Lebensdaten
1885 – 1962
Geburtsort
München
Sterbeort
Boston, Mass.
Beruf/Funktion
Internist ; Chemiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 122986792 | OGND | VIAF: 112497767
Namensvarianten
  • Thannhauser, Siegfried Josef
  • Thannhauser, Siegfried
  • Thannhauser, Siegfried Josef
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Zitierweise

Thannhauser, Siegfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122986792.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1856–1917), Bes. e. Porzellanmanufaktur in M., KR, S d. Abraham (1824–88), aus Mönchsdeggingen (Ries), Tabakhändler in M. (beide s. Gen. 1), u. d. Henriette Engel (1821–56), aus Au;
    M Charlotte (1863–1933, s. Biogr. Gedenkbuch Münchner Juden), T d. Salomon (Loew) Langermann (1820–77), Glasu. Spiegelfabr. in Floß b. Neustadt/Waldnaab (Oberpfalz), u. d. Auguste Guggenheimer (1822–97); UrGvv Baruch (Loeb Danhauser) (1782–1862), in Mönchsdeggingen (s. Gen. 1);
    1918 Franziska (Fanny) (1889–1960), T d. Benedikt Reiner (1859–1929, kath.), aus Safferstetten (Rottal), Maurer in München, u. d. Margarete Wittmann (1857–1928), aus Eslarn b. Neustadt/Waldnaab;
    3 T Margret (Gretchen) T.Munson (1924–2009, Lawrence S. [Binks] Munson), Maria Anastasia (Stasi) Dunau, Gertrude (Trudi) Beyer;
    E Kitty Munson Cooper (⚭ Steven Mark Cooper);
    Vt Heinrich (s. 1).

  • Biographie

    Nach seinem Abitur am Luitpold-Gymnasium in München studierte T. 1905–09 an der Univ. München Medizin und wurde 1910 von dem Internisten Friedrich v. Müller (1858–1941) zum Dr. med. promoviert. Das darauffolgende Chemiestudium in München schloß er 1913 mit der Promotion zum Dr. phil. bei Adolf v. Baeyer (1835–1917) ab. 1917 habilitierte er sich für das Fach Innere Medizin und war bis 1924 als Assistenz- bzw. Oberarzt in der Med. Klinik in München tätig, unterbrochen durch Kriegsdienst als Sanitätsoffizier in Frankreich, später in einem Lazarett in München. 1924 wurde T. als Leiter der Poliklinik nach Heidelberg, 1927 als Ordinarius für Innere Medizin und Direktor der Med. Klinik an die Univ. Düsseldorf berufen, wo er in großem Umfang Forschung über Stoffwechselkrankheiten betrieb. 1929 entstand daraus das zur damaligen Zeit in Deutschland einzigartige Standardwerk „Lehrbuch des Stoffwechsels und der Stoffwechselkrankheiten“ (neu hg. v. N. Zöllner 1950 u. 1957).

    1930 folgte T. einem Ruf als Ordinarius für Innere Medizin und Direktor der Med. Klinik an die Univ. Freiburg (Br.). Unter seiner Leitung wurde hier ein eigener Forschungstrakt errichtet, in dem u. a. Hans Adolf Krebs (1900–81) arbeitete, der 1953 den Nobelpreis für Medizin erhielt. Ende 1933 wurde T. das Ordinariat und die Leitung der Klinik entzogen, aus dem Beamtenverhältnis wurde er entlassen. Mit Unterstützung der Rockefeller Foundation erhielt er im Frühjahr 1935 eine Position als klinischer Professor für Medizin an der Tufts Univ. Boston, die mit der Leitung eines neu aufgebauten großen Forschungslaboratoriums verbunden war. Neben seiner Arbeit als Kliniker begann hier die zweite Phase seines wissenschaftlichen Lebenswerks, in der er sich hauptsächlich mit dem Stoffwechsel von Fetten und Lipiden befaßte (Lipidoses, 1940, ³1958). Zusammen mit dem ebenfalls aus Deutschland emigrierten Neurologen Alfred Hauptmann (1881–1948) beschrieb T. 1941 eine Form erblicher Muskeldystrophie, die als „Hauptmann-Thannhauser Krankheit“ bekannt ist.

    T.s besonderes Verdienst bestand im konsequenten Einsatz naturwissenschaftlicher Methodik für die Bearbeitung medizinischer Fragestellungen und in der Vielfalt der von ihm bearbeiteten Forschungsthemen. Heutige Kenntnisse über verbreitete Stoffwechselkrankheiten wie Gicht, Störungen des Fett-, Cholesterin- und Gallensäure-Stoffwechsels, Lipidosen und hormonelle Störungen einschließlich Diabetes sind wesentlich auf T.s Arbeiten gegründet.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. American Ac. of Arts and Sciences (1946), d. Alpha Omega Alpha Honor Medical Soc. (1950) u. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (1953);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Innere Med. (1955), d. span. Ak. d. Med., d. ital. Ak. d. Med. u. d. bulgar. Ärzteverbands;
    Dr. med. h. c. (Univ. München 1955, Freiburg, Br. 1956, Düsseldorf u. Heidelberg);
    Mitgl. d. Amerik. Ärzteverbandes u. d. Med. Ges. München;
    Friedrich-v.-Müller Medaille d. Dt. Ges.|f. Innere Med. (1958);
    T.-Preis d. Dt. Ges. f. Verdauungs- u. Stoffwechselkrankheiten (seit 1969).

  • Werke

    W Stud. z. Kriegsnephritis, in: Zs. f. Klin. Med. 89, 1920, S.181–232;
    Kann d. tier. Organismus Cholesterin synthetisieren?, in: Zs. f. Physiol. Chemie 127, 1923, S. 278–80 (mit H. Schaber);
    Experimentelle Unterss. über d. Nucleinstoffwechsel XIV., Stud. z. Frage d. Uricolyse u. d. Harnsäureausscheidung, ebd. 157, 1926, S. 251–67 (mit L. Lurz u. P. v. Gara);
    Studies on the Mechanism of Diabetic Disturbance Using „Nitrogen Minimum Excretion“ as Measure of Glyconeogenesis, in: Endocrinology 26, 1940, S. 189–200;
    Muscular Shortening and Dystrophy, A Heredofamilial Disease, in: Archives of Neurology and Psychiatry 46, 1941, S. 654–64;
    The Chemistry of the Lipins, in: Annual Review of Biochemistry 12, 1943, S. 233–50 (mit G. Schmidt);
    A Method for the Determination of Desoxyribonucleic Acid, Ribonucleic Acid and Phosphoprotein Phosphorus in Tissues, in: Journ. of Biological Chemistry 161, 1945, S. 83–89 (mit dems.);
    Medical Progress, Significance of Cholesterol in Pathogenesis of Vascular Lesions, in: New England Journ. of Medicine 246, 1952, S. 695–702;
    Pathogenesis of Gout, in: Metabolism 5, 1956, S. 582–93.

  • Literatur

    L N. Zöllner, in: Med. Mschr. 4, 1950, S. 558 f.;
    Martini, in: Dt. med. Wschr. 80, 1955, S. 987 (P);
    G. Schmidt, Über T.s wiss. Arb. seit 1935, ebd., S. 988;
    N. Zöllner u. A. F. Hofmann, S. T. (1885–1962), Ein Leben als Arzt u. Forscher in bewegter Zeit, 2000, ²2001 (W-Verz., P), engl. um 2000;
    Pogg. VI, VII a, VIII;
    Fischer;
    BHdE II;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I; Freiburger Biogrr. (P).

  • Autor/in

    Dieter Mecke †
  • Zitierweise

    Mecke, Dieter, "Thannhauser, Siegfried" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 81-82 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122986792.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA