Lebensdaten
erwähnt vermutlich 1258 oder 1294 , gestorben 13. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Minnesänger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 101272251 | OGND | VIAF: 5181155044737772520004
Namensvarianten
  • Heinrich von Stretelingen
  • Heinrich
  • Stretlingen, Heinrich von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Heinrich von Stretlingen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101272251.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. v. St., gleichnamige Stammburg am Westende d. Thuner Sees; urkundl. seit d. 12. Jh. bezeugt, war es mit Besitzungen um d. Thuner See mäßig begütert, verarmte offenbar schon bald u. starb im 15. Jh. aus (s. HBLS VI, S. 568).

  • Biographie

    Unter mehreren Heinrichen des Geschlechts ist aus stilistischen und überlieferungsgeschichtlichen Gründen am ehesten der zwischen 1258 und 1294 urkundende H. (III.) als der Minnesänger anzusehen. Über sein Leben finden sich keine Nachrichten, wenn man absieht von der historisch wenig verläßlichen Stretlinger Chronik des Eulogius Kiburger ( 1506, s. Literatur), die einen H. kennt, der bei „groß tenz und allerlei spils“ den Ruin der Familie heraufbeschworen habe, die aber seinen Minnesang mit keinem Wort erwähnt. Überliefert sind unter seinem Namen drei Lieder. Diese schließen sich an die Tradition des Hohen Minnesangs an, wie sie von einer Gruppe adliger Dilettanten der Schweiz in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gepflegt wird. Es sind Minneklagen: vom Preis der Natur – aus der Ansage von „grüener heide“, „bluomen unde klê“ und „vogele sanc“ rasch aufgebaute Bilder – und dem Preis der Geliebten hebt sich des Dichters immer wehmütig-ungestilltes Minnesehnen ab. Thema und Topoi wie der „rôte munt“, „der minne strâle“, „spiegeliehte ougen“, vor allem auch der Reimgebrauch erinnern unmittelbar an Gottfried von Neifen. Die Strophen zeigen Kanzonenbau – Lied 2 steht wegen unvollständiger Stollenidentität im Reimschema auf der Grenze zur zweiteiligen Strophenform –, sie sind zurückhaltend binnengereimt, zwei der Lieder verwenden Refrain, der einmal vielleicht bewußt Walthers von der Vogelweide „tandaradei“ variiert. Eines der Lieder hat Ludwig Tieck erneuert.

    Besonders interessant ist H. in überlieferungsgeschichtlicher Hinsicht wegen der Doppelbezeugung in der großen Heidelberger Liederhandschrift C und dem – seit 1945 verschollenen – Naglerschen Bruchstück (überliefert nur Name und Bild), das in nächster Verwandtschaft zu C steht. Beider Miniaturen haben einen sehr reizvollen und für die mittelalterliche Malerei seltenen Vorwurf: Dichter und Dame beim höfischen Tanz, der den Vortrag des Liedes zugleich demonstriert und begleitet. Beigegeben sind Wappenschild – goldene Pfeilspitze auf rotem Grund; in C die Farben von Emblem und Grund vertauscht – und Helm mit goldenem Hirschgeweih als Zier, dessen Zacken in roten Rosen endigen.

  • Werke

    in: Die Schweizer Minnesänger, hrsg. v. K. Bartsch, 1886 (Einl. S. LXIX-LXXV), Nachdr. 1964, S. 106-09.

  • Literatur

    ADB 36 (unter Stretlingen);
    Die Stretlinger Chronik, Ein Btr. z. Sagen- u. Legendengesch. d. Schweiz a. d. XV. Jh., hrsg. v. J. Baechtold, 1877, bes. S. VII-XXVI, S. 159-64 (P);
    Vf.-Lex. d. MA II (fehlerhafte Hs.angabe). - Zur Überlieferung: F. v. d. Hagen, Handschriftengem. u. a. bildl. Denkmäler d. Dt. Dichter d. 12. bis 14. Jh., in: Abhh. d. Kgl. Ak. d. Wiss. zu Berlin 1852, 1853, S. 813-22 (P);
    K. Martin, Minnesänger II, ²1964, S. 6 f. Abb. 5 u. Tafel 4;
    E. Jammers, Das kgl. Liederbuch d. dt. Minnesangs, Eine Einführung in d. sog. Maness. Hs., 1965 (s. Register unter H. u. Naglersches Fragment, P). - Zu E. Kiburger: HBLS IV.

  • Porträts

    Miniatur d. sog. Grundstockmalers, Anf. 14. Jh., in d. Gr. Heidelberger Liederhs., Abb. in d. Faks.-Ausg. d. Hs., 1925-29;
    Miniatur, Anf. 14. Jh. (ehem. Berlin, Preuß. Staatsbibl., Ms. germ. oct. 125), Abb. b. Baechtold, v. d. Hagen, Jammers, s. L.

  • Autor/in

    Hella Frühmorgen
  • Zitierweise

    Frühmorgen, Hella, "Heinrich von Stretlingen" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 424 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101272251.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Stretlingen: Heinrich v. St., Minnesinger. Das Geschlecht der Stretelinger, dessen Stammburg am Thuner See liegt, war so alt und vornehm, daß die angeblich von dem letzten Gliede zusammengedichtete Stretlinger Chronik es mit den burgundischen Königen in engen Zusammenhang bringt. Wahrscheinlich war aber gerade Heinrich III. von Stretelingen, der durch übermüthige Weltfreude Ansehen und Reichthum der Familie verdarb, unser Dichter. Er ist 1258—94 zu belegen; die Art der Gedichte weist mehr in diese Zeit als in die Jahre 1250—63, in denen sein gleichnamiger Vater auftritt. — Die Manessische Handschrift bringt von ihm drei Liebeslieder; das letzte hat er bereits in höheren Jahren gedichtet. Inhaltlich sind die Gedichte bedeutungslos, reich an Reminiscenzen, die gelegentlich in künstlich aufgeputzter Gestalt erscheinen. Der Form nach sind sie Zeugnisse für den Einfluß des echten Volksliedes auf den Minnesang; aber die kurzen, volksthümlichen Verse, die Anreden und Refrains sind ebenfalls durch Reimhäufung und Responsionskünste höfisch übergüldet.

    Der bernische Staatsmann und Historiker N. F. v. Mülinen (s. A. D. B. XXII, 783), Besitzer eines altstretelingischen Gutes, setzte dem Minnesinger ein Denkmal, so daß der unbedeutende Dichter vielleicht der erste altdeutscher Sänger war, dem diese Ehre widerfuhr. Auch hat Tieck eins seiner Lieder erneuert.

    • Literatur

      Bartsch, Schweizer Minnesinger S. LXIX (Biographisches) und S. 106 f. (Text). — v. d. Hagen, Minnesinger IV, 116—117 und Bildersaal S. 66 bis 74. —
      Bächtold, Gesch. d. deutschen Dichtung in der Schweiz S. 153. —
      Weitere Litteratur bei Bartsch. — Die Stretlinger Chronik herausg. von J. Bächtold, Frauenfeld 1877 (besonders S. VII—XXVI).

  • Autor/in

    Richard M. Meyer.
  • Zitierweise

    Meyer, Richard M., "Heinrich von Stretlingen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 575-576 unter Stretlingen [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101272251.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA