Lebensdaten
erwähnt um 690 , gestorben vermutlich 713
Beruf/Funktion
Apostel des bergischen Landes ; angelsächsicher Missionar
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119208814 | OGND | VIAF: 8192829
Namensvarianten
  • Suidbercht
  • Swidbert
  • Swithberht
  • mehr

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Suidbert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119208814.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus angelsächs. Fam.; Eltern unbekannt.

  • Biographie

    Als einer der elf Begleiter des angelsächs. Missionars Willibrord († 739) reiste S. um 690 nach Südfriesland. Während Willibrord 692 weiter nach Rom zog, um sich von Papst Sergius I. mit Vollmachten für die Friesenmission ausstatten zu lassen, wurde S. von den übrigen Begleitern zum Bischof gewählt. Zur eigentlichen Bischofsweihe reiste S. zurück nach Northumbrien, wo er von Bf. Wilfried von York 693 die Bischofsweihe erhielt. Während dieses Englandaufenthalts wirkte er zudem kurze Zeit in Mercien (Südengland). Nach seiner Rückkehr nach Friesland wandte sich S. – möglicherweise wegen eines Zerwürfnisses mit Willibrord und dem fränk. Hausmeier Pippin II. – der Mission der Brukterer (südl. der Lippe) zu. Aufgrund fehlender politischer Unterstützung durch die Frankenherrscher blieben seine Missionsbemühungen allerdings ohne dauernden Erfolg, und die von ihm gegründeten Niederlassungen wurden während eines Sachseneinfalls 694 zerstört. S. ging daraufhin nach Köln, wo er von dem fränk. Hausmeier Pippin II. auf Fürsprache von dessen Gemahlin Plektrudis eine Rheininsel geschenkt bekam, welche zunächst Suidbertsinsel oder Werth genannt wurde, später Kaiserswerth (bei Düsseldorf). Hier gründete S. 695 ein Kloster und missionierte die umliegenden Gebiete des Bergischen Landes. Die letzten Lebensjahre soll S. in strenger Askese verbracht haben. Über das Todesjahr sind verschiedene Angaben vorhanden, am wahrscheinlichsten ist das Jahr 713, in dem nach den ältesten fränk. Annalen die depositio S.s stattfand. Als Todestag gilt in älteren Kalendarien der 1. März.

  • Literatur

    ADB 37;
    Beda Historia eccl. V, 11, 1896, I, S. 301 ff.;
    F. Flaskamp, Suidbercht, Apostel d. Brukterer, 1930;
    C. Wampach, Sankt Willibrord, 1953, S. 223–26;
    J. Gerchow, Die Gedenküberlfg. d. Angelsachsen, 1988, S. 199–206;
    A. G. Weiler, Willibrords missie, 1989, S. 100–02;
    BBKL XI;
    LexMA;
    Oxford DNB.

  • Autor/in

    Stefan Schipperges
  • Zitierweise

    Schipperges, Stefan, "Suidbert" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 694 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119208814.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Suidbert, der Apostel des bergischen Landes, gehörte zu den elf Begleitern des aus einem vornehmen Geschlechte Nordhumbriens stammenden Wilbrord, mit welchen dieser in seinem 33. Lebensjahre um das Jahr 690 zur Bekehrung der Friesen auf das Festland zog. Während Wilbrord 692 nach Rom ging, um sich von dem Papste Sergius den Segen und die Vollmacht für sein Vorhaben zu erwirken und im Auftrage Pipin's über Angelegenheiten der fränkischen Kirche zu berathen, wählten die Genossen S. zum Vorsteher in ihrem Beruf. Er begab sich sodann nach Britannien, und empfing dort von dem Bischofe Wilfried von York, einem eifrigen Anhänger der römischen Kirche, die Bischofsweihe (August 693). Nach seiner Rückkehr wandte sich S. zu den damals noch unabhängigen Boructerern, deren Wohnsitze zwischen Lippe und Ruhr sich befanden, und bekehrte ihrer viele zum Christenthum. Bei dem verheerenden Einfall der Sachsen in das Land (694) wurden die Niederlassungen zerstört und die Bewohner zerstreut. S. ging nach Köln, wo Pipin residirte. Auf Verwendung seiner Gemahlin Plectrudis wies Pipin ihm Land an, welches damals noch auf einer Rheininsel zwei Stunden unterhalb Düsseldorf lag, die in litore (Werd) hieß und sich später mit dem rechten Ufer verband. Hier gründete S. ein Kloster, welches bis zum 14. Jahrhundert Suidbertsinsel oder Werth genannt wurde, später aber wegen seiner vielfachen Beziehungen zu den Kaisern den Namen Kaiserswerth empfing. Pipin's Schenkung bestand in dem Frohnhofe daselbst, Rinthausen genannt. Mit demselben war das Recht zum Holzfällen, zur Weide und zur Abhaltung des Waldgedinges in den Gemarken Lintorf, Saarn, Grind, Nugeshamm, Lohe, Ueberanger, Zeppenheim, Leuchtenberg, Stockum, Derendorf, Ratingen und Flingern verbunden. S. brachte hier seine letzten Lebensjahre in strenger Askese zu, das Licht des Evangeliums über den Bezirk und die benachbarten Gaue verbreitend. Ueber das Todesjahr sind verschiedene Angaben vorhanden, am meisten Wahrscheinlichkeit hat das Jahr 713, in welchem nach den ältesten fränkischen Annalen die depositio Suidbert's stattfand. Als Todestag nennen ältere Kölner Kalendarien den 1. März, welchen auch die Bollandisten angenommen haben. — Es läßt sich nicht verkennen, daß in der Sendung Suidbert's zur Bischofsweihe nach Britannien während der Anwesenheit Wilbrord's in Rom durch seine Gefährten ein Hinweis liegt, daß dieselben, im Gegensatz zu Wilbrord, an der Zugehörigkeit zur britischen Kirche festhalten wollten.

    Wenngleich über Suidbert's Leben nur wenig Feststehendes (wir haben als Quelle nur die Angaben seines ihn überlebenden Landsmannes Beda, sowie einen auf diese sich stützenden Sermon des Bischofs Radbod von Utrecht aus dem 10. Jahrhundert und ein Carmen; die Vita S. Suitberti von Marcellin, einem angeblichen Mitarbeiter Suidbert's, ist als Fälschung längst bekannt) auf uns gekommen ist, so bleibt doch sein Name für immer mit der Christianisirung des bergischen Landes verknüpft, und mit Recht darf man ihm den oben genannten Beinamen geben. Die meisten Kirchen dieses Landes weisen auf Kaiserswerth zurück, und manche, wie z. B. Hünxe und Hiesfeld, mögen direct von ihm gegründet sein. Für die Bedeutung seiner Schöpfung spricht auch der Umstand, daß der Bezirk von Kaiserswerth, zu dem viele jetzt auf dem linken Rheinufer liegende Orte gehörten, im 14. bis 16. Jahrhundert urkundlich „altes Bisthum“ genannt wird. Dem Erzpriester von Kaiserswerth stand das Recht zu, ohne Mitwirkung eines Archidiakons oder Diöcesans, die von dort ausgegangenen Kirchen mit Pfarrern zu besetzen. Der anläßlich der Translation im J. 1264 errichtete Reliquienschrein Suidbert's ist eins der schönsten Denkmäler romanischen Stils am Niederrhein.

    • Literatur

      K. W. Bouterwek, Suidbert, der Apostel des bergischen Landes. Elberfeld 1859. — Lacomblet's Archiv III. —
      Rettberg, Kirchengeschichte II. — Krafft's Artikel in Herzog u. Plitt's Realencyklopädie.

  • Autor/in

    Wachter.
  • Zitierweise

    Wachter, "Suidbert" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 143-144 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119208814.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA