Lebensdaten
1864 – 1940
Geburtsort
Schwäbisch Gmünd
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Tierarzt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 127918353 | OGND | VIAF: 40413278
Namensvarianten
  • Ostertag, Robert (bis 1912)
  • Ostertag, Robert von
  • Ostertag, Robert (bis 1912)
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Ostertag, Robert von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd127918353.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 16. Jh. in Nördlingen nachweisbarer Fam.; – V Jakob (1819–82), Rotgerbermstr. u. Landwirt, S d. Johannes (1762–1822) u. d. Rosina Abele (1783–1821);
    M Elisabeth Katharina Hägele (1827–87);
    B Jakob Melchior (1847–1915?), württ. Oberamtstierarzt;
    Berlin 1894 Margarethe Wilhelmine Henriette (1874–1957), T d. Dr. Hugo Hertwig (1841–95), tierärzt). Schlachthofdir. in Berlin, Förderer e. wiss. Fundierung d. tierärztl. Fleischhygiene, u. d. Anna-Maria Sametzki (1846–1912);
    Gvv d. Ehefrau Karl Heinrich Hertwig (1798–1881), Tierarzt (s. NDB VIII);
    2 S Berthold (1895–1975), ao. Prof. f. Allg. Pathol. u. Neuropathol., Dir. d. Inst. f. Hirnforsch. in T., Erwin (* 1897), Dr. iur., Bergwerksdir. in Essen.

  • Biographie

    O. studierte 1880-84 an der Kgl. Tierarzneischule Stuttgart. 1884 zur Ableistung der Militärzeit in Berlin, setzte er bis 1889 seine medizinischen Studien an der Friedrich-Wilhelms-Universität fort (u. a. bei Rudolf Virchow u. Robert Koch) und legte gleichzeitig in Württemberg die tierärztliche Staatsprüfung und das Abitur ab. 1889 promovierte er in Freiburg (Br.) mit einer Arbeit über „Die tödliche Nachwirkung des Chloroforms“ zum Dr. med. 1885-91 unter Hugo Hertwig als Tierarzt am Berliner Schlachthof sowie als Vertrauenstierarzt der Grubschen Kur- und Kindermilchanstalt tätig, entwickelte er seinen lebensmittel- und fleischhygienischen Schwerpunkt. 1890 begründete er die „Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene“, 1894 das Fachorgan „Ergebnisse der pathologischen Anatomie und der allgemeinen Pathologie des Menschen und der Tiere“ (mit Otto Lubarsch, 1860–1933). 1891 folgte O. einem Ruf an die Tierärztl. Hochschule Stuttgart, wo er ambulatorische Rinderklinik, Seuchenlehre, Fleischbeschau, Hufbeschlag und Toxikologie lehrte. 1892 wechselte er an die Tierärztl. Hochschule Berlin als Professor für Poliklinik, Hufbeschlag, Hufkrankheiten, Exterieur des Pferdes und Diätetik einschließlich Hygiene und Fleischbeschau. 1896 wurde dieser Lehrauftrag zwar durch die Abgabe von Fächern beschränkt, doch bestand er noch immer aus der gesamten Veterinärhygiene, die Nahrungsmittel- und Parasitenkunde einschloß. In mehreren Forschungsaufenthalten bildete er sich unter Carl Oluf Jensen (1864–1934) am Bakteriologischen Versuchslaboratorium der Landwirtschaftl. und Tierärztl. Hochschule Kopenhagen in bakteriologischen Arbeitstechniken weiter. 1907 wechselte O. als Direktor der Veterinärabteilung ins Reichsgesundheitsamt, wo er die Einrichtung einer experimentellen Veterinärabteilung durchsetzen und weiterhin wissenschaftlich tätig bleiben konnte; nunmehr konzentrierte er sich auf die Tropenveterinärmedizin. 1916 wurde er Leiter der Reichsfleischstelle, seit 1918 organisierte er im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft die reparationsbedingten Tier- und Fleischabgaben an die Siegermächte. 1920 kehrte er als Leiter des Veterinärwesens und des Landesuntersuchungsamtes nach Württemberg zurück. 1933 wurde O. pensioniert.

    Unter den Wissenschaftlern, die am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jh. die Grundlagen für die Umwandlung der Tiermedizin (Tierheilkde. u. Tierseuchenhygiene) zur Veterinärmedizin (Einschluß d. Fleisch-, Milch- u. Lebensmittelhygiene) schufen, war O. zweifellos der wirkungsmächtigste. Er thematisierte neben tierseuchenhygienischen vor allem fleisch- und milchhygienische Fragestellungen und war maßgeblich an der Formulierung des Reichsfleischbeschaugesetz von 1900 beteiligt, ferner am Entwurf des Reichsviehseuchengesetzes von 1909 und den Ausführungsbestimmungen von 1912. Als sein Hauptanliegen kann man die Entwicklung und praktische Durchsetzung des nach ihm benannten freiwilligen, staatlich anerkannten Tuberkulosetilgungsverfahrens betrachten, das auf dem bakteriologischen Erregernachweis basierte. Später hat sich jedoch das dänische, von Bernhard Bang (1848–1932) entwickelte, auf der Aufzucht tuberkulin-negativer Jungtiere beruhende Verfahren durchgesetzt. – Dr. med. vet. h. c. (Wien 1911, Berlin 1924, München 1926, Sofia 1939, Gießen); Dr. rer. nat. h. c. (Tübingen 1927); Dr. agr. h. c. (Hohenheim 1934); Goethe-Medaille f. Kunst u. Wiss. (1933); Adlerschild d. Dt. Reiches (1939); 1937 wurde v. d. Reichstierärztekammer d. Robert v. Ostertag-Plakette geschaffen, 1963 unter gleichem Namen als Ehrenzeichen d. Dt. Tierärzteschaft e. V. wiederaufgenommen; Robert v. Ostertag-Inst. im Bundesgesundheitsamt (1972).

  • Werke

    u. a. Hdb. d. Fleischbeschau f. Tierärzte, Ärzte u. Richter, 1892;
    Bibliogr. d. Fleischbeschau, 1905;
    Das Veterinärwesen d. Vereinigten Staaten v. Nord-Amerika, 1906;
    Das Veterinärwesen u. Fragen d. Tierzucht in Dt.-Südwest-Afrika, 1912.

  • Literatur

    W. Niklas, in: Berliner Tierärztl. Wschr. 50, 1934, S. 184 f;
    V. Stang, in: Dt. Tierärztebl. 6, 1939, S. 138-42;
    C. Giese u. R. Meyer, O. u. d. Fleischbeschaugesetz, ebd. S 144 f.;
    M. Lerche, Chronik d. Inst. f. Lebensmittelhygiene d. Univ. Berlin, T. 1 (Typoskript) Berlin 1945 (W-Verz.);
    H. Rößler, R. v. O., Diss. Leipzig 1969;
    U. Krauss, Entwicklung d. tierärztl. Lebensmittelhygiene in Dtld. bis 1945 u. danach in d. DDR, Diss. Berlin (Humboldt-Univ.) 1972;
    E. Bulling, in: ders., K. Gerigk u. W. Scharmann (Hg.), Die Veterinärmedizin im Bundesgesundheitsamt, FS z. Einweihung d. Neubaus d. Robert v. Ostertag-Inst., 1992, S. 13-28.

  • Autor/in

    Martin Fritz Brumme
  • Zitierweise

    Brumme, Martin Fritz, "Ostertag, Robert von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 621-622 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd127918353.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA