Lebensdaten
1791 – 1868
Beruf/Funktion
Philologe
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 100672000 | OGND | VIAF: 52041870
Namensvarianten
  • Vömel, Johann Theodor
  • Vömel, Theodor
  • Vömel, Johann Theodor
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Vömel, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100672000.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Vömel: Johann Theodor V. wurde am 6. October 1791 zu Hanau geboren, wo sein Vater. Joh. Georg V., als Präceptor oder Hauptlehrer an der altstädtischen Bürgerschule und als Cantor an der Hospitalkirche angestellt war. Durch den Einfluß seiner Mutter gewann sein Gemüth schon früh eine ernste religiöse Richtung, die auch der Grund sein mochte, daß der Siebzehnjährige im Herbst 1808 bei seinem Austritte aus dem Hanauer reformirten Gymnasium seine Abschiedsrede über die Unsterblichkeit der Seele hielt. Den Winter 1808/9 brachte V. in seiner Vaterstadt auf der dortigen Hohen Landesschule zu und bezog dann zu Ostern 1809, mit ausgezeichneten Zeugnissen versehen, die Universität Heidelberg, um sich dem Studium der Philologie und Theologie zu widmen. Durch den Professor der Theologie Karl Daub (s. A. D. B. IV, 768), der vor seiner Berufung nach Heidelberg im J. 1795 kurze Zeit an der Hochschule zu Hanau als Professor der Philosophie gewirkt hatte, wurde er noch als Student an die Knabenerziehungsanstalt des wegen seines Lehrbuchs der Erziehungs- und Unterrichtslehre auch heute noch rühmlichst bekannten Kirchenraths und Professors Friedr. Schwarz (s. A. D. B. XXX, 235 f.) empfohlen, im Sommer 1814 vom Großherzog von Baden zum Lehrer am Gymnasium zu Wertheim an der Tauber ernannt und im folgenden Jahre zum Professor befördert. Im Herbst 1816 folgte er einem Rufe des Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen-Kassel als Professor und zweiter Lehrer an das Gymnasium seiner Vaterstadt. Aber auch hier dauerte seine Wirksamkeit nur kurze Zeit. Am 2. Januar 1819 trat er an dem lutherischen städtischen Gymnasium zu Frankfurt a. M. die Stelle eines Professors und Prorectors an, wurde 1821 Conrector und rückte 1822 nach dem Tode von Friedrich Christian Matthiä in das Rectorat der genannten Anstalt ein. Nach dem Urteile seines Nachfolgers Johs. Classen, im Osterprogramm von 1854, verwaltete er sein schweres Amt mit strenger Gewissenhaftigkeit und unwandelbarer Ueberzeugungstreue, bis ihn der Senat der freien Reichsstadt 1853 auf seinen Antrag in den Ruhestand versetzte. Auch nach seiner Emeritirung behielt V. Frankfurt als Wohnsitz bei und starb dort hochbetagt am 8. April 1868. In dem Nachrufe, den ihm sein zweiter Amtsnachfolger, Tycho Mommsen, im Osterprogramm von 1869 gewidmet hat, heißt es: „Es ist hier nicht der Ort, über die Wirksamkeit des vielangefochtenen Mannes in alle Einzelheiten einzugehen; nur die Anerkennung gebührt dem Entschlafenen, daß er unter unsäglichen Kämpfen und Schwierigkeiten nicht erlag, sondern tapfer und gewissenhaft nach der ihm verliehenen Krast bis an das Ende für das Beste der Anstalt sorgte. Die ihm gewährte Muße der letzten 14—15 Jahre hat er in der edelsten Weise bis zum letzten Atemzuge im Dienste der Wissenschaft verwandt.“

    Als Philologe war V. ein Schüler von Georg Friedrich Creuzer (s. A. D. B. IV, 593 ff.), ohne jedoch dem Lehrer auf das Gebiet seiner mystischen Symbolik zu folgen. Sein Lieblingsschriftsteller war Demosthenes. Von den eindringenden und umfassenden Studien, die er dessen Reden gewidmet hat, zeugen außer einer langen Reihe von grammatischen, textkritischen und geschichtlichen Programmabhandlungen insbesondere folgende Ausgaben: „Demosthenis Philippicae orationes V“ (Franks, a. M. 1829); „Philippica II“ (Frankf. a. M. 1832); „Demosthenis Opera rec. graece et latine, cum fragmentis nunc primum editis“ (2 Bde., Paris, Didot. 1843—45); „Demosthenis Contiones quae circumferuntur, graece et lat.“ (Halle 1857); „Demosthenis Orationes contra Aeschinem de corona et de falsa legatione cum argumentis graece et latine“ (Leipzig 1862); „Demosthenis Oratio adversus Leptinem cum argumentis graece et latine“ (Leipzig 1866). Um die handschriftliche Ueberlieferung des Demosthenes festzustellen, verweilte V. im November und December 1846 auf Kosten des Königs von Preußen in Paris, wo er insbesondere dem maßgebenden Codex Parisinus Σ seine Aufmerksamkeit zuwendete. Die Verdienste, die er sich durch seine Arbeiten auf diesem Gebiete erworben, werden allgemein anerkannt, doch wird ihm nicht mit Unrecht ein „übermäßiger Conservativismus in der Handhabung der Textkritik“ zum Vorwurf gemacht. Im Zusammenhange damit steht auch sein Versuch, Joh. Gust. Droysen gegenüber die in die Rede vom Kranze eingeschobenen Urkunden — Volksbeschlüsse, Gesetze, Zeugenaussagen u. s. w. — als echt zu erweisen. Er widmete dieser Streitfrage in den Jahren 1841—45 verschiedene Programme, ohne jedoch die Gelehrtenwelt von der Grundlosigkeit der Droysen’schen Ansicht überzeugen zu können. Zur Förderung des classischen Unterrichts in den Gymnasien veröffentlichte V. verschiedene Schulbücher, ein Uebungsbuch zum Uebersetzen aus dem Deutschen in das Griechische (Frankfurt a. M. 1817, 4. Aufl. 1833), eine griechische Synonymik (Frankfurt a. M. 1819) und ein Schriftchen über die unregelmäßigen Casus und die Grundregeln der lateinischen Sprache (Frankfurt a. M. 1828, 4. Aufl. 1848). — Sehr lebhaft war auch|das Interesse, das V. der Kirche und der theologischen Wissenschaft entgegen brachte. Nachdem er bereits 1815 unter die badischen Pfarrcandidaten aufgenommen worden war, ließ er sich 1827, obwohl er bereits über vier Jahre das Rectorat bekleidet hatte, in der evangelischen Stadtkirche zu Weinheim ordiniren und begann 1836 im Versorgungshause zu Frankfurt freiwillig zu predigen. Seine Bearbeitung von Luther's Großem Katechismus, die er 1827 als „Christliches Lehr- und Erbauungsbuch“ erscheinen ließ, erlebte 1842 die 2. Auflage. Auch in seinen Programmen, wie auch in mehreren Sonderschriften, behandelte er wiederholt theologische Stoffe. Die letzte Arbeit seines Lebens war eine genaue und sorgfältige Uebersetzung des Neuen Testaments, die allerdings nicht mehr zum Druck gelangte, aber handschriftlich auf der Frankfurter Stadtbibliothek aufbewahrt wird. Wie tief überhaupt die Religion in Vömel's Herzen Wurzel geschlagen hatte, geht unter Anderem daraus hervor, daß er aus dem Leben mit den Worten schied: „Ich bin in Gottes Gnade“.

    Bei mancherlei Anfeindungen hat es V. doch auch nicht an Anerkennung und an Auszeichnungen gefehlt. Von der Universität Marburg wurde er 1833 honoris causa zum Magister der freien Künste und Doctor der Philosophie, von der Universität Erlangen 1843 zum Ehrendoctor der Theologie ernannt. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen verlieh ihm 1843 für seine Pariser Ausgabe des Demosthenes die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. In demselben Jahre wählte ihn das Archäologische Institut zu Rom zum correspondirenden Mitgliede, und als er am 2. Januar 1844 sein 25jähriges Frankfurter Amtsjubiläum feierte, richtete das lutherische Consistorium an ihn in einem Ehrendecrete die Aufforderung, er möge fortfahren, das ihm unterstehende Gymnasium zu einer Zierde der Stadt zu machen. — Verheirathet war V. zum ersten Male mit Amalie Schwarz, einer Tochter des schon erwähnten Kirchenrathes Friedrich Schwarz und einer Enkelin des bekannten Johann Heinrich Jung-Stilling (s. A. D. B. XIV, 697). Nach ihrem frühen Tode führte er deren jüngere Schwester Flora Schwarz als Gattin heim. Von seinen zwölf Kindern überlebten ihn vier Söhne und fünf Töchter.

    • Literatur

      Vgl. F. A. E. Vömel, Stammbäume der Familie Schwarz-Jung-Stilling-Vömel (Homburg v. d. Höhe 1894). — Bursian, Gesch. d. klass. Philologie in Deutschland. —
      Programme des lutherischen städtischen Gymnasiums zu Frankfurt a. M. — Mittheilungen des Herrn Decans Vömel zu Homburg, des Verfassers der an erster Stelle erwähnten Schrift.

  • Autor/in

    Koldewey.
  • Zitierweise

    Koldewey, Friedrich, "Vömel, Theodor" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 285-287 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100672000.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA