Lebensdaten
1724 – 1847
Geburtsort
Mühlhausen/Enz (Württemberg)
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Staatswirtschaftler ; Nationalökonom
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100130755 | OGND | VIAF: 20020168
Namensvarianten
  • Fulda, Friedrich Karl (bis 1832)
  • Fulda, Friedrich Karl von
  • Fulda, Friedrich Karl (bis 1832)
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Zitierweise

Fulda, Friedrich Karl von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100130755.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Frdr. Karl (1724–88), Pfarrer, Sprachforscher (s. ADB VIII), S d. Pfarrers Carl Ludw. in Wimpfen;
    M Marg. Eleonore (1735–1811), T d. Christoph Peter Binder ( 1766), Prälat v. Königsbronn;
    1) 1799 Louise Frieder. (1781–1806), T d. Chrstn. Gottfr. Hoffmann (1755–84), Prof. d. Rechte in T. (s. ADB XII), 2) 1809 Louise (1786–1847), T d. Bebenhäuser Pflegers Christoph Gottlieb Müller;
    4 S, 1 T (1 S, 1 T F. überlebend).

  • Biographie

    F. wurde bis zum 14. Lebensjahr vom Vater unterrichtet und war dann Stipendiat der Carls-Schule in Stuttgart. Nach deren Aufhebung 1794 setzte er das Studium der Kameralwissenschaften an der Universität Göttingen (J. Beckmann) bis 1797 fort. Es folgte eine wissenschaftliche Reise durch das nördliche Deutschland und 1798 die Berufung auf einen Lehrstuhl für Kameralwissenschaften in der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen, der schon länger errichtet und unbesetzt war. Dieses Lehramt hatte F. bis 1837 inne, zunächst ohne, seit 1810 mit Sitz und Stimme in Senat und Fakultät. 1817 wurde er erster Dekan der an der Universität Tübingen neu errichteten Staatswirtschaftlichen Fakultät als „Decanus perpetuus“ (bis 1820). – F. zeigte sich bemüht, der Verbreiterung und Vertiefung der volkswirtschaftlichen Einsichten und ihrem gleichzeitigen Wandel vom merkantilistischen über das physiokratische zum Adam-Smithschen Denken, wie sie für F.s Epoche charakteristisch waren, vorsichtig und unvoreingenommen zu folgen. Von betont naturwissenschaftlichen, mathematischen und technischen Betrachtungs- und Arbeitsweisen ausgehend, wandelte sich F.s Verständnis der „sogenannten“ Kameralwissenschaften, wie er sie anfangs (1801) nannte, schrittweise hin zur Einbeziehung der eigentlichen Lehre von der Volkswirtschaft: seit 1811/12 las er über Grundsätze der Nationalökonomie, und in seinen „Grundsätzen der ökonomisch-politischen oder Kameralwissenschaften“ von 1816 (wie es jetzt heißt) lieferte er ein klar ausgearbeitetes Lehrbuch der Nationalökonomie. In seinem Begriffsgebäude hielt F. gerne an einzelnen älteren Vorstellungen|fest, so zum Beispiel am sogenannten reinen Naturfonds des Physiokratismus, auch als er ihnen die entsprechende praktische Bedeutung längst völlig abgesprochen hatte. Das brachte ihn bei der nächsten Generation zu Unrecht in den Ruf eines antiquierten Physiokraten. In der Zeit seines Dekanats an der Staatswirtschaftlichen Fakultät und in den Unruhen um F. List, der bis 1819 als Professor der Staatsverwaltungspraxis Fakultätsmitglied war, hat ihn die List-Literatur unehrenhaften Verhaltens List gegenüber bezichtigt, jedoch allein auf Grund von unbelegten Kombinationen, die genauerer Prüfung nicht standhalten. – F.s Hauptgebiet war zuletzt die Finanzwissenschaft und sein Hauptwerk ein „Handbuch der Finanzwissenschaft“ (1827), das sich durch Gründlichkeit, Klarheit, auch ungewöhnlich praktische Tendenz auszeichnete und auf eine liberale Staatsverwaltung abhob. War er auch kein Künder und Bahnbrecher von Großem und Neuem und kein zugkräftiger Redner, so hat er doch in beharrlicher, durch die politischen Umbrüche seiner Zeit nie abgelenkter Gelehrten-Arbeit seiner jungen, nach Gegenstand und Methoden umstrittenen Wissenschaft vorwärts geholfen zu Ansehen und Einfluß und zu neuen und fruchtbaren Entwicklungen.

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Tübingen 1817), Mitgl. u. Mitarbeiter zahlr. wiss. u. wirtsch.pol. Ges., Ehrenmitgl. v. Senat u. Fak.

  • Literatur

    ADB VIII;
    K. H. L. Hoffmann, in: ZStW 4, 1847, S. 755 (vollsl. W-Verz.);
    P. Gehring, in: Lb. aus Schwaben u. Franken VIII (in Vorbereitung).

  • Porträts

    Ölgem. (Tübingen, Univ.).

  • Autor/in

    Paul Gehring
  • Zitierweise

    Gehring, Paul, "Fulda, Friedrich Karl von" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 726-727 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100130755.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fulda: Friedrich Karl von F., Nationalökonom, Sohn des Vorigen, war geboren zu Mühlhausen an der Enz in Würtemberg am 27. Dec. 1774, und verlebte seine früheste Jugend bis zum Tode seines Vaters (1788) im elterlichen Hause, wo er auch den höchst anregenden und nachhaltigen Unterricht seines Vaters genoß. Im folgenden Jahre trat er als Eleve in die hohe Karlsschule ein, um sich für das kameralistische Fach auszubilden und erwarb sich hier neben manchen andern Auszeichnungen im J. 1793 den für Schüler gestifteten Orden eines Chevalier. Als diese hohe Schule 1794 aufgelöst wurde, begab sich F. zur Vollendung seiner Studien nach Göttingen, wo damals unter Spittler, Schlözer|und Sartorius die staatswissenschaftliche Schule besonders blühte. Daneben betrieb er aber mit besonderem Eifer unter Beckmann Technologie, unter Lichtenberg, Kästner und Seyffer Mathematik und Naturwissenschaft, und trat sogar schon 1796 mit einigen kleineren physikalisch-technischen Schriften hervor, in Folge deren er von der physikalischen Societät zu Göttingen zu ihrem ordentlichen Mitgliede gewählt wurde. 1797 verließ er diese Hochschule und begab sich nach einer längeren Reise durch Deutschland in seine Heimat, wo er bald darauf (24. Januar 1798) die neuerrichtete Professur der Kameralwissenschaften an der Universität Tübingen erhielt. Vierzig Jahre wirkte er in dieser Stellung rastlos und im ausgedehntesten Maße als Lehrer und Schriftsteller, erhielt im J. 1810 Sitz und Stimme im akademischen Senate, wurde bei der Errichtung der staatswissenschaftlichen Facultät (1817) für eine Reihe von Jahren ihr Decan, 1832 mit dem Ritterkreuze des Kronenordens ausgezeichnet und bei seiner 1837 wegen Kränklichkeit erfolgten Versetzung in den wohlverdienten Ruhestand zum Ehrenmitglied des akademischen Senats und der staatswissenschaftlichen Facultät ernannt. Noch volle neun Jahre lebte er in Tübingen, ohne jedoch weiter geistig productiv sein zu können, und starb daselbst am 15. Januar 1847. Die wissenschaftliche Bedeutung von F. ist eine vielseitige; und wenn er auch nicht zu den schöpferischen Geistern gehörte, denen es beschieden ist, neue, große Ziele zu setzen und an ihrer Erreichung ein gut Theil zu arbeiten, so hat er doch den harmonischen Ausbau der Wirthschaftslehre redlich fördern geholfen. Er war es vor Allem, der mit der Kameralwissenschaft die Kameralwissenschaft überwand. Hatte er sie noch in seinem „Systematischen Abriß der sogenannten Kameralwissenschaften" (1802) als denjenigen Zweig der allgemeinen Staatswissenschaften bezeichnet, welcher von den menschlichen Anlagen der technischen Seite seine vornehmste Aufmerksamkeit widme, wogegen die andern Zweige der Staatswissenschaft dieselbe vornehmlich auf seine moralische Anlage richten, so erweiterte er in seinen „Grundsätzen der ökonomisch-politischen oder Kameralwissenschaften" (1816, 2. Aufl. 1820) das Gebiet schon in der Weise der älteren Nationalökonomie, indem er ihr „das Verhältniß des Menschen zu den materiellen Gütern, die seine physischen Bedürfnisse unmittelbar befriedigen, oder dazu beitragen“ als Object zuweist. Auch die Aenderung des Titels zeigt schon, daß er der Kameralwissenschaft nur als „ökonomisch-politische“ Wissenschaft ein Recht zuerkannte, wie er denn auch schon seit 1805, vielleicht nach dem Vorbilde von Jacob in Halle abgeschlossene Vorträge über Nationalökonomie hielt. — F. war ferner einer der wenigen Staatswirthschaftslehrer des angehenden 19. Jahrhunderts, welche für den Physiokratismus wie für den Smithianismus in gleicher Weise volles Verständniß und selbständiges Urtheil hatten, und er strebte das letztere System durch manche Grundwahrheiten des ersteren zu verbessern. Diese Hinneigung zu manchen physiokratischen Ideen hat zu seiner Einreihung unter die spätern Vertreter des Physiokratismus in Deutschland Anlaß gegeben (so Steinlein, Roscher), ohne jedoch in seiner Gesammtauffassung des Wirthschaftslebens begründet zu sein. — Die Finanzwissenschaft, welche er verhältnißmäßig am meisten mit neuen Ideen bereicherte, verdankt ihm außer einem guten System „Handbuch der Finanzwissenschaft“ 1827 tüchtige Untersuchungen über die Wirkungen der Steuern auf die Volkswohlfahrt, welche 1807 von der königl. Societät in Göttingen mit einem Preise gekrönt und 1837 von F. neu bearbeitet herausgegeben wurden; ferner über Grund- und Gewerbesteuern, sowie über den Staatscredit (1832). — Diese letztere Schrift, sowie seine ökonomisch-statistischen Arbeiten über Nationaleinkommen, landwirthschaftliche und Gewerbeverhältnisse, die sich besonders auf Würtemberg beziehen, zeigen uns F. endlich auch im günstigen Lichte eines exacten Forschers auf seinem Gebiete, der die Bedeutung der historisch-statistischen Methode|für die wissenschaftliche Weiterbildung sehr wohl erkannte und sie, wenn auch nur mit beschränkten Mitteln, förderte. Persönlich wird F. von Männern, die ihm nahe gestanden, als eine milde, einfache und dabei höchst ehrwürdige Erscheinung geschildert, als ein Mann von streng rechtlicher, wahrhaft liberaler, das Gute ernstlich wollender Gesinnung, die sich in seinen mündlichen und schriftlichen Aeußerungen, wie in seinen Handlungen, überhaupt in seinem ganzen Wesen aussprach, und ihm auch als Lehrer, trotz seiner geringen Rednergabe, doch eine einflußreiche Wirksamkeit auf seine Zuhörer sicherte.

    • Literatur

      Eine ausführliche Biographie von F. mit vollständigem Verzeichniß seiner Schriften in der Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. 4. Bd. Tübingen 1847. — N. Nekrolog 1847. — Roscher, Gesch. d. Nat.-Oek. S. 498.

  • Autor/in

    Inama.
  • Zitierweise

    Inama von Sternegg, Theodor, "Fulda, Friedrich Karl von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 192-194 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100130755.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA