Lebensdaten
erwähnt 996, gestorben 1026
Beruf/Funktion
Bischof von Vercelli
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100951945 | OGND | VIAF: 79254195
Namensvarianten
  • Leo von Vercelli
  • Leo
  • Leo von Vercelli
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Zitierweise

Leo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100951945.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Wohl italienischer Herkunft.

  • Biographie

    L. ist seit dem Herbst 996 in der Umgebung Kaiser Ottos III. nachweisbar. Er wurde allmählich zu einem der engsten Vertrauten des Herrschers. Ebenso verbanden ihn freundschaftliche Beziehungen mit Gerbert von Reims, dem Lehrer des jungen Kaisers und späteren Papst Silvester II. Der juristisch, literarisch und theologisch hochgebildete Höfling wurde spätestens Anfang 998 Kapellan des Kaisers. Er gewann nun zunehmend Einfluß auf die Politik Ottos. So war er einer der führenden Teilnehmer der Kirchenversammlung, auf der im März 998 der Gegenpapst Johannes (XVI.) abgesetzt wurde. In seinem „Rhythmus de Gregorio (papa) et Ottone Augusto“ gab er damals dem hochgespannten politisch-religiösen Streben des Kaisers nach einer Renovatio imperii Romanorum formvollendeten dichterischen Ausdruck. 998/99, spätestens jedoch Anfang Mai 999, erhob Otto III. seinen Vertrauten zum Bischof des wichtigen nordwestital. Bistums Vercelli. Dort nahm L. den Kampf auf gegen Mgf. Ardoin von Ivrea, der seit einigen Jahren Vercelli und andere Kirchen in seinem Einflußbereich bedrängte. Mit kaiserl. und päpstl. Unterstützung erreichte er schließlich, daß Ardoin 999 auf einer röm. Synode als Urheber der Ermordung des Bischofs Petrus von Vercelli zu schwerer Buße verurteilt wurde und seitdem wenigstens bis zum Tode Ottos III. politisch in den Hintergrund trat. Trotz der intensiven Tätigkeit in seinem Bistum verlor L. den Kontakt zum Kaiserhof nicht, wo er zum „Logotheta“, d. h. zu einem der politischen|Hauptberater des Herrschers ernannt und bisweilen sogar als „Hofbischof“ bezeichnet wurde. Auch weiterhin verfaßte er wichtige Schriftstücke des Kaisers, und sehr wahrscheinlich hat er auch an der Abfassung der berühmten Schenkungsurkunde Nr. 389 Ottos III. für die röm. Kirche mitgewirkt, in der das Constitutum Constantini erstmals als Fälschung erkannt wurde. Nach dem Tod Ottos wurde L.s erbitterter Feind Ardoin noch 1002 zum italienischen König erhoben. In wechselvollen Kämpfen mußte sich dieser mit dem Bischof von Vercelli, seinem Hauptgegner, auseinandersetzen. Dabei versuchte L., sich der Hilfe Kg. Heinrichs II. zu versichern. Erst nach dem 2. Italienzug dieses Herrschers (1014) gelang es der von L. geführten Partei nach dem Tod Ardoins (1015) seine nun von Gf. Hubert dem Roten geführten Feinde niederzuringen und sein Bistum, aus dem er zeitweise vertrieben worden war, wieder fest in die Hand zu bekommen. L. pflegte intensive Beziehungen zu Heinrich II., den er schon im Spätherbst 1002 in Bayern aufgesucht hatte und den er bei allen Italienzügen begleitete. So spielte er auch auf der Reformsynode von Pavia, die im Sommer 1022 unter der Leitung des Kaisers und Papst Benedikts VIII. zusammentrat, eine führende Rolle. Nach dem Tod Heinrichs II. (1024) war L. zusammen mit EB Aribert von Mailand der Führer der ital. Bischöfe, denen es schließlich 1026 gegen vielfältige Widerstände gelang, dem neuen deutschen Kg. Konrad II. die Herrschaft über Italien zu sichern. Wenige Tage nachdem er diesen zu Ostern in seiner Bischofsstadt empfangen hatte, ist L. gestorben. Beinahe drei Jahrzehnte lang hatte er als führender Vertreter des ital. Reichsepiskopats für die von Kaiser Otto dem Großen geschaffene Bindung des Regnum Italiae an das werdende deutsche Reich ebenso wie für die Stärkung seiner bischöflichen Gewalt mit beträchtlichem Erfolg gekämpft. Dabei war es ihm gelungen, sich wegen seiner ungewöhnlichen intellektuellen und politischen Fähigkeiten, aber auch wegen seiner starken Persönlichkeit die Wertschätzung bedeutender Zeitgenossen zu erwerben.

  • Literatur

    S. Hirsch, Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich II., 3 Bde., 1862-75;
    H. Breßlau, dass., Konrad II., 2 Bde., 1879/84;
    M. Uhlirz, das., Otto III., 1954;
    S. Löwenfeld, L. v. V., Diss. Göttingen 1877;
    H. Bloch, Btrr. z. Gesch. d. Bischofs L. v. V., in: NA 22, 1897, S. 13-136;
    G. Schwartz, Die Besetzung d. Bistümer Reichsitaliens unter d. sächs. u. sal. Kaisern, 1913, S. 136 f.;
    L. M. Hartmann, Gesch. Italiens im MA IV/1, 1915, S. 131 ff., 184 ff.;
    Manitius II, bes. S. 511-17;
    P. E. Schramm, Kaiser, Rom u. Renovatio, 1929 (²1957), bes. S. 110 ff.;
    ders., Kaiser, Könige u. Päpste III, 1969, bes. S. 278 ff.;
    M. Uhlirz, Die ital. Kirchenpol. d. Ottonen, in: MIÖG 48, 1934, bes. S. 278-81;
    G. Graf, Die weltl. Widerstände in Reichsitalien gegen d. Herrschaft d. Ottonen u. d. ersten beiden Salier (951–1056), 1936, bes. S. 74 ff.;
    J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige II, 1966, S. 90 ff., 107 f.;
    H. Fuhrmann, Konstantin. Schenkung u. abendländ. Kaisertum, in: DA 22, 1966, S. 134 f.;
    H. Keller, Adelsherrschaft u. städt. Ges. in Oberitalien (9.-12. Jh.), 1979, bes. S. 275 f., 280 f.;
    R. Pauler, Das Regnum Italiae in otton. Zeit, 1982, bes. S. 31-45;
    Dizionario Biografico degli Italiani IV, 1962, S. 53-60.

  • Autor/in

    Jörg Jarnut
  • Zitierweise

    Jarnut, Jörg, "Leo" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 240-241 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100951945.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA