Lebensdaten
1806 – 1864
Geburtsort
Barmen
Sterbeort
Korntal
Beruf/Funktion
evangelischer Missionar
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100610161 | OGND | VIAF: 188145857869823020028
Namensvarianten
  • Isenberg, Karl Wilhelm
  • Isenberg, C. W.
  • Isenberg, Carl Wilhelm
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Isenberg, Karl Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100610161.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Isenberg: Karl Wilhelm J., evangelischer Missionar, geb. in Barmen am 5. September 1806, zu Stuttgart am 10. Octbr. 1864, zeigte schon frühe gute Begabung, denn er las bereits im vierten Jahre. Seine unbemittelten Eltern, W. Isenberg und Luise, geb. Stahl, waren gottesfürchtige Leute und lenkten seinen Sinn auf das Ewige. Als Knabe von zehn Jahren machte er schon selige Erfahrungen in seinem innern Menschen, so daß er selber sagt: „Ich wurde mit einer solchen Freude erfüllt, daß ich es nicht beschreiben kann.“ Doch kamen auch Trauerstunden, besonders als er über ein Jahr lang krank darniederlag, so daß man mehrmals auf sein Ende wartete. In dieser Zeit las er viel, namentlich in den Basler Sammlungen und faßte den Gedanken, Missionar zu werden, wenn er wieder seine Gesundheit erlangen würde. Statt dessen war er aber genöthigt, ein Handwerk zu erlernen. Er trat im J. 1820 zu einem Klempner in die Lehre, was ihn sehr hart ankam. Während einer Krankheit erwachte in ihm wieder der alte Wunsch, Missionar zu werden. Dem Pastor Krall, der ihn confirmirte, entdeckte er sein Verlangen, dieser war damit|einverstanden. J. mußte freilich noch eine Probezeit durchmachen, da er zu jung war, um in das Missionshaus zu Basel aufgenommen zu werden. Diese Zeit benützte er treulich zur Erweiterung seiner Kenntnisse. Er machte sich an das Lateinische, Griechische und Englische. Zu den Sprachen hatte er überhaupt eine besondere Neigung und Begabung. Etwas Gedrücktes lag in seinem Wesen schon damals und hat sich nie ganz verloren. Am 8. Decbr. 1824 trat er ins Basler Missionshaus, dessen strenge Hausordnung ihm anfangs nicht leicht wurde, doch nach und nach lebte er sich in die neuen Verhältnisse ein. Unter andern war R. Stier sein Lehrer, dessen Bibelerklärungen ihm reichen Genuß brachten. Die Lehrer schätzten ihn alle wegen seines frommen Wandels und treuen Fleißes. Die Jahresfeste in Basel und die Vacanzreisen brachten ihm großen Gewinn, da sie seinen Gesichtskreis erweiterten. Die liebste Vacanz war ihm die Reise im Sommer 1826 den Rhein hinab nach der Heimath. Da sah er seinen treuen Vater zum letzten Male, der im folgenden Jahre starb. Der Basler Aufenthalt nahte seinem Ende. Hatte er die Vorlesungen der dortigen Universität benützt, so durfte er nun noch nach Berlin, seine Studien, besonders in der Schrifterklärung, fortzusetzen in der Absicht, ihn einst zu Uebersetzungen der Bibel in fremde Sprachen zu verwenden. Ueber zwei Jahre studirte er mit Eifer in Berlin. Neander und Hengstenberg dienten ihm besonders zum Segen. Auch Schleiermacher, Lachmann u. A. hörte er. Innerlich freilich ging er rückwärts, wie er selber beklagt. Im J. 1830 rief ihn das Basler Comité als einstweiligen Lehrer des Griechischen ins Missionshaus zurück. Diese ihm liebe Aufgabe wurde bald abgebrochen, indem die kirchliche Missionsgesellschaft in England, die einen Uebersetzer für Malta suchte, ihn auf Empfehlung berief. Schon gegen Ende des J. 1830 reiste er nach England, um sich durch arabische und äthiopische Studien für seinen Beruf vorzubereiten. Er trat in die Kirche Englands und empfing die bischöfliche Ordination. Da aber Missionar Kugler in Abessinien durch einen Unfall hinweggerafft wurde, so beschloß die kirchliche Missionsgesellschaft, ihn dem alleinstehenden Missionar Gobat zum Mitarbeiter zu senden. Als er im Januar 1833 in Aegypten ankam, befand sich Gobat bereits auf der Reise nach Europa. Von ihm vernahm er, wie hart der Missionsboden in Abessinien sei. Dagegen erfreute er sich an zwei wohlgesinnten abessinischen Jünglingen, die ihm Gobat zum Unterrichte anvertraut hatte. Mit ihnen reiste er nach Palästina. In Kairo machte er sich auf allerlei Weise nützlich, aber seine Hauptbeschäftigung blieb, sich im Arabischen und Amharischen zu üben, um es bald zu verwerthen. Nachdem er sich hier mit Henriette Geerling von Wesel verheirathet hatte, trat er in Begleitung Gobat's die Reise nach Abessinien an. Das Volk mit seiner Lügenhaftigkeit und Zuchtlosigkeit machte einen ungünstigen Eindruck auf ihn. Der Fürst Ubie ertheilte ihm zwar Religionsfreiheit, sobald man aber Anwendung davon machte, war es nicht recht. Gobat mußte wegen Kränklichkeit für immer Abschied nehmen, was ein großer Verlust für die Mission war. Blumhardt trat an seine Stelle. Besonders die Priesterschaft stand ihnen feindselig entgegen. Auch der Fürst nahm keine Belehrung an, wenn die Missionare ihre Lehre und ihr Verhalten aus der heil. Schrift bewiesen. Der Oberpriester that Alle in den Bann, welche mit den Missionaren verkehrten, ja es wurde den Missionaren sogar angekündigt, daß sie das Land zu verlassen hätten. Das geschah im J. 1838. Die drei Jahre, die J. in Tigre zugebracht hatte, hatten in litterarischer Hinsicht reichen Erfolg gehabt. J. hatte inzwischen mit Salassieh, dem König der abessinischen Provinz Schon, eine Verbindung angeknüpft. Mit Dr. Krapf machte er sich nun auf den Weg dahin. Der König nahm die Missionare freundlich auf und war bereit, ihnen Knaben und Jünglinge zur Erziehung anzuvertrauen. Freilich war der König ein selbstsüchtiger Mann, der bei allem nur an seinen eigenen Vortheil dachte. Doch gab es für die beiden Missionare genug zu thun. Es stellten sich Priester und Knaben ein, welche Wissensdurst zeigten. Im J. 1840 treffen wir J. in London, um den Druck seiner Werke, der Grammatik, des Lexikons, des Lesebuchs, des Heidelberger Katechismus, der Geographie, Weltgeschichte, Bibel- und Kirchengeschichte und der englischen Liturgie in amharischer Sprache zu besorgen. Diese Tochter der äthiopischen Sprache war damit den Gelehrten in Europa zugänglich gemacht worden. In London traf er mit dem geistreichen Könige Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zusammen, der sich über die abessinische Mission mit großer Angelegentlichkeit erkundigte. Als J. aber mit Dr. Krapf, der sich inzwischen verehelicht hatte, nach Schoa zurückkehren wollte, wurde ihnen der Eingang verwehrt, indem ein Franzose den König gegen die englischen Missionare eingenommen hatte. Auch waren die Aussichten, sich in Tigre oder Gondar niederzulassen, sehr trübe. Denn Ubie lud zwar J. ein, nach Adoa zu kommen, er ging mit seinem Begleiter Mühleisen zurück, aber die Priesterschaft stellte sich ihnen so feindselig entgegen, daß sie einsahen, ihr Aufenthalt werde wohl von keiner Dauer sein können. Sie verbreiteten wohl noch so viel als möglich heilige Schriften, aber Ubie's Entscheidung verschloß ihnen auf immer die Thüre nach Abessinien. So schied denn J. mit schwerem Herzen. Am 19. Juli 1843 räumte er das Land, aber seine Liebe zu demselben erlosch nie. Noch im Jahre nachher erschien in Bonn ein werthvolles Werk von ihm: „Abessinien und die evangelische Mission“, von Dr. Nitzsch mit einem freundlichen Vorworte begleitet. Er sehnte sich nun nach einem Missionsposten, auf welchem er ruhig seinem Gott dienen könnte. Seine Gesellschaft wies ihn an, sich nach Bombay zu begeben. Zwei Kinder ließ er in der Heimath zurück, in Aden starb ihm ein mitgenommenes Töchterchen und ebenso ein dort geborenes Kind. Endlich langte er in der großen Handelsstadt an. Sein Haus war von da an die viel gesuchte Herberge für die durchreisenden Missionare. Er fand auf seinem neuen Missionsfelde gute Vorarbeit für das Reich Gottes. Ihm wurde die Leitung der Money Schule übertragen. Er eröffnete sie am 1. Mai 1845 mit 123 Knaben und Jünglingen, meistens Hindus und Muhamedaner. Es war eine schwere Aufgabe für ihn, täglich 6 Stunden in den beiden oberen Classen Unterricht zu ertheilen, er arbeitete sich aber bei seiner Begabung hinein. Der Arbeiten waren außer der Schule noch so viele andere, daß er sie ohne einen Mitarbeiter kaum bewältigen konnte. Erst nach drei schweren Jahren erhielt er einen für die Schule, so daß er sich jetzt mehr der Mission widmen konnte. Schon am 1. Januar 1847 konnte er die erste Heideutaufe vollziehen. Um ausgiebiger wirken zu können, erlernte er „Mahrathi“, eine Sprache, deren er sich bald bemeisterte. Er machte dann größere Missionsreisen und durfte die Freude erleben, daß seine Predigt unter den Heiden gesegneten Eingang fand. In Bombay selber hatte er außer der Aufsicht über 17 Volksschulen besonders den Beruf, Leute zu unterrichten, welche die verschiedensten Sprachen redeten. Darunter befanden sich Mahratten und Guzerathen, Tamil- und Malabar-Christen; Afrikaner, Israeliten und Chinesen fehlten nicht. Weil ihm darum zu thun war, immer weitere Kreise für das Werk der Mission zu gewinnen, gab er eine Monatsschrift, die er Bombay Record betitelte, heraus. Er war dazu besonders ausgerüstet und hat dadurch viel gewirkt. Doch die Arbeit war nach und nach zu groß geworden; die Arbeit und die Einflüsse des Klimas brachen seine Kraft. Gegen Ende des J. 1851 legte er das Secietariat und die Redaction des Record nieder, und suchte durch eine Küstenfahrt und alsdann auf den Bergeshöhen seine Gesundheit aufzufrischen, jedoch fühlte er, daß ihm nichts übrig bleibe, als eine Erholungsreise nach Europa mit seiner Familie zu machen.|Frau und vier Kinder langten mit ihm in Düsseldorf im Sommer 1852 an, und es gewährte ihm große Freude, seine zwei älteren Kinder wieder zu sehen. Doch mußte der Vater lange krank in Düsseldorf liegen. Kaum hatte er sich erholt, so griff er auch schon wieder zur Arbeit. Es war für ihn besonders wohlthuend, zu hören, daß die evangelische Mission in Abessinien durch Handwerkerbrüder der Pilgermisston von Chrischona bei Basel erneuert werden sollte. Er hielt sich jetzt längere Zeit in Riehen am Fuße des Chrischonaberges auf, um die Brüder in der amharischen Sprache zu unterrichten. Hier hatte der Schreiber dieser Skizze, der damals Pfarrer im Wiesenthale und an dem Werke der Chrischona betheiligt war, vielfach Umgang mit dem kenninißreichen und bescheidenen Manne, wie er ihn in Triest im Anfange der dreißiger Jahre auf seiner eisten Reise nach Afrika kennen gelernt hatte. Seine Kinder verbrachte J. nach Kornthal, fühlte aber in sich das Verlangen, in die Missionsthätigkeit zurückzukehren. Im December 1854 finden wir ihn wieder in Bombay, und zwar bald in voller Thätigkeit eines Missionars. Er unterhielt sich gerne auf längeren Reisen mit den Mahratten, so im December 1855 in Gesellschaft seiner Frau. Er fuhr gewöhnlich in einem Ochsenkarren und hielt meistens unter Bäumen vor dem Dorfe, um mit den Leuten anzubinden. Auch ging er auf die Marktplätze und verkündigte das Evangelium an kleinere oder größere Schaaren. Auch hielt er gerne mit anderen Missionaren Conferenzen, in denen die wichtigsten Dinge besprochen wurden. Als er von dieser längeren Reise nach einem Jahre wieder in Bombay eintraf, hatte er das freudige Bewußtsein, daß die Predigt des Worts überall Eindruck zurücklasse, aber tiefen Schmerz verursachte es ihm, daß er schon damals die Vorboten der Revolution, die im J. 1857 ausbrach, svürte, jedoch blieb zu seiner Freude gerade Bombay verschont. Und auch das gewährte seinem väterlichen Herzen besondere Freude, daß seine älteste Tochter mit dem Missionar A. Davidson in Scharanpur verehelicht wurde. Er entschloß sich sogar, die Pflege dieser Gemeinde zu übernehmen, weil Missionar Price, der Gründer derselben, wegen Krankheit genöthigt war, Indien zu verlassen. Mit Freudigkeit griff er das Werk an und widmete ihm seine letzte Kraft. Das Dörflein hatte in 30 Häusern 125 Einwohner aus den verschiedensten Nationen. Es war nicht so leicht, dieselben zu Pflegen. Da stellte sich Manches heraus, was er nicht gedacht hatte, aber Vieles, was sein Herz erquickte, enthüllte sich ebenfalls. Er führte eine strengere Kirchenzucht ein, die Manchen nicht gefallen wollte. Mehrere afrikanische Jünglinge, die unter seiner Pflege standen, wurden entschiedene Christen. Als Price wieder zurückgekehrt war, widmete J. sich besonders der Predigt in der Umgegend. Nachdem er sich bei seinen Kindern Davidson mehrere Wochen erholt hatte, kehrte er zurück, predigte in Nasik, entschloß sich aber, in Bombay ärztliche Hülfe zu suchen, denn in der Nähe der Milz zeigte sich eine Verhärtung, die bald die Größe einer Faust erreichte. Am liebsten hätte er seinen Lauf in Indien vollendet, die Aerzte riethen zur Rückkehr nach Europa. Die Reise ging ziemlich rasch vor sich. An seinem 59. Geburtstage am 5. Septbr. 1864 traf er in Stuttgart ein. Der älteste Sohn empfing ihn auf dem Vahnhofe. Welche Freude für die Eltern! Sie wohnten bei den Eltern der Braut ihres Sohnes. Das schwammartige Gewächs des leidenden Vaters nahm rasch zu, so daß es zuletzt ein Gewicht von 25 Pfund erreichte und alle seine Kräfte aufzehrte. Er saß still und ohne Klage im Krankenstuhl und redete nicht mehr viel, als nur, was sich auf die Ewigkeit bezog. Gobat und Krapf, seine alten Mitarbeiter, erquickten seine Seele. Oft hörte man von ihm aus dem Liede Hiller's die Worte: „Bald ist es überwunden nur durch des Lammes Blut“. Morgens und Abends hielt er noch immer die Andachten mit den Seinen und sang mit kräftiger Stimme Lob- und Danklieder. Seine|Kinder ermahnte er ernstlich, dem Herrn treu zu sein und der Mutter zur Stütze zu dienen. Am 10. Octbr. 1864 stand sein Athem still. Sein Leichnam ruht neben dem seines Sohnes Theodor auf dem Friedhofe zu Kornthal.

    • Literatur

      Ueber sein Leben handelt Burkhardt, Kleine Missionsbibliothek II, S. 43 ff. u. III, S. 198. Heidenbote 1834. 1835, besonders das Basler Miss.-Magazin 1866.

  • Autor/in

    Ledderhose.
  • Zitierweise

    Ledderhose, Karl Friedrich, "Isenberg, Karl Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 614-618 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100610161.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA