Lebensdaten
erwähnt 1218, gestorben 13. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Minnesänger
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 101244908 | OGND | VIAF: 64368231
Namensvarianten
  • Leuthold
  • Leuthold von Saven (eigentlich)
  • Leuthold von Seven
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Zitierweise

Leuthold von Seven, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101244908.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Im Juli 1218 bezeugt ein „dominus Leutoldus de Saven“ eine in Damiette, Ägypten, ausgestellte Urkunde Wulfings von Stubenberg, den Johanniterorden betreffend. In diesem „Leuthold“ darf man mit einiger Sicherheit den bisher urkundlich nicht nachgewiesenen Minnesänger L. erkennen, den die Forschung lange Zeit für einen Tiroler gehalten hat.|Seine Heimat ist Safen, heute Safenau, in der Steiermark, nordöstlich von Graz gelegen. Wahrscheinlich hat L. Hzg. Leopold VI. von Österreich 1217-19 auf dessen Kreuzzug nach Ägypten begleitet, der nach der Eroberung Damiettes im Nildelta 1221 katastrophal scheiterte. – Unter L.s Namen überliefert die sog. Manesse-Handschrift drei Lieder (elf Strophen), die bis auf eine Strophe auch in der sog. Weingartner Liederhandschrift stehen. Weitere 47 Strophen unter L.s Namen überliefert die sog. Kleine Heidelberger Liederhandschrift. Da diese aber fast alle auch unter anderen Dichternamen (z. B. Walther von der Vogelweide) überliefert sind, werden sie zum großen Teil L. abgesprochen. Vermutlich hat man sich L. als dilettierenden adligen Sänger vorzustellen, dessen Repertoire neben eigenen Dichtungen auch fremdes Liedgut umfaßte. In diesem Sinne ist auch eine Polemik seines Dichterkollegen Reinmar des Fiedlers zu verstehen. L.s Gedichte lehnen sich sprachlich und thematisch an seinen etwas älteren Zeitgenossen Walther von der Vogelweide an und zeigen formale Anklänge an die schwäb. Schule Gottfrieds von Neifen.

  • Werke

    Ausg. u. Kommentar: L.s v. Säben Gedichte, 1876;
    C. v. Kraus, Dt. Liederdichter d. 13. Jh., I: Text, 1952, ²1978, II: Kommentar, 1958, ²1978, je Nr. 35.

  • Literatur

    ADB 34;
    J. Schatz, Der angebl. L. v. Säben, in: Zs. d. Ferdinandeums f. Tirol u. Vorarlberg, 3. Folge, 45, 1901, S. 175;
    A. Wallner, Herren u. Spielleute im Heidelberger Liedercodex, in: Beitrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. 33, 1908, S. 483-540;
    P. Kluckhohn, Ministerialität u. Ritterdichtung, in: Zs. f. dt. Altertum 52, 1910, S. 135-68;
    W. Blank, Einführung, Die kleine Heidelberger Liederhs., 1972, S. 128-32;
    K. Martin, Minnesänger III, 1972 (P);
    B. Wachinger, Sängerkrieg, 1973, S. 128-31;
    K. Franz, Stud. z. Soziol. d. Spruchdichters in Dtl. im späten 13. Jh., 1974;
    I. F. Walther, in: Codex Manesse, Inerimstexte z. Vollfaks., 5. T.-Lfg., 1976;
    ders., in: Got. Buchmalerei, Minnesänger, 1978 (P);
    Vf.-Lex. d. MA V.

  • Porträts

    Miniatur v. sog. Grundstockmaler in sog. Manesse-Hs., Anf. 14. Jh. (Heidelberg, Univ.-bibl.), Abb. in: Faks.-Ausg. 1925-29 u. 1975-79, Bl. 164v;
    Miniatur in sog. Weingartner Liederhs., Anf. 14. Jh. (Stuttgart, Württ. Landesbibl.), Abb. in: Faks.-Ausg. 1969, Bl. 128.

  • Autor/in

    Ingo F. Walther
  • Zitierweise

    Walther, Ingo F., "Leuthold von Seven" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 384-385 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101244908.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Seven: Leutold v. S., Minnesänger aus dem südtirolischen adligen Geschlecht, das sich nach der Burg Säben oder Seven bei Klausen nannte. Der Dichter selbst ist urkundlich noch nicht nachgewiesen, muß aber in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelebt haben. Von Umfang und Charakter seiner Poesie giebt die handschriftliche Ueberlieferung ein widerspruchsvolles Bild und es bedarf methodischer Kritik, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Quelle der Handschriften B und C legt ihm bloß drei Lieder bei und diese allein, in der von C gebotenen Strophenzahl, dürfen als sein sicheres Eigenthum gelten. Dagegen bringt die Heidelberger Handschrift A unter seinem Namen, ähnlich wie unter Gedrût und Niune (s. A. D. B. XXIII, 549) ein Spielmannsliederbuch mit Gedichten, die größtentheils nachweislich anderen Sängern gehören, von denen kein einziges in B C ihm zugeschrieben wird, darunter auch Sprüche. Wahrscheinlich war dies Liederbuch für Leutold von Seven angelegt und wurde von ihm bei seinen Vorträgen benutzt: er war selbst ein Fahrender, ein Spielmann, ritterlichen Standes, wie Walther v. der Vogelweide, der hierin die Bahn gebrochen und die trennenden Schranken zwischen dem Repertoire der ritterlichen Lyrik minniglichen Inhalts und dem der Spielleute niedergelegt hatte. Das geht aus einem Angriff eines bürgerlichen Collegen Reinmar's des Fiedler's (s. A. D. B.|XXVIII, 97) auf Leutold hervor, in dem sich Neid, Rivalität und Standesgegensatz Luft machen. Leider können wir den Inhalt dieser Vorwürfe nicht ganz klar erkennen: höhnisch rückt der bürgerliche dem adligen Nebenbuhler sein großes Repertoire vor und zählt eine Masse von Gattungen mittelhochdeutscher Lyrik auf, die jener alle Pflege. — Was nun in B C Leutold zugetheilt ist, zeigt ihn als nicht besonders hervorragenden Schüler Reinmar's des Alten und Walther's: es sind höfische Minnelieder voll Naturempfindung und eines Hauchs von Realismus. Aber er, der sich in seiner Production, wie es scheint, auf die engste Sphäre der ritterlichen Minnepoesie beschränkte, griff offenbar in seinen Vorträgen fremder Lieder weit darüber hinaus und lieh allen Weisen, die im Chor der deutschen Lyrik damals erklungen waren, seine Leier: den lehrhaften, den volksthümlichrealistischen, den burlesken und den parodistischen.

    • Literatur

      Lachmann, Walther von der Vogelweide zu 85, 34. — v. der Hagen, Minnesinger, I, 305 f., III, 327 f., 451, 468 c, 637, IV, 239 ff. 754 (mit Reinmar v. Hagenau identificiert!). —
      Wackernagel-Rieger, Walther von der Vogelweide, S. 257 ff. (unkritisch). —
      Bartsch, Deutsche Liederdichter Nr. 28 (desgleichen). —
      Wilmanns, Walther von der Vogelweide, 2. Aufl. zu 165, 4. — Roethe, Reinmar von Zweter, S. 182 f.

  • Autor/in

    Burdach.
  • Zitierweise

    Burdach, Konrad, "Leuthold von Seven" in: Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), S. 73-74 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101244908.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA