Lebensdaten
1616 – 1693
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Nürnberg
Beruf/Funktion
Arzt ; Naturforscher ; Präsident der Leopoldina
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100865208 | OGND | VIAF: 56966272
Namensvarianten
  • Volckamer, Johann Georg (ADB)
  • Volkamer, Johann Georg der Ältere
  • Volkamer, Johann Georg
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Zitierweise

Volkamer, Johann Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100865208.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Mitte d. 16. Jh. aus Lobenstein (Vogtland) n. N. übersiedelten Fam.;
    V Johann (1576–1660), Kaufm., Großhändler, trat 1595 in d. Handelsfa. Fürleger in N. ein, gründete in Rovereto (Italien) e. Seidenfabrik, befaßte sich auch mit Theol. u. Naturforsch., 1609 Bürger in N., 1617 Mitgl. d. Größeren Rats, 1635 Marktadjunkt;
    M Helena (1575–1626), T d. Sebald Ayrer (1533–80), Kaufm., unterhielt mit Balthasar König e. Handelsfa., u. a. mit Niederlassung in Wien;
    Nürnberg 1643 Barbara (1622–93), T d. Christoph II. Vierer (Fierer) (1578–1656), Seidenhändler, Marktadjunkt in N., u. d. Anna Margaretha N. N. ( 1695);
    6 S u. a. Johann Christoph (1644–1720), Kaufm., Fabr. in N., Botan., legte d. Hesperidengarten in Gostenhof b. N. an, Vf. v. „Nürnbergische Hesperides, oder gründl. Beschreibung d. Edlen Citronat, Citronen, u. Pomerantzen-Früchte (…)“, 2 Bde., 1708–14, lat. 1713, Nachdrr. 1979–86, 1987, u. „Obeliscus Constantinopolitanus (…)“ 1713, Nachdr. 1985 (s. Stadtlex. Nürnberg), Johann Friedrich (1651–1712), Botan., Kunst- u. Naturaliensammler, Johann Georg d. J. (1662–1744), Med., Botan., 6 T u. a. Clara Helena ( 1734, Gottfried Thomasius, 1660–1746, auf Troschenreuth u. Wiedersberg, aus Leipzig, Dr. phil. u. Dr. med., Stadtarzt in N., Leibarzt v. mehreren Fürsten, Bücher-, Porträt- u. Medaillensammler, Polyhistor, 1692 Mitgl. d. Leopoldina, s. G. A. Will, Nürnberg. Gel.-Lex.; Ll. Franken I; Nürnberger Künstlerlex.; NDB 26*).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Egidiengymnasiums studierte V. 1633–38 an der Univ. Jena Philosophie, Naturlehre und Mathematik und 1636 an der Univ. Altdorf Medizin. Zwischen 1638 und 1642 reiste er zweimal durch Italien und Frankreich; dabei besuchte er die medizinischen Fakultäten von Padua, Rom, Neapel, Montpellier und Paris. Seine vielerorts geknüpften Kontakte, z. B. mit Johann Christoph Sturm (1635–1703), belegt u. a. in zwei heute in Weimar verwahrten Stammbüchern der Jahre 1632–40, bildeten die Grundlage für seine spätere umfangreiche Korrespondenz, z. B. mit dem neapolitan. Anatomen und Chirurgen Marco Aurelio Severino (1580–1656). V. wurde 1643 in Altdorf zum Dr. med. promoviert und als Stadtarzt in Nürnberg angestellt, eine Stellung, die er bis zu seinem Tod behielt. Unter den Gelehrten seiner Zeit erwarb sich V. als Arzt und Anatom hohes Ansehen; so war er ärztlicher Ratgeber vieler Fürsten und Standespersonen, die er jährlich im böhm. Karlsbad beriet. Sein besonderes Interesse galt der Botanik und Naturforschung. 1677 führte er als erster in Deutschland die bis dahin übliche westliche Deklination in der Sternbeobachtung in die östliche Deklination über. Außerdem bestimmte er erstmals die veränderliche Größe|der sog. magnetischen Deklination. In seinem Garten in Gostenhof, den er 1661 erbte und als einen der prächtigsten Nürnberger Hesperidengärten seinem ältesten Sohn überließ, stellte er ein Deklinatorium auf, eine nach den Regeln der Gnomonik konstruierte Sonnenuhr. Desweiteren fertigte er optische Gläser an und stellte vermutlich Teleskope her.

    1658 unternahm er eine dritte Italienreise und wurde Mitglied der Accademia dei Ricovrati (heute Acc. Galileana) in Padua. 1676 wurde er Mitglied der „Academia Naturae Curiosorium“ (heute: Leopoldina), deren Publikationsorgan „Ephemerides“ er seit 1683 vorstand. Seit 1686 Präsident der Akademie, festigte er die unter seinem Vorgänger Johann Michael Fehr (1610–88) begonnene Privilegierung der Gelehrtenvereinigung durch den Kaiser.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Collegium Medicum Norimbergense (1643), d. Größeren Rats Nürnbergs (1644), u. d. Pegnesischen Blumenordens (1646);
    ksl. Leibarzt u. ksl. Hof- u. Pfalzgraf (beides 1686 / 87 mit d. Privileg Leopolds I.);
    – Gattung „Volkameria“.

  • Werke

    |De febre ephemera, 1641 (Diss.);
    Chocolata Inda, 1644;
    Magneticae Declinationis Noribergae hoc anno instituta observation, in: Miscellanea Curiosa sive ephemeridum medico-physicarum … [Leopoldina] Decuria II, Annus Primus, Anhang, 1698.

  • Literatur

    |ADB 40;
    A. Unglenck, Leichenpredigt auf J. G. V., 1693;
    P. L. Wittwer, Entwurf e. Gesch. d. Kollegiums d. Aerzte in d. Reichsstadt Nürnberg, 1792;
    J. Pirson, Die Beziehungen d. Pariser Arztes Charles Patin z. Nürnberger Freunden u. Gönnern, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 49, 1959, S. 274– 338;
    W. Haarländer, Anfänge geol. Slgg. im Gebiet d. ehem. Reichsstadt Nürnberg, in: Geologica Bavarica 53, 1964, S. 209–56;
    K. Pilz, 600 J. Astronomie in Nürnberg, 1977;
    R. Jürgensen, Utile cum dulci, mit Nutzen erfreul., d. Blütezeit d. Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg 1644 bis 1744, 1994, S. 38 u. 168;
    BLÄ;
    Nürnberger Künstlerlex.;
    Stadtlex. Nürnberg;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Qu UB Erlangen-Nürnberg, Briefslg. Trew.

  • Porträts

    |zahlr. Porträts im StadtA Nürnberg.

  • Autor/in

    Michael Diefenbacher
  • Zitierweise

    Diefenbacher, Michael, "Volkamer, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 92-93 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100865208.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Volckamer: Johann Georg V., Arzt und Physiker, geboren am 9. Juni 1616 zu Nürnberg, am 17. Mai 1693 ebenda. Einem alten Patriciergeschlechte entsprossen, erhielt V. eine sehr sorgfältige Erziehung, besuchte die gelehrte Schule seiner Vaterstadt und studirte dann von 1633—1638 die Medicin|zu Jena und Altdorf. Hierauf wandte er sich nach Padua, wo er sich drei Jahre lang aufhielt und das Amt eines Bibliothekars der Hochschule bekleidete. Auf kurze Zeit in die Heimath zurückgekehrt, disputirte er 1641 zu Altdorf „de febre ephemera“, nahm aber die Doctorwürde noch nicht an, sondern suchte sich hiefür auf einer durch Italien und Frankreich unternommenen Reise erst noch gründlichere Kenntnisse zu erwerben. Ueber Venedig, Ferrara, Bologna, Rom, wo er allenthalben mit den Fachmännern in nähere Beziehung trat, kam V. nach Neapel, nahm dort Wohnung bei dem berühmten Chirurgen Marcantonio Severini und bildete sich im vertrauten Umgang mit diesem weiter aus. Ueber Genua, Nizza, Montpellier, Orleans gelangte er sodann nach Paris, hielt sich auch da einige Zeit auf und reiste endlich durch die Schweiz nach Nürnberg zurück, wo er gegen Ende des Jahres 1642 eintraf. Bald darauf promovirte er in Altdorf, trat als praktischer Arzt in das Nürnberger Collegium medicum ein und gehörte diesem nunmehr über fünfzig Jahre lang als hochgeachtetes Mitglied an. Ehren wurden ihm reichlich zu Theil. Die leopoldinisch-karolinische Akademie der deutschen Naturforscher wählte ihn nicht nur zu ihrem Mitgliede, sondern bald auch zum Redacteur der von ihr herausgegebenen gelehrten Zeitschrift; ja 1683 mußte er sogar die oberste Leitung der Gesellschaft übernehmen. Als solcher wurde er vom Kaiser Leopold I. zum Leibmedicus und Pfalzgrafen ernannt. Dem Verstorbenen hielt Prof. Kirchmahr zu Wittenberg eine pietätvolle Gedächtnißrede, welche in den „Ephemerides medico-physicae“ veröffentlicht wurde. — Ein Sohn Volckamer's, der auch des Vaters Vornamen führte (1662—1744), hat sich als Botaniker einen Namen gemacht.

    Als vielseitig gebildeter Mann interessirte sich V. für die verschiedensten Wissenschaften; so gab er 1682 in Nürnberg ein numismatisches Werk heraus, eine Beschreibung der von ihm früher in Italien gesammelten Münzen. Hauptsächlich aber beschäftigte er sich in seinen Mußestunden mit physikalischen Untersuchungen. So veranlaßte er einen Aufsatz in den von ihm redigirten „Miscellanea“, welcher für die Vorgeschichte der Dampfmaschine von entschiedenster Bedeutung ist. In optischen Arbeiten war er sehr erfahren; er verstand es, Gläser für Fernrohre zu schleifen; und in seinem Garten hatte er eine nach allen Regeln der Gnomonik construirte Sonnenuhr angelegt. Diese verhalf ihm zu einer wichtigen Entdeckung, denn indem er unausgesetzt die Mittagslinie der Uhr mit der Achsenrichtung einer darüber aufgehängten Magnetnadel verglich, drängte sich ihm die Thatsache auf, daß die sogenannte magnetische Declination eine veränderliche Größe ist. Andere hatten schon vor ihm dies gelegentlich wahrgenommen, allein erst durch Volckamer's genaue Messungen wurde die Erscheinung allgemein bekannt. Den Plan des Altdorfer Physikers J. C. Sturm, geomagnetische Correspondenzbeobachtungen in allen gebildeten Ländern ins Leben zu rufen, suchte V. auf jede mögliche Weise zu fördern.

    • Literatur

      Doppelmayr, Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern, Nürnberg 1730, S. 108 ff. —
      Büchner, Academiae sacri Romani imperii Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum historia, Halle a. S. 1755, S. 115 ff., S. 209 ff., S. 385 ff.

  • Autor/in

    Günther.
  • Zitierweise

    , "Volkamer, Johann Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 225 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100865208.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA