Lebensdaten
um 1340 – vermutlich 1405
Beruf/Funktion
Chronist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 101426259 | OGND | VIAF: 121645776
Namensvarianten
  • Johann
  • Lindenblatt, Johann (unbewiesener Familienname)
  • Lindenblatt, Johannes
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Johann von Posilge, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101426259.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Herkunft aus Posilge (östl. Marienburg, Westpreußen) wird durch d. Namen bezeugt; der v. Simon Grünau angegebene Fam.name Lindenblatt ist unbewiesen.

  • Biographie

    Familie, Jugendgeschichte, Studium J.s sind unbekannt; ein Studium in Prag, vor 1367, wäre denkbar, da hier 1368-86 zwei Studenten aus Posilge (Thomas, Nikolaus) begegnen. Ein Johann von Posilge, der 1405 in Prag das Baccalaureat erwarb, ist wegen des Alters kaum mit dem Chronisten identisch. Dieser tritt urkundlich zuerst in den Jahren 1372-74 als Pfarrer in Deutsch-Eylau und Schiedsrichter in einem Streit zwischen dem Deutschen Orden und dem Bistum Ermland auf, ist dann ab 1376 Offizial (Richter) des Bischofs von Pomesanien in Riesenburg und Pfarrer in Ladekop. Ab 1406 wird als Offizial ein Nikolaus Lange genannt. Da der 14. Juni in einem Nekrolog als Todesdatum von J. angegeben wird, hat man 1405 als Todesjahr angenommen. Die Unsicherheit darüber verunsichert auch J.s Anteil an der Chronik, die mit 1360 einsetzt und bis 1419 reicht, besonders, wenn er noch über das Jahr 1405 hinaus gelebt haben sollte. Die von J. lateinisch verfaßte Chronik liegt nur in einer deutschen Übersetzung vor. J. erweist sich als gut informiert, flicht auch Aktenstücke ein. Er beschränkt sich nicht auf den Deutschen Orden, sondern schreibt eine preuß. Landeschronik mit außenpolitischem, innenpolitischem und kulturellem Detail. Er bringt dabei auch Nachrichten über die Nachbarländer Preußens. Das Werk darf mit Recht als die bedeutendste Leistung des Deutschordenslandes Preußen auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung bezeichnet und auch zu den wertvollsten deutschen Chroniken des Mittelalters gezählt werden.

  • Werke

    Jbb. J. Lindenblatts od. Chronik J. v. Pusilie, Officials zu Riesenburg, hrsg. v. J. Voigt u. F. W. Schubert, 1823;
    J.s v. P. … Chronik d. Landes Preußen …, hrsg. v. E. Strehlke, in: Scriptores rerum Prussicarum III, 1866, S. 13-57 (Einl.), 79-397.

  • Literatur

    ADB 26 (unter Posilge);
    M. Toeppen, Gesch. d. Preuß. Historiogr., 1853, S. 35 ff.;
    Helmut Bauer, Peter v. Dusburg u. d. Gesch.schreibung d. Dt. Ordens im 14. Jh. in Preußen, 1935, S. 79-93;
    K. Helm u. W. Ziesemer, Die Lit. d. Dt. Ritterordens, 1951, S. 168 ff.;
    U. Arnold, Stud. z. preuß. Historiogr. d. 16. Jh., 1967, S. 20 ff.;
    Altpreuß. Biogr.;
    Vf.-Lex. d. MA V, S. 466 ff.

  • Autor/in

    Kurt Forstreuter
  • Zitierweise

    Forstreuter, Kurt, "Johann von Posilge" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 566 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101426259.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Posilge: Johannes v. d. P. wird jetzt als der Verfasser einer mit dem J. 1360 beginnenden und im Anfange des 15. Jahrh. endenden und geschriebenen Ordenschronik genannt, welche nach dem Vorgange des Namen und Thatsachen erfindenden Schriftstellers und Mönches Simon Grunau lange Zeit einem sonst ganz unbekannten Johannes Lindenblatt beigelegt wurde. Nach den eigenen Eingangsworten hat „diese Chronik des Landes von Preußen und auch anderer Lande Geschäfte, die zugleich geschehen sind. Herr Johannes. Offizial von Riesenburg, beschrieben zu Latein, und wurden gewandelt darnach in das Deutsche und fortan beschrieben nach seinem Tode“. Nach den Untersuchungen Joh. Voigt's und den noch eingehenderen Max Töppen's ist von den beiden Officialen von Riesenburg, d. h. geistlichen Richtern des Bisthums Pomesanien, des Namens Johann, welche in jener Zeit, am Ende des 14. und am Anfange des 15. Jahrhunderts, mehrfach urkundlich erwähnt werden, nur derjenige als der Verfasser des hochbedeutenden zeitgenössischen Geschichtswerkes anzusehen, der auch unter der Bezeichnung Johannes v. d. P. (Posilge ist ein westpreußisches Dorf östlich von Marienburg) vorkommt und mitunter als Pfarrer von Ladekopp in der Niederung bezeichnet wird. Schon bevor Johannes in diese Doppelstellung als Pfarrer von Ladekopp und geistlicher Richter von Pomesanien eintrat in welcher er zum ersten Male am 4. Februar 1376 begegnet, als er noch Pfarrer in Deutsch-Eilau war, muß er ein sehr angesehener Mann gewesen sein, denn er war 1372 unter den Schiedsrichtern, welche einen wichtigen Landstreit zwischen dem Deutschen Orden und dem Bischof von Ermland zu entscheiden hatten. Wahrscheinlich starb er noch im Besitz jener beiden erst erwähnten Aemter, und zwar nach dem 6. November 1404; sein Todestag war der 14. Juni. Weiteres, außer daß er noch bisweilen als Urkundenzeuge vorkommt, ist über sein Leben nicht bekannt. Das lateinische Original der Chronik scheint ganz verloren zu sein. Die deutsche Uebersetzung sammt den Fortsetzungen ist zweimal herausgegeben: 1823 von Johannes Voigt und F. W. Schubert (Jahrbücher Johannes|Lindenblatts oder Chronik Johannes v. d. Pusilie Officials zu Riesenburg) und 1866 von Max Töppen im 3. Bande der Scriptores rerum Prussicarum.

  • Autor/in

    K. Lohmeyer.
  • Zitierweise

    Lohmeyer, K., "Johann von Posilge" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 458-459 unter Posilge [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101426259.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA