Lebensdaten
1891 – 1961
Geburtsort
Solingen
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Festigkeitsforscher ; Materialprüfer ; Umformtechniker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1012306348 | OGND | VIAF: 262036438
Namensvarianten
  • Siebel, Lothar Max Erich
  • Siebel, Erich
  • Siebel, Lothar Max Erich

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Zitierweise

Siebel, Erich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012306348.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard (1845–1909), Lederwarenfabr.;
    M Theodora Müller (1862–1944);
    1922 Renate Lotze (1902–58); 3 T.

  • Biographie

    S. studierte 1912–14 und 1919 Hüttenmaschinen- und Walzwerkskunde an der TH Berlin-Charlottenburg (1919 Dipl.-Ing.) und wurde dort 1922 mit einer Arbeit über „Grundlagen zur Berechnung des Kraft- und Arbeitsbedarfs beim Schmieden und Walzen“ zum Dr.-Ing. promoviert. 1920–25 war er als Betriebsingenieur in der Grundstoffindustrie und in eisenverarbeitenden Werken (Dortmunder Union, Krefelder Stahlwerke) tätig. 1925 wurde er Abteilungsleiter im KWI für Eisenforschung in Düsseldorf mit dem Schwerpunkt „Bildsame Formgebung des Stahls“. Nebenamtlich hielt er an der Bergakademie Clausthal (Harz) eine Vorlesung „Bildsame Formung und Festigkeit“. S. führte umfangreiche Untersuchungen an Kesselböden durch, die zu einer neuen Berechnungsformel für Dampfkessel führten. Die Neugestaltung der Werkstoff- und Bauvorschriften für den Großkesselbau in dieser Zeit gehen v. a. auf seine Forschungsarbeiten zurück. 1931 wurde S. als o. Professor für Werkstoffkunde, Materialprüfung und Festigkeitslehre an die TH Stuttgart berufen. Dort befaßte er sich intensiv mit Fragen der Materialprüfung und der Berechnung, wobei er über die traditionell geprägten Vorstellungen der Elastizitätslehre durch Einbindung der Plastizitätstheorie hinausging. 1940 wurde S., obwohl nicht Mitglied der NSDAP, zum Präsidenten des Staatlichen Materialprüfungsamtes (MPA) in Berlin-Dahlem (heute Bundesanstalt f. Materialforschung u. -prüfung, BAM) ernannt. Zugleich war er Ordinarius an der TH Berlin. S. reorganisierte das MPA und schuf durch kluge Personalentscheidungen die Grundlage für dessen Weiterbestand nach 1945. Maßgeblich war er am Zusammenschluss des MPA mit der Chemisch-Technischen Reichsanstalt (CTR) kurz nach Kriegsende 1945 beteiligt. S. blieb auch nach Kriegsende Präsident des MPA. 1947 nahm er wieder seinen früheren Lehrstuhl in Stuttgart ein und leitete die Staatliche Materialprüfungsanstalt an der Stuttgarter TH (em. 1957, 1950/51 Rektor). Intensiv setzte er sich für die Weiterführung oder Gründung von Gremien ein, in denen die während des Kriegs weitgehend eingestellten Forschungvorhaben aus der Vorkriegszeit fortgeführt werden konnten, z. B. der Fachnormenausschuss Materialprüfung (1947), der Dt. Dampfkesselausschuss (1949) und der Dt. Verband für Materialprüfung (1954). An S.s Institut wurden die Werkstoffund Bauvorschriften insbes. für Dampfkessel weiterentwickelt, wobei die Schweißtechnik einen neuen Schwerpunkt bildete. Auch nachhaltige Untersuchungen zur Bauteilermüdung (Stützwirkung, Oberflächenrauhheit) fallen in diese Zeit. 1953 gründete S. das „Versuchsfeld für bildsame Formgebung“, das Verfahren der Blechumformung untersuchte und wichtige Modelle zu Umformvorgängen entwickelte und überprüfte. In den Fachgebieten Werkstoffmechanik, Elementare Plastizitätstheorie und Materialprüfung erbrachte er bedeutende wissenschaftliche Leistungen. Genannt seien Forschungen zum Spannungszustand und dem Formänderungsvermögen spröder und zäher Stoffe, Fließkurven und Formdehngrenzen, die dynamische Stützziffer, die Berechnung der Gesamtkraft beim Tiefziehen von Blechen und die Ermittlung des Niederhalterdruckes zur Vermeidung von Faltenbildung. Die von ihm entwickelten Ergebnisse sind noch heute Basis für die Forschung und die industrielle Anwendung. In diesem Sinne nahm S. auch maßgebliche Funktionen in zahlreichen technisch-wissenschaftlichen Verbänden wahr, u. a. als Präsident des Dt. Normenausschusses (1947–52), als wissenschaftlicher Beirat und Geschäftsführer des Dt. Verbandes für Materialprüfung, als Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung zerstörungsfreier Prüfverfahren (1941–52) und als Vorsitzender des Württ. Ingenieurvereins (1948–52).

  • Auszeichnungen

    Ehrenplakette d. Württ. Ing.ver. im VDI (1951);
    DIN-Ehrenring d. Dt. Normenausschusses (1953);
    Guilleaume-Gedenkmünze d. Ver. d. Großkesselbetreiber (1955);
    Gr. BVK (1956);
    Grashof-Denkmünze d. VDI (1958);
    Dr.-Ing. E. h. (Darmstadt);
    Ehrenvors. d. Dt. Verbandes f. Materialprüfung;
    Ehrenmitgl. d. Verbandes d. Materialprüfungsämter;
    Erich-Siebel-Gedenkmünze d. Dt. Verbands f. Materialprüfung u. -forsch. (DVM) u. d. Europ. Forsch.ges. f. Blechverarbeitung (seit 1965).

  • Werke

    Die Formgebung im bildsamen Zustande, 1932;
    Technology of Magnesium and its Alloys, 1940;
    Hdb. d. Werkstoffprüfung, 1940, ²1955 (Hg.);
    Neue Wege d. Festigkeitsrechnung, in: VDI-Zs. 90, 1948, S. 135–39;
    Ungleichförmige Spannungsverteilung b. schwingender Beanspruchung, ebd. 97, 1955, S. 121–26 (mit M. Stieler);
    Zur Mechanik des Zugversuchs, 1948 (mit S. Schwaigerer);
    Werkstoffmechanik, VDI-Sonderh. Werkstoffe I, 1953;
    Der Niederhalterdruck beim Tiefziehen, in: Stahl u. Eisen 74, 1954, S. 155–58;
    Ziehverfahren d. Blechumformung, in: Zs. f. Metallkde. 47, 1956, S. 207–12 (mit W. Panknin).

  • Literatur

    | Brennstoff, Wärme, Kraft 2, 1950, S. 37 (P);
    ebd. 13, 1961, S. 528;
    Sonderh. d. Staatl. Materialprüfungsanstalt an d. TH Stuttgart, hg. v. K. Wellinger, 1951;
    dass., 1956 (W-Verz.,P);
    dass., Festigkeits- u. Werkstoff-Forsch., hg. v. D. Uebing, 1961 (W-Verz., P);
    K. Wellinger, in: Zs. f. Metallkde. 47, 1956, S. 263 (P);
    Chemiker-Ztg. 80, 1956, S. 387;
    VDI-Zs. 100, 1958, S. 1129 (P);
    M. Pfender, in: Bauing. 33, 1958, S. 327 f.;
    Stahl u. Eisen 76, 1956, S. 54 f. (P);
    ebd. 82, 1962, S. 252 (P);
    DIN-Mitt. 40, 1961, S. 312 f. (P);
    Materialprüfung 3, 1961, S. 169 f. (P);
    Aluminium 37, 1961, S. 316 (P);
    W. Ruske, G. W. Becker u. H. Czichos, Bundesanstalt f. Materialforsch. u. -prüfung, Die Chronik 1871–1996, 1996;
    K. H. Kloos, 100 J. Materialforsch. u. -prüfung als Grundlage innovativer Produktentwicklung, 2007, S. 44–48 (P);
    Pogg. VI–VIII (W);
    Wi. 1955;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Harald Zenner
  • Zitierweise

    Zenner, Harald, "Siebel, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 318-319 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012306348.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA