Lebensdaten
1764 – 1825
Geburtsort
Erlangen
Sterbeort
Erlangen
Beruf/Funktion
Jugendschriftsteller ; Pädagoge
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 100309283 | OGND | VIAF: 311130765
Namensvarianten
  • Meynier, Johann Heinrich
  • André, K. H.
  • André, K.H.
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Zitierweise

Meynier, Johann Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100309283.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. urspr. aus d. Languedoc (Uzès) stammenden hugenott. Fam.;
    V Johann Jakob (Jean Jacques) (1710–83) aus Offenbach, Lektor d. franz. Sprache, Verf. v. Sprachlehren in E.;
    M Anna Elisabeth (1732–89), T d. Advokaten Bescherer aus E.;
    Schw Louise Mühler (1766–1856), Erzieherin, Autorin zahlr. Kinderschauspiele;
    1789 Wilhelmine Dorothea (1761–1841), T d. Tobias Friedrich Faber (1734–1804), Präceptor in Stuttgart, seit 1792 Pfarrer in Westheim, u. d. Wilhelmine Sanquin;
    K, u. a. Ludwig Friedrich Wilhelm (1792–1867), Maler in Paris, Karl (1793–1876), Bankier u. Fabr., Emma Juliane Henriette (1800–59, Friedrich Christian Carl Schunck, 1790–1836, Prof. f. Staatsrecht in E., später Oberappellationsger.rat in München);
    Ur-E Agnes Sapper geb. Brater (1852–1929), Jugendschriftst. (s. Kosch, Lit.-Lex.³; Friedrichs).

  • Biographie

    Der Vater verschaffte M. eine von Anbeginn an sorgfältige Erziehung, früh wurde die musische Begabung erkannt und gefördert. Seit 1782 besuchte er das Gymnasium in Erlangen, nebenbei beschäftigte er sich bereits mit deutscher und franz. Literatur, Zeichnen und Silhouettieren. 1783-87 studierte er die Rechte, Philosophie und Geschichte an der Univ. Erlangen (1811 Dr. phil.). Aufgrund seiner vielseitigen Begabung erhielt er nach dem Tod des Vaters ein Stipendium. Zusätzliche Mittel verschaffte er sich durch franz. Sprachunterricht. Nach dem Studium war er zunächst Beamter in Markt Einersheim, dann in Sommerhausen, schlug jedoch bald die Diplomatenlaufbahn ein. Seiner Frau zuliebe gab er diesen Beruf auf und kehrte nach Erlangen zurück. 1788 wurde er, wie sein Vater, Lektor der franz. Sprache am Gymnasium, 1797 auch Zeichenlehrer. Seine Bezüge reichten für den Unterhalt einer Familie allerdings nicht aus, weshalb er, seiner Begabung und Neigung entsprechend, Bücher für Kinder und Jugendliche zu schreiben begann. Die Erziehung seiner eigenen Kinder gab ihm dafür vielfältige Anregung. So bezog er bei der Vermittlung von Wissen über Geschichte, Geographie und Naturwissenschaften die Vorstellungen der Kinder als Ausgangspunkt|mit ein. Zu seiner Zeit war M., wie die hohen Auflagenzahlen beweisen, als Autor, Bearbeiter und Herausgeber von Werken für die Jugend, auch anonym oder unter Pseudonym, außerordentlich geschätzt. Das bisher entschlüsselte Verzeichnis (zahlr. Pseudonyme) zählt mehr als 250 Titel.

    M.s Herkunft aus einer hugenott. Familie macht sich in einem großen Teil seiner Schriften geltend. Er räumte dem Erlernen des Französischen einen ähnlichen Stellenwert ein wie seinerzeit Comenius dem des Lateinischen. M.s großes didaktisches Geschick bewies sich auch in seinen zahlreichen (Karten-) Spielen, die leider zum großen Teil verloren gegangen sind (u. a. „Der reisende Kaufmann“, 1797). M. betonte das spielerische, schöpferische Lernen, wollte das Wahrnehmen schulen als Voraussetzung für den Sprachunterricht. Wie sehr sein Denken von Comenius beeinflußt war, zeigen sein „Neuer Orbis Pictus“ (1812), durch den er bekannt wurde, und die franz. Grammatiken und Sprachlehrwerke (auch für Erwachsene). Das Spektrum der kind- und jugendgerecht aufbereiteten Themen deckte die verschiedensten Bereiche des Wissens ab, von der Naturgeschichte, bei der er sich an G. Ch. Raff und K. Ph. Funke orientierte, über die Geschichte („Geschichte der Teutschen für die Jugend“, 1821), die Reisebeschreibung (auch Robinsonaden) bis hin zu Kinderschauspielen und Märchen, Fabeln und moralisierenden Erzählungen. Im Anschluß an die Bildungspläne der Philanthropen, vor allem J. H. Campes und Ch. G. Salzmanns, sprach M. sein jugendliches Publikum direkt an und bezog seine eigenen Kinder in seine Schriften immer wieder mit ein. In seinen Werken finden sich sowohl dialogische Darstellungsformen, wie Erzählungen, Anekdoten, kurze Mitteilungen und Beschreibungen, die durch oft qualitativ hochwertige Illustrationen („Rinaldos Reisen“, 1821) ergänzt werden. Er achtete auf ein kindgerechtes Format und wollte durch einen vertretbaren Preis seinen Büchern weite Verbreitung sichern.

  • Werke

    u. a. Teutschland, od. d. reisende Kaufm., 1797;
    Neues Vocabulierspiel, 1799;
    Hist.-chronolog. Kartenspiel, 1800;
    Frankreich, Lottospiel, 1803;
    Erzz. f. Kinder, z. Erweckung e. feinen moral. Gefühls, 1811;
    Neuer Orbis Pictus in dt. u. franz. Sprache, 1812;
    Erzz. f. Kinder, 1812;
    Kleinere Geschichten z. Besserung u. Veredelung jugendl. Herzen, 1813;
    Kleine Kindergeschichten mit ausgemalten Kupfern, 1817;
    Rinaldos Reisen durch Dtld., 3 Bde., 1821. – Unter Pseudonym: André, Gem. aus d. Leben d. Menschen z. Unterhaltung d. reiferen Jugend, 1824;
    Bescherer, Kleine unterhaltende Erzz. aus d. Tierwelt, 1817;
    Kleines naturhist. Bilderbüchlein f. wißbegierige Kinder, 1818;
    Julius Freudenreich, Similde, 1822;
    Hugo's u. Lina's Erholungsstunden, 1826; M. W. Gottschalk
    , Titania od. moral. Feenmärchen f. Kinder, 1821;
    Dt. Fabelschatz ges. aus vaterländ. Dichtern, 1830;
    Jugendfreuden, Erstes Weihnachtsbuch z. Belehrung u. Unterhaltung f. Kinder, 1831; L. K. Iselin
    , Karl, d. kleine Naturhistoriker, 1823;
    Unterhaltende Naturgesch. f. d. Jugend, 1825;
    Georg Ludwig Jerrer, Naturgesch f. d. Jugend, 1817;
    Neue Bildergeogr. f. d. Jugend, 1818;
    Weltgesch. f. Kinder, 2 Bde., 1821;
    Neue Slg. unterhaltender u. belehrender Reisebeschreibungen f. d. erwachsene Jugend, 1822;
    Interessante Erzz. aus d. wirkl. Welt, 1823;
    Gem. aus d. neuesten Völkergesch., 2 Bde., 1824;
    Erzz. aus d. Gesch. d. europ. Völker, 2 Bde., 1826;
    Des weltberühmten Niclas Klim höchst merkwürdige Reisen, 1826;
    Teutschlands berühmte Männer, 2 Bde., 1827;
    Die Gefahren d. Meeres od. Abenteuer unglückl. Seefahrer, 1831 (mit A. Schoppe);
    Carl Ludwig Renner, Wie soll sich e. Jüngling würdig bilden? 1822;
    Wie soll sich e. Jungfrau würdig bilden? 1822;
    J. F. Sanguin, Kleine franz. Kindergespräche, 1810;
    Kaufmänn. Lesebuch f. junge Deutsche, 1814;
    Nouvelle Géographie à l'usage de la jeunesse, 1818;
    Felix Selchow, Europas Länder u. Völker, e. lehrreiches Unterhaltungsbuch f. d. gebildete Jugend, 3 Bde., 1822;
    J. H. Selchow, Erzz. aus d. Sitten, Gebräuchen u. Meinungen fremder Völker, 1824;
    Sternau, Alwina, e. Reihe unterhaltender Erzz., 1826;
    Palamedes, od. erweckende, belehrende u. warnende Erzz., 1826;
    Julius Sternberg, Neuer dt. Briefsteller, 1825. – Bearbeiter u. a.: J. Swift, Des weltberühmten Schiffscapitains Lemurel Gullivers Reisen, 1820.

  • Literatur

    E. Strobach, Der Jugendschriftst. J. H. M., in: Aus d. Antiquariat, Beil. z. Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel (Frankfurt) 24, 1977, S. A 81-A 94;
    ders., in: Lex. d. Kinder- u. Jugendlit. II, 1977, S. 471-73;
    W. Theile, Vermittler franz. Lit. in Dtld. im 18. Jh., Zur Vorgesch. d. roman. Philol., in: GRM NF 42, 1992, H. 1, S. 48-66;
    K. Schröder, Biogr. u. bibliogr. Lex. d. Fremdsprachenlehrer d. dt.sprachigen Raumes III, 1992;
    Kosch, Lit.-Lex.³ |

  • Quellen

    Qu. Bielefeld, Nachlaß E. Strobach.

  • Autor/in

    Susanne Strobach-Brillinger
  • Zitierweise

    Strobach-Brillinger, Susanne, "Meynier, Johann Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 401-402 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100309283.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA