Lebensdaten
1881 – 1933
Geburtsort
Dümpten (heute: Mülheim/Ruhr)
Sterbeort
Kiel
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 101629362 | OGND | VIAF: 71765211
Namensvarianten
  • Oberfohren, Ernst

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Zitierweise

Oberfohren, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101629362.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann, Landwirt;
    M Anna Krüger;
    ⚭ Ida (1882–1975), verw. Steffens, T d. Theodor Heinrich Friedrich Mumm, Kaufm. u. Stadtverordneter in K.; kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1900 in Mülheim absolvierte O. das Lehrerseminar in Mettmann und studierte seit 1903 in Berlin und Bonn Theologie, Philosophie, Germanistik und Romanistik. 1907 bestand er die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen. Anschließend unterrichtete er in Godesberg, Bonn, Kattowitz und 1909-24 an der Städt. Höheren Mädchenschule sowie am Lehrerinnenseminar in Kiel. 1911 nahm O. daneben das Studium der Nationalökonomie und Rechtswissenschaften auf. 1914 wurde er aufgrund der Dissertation „Jean Bodin und seine Schule“ (in: Weltwirtschaftl. Archiv 1, 1913, S. 249-85) zum Dr. rer. pol. promoviert. 1919 wurde O. für die DNVP als Abgeordneter des Wahlkreises Schleswig-Holstein in die Verfassunggebende Nationalversammlung gewählt. 1920-33 Reichstagsabgeordneter, beschäftigte er sich in erster Linie mit Steuer- und Agrarfragen; er setzte sich für eine Stärkung der Landwirtschaft ein, in der er die Basis der Wirtschaft überhaupt erblickte. 1928 wurde er stellvertretender Vorsitzender der DNVP und Vorsitzender des Reichstagsausschusses für Steuerfragen, im Dezember 1929 mit massiver Unterstützung Alfred Hugenbergs (1865–1951) in Nachfolge des von ihm bekämpften Kuno Gf. Westarp (1864–1945) Fraktionsvorsitzender. O.s strikte Ablehnung des Young-Planes und sein antirepublikanischer Oppositionskurs gegenüber der Regierung Brüning führten im Sept. 1930 zum Auszug der Westarp-Gruppe, die bis 1932 als Volkskonservative Partei im Reichstag vertreten blieb. Obwohl O. in Schleswig-Holstein von Gauleiter Hinrich Lohse heftig angegriffen wurde, plädierte er im Jan. 1933 für ein Zusammengehen der DNVP mit der NSDAP. Bald nach der Machtergreifung distanzierte er sich jedoch von Hugenberg und dessen Kurs, was ihm Bespitzelung, Hausdurchsuchungen und Verhöre einbrachte. Obwohl am 22.3.1933 als Fraktionsvorsitzender bestätigt, legte er am 30. März sein Reichstagsmandat nieder und zog sich verbittert aus der Politik zurück. Eine ihm zugeschriebene Denkschrift über den Reichstagsbrand, die Ende April vom „Manchester Guardian“ veröffentlicht wurde (The Oberfohren-Memorandum), vermutlich aber von Albert Norden (1904–82) stammt, könnte zur Ermordung O.s, der am 7.5.1933 erschossen aufgefunden wurde, geführt haben. Das im Druck befindliche „Deutsche Führerlexikon“ (1934, S. 335) hat den einschlägigen Artikel jedenfalls durch eine Leerseite ersetzt.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Idee d. Universalökonomie in d. franz. wirtsch.wiss. Lit. bis auf Turgot, 1915;
    Franz. Bestrebungen z. Verdrängung d. dt. Handels, 1916;
    Die Lebensmittelversorgung d. Stadt Kiel in d. drei ersten Kriegsj., 1918.

  • Literatur

    K. Gf. v. Westarp, Am Grabe d. Parteiherrschaft 1918–32, 1932;
    W. Hammer, Hohes Haus in Henkers Hand, ²1956;
    Der Spiegel 13, 1959, Nr. 48, S. 51 (P);
    G. Stoltenberg, Pol. Strömungen im schleswig-holstein. Landvolk 1918-1933, 1962;
    F. Tobias, Der RTbrand, Legende u. Wirklichkeit,|1962 (S. 644-56: Die O. zugeschriebene Denkschr.);
    P. Wulf. E. O. u. d. NSDAP am Ende d. Weimarer Rep., in: „Wir bauen d. Reich“, Aufstieg u. erste Herschaftsj. d. Nat.soz. in Schleswig-Holstein, 1983, S. 165-87;
    W. Braeuer, in: Biogr. Lex. Schleswig-Holstein VIII, 1987, S. 257-59 (W, L);
    Wi. 1922 u. 1928;
    Der pol. Alm. VI, 1930;
    Rhdb. (P);
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Schumacher, M.d.R.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Oberfohren, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 384-385 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101629362.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA