Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Dynasten
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119124904 | OGND | VIAF: 25405826
Namensvarianten
  • Ludowinger

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Ludowinger, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119124904.html [17.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Wie viele andere deutsche Herrscherhäuser tritt das nach seinem Leitnamen Ludwig genannte Dynastengeschlecht der L. in der 2. Hälfte des 11. Jh. in das Licht der Geschichte. Der einer Nebenlinie der Grafen von Rieneck entstammende Edelfreie Ludwig der Bärtige ( n. 1055, St. Alban zu Mainz) wanderte aus Mainfranken nach Thüringen aus (s. ADB 19); noch seine Söhne Ludwig der Springer ( 1123, s. NDB 15) und Beringer schenkten Abt Wilhelm von Hirsau fränk. Stammgüter zur Anlage des Klosters Schönrain am Main (nordöstl. von Lohr). Ludwig der Bärtige erwarb wohl durch Kauf eine kleine Grundherrschaft am Nordrand des Thüringer Waldes, zu deren Schutz er die Schauenburg errichtete (südwestl. von Gotha). Durch planmäßige Rodung der Wälder, geschickte Besitz- und weitsichtige Familienpolitik vermochten seine Nachkommen inmitten der einheimischen thür. Dynastenfamilien aus kleinen Anfängen eine ansehnliche Landesherrschaft aufzubauen. Schon Ludwig der Springer, wohl von Kg. Heinrich IV. zum Grafen erhoben, hatte 1080 die Wartburg über Eisenach in seinem Besitz. Nach dem Vorbild hochadeliger Standesgenossen gründete er 1085 neben der Stammburg Schauenburg das seit 1092 von den Päpsten privilegierte Benediktinerkloster Reinhardsbrunn, Grablege und kirchlichgeistiger Mittelpunkt des Geschlechtes. Die L. waren überzeugte Anhänger der kluniazens. Kirchenreform, im Investiturstreit zuverlässige Bundesgenossen der Erzbischöfe von Mainz und der sächs. Fürsten gegenüber den beiden letzten salischen Kaisern. Kg. Lothar III. belohnte sie, indem er 1131 dem Sohne Ludwigs des Springers, Ludwig I. ( 1140, s. NDB 15), mit der Erhebung zum Landgrafen von Thüringen eine herzogsgleiche Stellung verlieh.

    Als Erben der Grafen Giso erwarben die L. deren Besitzungen an der oberen Lahn um Marburg und am Rhein sowie die Gfsch. Hessen (Gudensberg, Maden) an der unteren Eder (1122, 1137) mit einigen bedeutenden Klostervogteien. Die bis 1180 durch Sekundogenitur verwalteten hess. Nebenlande fielen jeweils nach dem Tode der drei kinderlosen Grafen Heinrich Raspe an die Hauptlinie zurück und blieben mit dieser schließlich bis zum Aussterben des Geschlechtes vereinigt. Leitmotiv der politischen Beziehungen zwischen den Landgrafen und den Erzbischöfen von Mainz wurde der Kampf um den Ausbau der Landeshoheit ihrer in Thüringen und Hessen stark verschachtelten Territorien. Der wachsende territorialpolitische Gegensatz zu Mainz trug wohl zu dem folgenreichen Kurswechsel bei, den Landgf. Ludwig I. 1139 nach dem Tode Erzbischof Adalberts von Mainz (1137) und Kaiser Lothars III. (1137) durch seinen Anschluß an Kg. Konrad III. und die Staufer vornahm. Als Lohn für die Hilfe gegen Hzg. Heinrich den Löwen von Bayern und Sachsen verlieh Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf dem Reichstag zu Gelnhausen 1180 seinem Neffen Landgf. Ludwig III. ( 1190, s. NDB 15) die Pfalzgfsch. Sachsen als zweites Reichsfürstentum neben der Landgfsch. Thüringen. Die hess. Besitzungen am Rhein verkaufte 1180-88 Landgf. Ludwig III. an Erzbischof Philipp von Köln. Nach dem söhnelosen Tode Ludwigs III. löste der schließlich

    an dessen jüngerem Bruder Hermann ( 1217, s. NDB VIII) gescheiterte Versuch Kg. Heinrichs VI., Thüringen als erledigtes Reichslehen einzuziehen, eine Krise aus. Landgf. Hermann machte seinen Fürstenhof zu einem Mittelpunkt höfischer Dichtkunst und begann den unter seinem Sohn Ludwig IV. ( 1227, s. NDB 15) fertiggestellten Ausbau der Wartburg.

    Die in den Kreis der angesehensten Reichsfürsten aufgestiegenen L. waren den staufischen Königen treu ergeben und zugleich streng kirchlich gesinnt. Ludwig III. und Ludwig IV. verloren ihr Leben als Kreuzfahrer, dieser an der Seite Friedrich II. Die Brüder Heinrich Raspe IV. ( 1247, s. NDB VIII) und Konrad ( 1240 als Hochmeister des Deutschen Ordens, s. NDB XII) sicherten die Marburger Hospitalsgründung ihrer schon 1235 heiliggesprochenen Schwägerin, der ungar. Königstochter Elisabeth ( 1231, s. NDB IV), an deren Erhebung Kaiser Friedrich II. am 1.5.1236 in Marburg selbst Hand anlegte.

    Mit dem Tode des söhnelosen Landgf. Heinrich Raspe IV. (1247), seit 1246 Gegenkönig Kaiser Friedrichs II., starb das Geschlecht der L. im Mannesstamme aus. Den anschließenden fast 20jährigen hess.-thür. Erbfolgestreit beendete die Teilung der L.-schen Lande in zwei selbständige Territorien: Thüringen fiel an Ludwigs IV. Neffen Mgf. Heinrich den Erlauchten von Meißen ( 1288, s. NDB VIII) aus dem Hause Wettin, Hessen an Ludwigs Enkel Heinrich von Brabant ( 1308, s. NDB VIII), den Kg. Adolf 1292 in den Reichsfürstenstand erhob.

  • Literatur

    ADB 19;
    Cronica Reinhardsbrunnensis, hrsg. v. O. Holder-Egger, in: MGH SS 30, 1, 1896, S. 490-656;
    O. Dobenecker, Regg. diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae I-III, 1896-1925;
    Th. Knochenhauer, Gesch. Thüringens z. Z. d. ersten Landgrafenhauses, hrsg. v. K. Menzel, 1871;
    H. Diemar, Stammreihe d. Thür. Landgrafenhauses u. d. Hess. Landgrafenhauses bis auf Philipp d. Großmütigen, in: Zs. d. Ver. f. hess. Gesch. u. Landeskde. 37, 1903, S. 1-32;
    C. Cramer, Die Anfänge d. Ludowinger, ebd. 68, 1957, S. 64-94;
    H. Patze, Die Entstehung d. Landesherrschaft in Thüringen I, 1962;
    K. E. Demandt, Gesch. d. Landes Hessen, ²1972;
    H. Patze u. W. Schlesinger (Hrsg.), Gesch. Thüringens II, 1, Hohes u. Spätes MA, 1974;
    W. Heinemeyer (Bearb.), Die hl. Elisabeth in Hessen, 1983, Kat. 4 „700 J. Elisabethkirche in Marburg 1283-1983“, 1983.

  • Autor/in

    Walter Heinemeyer
  • Zitierweise

    Heinemeyer, Walter, "Ludowinger" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 307-309 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119124904.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA