Lebensdaten
gestorben um 1240
Beruf/Funktion
Spruchdichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 10124505X | OGND | VIAF: 17585818
Namensvarianten
  • Reinmar der Fiedler
  • Reinmar, der Fiedler
  • Fiedler, Reinmar der
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Zitierweise

Reinmar der Fiedler, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10124505X.html [23.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Unter dem Namen R. ist je ein Korpus in der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift A und der Großen Heidelberger Liederhandschrift C eingetragen, deren ungefähre Datierung um 1270 bzw. um 1300 nahezu das einzige Kriterium für eine historische Einordnung des Dichters darstellt. Eine Anspielung auf einen ungerechten König (I, 1) ist topisch und kann nicht für Datierungen beansprucht werden. Nach Form und Inhalt dürften die Strophen ungefähr um die Jahrhundertmitte entstanden sein. Der Beiname „Fiedler“ weist auf Zugehörigkeit zur sozialen Klasse der fahrenden Sänger. Die Miniatur in C zeigt einen zum Tanz aufspielenden Fiedelspieler; die Darstellung dürfte, ebenso wie das beigestellte sprechende Wappen mit Fiedel, aus dem Beinamen abgeleitet sein.

    Für vier in beiden Handschriften enthaltene Liedstrophen existieren divergierende Zuschreibungen zu R. oder Reinmar d. Alten. Das R. ausschließlich zugeschriebene engere Korpus besteht aus sechs Sangspruchstrophen. Eine liedhafte Strophe (II, 1) behandelt das Leben des Fahrenden, der von geizigen Herren nicht einmal gegrüßt wird; eine gleichtonige Strophe (II, 2) behandelt die „Kreuzträger“, also Kreuzfahrer oder Deutschordensritter. Formal auffällig sind vier durch Refrain verbundene Strophen (I, 1-4), die verschiedene Aspekte der Herrenlehre behandeln (ungerechter Herrscher, mangelnde Freigebigkeit, versch. Torheiten, Bewahren der Ehre). Der Refrain greift die Motivik des Tagelieds auf und formuliert sie, ähnlich wie im geistl. Tagelied, zu einem allgemeineren Weckruf um. Nur in A enthalten und in der Zuschreibung unsicher sind ein Spottlob auf Leuthold von Seven, dem die Beherrschung einer breiten Palette von Liedtypen unterstellt wird (III, 1), und eine Strophe über die Relation von Eva und Maria (III, 2).

  • Werke

    Dt. Liederdichter d. 13. Jh., hg. C. v. Kraus, ²1978, I, S. 334-36, II, S. 293 f.

  • Literatur

    ADB 28;
    H. de Boor, Ein Spruch R.s d. F., in: PBB (Tübingen) 83, 1961, S. 162-66;
    B. Wachinger, Sängerkrieg, 1973, S. 128-31;
    Repert. d. Sangsprüche u. Meisterlieder (RSM) V, bearb. v. F. Schanze u. B. Wachinger, 1991, S. 223 f.;
    M. J. Schubert, Hügeliet – zügeliet – rüegliet, Übergänge zw. Sangspruch-Subgattungen, in: ZDP, Sonderh. Sangspruchdichtung, hg. v. H. Brunner u. H. Tervooren (im Druck);
    Vf.-Lex. d. MA²;
    Kosch, Lit.-Lex.³.

  • Porträts

    Miniatur in d. Maness. Liederhs., Abb. in: Codex Manesse, Die Miniaturen d. Gr. Heidelberger Liederhs., hg. v. I. F. Walther, 1988, Tafel 104.

  • Autor/in

    Martin J. Schubert
  • Zitierweise

    Schubert, Martin J., "Reinmar der Fiedler" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 379 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10124505X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Reinmar der Fiedler, Verfasser von sechs einstrophigen, kurzen und zierlichen Sprüchen, die in beiden Heidelberger Liederhandschriften auf uns gekommen|sind, war nach dem glaubwürdigen Zeugniß der größeren (ehemals Pariser) Sammlung (C) ein adliger herre; aber welchem Geschlechte er angehörte, davon fehlt uns jede Spur; das redende Wappen in C, die goldene Geige im blauen Felde, ruht einzig auf dem Beinamen, den R. seiner Kunst verdankt. Wenn die politische Strophe von dem bösen König, der vertrieben ward und sich dann besserte, auf Herzog Friedrich von Oesterreich sich bezieht, dem sie trotz des Wortes „König“ eher eignet als Heinrich dem Siebenten oder gar Nebucadnezar, so dichtete R. um das Jahr 1240. Ein armer Fahrender, mußte er sich sein dürftiges Brod ersiedeln und ersingen; mancher läßt seinen Gruß unerwidert, weil er fürchtet, von ihm angebettelt zu werden. Vor dem adligen Vorurtheil, das nur den Minnesang und nicht die Spruchdichtung für standesgemäß ansah, schützt ihn die zwingende Rücksicht auf den Geschmack eines wechselnden Publicums. So singt er in einfacher Sprache und guter Technik von Ehre und Thorheit, von geistlicher Heuchelei und entschwundenen besseren Zeiten. Aber wenn nicht im Inhalt, in der Form lugt die adlige Vorliebe für das Liebeslied verschämt hindurch: Vier seiner Sprüche laufen, unter sich ohne Zusammenhang, in einen wunderlichen Refrain aus, der sehr deutlich aus dem Kehrreim eines Tageliedes parodirt ist: „schaue vor dich, schau und sieh all rings um dich; den Tagestern, den sehe ich, so dünket mich: wer um Ehre werben will, der soll nicht säumen sich“. Offenbar hat R. die Wirkung jener Sprüche zu heben geglaubt, indem er sie, so gut oder schlecht es gehen wollte, der Melodie eines beliebten eigenen oder fremden Tageliedes anpaßte, ein Verfahren, das den bürgerlichen Meistern sehr ferne gelegen hätte. Schon darum kann ein Spruchpaar, das auf die sehr zweifelhafte Gewähr der Heidelberger Liederhs. A (Nr. 357) hin R. dem Fiedler oft zugeschrieben wird, unmöglich sein Eigenthum sein: verhöhnt doch in der vielbehandelten ersten dieser Strophen gerade ein bürgerlicher Meister die einseitige Minnesingerei des adligen Herrn von Seven.

    • Literatur

      v. d. Hagen, Minnesinger, Bd. II, 161, 162; IV, 474. — Lachmann zu Walther S. 165, 166. — Die Gedichte Reinmars von Zweter, herausg. von Roethe, S. 181 fg.

  • Autor/in

    Roethe.
  • Zitierweise

    Roethe, Gustav, "Reinmar der Fiedler" in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 97-98 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10124505X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA