Lebensdaten
1797 – 1868
Geburtsort
Mainz
Sterbeort
Aschaffenburg
Beruf/Funktion
Unternehmer ; Forstmann ; Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100216269 | OGND | VIAF: 29872576
Namensvarianten
  • Müller, Daniel Ernst
  • Müller, Daniel Ernst
  • Müller, Dan. Ernst
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Zitierweise

Müller, Daniel Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100216269.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Arnold ( um 1825) aus Alzey, kurmainz. Hofkoch, dann Weinhändler u. -wirt;
    M Anna Maria (1772–1853), T d. kurmainz. Amtskellers Michael Anton Dessloch aus Hirschhorn (Baden) u. d. Anna Sophia N. N.;
    Aschaffenburg 1832 Therese Barbara (1805–40), T d. bayer. Staatsrats Franz Ignaz Heinrich v. Hefner (bayer. Adel 1813, 1756-1846) u. d. Margarethe Gebhard (1771–1820); Schwager |Jakob Heinrich v. Hefner-Alteneck (1811–1903), Altertumsforscher, Dir. d. Bayer. Nat.mus. (s. NDB VIII);
    2 S, 1 T;
    N Friedrich v. Hefner-Alteneck (1845–1904), Elektrotechniker (s. NDB VIII).

  • Biographie

    M. kam mit seinen Eltern 1803 nach Aschaffenburg, wo er nach dem Schulbesuch an der Forstlehranstalt studierte (1817 Forststaatsprüfung in Würzburg). 1818 trat er in den bayer. Forstdienst ein und wurde 1821 als Revierförster wieder nach Aschaffenburg versetzt. Hier erschien im selben Jahr seine Arbeit „Ueber den Afterraupenfraß in den fränk. Kieferwaldungen vom Jahre 1819 bis 1820“ (erweitert ²1824), aufgrund derer 1824 von der Univ. Jena in absentia zum Dr. phil. promoviert wurde. Weitere forstwissenschaftliche Studien, u. a. die Neubearbeitung eines Handbuches über Forstinsektologie, folgten. 1832 bat der als Praktiker und Theoretiker angesehene M. um seinen Abschied, der ihm erst 1834 unter Verleihung des Forstmeistertitels gewährt wurde.

    M. hatte 1828 die von seiner Mutter 1827 gegründete und bisher mit ihr gemeinsam betriebene Steingutfabrik in Damm bei Aschaffenburg – die erste in Unterfranken – in Eigenregie übernommen. 1830 erhielt er zunächst für drei Jahre, 1833 um fünf Jahre verlängert, ein kgl. Privileg für sein Verfahren, schwefelsauren Kalk und Kalkspat in besonderer Mischung in einem neukonstruierten Ofen für Steingut zu verwenden. M. wollte nicht einfache Massenware herstellen, sondern qualitätvolle Produkte unter das Volk bringen; unter diesem Gesichtspunkt ist auch die Beschäftigung seines Schwagers J. H. v. Hefner als künstlerischer Mitarbeiter (1832–40, Teilhaber 1835–42) zu sehen. Der Ankauf der Figurenformen der ehemaligen kurmainz. Porzellanmanufaktur in Höchst/Main um 1840 brachte eine Erweiterung des Warenangebots der Fabrik, die damals rund 200 Beschäftigte hatte. 1860 verkaufte M. das gutgehende Unternehmen, um sich ganz seinen Studien widmen zu können. Sein Unternehmertum verband M. mit sozialem Engagement. Bereits 1829 hatte er einen Wohltätigkeitsverein gegründet, der alle Beschäftigten seiner Fabrik in Fällen von Krankheit und unverschuldeter Not unterstützen sollte. 1840 erklärte er stolz in einer Kammerdebatte, daß noch nie einer seiner Arbeiter ein Almosen von einer Gemeinde benötigt habe, vielmehr die meisten zu einem gewissen Wohlstand gelangt seien. In seinem Testament setzte M. einen großen Teil seines Vermögens zur Errichtung einer gemeinnützigen Bank und zur Gewährung von Stipendien aus.

    M. war auch politisch tätig: 1839-49 und 1851-61 gehörte er der bayer. 2. Kammer an – 1848 zeitweise als deren 2. Präsident –, und 1848/49 war er Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt, wo er als radikaler Liberaler zu den Abgeordneten der Linken gehörte und, wie zeitlebens, ein entschiedener Preußengegner war. M. war auch Urheber der Erklärung des bayer. Parlaments gegen das Erbkaisertum. Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Abgeordneter unternahm er 1861 eine Reise nach Belgien zum Studium der dortigen sozialen Verhältnisse, später auch Reisen durch Frankreich und Oberitalien.

    In seinen letzten Lebensjahren widmete sich M. vornehmlich mathematisch-philosophischen Studien, mit denen er ein Hauptgesetz in der Natur („Das Weltgesetz in seiner reinsten und tiefsten Erfassung ist die mathematische Wahrheit“) zu entdecken meinte und darauf die staatlichen Einrichtungen begründen wollte. Seine letzte Schrift („Die durch die freie Arbeit zu erringende Vergesellschaftung der Menschen“, 1867) behandelt das Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Staat unter historischen und philosophischen Gesichtspunkten, läßt aber eine klare Linie nur selten erkennen.|

  • Auszeichnungen

    Dr. Müllersche Bank- u. Stipendienstiftung (1870–1952).

  • Werke

    Weitere W Kurze Beschreibung d. Forst-Reviers Aschaffenburg im Untermainkreise d. Kgi. Baiern, 1824;
    Versuch z. Begründung e. allg. Forstpolizeigesetzes auf d. natürl. Ordnung d. Wälder im menschl. Haushalte, 1825;
    Bechstein's Forstinsectol. (Forstkerfkde.) od. Naturgesch. d. für d. Wald schädl. u. nützl. Insecten nebst Einl. in d. Insectenkde. überhaupt …, T. 1, neu bearb. v. D. E. M., 1829;
    Des Speßart's Holzhandel u. Holz verbrauchende Industrie, 1837;
    Die Monokratie, d. Grundprinzip d. Organischen im Natur- u. insbes. im Menschen-Leben u. dessen allgemeinste math. Formel, Abt. 1-3, 1858-60.

  • Literatur

    ADB 22;
    Erheiterungen, Bellerrist. Beibl. z. Aschaffenburger Ztg. 1868, S. 826 f.;
    E. Stenger, Die Steingutfabr. Damm b. Aschaffenburg 1827-1884, 1949, Neudr. 1990 (W-Verz., P);
    L. Zimmermann, Die Einheits- u. Freiheitsbewegung u. d. Rev. v. 1848 in Franken, 1951;
    B. Zoike, Die figürl. Erzeugnisse d. Steingutfabr. Damm nach Formen d. kurmainz. Porzellanmanufaktur in Höchst am Main, 1986;
    M. Goes, Die Wohltätigkeits- u. Unterrichtsstiftungen v. Aschaffenburg, 1992, S. 210-15.

  • Porträts

    Holzschn. v. 1848, Abb. b. Stenger (s. L).

  • Autor/in

    Hans-Bernd Spies
  • Zitierweise

    Spies, Hans-Bernd, "Müller, Daniel Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 352-353 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100216269.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Müller: Daniel Ernst M. war königlich baierischer Oberförster. Außer einer kleinen Abhandlung über „Begründung eines allgemeinen Forstpolizeigesetzes“, Nürnberg 1825, schrieb er: „Afterraupenfraß in den fränkischen Kiefernwaldungen vom Jahre 1819—20 nebst Anleitung zum Schutze der Nadelholzwälder gegen Verheerungen von dem bis jetzt am schädlichsten sich gezeigten Infekten, mit einer Kupfertafel und 8 Tabellen“, Aschaffenburg 1824. Dies Werk enthalt manche wichtige Beobachtung und hat namentlich das Verdienst, zum weiteren Studium anzuregen. Später beschäftigte M. sich mit der Herausgabe einer neuen Auflage von Bechstein's Forstinsectologie; jedoch erschien nur der erste Band: „Allgemeine Insectenkunde“, Gotha 1829.

  • Autor/in

    W. Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Wilhelm, "Müller, Daniel Ernst" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 522 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100216269.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA