastierten der innenpolitische Repressionskurs, die weitgehende Kaltstellung der Landtagsopposition durch das sogenannte „du Thil’sche System“ und die Unterdrückung politischer Oppositionsregungen (Georg Büchners „Hess. Landbote“) durch Polizei und Justiz, gelegentlich gemildert durch die großzügige Handhabung des großherzogl. Begnadigungsrechts. In den letzten Jahren auch gesundheitlich beeinträchtigt, wich L. in den ersten Märztagen 1848 dem Druck der abermals von Paris ausgehenden revolutionären Bewegung, stimmte der Entlassung du Thils zu und verzichtete zugunsten seines zum Mitregenten berufenen Sohnes Ludwig (III.) auf die Ausübung der Regierungsgewalt. L.s Tod im Sommer 1848 wurde in der Öffentlichkeit kaum beachtet.

  • Literatur

    ADB 19;
    H. Ulmann (Hrsg.), Denkwürdigkeiten aus d. Dienstleben d. Hessen-Darmstädt. Staatsmin. Frhr. du Thil, 1803–48, 1921, S. 331 ff.;
    D. Schäfer, Prinz Emil v. Hessen-Darmstadt in d. dt. Rev., 1954;
    S. Büttner, Die Anfänge d. Parlamentarismus in Hessen-Darmstadt u. d. du Thilsche System, 1969.

  • Porträts

    Gem. v. G. L. Glaeser, 1830, u. J. Hartmann (Schloßmus. Darmstadt);
    Lith. (Stadtarchiv Darmstadt), Abb. in: M. Knodt, Die Regenten v. Hessen-Darmstadt, ²1976.

  • Autor/in

    Eckhart G. Franz
  • Zitierweise

    Franz, Eckhart G., "Ludwig II." in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 397 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102223262.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ludwig II., Großherzog von Hessen und bei Rhein (1830—1848), wurde geboren zu Darmstadt am 26. December 1777 als der älteste Sohn des damaligen Erbprinzen Ludwig von Hessen-Darmstadt, späteren Großherzogs Ludwigs I., und seiner Gemahlin Luise Karoline Henriette, Tochter des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt. Seine Jugendjahre fallen in die Friedenszeit bis 1790, eine Zeit, in der unter dem Schutze deutscher Fürsten Künste und Wissenschaften in Deutschland blühten. Unter dem Einflusse dieser classischen Zeit erhielt er eine sorgfältige Erziehung. Im Herbste 1795 besuchte er, beinahe 18 Jahre alt, die Universität Leipzig und studirte daselbst unter Leitung des Geheimraths v. Petersen bis zum Jahre 1798. Kriegsgefahren, welche während dieser Zeit das darmstädtische Land bedrohten, zwangen seine Eltern zweimal zu flüchten, das erste Mal im Herbste 1795 nach Eisenach und bald darauf im Juli 1796 nach Kleinzschocher bei Leipzig, wo der Prinz mit seinen Eltern zusammentraf. Bevor er nach beendeter Studienzeit 1799 in die Residenz Darmstadt zurückkehrte, bereiste er in Begleitung des Freiherrn v. Baumbach Deutschland und hielt sich bei seinem Oheim, dem Könige Friedrich Wilhelm II. von Preußen, einige Zeit zu Besuch auf. Nach seiner Rückkehr nach Darmstadt widmete sich L. (später seit 1806 Groß- und Erbprinz, nachher Erbgroßherzog genannt) zunächst dem Militärdienst, um sich in dieser Beziehung für seine späteren Regentenpflichten vorzubereiten. Außerdem beschäftigten ihn namentlich verschiedene auswärtige Sendungen. So reifte er im November 1804 nach Paris, um der Krönung Napoleons beizuwohnen, wohnte 1808 dem Congresse zu Erfurt an, brachte 1814 dem König Ludwig XVIII. von Frankreich bei seiner Thronbesteigung die Glückwünsche seines Hauses dar und ging endlich im nämlichen Jahre zum Fürstencongresse in Wien. Dort vertrat er die Interessen seines Landes und Hauses. In den inneren Angelegenheiten wurde er blos bei den landständischen Verhandlungen zur Mitwirkung berufen und zwar verfassungsmäßig als Mitglied der ersten Kammer, deren Sitzungen er regelmäßig und oft an den Discussionen sich betheiligend beiwohnte. Später (1823) trat er in den Staatsrath. Sonst blieb er stets fern von unmittelbarer Theilnahme an der Regierung, war aber in seiner Zurückgezogenheit ein fleißiger und denkender Beobachter. — Im J. 1803 hatte sich L. mit der Prinzessin Wilhelmine Luise, jüngsten Tochter des im J. 1801 verstorbenen Erbprinzen Karl Ludwig von Baden, verlobt. Am 19. Juni 1804 fand zu Karlsruhe die Vermählung statt. Im J. 1829 feierte er sein 25jähriges Vermählungsfest. Bald darauf, am 6. April 1830, trat er beim Hinscheiden seines Vaters im Alter von 53 Jahren die Regierung an. Der Anfang dieser Regierung war ebenso wie das Ende|begleitet von allerdings sich niemals über das ganze Großherzogthum erstreckenden Unruhen. Nachdem der Großherzog kurz nach seinem Regierungsantritte von einer Reise nach Oberhessen, die er, um diese Provinz kennen zu lernen, unternommen hatte, über den ihm gewordenen Empfang sehr befriedigt zurückgekommen war, brachen in derselben Provinz Unruhen aus, die bald einen bedrohlichen Charakter annahmen. Bewaffnete Banden, größtentheils aus Nichthessen bestehend, darunter viele Polen, durchzogen das Land, Aufruhr predigend und namentlich die großherzoglichen Beamten vertreibend. Dem energischen Eingreifen der Truppen unter dem Oberbefehle des Prinzen Emil von Hessen gelang es indessen den Aufstand, der unter der ländlichen Bevölkerung wenig Anhang, theilweise sogar offenen Widerstand gefunden hatte, ziemlich rasch zu unterdrücken und die Ordnung wiederherzustellen. Doch gährte es fortwährend im Lande, namentlich in Oberhessen und unter den Studirenden der Universität Gießen. Das Jahr 1848 bereitete sich vor. In der inneren Verwaltung des Großherzogthums setzte L., dem der Staatsminister du Thil ebenfalls zur Seite stand, die Reformen seines Vaters fort. Freilich waren es nicht große neue Einrichtungen, wie die Gewährung einer Verfassung oder die Gründung des Zollvereins, die sein Vater geschaffen oder zu denen er doch seinen Beistand geliehen hatte, allein deshalb war das Regierungssystem des Großherzogs nicht weniger fördernd für die Wohlfahrt seines Landes, als das seines Vaters es war. Der Verwaltungsmechanismus wurde theilweise umgestaltet und hierdurch vereinfacht. Den beiden im Lande besonders vertretenen christlichen Confessionen wandte die Regierung Ludwigs besondere Aufmerksamkeit zu. Durch Edict vom 21. März 1837 wurde zu Friedberg in der Wetterau ein evangelisches Predigerseminar errichtet, nachdem schon vorher durch Urkunde vom 22. Juni 1830 „zur Ehre Gottes, zur Wohlfahrt der katholischen Kirche und zum Besten der Landesuniversität“ eine katholischtheologische Lehranstalt errichtet worden war, die als Facultät mit der Universität Gießen vereinigt wurde und gleiche Rechte mit der evangelischen Facultät erhielt. Der öffentliche Unterricht wurde durch Errichtung mehrerer Realschulen gefördert. Im Justizwesen fanden namhafte Verbesserungen statt. Die Feld-, Forst- und Polizeistraffachen wurden den ordentlichen Gerichten überwiesen. Ein neues Strafgesetzbuch wurde eingeführt. Ein Entwurf zu einem bürgerlichen Gesetzbuch wurde ausgearbeitet, auch zum Theil den Ständen des Landes vorgelegt und von diesen gutgeheißen, doch erlangte er nicht Gesetzeskraft. Für das Gewerbe geschah unter Ludwigs Regierung sehr viel. Handwerkerschulen wurden im ganzen Lande gegründet, Gewerbeausstellungen veranstaltet. Die dritte dieser Ausstellungen fand zu Mainz im J. 1842 statt und erstreckte sich auf die Industrie sämmtlicher deutscher Staaten. Sie war die erste allgemeine deutsche Gewerbeausstellung und von 715 Ausstellern beschickt. Ebenso winden die ersten Eisenbahnen in Hessen unter der Regierung Ludwigs gebaut und zwar die jetzt noch wichtigen Strecken der Main-Neckar-Bahn zwischen Frankfurt a. M. und Heidelberg-Mannheim über Darmstadt und der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt a. M. und Kassel, letztere die ganze großherzoglich hessische Provinz Oberhessen von Süden nach Norden durchschneidend. Beide Linien waren Staatsbahnen und von den Staaten Frankfurt, Hessen und Baden, bezw. Frankfurt, Hessen-Darmstadt und Kurhessen gemeinschaftlich ausgeführt. — Während der Ausführung aller dieser Reformen lebte L. ruhig und fast nur seiner Familie sich widmend in Darmstadt. Seine Gemahlin verlor er bereits durch den Tod am 27. Januar 1836. Von den sieben Kindern, die sie ihm geboren, waren nur vier am Leben geblieben und haben ihn auch überlebt: 1) Prinz Ludwig, der nachmalige Großherzog Ludwig III., 2) Prinz Karl, 3) Prinz Alexander, 4) Prinzessin Marie, Gemahlin des Kaisers Alexander II. von Rußland. Bis|weit in die 60er Jahre genoß L. eine vollkommene Gesundheit. Er war, wie sein Vater in den mittleren Mannesjahren, groß und stark von Körper und hatte eine stattliche grade Gestalt. Von dem Jahre 1843 ab jedoch begannen seine Kräfte zu schwinden und als das Jahr 1848 mit seinen Stürmen hereinbrach, fühlte er sich denselben nicht mehr gewachsen. Am 5. März 1848 ernannte er seinen ältesten Sohn, den Erbgroßherzog Ludwig, zum Mitregenten. Am 16. Juni 1848 bereits starb er an Entkräftung.

    • Literatur

      Steiner, Geschichte der Regierung Ludwigs II. Seligenstadt 1849. Steiner, Ludwig II., Großherzog von Hessen. Darmstadt 1848.

  • Autor/in

    Walther.
  • Zitierweise

    Walther, "Ludwig II." in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 557-559 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102223262.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA