Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Dynasten ; Adelsgeschlecht in Bayern und Österreich
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139800247 | OGND | VIAF: 102645827
Namensvarianten
  • Sieghardinger
  • Sigehardinger
  • Sighardinger
  • mehr

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Zitierweise

Sighardinger, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139800247.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Adelssippe, in der durch mehr als zehn Generationen der Leitname Sig(e)hard üblich war, geht auf jenen Sighard, Gf. im fränk. Kraichgau, zurück, der als Parteigänger Kg. Karlmanns um 861 nach Bayern kam. Während sein Enkel Ratold zum Stammvater der Grafen von Ebersberg wurde, erwarb dessen jüngerer Bruder Sighard durch Einheirat in eine einheimische Adelssippe reichen Besitz und die Grafschaft im oberen (südl.) Salzburggau. Dort folgten ihm seine Schwäger Engelbert und Reginbert; sein Sohn Sighard (III.) und dessen Nachkommen verwalteten eine Grafschaft im Chiemgau, deren Gebiet sich von Alz und Traun nach Westen erstreckte. Friedrich, der jüngste Sohn Sighards III., war 958–91 Erzbischof v. Salzburg und verhalf dort der Kirchenreform zum Durchbruch. Auch in den beiden nächsten Generationen stellten die S. mit Pilgrim von Passau (reg. 971–91, s. NDB 20) und Hartwig von Brixen (reg. 1023–39) bedeutende Bischöfe. Mit den Aribonen, Pfalzgrafen in Bayern, waren die S. nicht stammesgleich, wie die ältere Forschung annahm, sondern verschwägert. Adala, die Tochter des Pfalzgf. Hartwig I. von Bayern, heiratete in erster Ehe Gf. Aribo I., der seinem Schwiegervater in der bayer. Pfalzgft. folgte, in zweiter Ehe Engelbert III., Gf. im Chiemgau. Dessen Sohn Gf. Sighard (VII.) gründete in der bereits 925 genannten Baumburg/Alz, die als Wohnsitz und ältestes Herrschaftszentrum diente, um 1010/23 ein bescheidenes Burgstift. Durch Sighards Sohn, den in jugendlichem Alter ermordeten Gf. Markwart, kam die Baumburg an dessen Witwe Adelheid von Frontenhausen-Lechsgemünd. Deren letztem Willen gemäß errichtete ihr dritter Gatte Gf. Berengar von Sulzbach 1107/09 in Baumburg ein Augustiner-Chorherrenstift. Markwarts ältester Bruder Engelbert, Gf. im Chiemgau und Vogt von Salzburg, hatte seiner Gattin Irmgard von Rott ein großes Waldgebiet zwischen dem Salzach- und dem Saalachtal übertragen. Irmgards Sohn, Gf. Berengar II. von Sulzbach ( 1125), gründete dort – dem Vermächtnis seiner Mutter entsprechend – 1102 das Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden. Mit Engelbert, Markwart und ihren Brüdern Sighard (VIII.) und Meginhard erlosch diese Linie der S.

    Die von Sighard (V.) abstammende ältere Linie vermochte zwar nicht die Grafschaft im Chiemgau, dafür aber die seit ca. 1035 in den Händen der Sippe befindliche Vogtei über das Ebm. Salzburg zu behaupten. Gf. Friedrich errichtete um 1060/70 die Burg Tengling im Salzburggau (bei Waging) als ersten namengebenden Sitz. Sein Bruder Sighard (Syrus), Patriarch von Aquileia (reg. 1068–77), erneuerte 1072 die Abtei Michaelbeuern (nördl. v. Salzburg) als Hauskloster der S. Zur Ausstattung zählte reicher Besitz bei Wien (9. u. 18. Bezirk), der bis heute den Namen Michaelbeuern führt. Gf. Sighard (X.), Sohn des Gf. Friedrich von Tengling, wurde 1104 auf Betreiben Ks. Heinrichs IV. in Regensburg von ksl. Ministerialen ermordet, sein Bruder Heinrich war 1098–1137 Bischof von Freising. Im 12. Jh. verlegten die S. ihr Herrschaftszentrum nach Österreich, wo sie seit dem 11. Jh. im Gebiet zwischen Ybbs und Pielach, in der Umgebung von Wien und im Weinviertel über großen Besitz verfügten. Sie errichteten dort die Burgen Schala (Schallaburg bei Melk), Peilstein (bei St. Leonhard a. Forst) und Konradsheim (bei Waidhofen/Ybbs). In Bayern wurde anstelle von Tengling seit 1119/20 Burghausen zum wichtigsten Sitz der S., als Vögte des Erzbistums Salzburg erbauten sie außerdem die Burg Karlstein bei Reichenhall und nannten sich fortan Grafen von (Reichen)Hall (de Halla). Sie nahmen im Saalachtal bei Reichenhall gräfl. Rechte wahr, verfügten aber über keine Befugnisse in Reichenhall selbst. Die machtvolle Position der S., verstärkt noch durch vorteilhafte Heiraten, wurde durch die Teilung in die drei Linien der Grafen von Schala, von Burghausen und von Peilstein geschwächt. Letztere nannten sich auch nach den Herrschaften Mörle und Kleeberg in Hessen, die sie durch Heirat von den Grafen von Orlamünde übernommen hatten. Das Erbe der Grafen von Burghausen, die bereits 1168 erloschen, fiel zum Großteil an die verschwägerten Grafen von Plain, die Burg jedoch hatte Hzg. Heinrich der Löwe bereits 1164 gewaltsam in Besitz genommen. Die österr. Güter und Dienstmannen der Grafen von Schala, die 1191/92 erloschen, und später auch die der Peilsteiner fielen teils an die Grafen von Plain, teils an die österr. Herzöge. Nach dem Tod Gf. Friedrichs von Peilstein 1218 zog Ebf. Eberhard II. von Salzburg die Hochstiftsvogtei ein, aber die Rechte und Besitzungen der Grafen bei Reichenhall mit Karlstein und auch das ganze Gasteinertal, das die S. um 1020 vom Erzbistum Salzburg eingetauscht hatten, sicherte sich Hzg. Ludwig I. von Bayern.

    Als Beispiel für das umfangreiche Mäzenatentum der S. im Bereich von Dichtung und Literatur wird v. a. die Rolle Bf. Pilgrims von Passau bei der Aufzeichnung des Nibelungenlieds angeführt. Weniger bekannt ist die Tatsache, daß Gf. Konrad I. von Peilstein der Hauptauftraggeber des „König Rother“ war, in dem ein Kg. Amelger von Tengelingen als Hüter des Röm. Reichs erscheint. Einige Lieder Neidharts weisen auf enge Verbindungen zu den S., besonders zu den Grafen von Peilstein, hin, die auch der sog. Seifried Helbling samt ihren Ministerialen in seinen Gedichten verewigt hat.

  • Literatur

    F. Tyroller, Der Chiemgau u. seine Grafschaften, Beil. z. J.ber. d. Wittelsbacher Gymn. in München 1953/54;
    ders., Geneal. d. altbayer. Adels im Hochma., in: Geneal. Tafeln z. mitteleurop. Gesch., hg. v. W. Wegener, 1962/69, S. 89–107 ff., Tafel 5/1 u. 2;
    R. van Dülmen, Traunstein, Hist. Atlas v. Bayern 26, 1970, S. 25–40;
    H. Dopsch, Der bayer. Adel u. d. Besetzung d. Ebm. Salzburg im 10. u. 11. Jh., in: Mitt. d. Ges. f. Salzburg. Landeskde. 110/11, 1970/71, S. 125–51;
    ders., Siedlung u. Recht, Zur Vorgesch. d. Berchtesgadener Stiftsgründung, in: Gesch. v. Berchtesgaden, hg. v. W. Brugger, H. Dopsch u. P. F. Kramml, I, 1991, S. 196–228;
    ders., Michaelbeuern, Geschichtl. Überblick, in: Germania Benedictina III/2 (Österr. u. Südtirol), 2001, S. 656–77;
    ders., Vorgesch. u. Gründung, in: Baumburg an d. Alz, hg. v. W. Brugger, A. Landersdorfer u. Ch. Soika, 2007, S. 27–49;
    J. Bumke, Mäzene im MA, 1979, bes. S. 92 ff.;
    U. Meves, Zur Rolle d. S. f. d. Adelslit. im Südosten d. Reiches, in: Adelsherrschaft u. Lit., hg. v. H. Wenzel, 1980, S. 115–80;
    H. Reindel-Schedl, Laufen an d. Salzach, Hist. Atlas v. Bayern 55, 1989, S. 205–11, 218–25 u. 353 f.;
    E. Kupfer, Die Machtstellung d. S. im babenberg. Österr. u. d. Anfänge v. Waidhofen an d. Ybbs, in: Studien u. Forsch. aus d. Niederösterr. Inst. f. Landeskde. 32, 2004, S. 32–54;
    ders., Die Machtstellung d. S. im babenberg. Österr. (im Druck);
    M. Weltin, Das Land u. sein Recht, hg. v. F. Reichert u. W. Stelzer, 2006, S. 29–33;
    LexMA.

  • Autor/in

    Heinz Dopsch
  • Zitierweise

    Dopsch, Heinz, "Sighardinger" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 399-400 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139800247.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA