Lebensdaten
1643 – 1697
Geburtsort
Grobenentschwil (Gemeinde Flawil, Kanton Sankt Gallen)
Sterbeort
Herisau Kanton Appenzell
Beruf/Funktion
Epigrammatiker
Konfession
protestantisch
Normdaten
GND: 10014568X | OGND | VIAF: 7446149108491468780006
Namensvarianten
  • Reinhold, Johann (Pseudonym)
  • Warnmund von Freyenthal, Ernst (Pseudonym)
  • Grob, Johannes
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Zitierweise

Grob, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10014568X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (1599–1678), begüterter Amtsmann im Toggenburg, Landeskommissar (s. HBLS);
    M Barbara Mosberger (1599–1680);
    1680 Katharina, T d. Dr. Adrian Ziegler in Gais;
    7 K;
    Ur-E Adrian (1771–1836), Dramatiker (s. HBLS; Kosch, Lit.-Lex.; ADB IX).

  • Biographie

    G. lernte nach humanistischer Vorbildung in Basel in der Schweizerleibgarden-Kompagnie des Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen in Dresden das Hof- und Soldatenleben kennen. An die dreijährige Dienstzeit schloß sich 1664 eine Bildungsreise nach Prag, Hamburg, London, Amsterdam, Gent und Paris an. Nach der Heimkehr ins Toggenburg erwarb er sich im Leinwandhandel ein ansehnliches Vermögen und wurde 1670 als Nachfolger seines Vaters Landeskommissar. Zerwürfnisse mit dem Landesherrn, dem Fürstabt von Sankt Gallen, bewogen Vater und Sohn nach schweren Bußen 1675 zur Auswanderung in die freie Landsgemeinde-Demokratie von Appenzell-Ausser Rhoden. Dort in Herisau setzte G. seine sprachlichen, geschichtlichen und mathematischen Studien fort. Daneben schrieb er in bald derber, bald scharfgeschliffener Sprache seine knappen Sinngedichte, wobei ihm Opitz dermaßen als Meister vorkam, daß er für „dichten“ einmal kurzerhand „opitzen“ schrieb. „Sprachlich und metrisch steht G. völlig auf der Höhe der besten deutschen Dichter der Zeit“ (Ermatinger). Scharf geißelte er Titelsucht, Bestechlichkeit, Wirtshauslaufen und den barocken Prunk der französischen Mode. G.s frühe Verse erschienen als „Dichterische Versuchgabe“ 1678 und aus dem Nachlaß unter dem Titel „Poetisches Spazierwäldlein“ 1700 unter dem Decknamen Johann Reinhold von Freyenthal. Unter dem ähnlichen Pseudonym Ernst Warnmund von Freyenthal gab G. 1688 die Flugschrift „Treugemeinter Eydgenössischer Aufwecker“ heraus, worin er als scharfer Beobachter seine Mitbürger vor der listigen Ländergier Ludwigs XIV. warnte. Diese Abneigung gegen Frankreich mochte ihn am Kaiserhofe empfehlen. Als Abgesandter von Appenzell-Ausser Rhoden erreichte er für seine Heimat im Hungerjahr 1690 die Aufhebung der kaiserlichen Kornsperre.

  • Werke

    Epigramme nebst e. Ausw. aus s. übrigen Gedichten, hrsg. u. eingel. v. A. Lindquist, 1929;
    Epigramme, Ausw., Bearb. u. Nachwort v. C. Lang, 1939.

  • Literatur

    ADB IX;
    E. Zschokke, Der Toggenburger Epigrammatiker J. G., 1889;
    E. Ermatinger, Dichtung u. Geistesleben d. dt. Schweiz, 1933;
    A. Steiger, J. G., ein toggenburg. Dichter, 1946;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Autor/in

    Georg Thürer
  • Zitierweise

    Thürer, Georg, "Grob, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 100-101 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10014568X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Grob: Johannes G., Epigrammatiker, geb. 1643 in Enzenschwyl im Canton St. Gallen. Nachdem er in Zürich seine Studien vollendet, trat er 1661 in die Compagnie schweizerischer Musketenschützen, die der Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen eben errichtet hatte. Nach drei Jahren verließ er das Regiment mit „seltsamem Wohlgefallen und contentement“ seiner Vorgesetzten. In Gesellschaft eines Freundes bereiste er Frankreich, England, die Niederlande und Italien. Nach seiner Rückkehr lebte G. einige Zeit in Lichtensteig, wandte sich aber bald nach Enzenschwyl zurück, wo er durch einen Leinwandhandel einiges Vermögen erwarb. Seine Mußestunden waren dem Studium der Mathematik und Geschichte, besonders aber dichterischen Versuchen gewidmet. Streitigkeiten seiner Familie mit dem Abt von St. Gallen bestimmten G. die Heimath zu verlassen und nach Herisau zu ziehen, wo er seiner trefflichen Bildung und der geselligen Talente wegen sich bald allgemeines Vertrauen und Achtung erwarb. Nachdem in Folge von Mißwachs und Krieg zwischen Frankreich und Deutschland eine Fruchtsperre verhängt worden, und in der Ostschweiz eine förmliche Hungersnoth ausgebrochen war, begab sich G. 1690 im Auftrag der Appenzeller Regierung nach Augsburg, um von Kaiser Leopold Oeffnung des Fruchtpasses von Schwaben her zu erlangen. Die Mission glückte|vollständig; zudem erhielt G. für seine Person das Diplom eines gekrönten Poeten und einen Adelsbrief. Die Herisauer schenkten ihrem Gesandten das Bürgerrecht und machten ihn zum Bauherrn und Armenpfleger. G. starb hochgeachtet am 1. April 1697. Eine sittliche Kernnatur, die sich namentlich in den biedern, witzigen, oft groben Epigrammen in deutscher und lateinischer Sprache, nach Logau's Vorbild gedichtet, offenbart. „Dichterische Versuchsgabe“, Basel 1678 und „Reinhold von Freienthal's poetisches Spazierwäldlein“, 1700. Eine prosaische Flugschrift: „Treugemeinter eidgenössischer Aufwecker“, 1688 unter dem Pseudonym Ernst Warnmund von Freienthal erschienen, ist namentlich gegen die französische Politik in der Schweiz gerichtet und gegen den Söldnerdienst. G. suchte vielmehr eine Annäherung an den protestantischen Norden Deutschlands und an Oesterreich zu vermitteln.

    • Literatur

      K. Morell, Die Helvetische Gesellschaft, S. 65 u. ff.; eine Auswahl aus Grob's Gedichten bereitet Götzinger vor für die Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz von Baechtold und Vetter.

  • Autor/in

    Baechtold.
  • Zitierweise

    Baechtold, Jakob, "Grob, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 704-705 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10014568X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA