Lebensdaten
um 1546 – 1610
Geburtsort
Burg b. Magdeburg
Sterbeort
Mühlhausen (Thüringen)
Beruf/Funktion
Komponist ; Kantor
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 100833195 | OGND | VIAF: 14961265
Namensvarianten
  • Burgk, Joachim a
  • a Burgk, Joachim
  • Moller, Joachim
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Burck, Joachim von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100833195.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joach. Moller ( 1554), Prediger an der Jacobi-Kirche in Magdeburg;
    1) 1567 Anna Kleeberg, 2) 1583 Anna, T des Ratsherrn u. Wollwebers Christoph Schmidt;
    16 K (eine T Joh. Heydenreich, B.s Nachfolger im Organistenamt).

  • Biographie

    B. ist von 1563 bis zu seinem Tode ausschließlich in Mühlhausen tätig gewesen. Als erstes nachweisbares Lebensdatum ist die Immatrikulation an der Universität Wittenberg am 11.4.1561 zu nennen, wo er wahrscheinlich Schüler von Johann Hermannus Noricus war. Schon zwei Jahre später wurde er Kantor an der neu eröffneten Lateinschule und Organist an beiden Hauptkirchen Mühlhausens und begründete damit die bedeutende Musikkultur der Freien Reichsstadt, die mit den Namen seines Schülers Johann Eccard, mit Johann Rudolf und Johann Georg Ahle und Johann Sebastian Bach verknüpft ist. Neben seinem Wirken als Kantor und Organist war B. von 1568 an Gerichtsschreiber und später noch öffentlicher Notar. Seine Wertschätzung findet ihren Ausdruck in der 1583 erfolgten|Ernennung zum Senator und nach seinem Tode in dem 1626 gefaßten Ratsbeschluß, sein Werk in einer (teilweisen) Gesamtausgabe zu veröffentlichen.

    Nach seinen eigenen Worten hat B. sich stets beflissen, keine andere Gesenge zu setzen /dann die in der heiligen Schrift stehen, oder daraus herausfließen /und zur Ehre Gottes und besserung können gesungen werden. So umfaßt sein kompositorisches Werk vornehmlich deutsche und lateinische Motetten. Er knüpft stilistisch an die spätniederländische Motettenpolyphonie an, um in Zusammenarbeit mit dem Liederdichter Ludwig Helmbold immer stärker in die zeitbedingte Auseinandersetzung zwischen dem überkommenen motettischen und dem vordringenden liedhaften Satzprinzip einzugreifen. Seine deutschen Motetten vor allem, soweit sie die Lieder Helmbolds als textliche Grundlage verwenden, sind von dem liedhaften Prinzip durchdrungen; sie verwenden keine vorgegebenen Liedweisen, sondern gelangen von der motettischen Struktur auf dem Wege liedhafter Erfindung zur Gestalt der cantus firmus-freien Liedmotette. Innerhalb der damit angedeuteten Stilgrenzen gewinnt das dichterische Wort, aber auch das deutsche und lateinische Schriftwort, zunehmend musikalische Bedeutung. Ein eindrucksvoller Beleg der deklamatorischen Wortgebundenheit ist die vierstimmige Motettenpassion nach Johannes; sie zeigt zugleich beispielhaft in ihrer Hinwendung zur Homophonie die Übergangssituation, in der sich B. als schöpferischer Musiker befand.

  • Werke

    Die 1626 begonnene Gesamtausg. enthielt: 1. Odae sacrae …, 2. Hebdomada …, 3. Odae catecheticae, 4. Odae sacrae de quibusdam creatoris operibus, 5. 30 geistl. Festlieder, 6. Crepundia Sacra …;
    vollst. Verz. s. MGG;
    Neuausgg, in: Prüfer, 1890;
    Publ. d. Ges. f. Musik-F 22, 1898;
    Jödes Chorb., T. 2, 1926, S. 145-60 (Johannes-Passion).

  • Literatur

    ADB III (unter Burgk);
    Ph. Spitta, J. a. B., in: Mhh. f. Musikgesch. 2, 1870, S. 65 ff., 176 ff.;
    R. Jordan, Aus d. Gesch. d. Musik in Mühlhausen, in: Zur Gesch. d. Stadt M., H. 5, 1905;
    H. Birtner, J. a B. als Motettenkomponist, Diss. Leipzig 1924 (ungedr.);
    ders., Ein Btr. z. Gesch. d. prot. Musik im 16. Jh., dargest. an J. a B. (1546–1610), in: Zs. f. Musikwiss. 10, 1927/28, S. 457 ff.;
    E. Brinkmann, Neue F z. Leben d. großen Mühlhäuser Musiker, in: Festschr. A. Tille, 1930, S. 190 ff.;
    Eitner II, S. 237 ff.;
    R. Jauernig, Berichtigungen u. Ergg. z. R. Eitners Qu. lex., in: Musik-F 6, 1953, S. 42;
    W. M. Luther, in: MGG (W, L).

  • Autor/in

    Adam Adrio
  • Zitierweise

    Adrio, Adam, "Burck, Joachim von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 33-34 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100833195.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Burgk: Joachim v. B. (Burck), Organist, Cantor und sehr angesehener Componist besonders geistlicher Lieder, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts blühend, geb. um 1546 wahrscheinlich zu Burg im Magdeburgischen, vor 1618. Er war Cantor und Organist an der unterstädtischen Hauptkirche zu St. Blasien in Mühlhausen, und in diesem Cantorate Vorgänger einer stattlichen Reihe namhafter Männer, unter denen wir später (1707—8) auch Seb. Bach begegnen. Bereits 1566 lebte Joachim zu Mühlhausen; ob er aber schon damals oder erst seit 1569, wo er anfing, zu Mühlhausen drucken zu lassen, die genannten Aemter daselbst bekleidet hat, ist ebenso unbekannt wie sein Familienname und seine übrigen näheren Lebens- und Amtsverhältnisse. Bezüglich seiner Thätigkeit als praktischer Musiker wird die Gründung des Mühlhauser Singechores ihm zugeschrieben, und auch als Organist muß er einen guten Namen gehabt haben; denn als 1596 die von David Beck aus Halberstadt zu Grüningen erbaute große Orgel von 59 Stimmen (Prätorius, Synt. II, 188) aufgestellt war, befand sich (nach Walther) auch Joachim unter den zur Prüfung derselben eingeladenen 53 Organisten. Und wie er als Bürger in großer Achtung gestanden haben muß, denn um 1583 war er Mitglied des Rathes, so erfreute er sich als Componist einer ausgebreiteten und über die Grenzen seines Lebens weit hinausreichenden Beliebtheit. Die Zahl seiner bekannten Werke ist recht ansehnlich und manche derselben sind mehrfach gedruckt; den Kern derselben bilden eine Menge geistlicher Lieder zu Dichtungen des Mühlhauser Superintendenten Ludwig Helmbold; außerdem befinden sich darunter, neben andern geistlichen Singstücken, auch zwei deutsche Passionen. Die älteste derselben, nach den 4 Evangel. 4 voc., soll nach Walther bereits Erfurt 1550 gedruckt sein, was zwar augenscheinlich zu früh ist, und der Wittenberger Druck von 1568 wird|der erste sein; doch bliebe sie immer noch die früheste unter den bekannten deutschen Passionen für die protestantische Kirche (Clemens Stephan: 1570, Keuchenthal 1573, Steuerlein 1576, Selnecker 1587, Gesius 1588 etc.). Joachims Werke sind: „Passion Christi nach den 4 Evangel. 4 voc.“, Wittenb. 1568, Erfurt 1577; „Passion nach Lucas 5 voc.“, Mühlh. 1597; „Harmoniae sacrae“, Nürnb. 1566; „Symbol. Apostol. Nicaean., Tedeum und Einsetzungsworte“, Mühlh. 1569; „Sacrae Cant. ex vet. et novo testam.“, Nürnb. 1573; „Cantiones sacrae 4 voc.“, Mühlh. 1569; „Offic. sacrosanct. coenae dominicae etc.“, Erfurt 1580; „20 Odae sacrae L. Helmboldi etc.“, nach Art der italienischen Villanellen, I, Erfurt 1572; II, 3 voc., Mühlh. 1578; „20 deutsche Liedlein auf christl. Reimen L. Helmboldi“, Erfurt 1575 (sie sind später in andere Sammlungen Joachims übergegangen); „40", und „41 teutsche Lieder vom heil. Ehestande etc.“, jene Mühlh. 1583 und 1595, diese ebd. 1596; „30 geistl. Lieder auff die Fest durchs Jahr etc.“, 4 voc., Mühlh. 1594 (vielleicht schon 1585), Erfurt 1609; 4 Tonsätze sind von Eccard; „Crepundia sacra“, Mühlh. 1596, größtentheils sog. Gregoriuslieder, worin am Tage Gregorii die Schulkinder erinnert werden, daß Christus selbst das Lehramt bestellt habe; „40 deutsche christl. Liedlein L. Helmboldi 4 voc.“, Mühlh. 1599; nur die ersten 22 Tonsätze sind von Joachim, die anderen 18 von Eccard. Eine Gesammtausgabe mehrerer Werke Helmbold's mit ihren Tonsätzen von Joachim und Eccard erschien unter dem Titel „Odarum sacrarum L. Helmboldi“, I—VI, Mühlh. 1626 (enthält die Crepundia, 30 Lieder auf die Feste etc.). Von Joachims geistlichen Liedern haben eine Anzahl Aufnahme in gute Gesangbücher (Prätorius, Musa Sioniae, Gothaisches Cantional, Mühlhauser und Freylinghausen's Gesangbuch) gefunden und sind zum Theil noch geraume Zeit nach Joachims Tode, einige noch bis Mitte des vorigen Jahrhunderts in kirchlichem Gebrauche gewesen. Vgl. auch Winterfeld, Kirchenges. I. 397. Spitta, Bach I. 331.

  • Autor/in

    v. Dommer.
  • Zitierweise

    Dommer, Arrey von, "Burck, Joachim von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 607-608 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100833195.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA