Lebensdaten
um 1435 – um 1483
Geburtsort
Kaaden/Eger
Sterbeort
Buda (Ungarn)
Beruf/Funktion
Dominikaner ; Hebraist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100958079 | OGND | VIAF: 24716287
Namensvarianten
  • Schwarz, Peter (eigentlich)
  • Swarcz, Peter (eigentlich)
  • Swartz, Peter (eigentlich)
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Zitierweise

Nigri, Petrus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100958079.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbek.;
    B Georg ( 1492), Johannes ( n. 1487), Nikolaus ( n. 1479), alle Dominikaner.

  • Biographie

    Wie seine drei Brüder trat P. in jungen Jahren in den Dominikanerorden ein. 1457 studierte er in Leipzig, 1458 in Bologna (Weihe zum Diakon), darauf in Montpellier und Salamanca, wo er in der jüd. Schule Hebräisch lernte. 1471 erscheint er in der Matrikel der Univ. Freiburg als Mitglied des Würzburger Konvents und als „baccalaureus formatus in theologia“; 1473/74 erwarb er an der neugegründeten Univ. Ingolstadt das theol. Lizentiat. In den 60er und frühen 70er Jahren vornehmlich mit der aristotelisch-thomistischen Philosophie befaßt, konzentrierte N. seit 1474 sein Interesse auf das hebr. Alte Testament und auf die Judenmission. So predigte er Ostern 1474 in Regensburg den Juden, um ihnen die Wahrheit des Christentums aus dem Urtext des Alten Testaments zu beweisen. Die den Juden im Anschluß angebotene öffentliche Disputation kam nicht zustande, doch erschien eine lat. Fassung der Predigten bereits 1475 im Druck. 1474-76 predigte er auch in Bamberg und Nürnberg, wo er wiederum den Juden Diskussionen über die hebr. Texte anbot. Von dem Nürnberger Aufenthalt ist jüngst ein für die frühe Geschichte des Verlags- und Buchhandelswesens aufschlußreicher Originalbrief N.s an seinen Würzburger Prior ans Licht getreten: N. mußte offenbar für den Druck seiner apologetischen Schrift „Stern des Meschiah“ einen Zuschuß leisten, durfte dafür aber einen Teil der Auflage auf eigene Rechnung verkaufen. Als 1476 Hzg. Albrecht IV. von Bayern-München dem Regensburger Dominikanerkloster 43 hebr. Handschriften schenkte, identifizierte und katalogisierte N. mit Hilfe eines Rabbiners die Texte. 1481 erteilte ihm der Ordensgeneral ausdrücklich die Erlaubnis, Hebräisch zu lehren. Im selben Jahr folgte N. einem Ruf des ungar. Kg. Matthias Corvinus, der ihn zum Rektor des neugegründeten und den Dominikanern anvertrauten Studium generale bestellt hatte, und reiste nach Buda, doch starb er bald nach seinem Amtsantritt.

    Sein philosophisches Œuvre ist wenig originell, das theol. Niveau seiner Bibelexegese eher bescheiden; N.s Bedeutung liegt vielmehr darin, daß er die Notwendigkeit einer Rückkehr „ad fontes“ erkannt und diese durch konsequentes Zitieren des (transliterierten) Masora-Textes praktisch verwirklicht hat. Als erster deutscher Hebraist wurde er damit zu einem Wegbereiter Reuchlins und Luthers.

  • Werke

    lat.: Questiones super (Aristotelis) librum de anima (1467);
    Questiones super libros Physicorum [Aristotelis] (1468;
    beide München, clm 26720, Autogr.);
    Clipeus Thomistarum sive questiones super arte veteri Aristotelis (1474;
    gedr. 1481, Nachdr. 1967);
    Tractatus contra perfidos Iudeos de conditionibus veri Messie (Regensburger Predigten v. J. 1474, Esslingen 1475;
    Auszüge b. Nestle (s. L) S. 12-19);
    Super psalmos (1476/77;
    München, clm 23818, Autogr);
    Brief an d. Würzburger Prior (29.5.1478;
    ed. Sprandel-Krafft, s. L);
    – deutsch: Der Stern Meschiah od. Chochaf hamschiah (gedr. 1477, erweiternde dt. Bearb. d. Tractatus mit hebr. Fibel als Anhang;
    Teildr. b. Walde, s. L, S. 102-15 u. J. Ch. Wolf, Bibl. Hebraica IV, 1733, S. 525-45).

  • Literatur

    ADB 33;
    C. Prantl, Gesch. d. Logik im Abendlande IV, 1870, Nachdr. 1955, S. 221-23;
    E. Nestle, N., Böhm u. Pellican, in: Marginalien u. Materialien, 1893;
    G. Bauch, Die Anfänge d. Humanismus in Ingolstadt, in: Hist. Bibl. 13, 1901, S. 9-14;
    ders., Die|Einf. d. Hebräischen in Wittenberg, in: Mschr. f. d. Gesch. u. Wiss. d. Judentums 48, 1904, S. 29-32, 77 f., 487;
    B. Walde, Christl. Hebraisten Dtld.s, 1916, S. 70-152;
    St. Hesek, Philosophia P. N. O. P., Diss. Fribourg 1920;
    F. Hammer, Üb. e. bisher unbek. Hs. aus Eberhards Bibl., in: Gf. Eberhard im Bart v. Württ. im geistigen u. kulturellen Geschehen seiner Zeit, 1938, S. 21-24;
    ders., Das Verhältnis Eberhards z. Presse d. Konrad Fyner, ebd., S. 70 f., 79 f.;
    B. Bischoff, Frater Erhardus O. P., e. Hebraist d. XV. Jh., in: ders., Ma. Stud. II, 1967, S. 187-91;
    Ch. H. Lohr, Medieval Latin Aristotle Commentaries, in: Traditio 28, 1972, S. 364-66 (L);
    L. Sprandel-Krafft, Üb. d. Verhältnis v. Autor u. Druckherr in d. Inkunabelzeit, in: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens 24, 1983, Sp. 353-84;
    M. Tavuzzi, Hervaeus Natalis and the Philosophical Logic of the Thomism of the Renaissance, in: Doctor communis 45, 1992, S. S. 140-42;
    M. J. F. M. Hoenen, The Thomistic Principle of Individuation in 15th-Century Thomistic and Albertist Sources, in: Me-dioevo 18, 1992, S. 340-44;
    H. Schreckenberg, Die christl. Adversus-Judaeos-Texte u. ihr lit. u. hist. Umfeld (13.-20. Jh.), 1994, S. 544-46 (L);
    Enc. Jud. 1971;
    Th. Kaeppeli O. P., Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi III, 1980, S. 23840 (L);
    Vf.-Lex. d. MA² (Überlieferung);
    Biographisches Lexikon der Ludwig-Maximilians-Universität München.

  • Autor/in

    Benedikt Konrad Vollmann
  • Zitierweise

    Vollmann, Benedikt Konrad, "Nigri, Petrus" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 254-255 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100958079.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schwarz: Peter S. (Schwartz), lateinisch Petrus Nigri (nicht Niger), ein Dominicaner des 15. Jahrhunderts, ist der Verfasser von zwei merkwürdigen polemischen Werken gegen die Juden, die 1475 und 1477 von Konrad Fyner (A. D. B. VIII, 277) zu Eßlingen gedruckt wurden: „Tractatus contra perfidos Judaeos de conditionibus veri Messiae i. e. Christi vel Uncti, ex textibus hebraicis latinorum elementis utcunque figuratis confectus“ (6 Capitel, Folioband), und „Der Stern Meschiah“ (11 Tractate, 322 S. Quart, nicht Uebersetzung des lateinischen Werkes). In dem ersten Werke berichtet er, er habe um Ostern 1474 zu Regensburg unter freiem Himmel siebenmal je drei Stunden lang hebräisch, lateinisch und deutsch gepredigt in Gegenwart des Bischofs (Heinrich v. Abensberg) und anderer hochgestellter Geistlichen, der Consules der Stadt und zahlloser Gläubigen und der berühmtesten Rabbiner Deutschlands und vieler Juden; er habe die Rabbiner unter Zusicherung sicheren Geleites zu einer später zu haltenden eingehenden Disputation aufgefordert; sie seien aber nicht darauf eingegangen; auf den Wunsch des Bischofs habe er den Inhalt seiner Predigten schriftlich ausgearbeitet. Er gibt ferner an, er sei Baccalaureus in theologia formatus und habe an den Universitäten Montpellier, Salamanca, Freiburg und Ingolstadt studirt (und docirt?). In Spanien habe er mit Judenkindern heimlich (cum parvulis Judaeorum in latibulis degens) den Unterricht von Rabbinern genossen, — ob er ein geborener Jude war, ist zweifelhaft — dann aber wegen Armuth seine hebräischen Studien mehrere Jahre nicht fortsetzen können. — Joh. Eck berichtet, S. habe wiederholt zu Frankfurt, Regensburg und Worms die Rabbiner zu Disputationen eingeladen und einen Befehl des Kaisers erwirkt, daß sie seinen Predigten zu Regensburg beizuwohnen hätten. Die Predigten von 1474 waren aber durch den Herzog Ludwig den Reichen von Baiern veranlaßt, der S. zu dem Ende von Ingolstadt nach Regensburg schickte (F. Janner, Gesch. der Bischöfe von Reg., III, 572).

    S. bekundet in den beiden genannten Werken eine gute theologische Bildung und tüchtige Kenntnisse des Alten Testamentes und des Hebräischen, — er sagt, er habe viele hebräische Bibeln in Händen gehabt, — auch der jüdischen Litteratur, des Targum des Jonathan Ben Ussiel, des Talmud u. s. w. Den Talmud nennt er „ein schentlich und valsches Buch, welichs die christlichen Fürsten mit nicht solten leyden in yren landen, sunder mit gewalt solten sie dise Bücher verprennen, als etwan durch das concilium ist geordiniret worden“. Dem lateinischen Buche ist ein Anhang von zwölf Seiten beigefügt: die hebräischen Namen der biblischen Bücher, das hebräische Alphabet, die zehn Gebote und einige andere Stücke in hebräischer Sprache; der Anhang zu dem deutschen Buche, gleichfalls zwölf Seiten, enthält Belehrungen über die hebräischen Consonanten und Vocale und über das Lesen des Hebräischen. Die beiden Stücke sind die ersten in Deutschland mit hebräischen Typen gedruckten und wohl auch die ältesten von deutschen Christen verfaßten Anweisungen zum Erlernen des Hebräischen. Conrad Pellikan erzählt in seinem Chronicon, herausgegeben von B. Riggenbach, 1877, S. 17, wie er den Stern Meschiah bei dem Erlernen des Hebräischen benutzte. Die darin stehende Anweisung ist abgedruckt in der „Commentatio de primis linguae hebraicae elementis“ von G. G. Beyssel und G. Chr. Schwarz, Altdorf 1764. — Später wurde S., als er in Würzburg docirte und predigte, von Matthias Corvinus an die von ihm errichtete Schule der Dominicaner zu Ofen berufen. Dem ungarischen Könige ist das dritte Buch von S. gewidmet: „Clypeus Thomistarum adversus omnes doctrinae Doctoris angelici obtrectatores“, Venedig 1481 und nochmals 1504.

    Peter Georg S., Prior der Dominicaner zu Eichstätt, von dem Predigten über das von Pius II. 1463 ausgeschriebene Jubiläum, ein dem Bischof Wilhelm von Eichstätt um 1474 überreichter Tractatus contra quaestores (gegen die Ablaßkrämer) und andere Schriften handschriftlich in Eichstätt sich befinden (J. G. Suttner, Bibliotheca Eystettensis, 1866, S. 5, Nr. 76; Eichstätter Pastoralblatt 1855, 182, 188), ist sicher mit unserm P. Schwarz nicht identisch.

    Quétif-Echard, Scriptores Ord. Praed. I, 861. — J. Chr. Wolfii Biblioth. hebr. II, 1110; IV, 525.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Nigri, Petrus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 247-248 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100958079.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA