Lebensdaten
1492 – 1557
Geburtsort
Simmern
Sterbeort
Simmern
Beruf/Funktion
Pfalzgraf von Pfalz-Simmern
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119047918 | OGND | VIAF: 24455389
Namensvarianten
  • Johann der Jüngere
  • Johann II. der Jüngere
  • Meister HH (vermutlich identisch)
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Zitierweise

Johann II., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119047918.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Pfalzgf. Johann I. d. Ä. v. P.-S. (1459–1509), S d. Pfalzgf. Friedrich I. v. P.-S (1417–80);
    M Johanna (1464–1521), T d. Gf. Johann II. (auch III.) v. Nassau-Saarbrücken (1423–72) (s. ADB 14);
    B Friedrich II. (* 1494), Dompropst in Straßburg;
    - 1) Trarbach 22.5.1508 Beatrix (1492–1535), T d. Mgf. Christoph I. v. Baden ( 1527, s. NDB III), 2) Schloß Dhaun 17.8.1554 Maria Jacobaea (1530[?]-98, 2] 1560 Johann Frhr. v. Schwarzenberg u. Hohenlandsberg, 1588), T d. Gf. Ludwig XV. v. Oettingen;
    4 S, 8 T (5 Benediktiner-Nonnen) aus 1), u. a. Kf. Friedrich III. v. d. Pfalz ( 1576, s. NDB V), Georg (1518–69), Domherr zu Mainz, Bamberg, Köln, Straßburg, resign. 1539, Pfalzgf. v. P.-S. (seit 1559), Reichard (1521–98), Domherr zu Köln, Straßburg, Speyer, Mainz, Bamberg, Administrator d. Zisterzienser-Stifts Waldsassen/Oberpfalz, resign 1545-69, Pfalzgf. seit 1569 (s. ADB 28), Elisabeth (1520–64, 1536 Gf. Georg I. v. Erbach, 1509–69, kurpfälz. Unterlandvogt im Elsaß), Sabine („edle Sabine von Bayern“, 1528-78, 1544 Lamoral I., Fürst v. Gavre, Gf. v. Egmont, * 1522, 1568 in Brüssel als Hochverräter hingerichtet), Helena (1532–79, 1551 Gf. Philipp III. v. Hanau-Münzenberg, 1526–61).

  • Biographie

    J. war Alleinherrscher über den nur 6-7 Quadratmeilen umfassenden pfälz. Besitz im Hunsrück-Bereich mit dem Residenzort Simmern und besaß gemeinsam mit Kurpfalz und Baden die sponheim. Grafschaften; hinzu kamen eine Reihe von Hoheitsrechten und einige kleinere territoriale Besitzungen. Während seiner langen und friedlichen Regierungszeit, die auch nicht durch Zwistigkeiten mit der Kurpfalz oder mit dem Kaiser getrübt wurde, zeigte J. keinen Ehrgeiz, diese außerordentlich schmale Machtposition zu vergrößern, sondern beschränkte sich auf eher regulierende als einschneidende innenpolitische Maßnahmen (1525 Erneuerung der Messeordnung, 1531 in Zusammenarbeit mit Kurpfalz und Baden Hofgerichtsordnung für Kreuznach, 1549 Landesordnung in Anlehnung an die Polizeiordnung Karls V., 1555 Freiheitsbrief für Simmern mit Gewährung städtischer Freiheiten). – Durch seine energisch betriebene pfälz. Hauspolitik (vom Disibodenberger Vertrag 1541 mit Vereinbarungen gegen die Bestimmungen der Goldenen Bulle bis zum Heidelberger Vertrag 1553) gelang es J., die Ansprüche auf die Kur nach dem voraussehbaren Aussterben der Heidelberger Linie für sich bzw. für seine Nachkommen zu sichern.

    In der Reichspolitik blieb Episode die Vertretung des Pfalzgrafen Friedrich (Kf. Friedrich II.), der 1523 resigniert hatte, als Kaiserl. Statthalter am Reichsregiment. 1526 wurde J. neben anderen zum Regiments- und Kammergerichts-Visitator berufen, 1536-39 war er als Kammerrichter Präsident des Reichskammergerichts in Speyer. Gemeinsam mit dem Bischof von Worms hatte er unangefochten das Amt des Ausschreibenden im Oberrhein. Kreis inne, in dem er 1541 von Reichs wegen anerkannt wurde.– J. blieb, obwohl er anfangs der Reformation zuneigte, und obwohl er sich in den späteren Jahren mit seiner Haltung von den meisten Mitgliedern des pfälz. Hauses isolierte, katholisch, ohne jedoch dem Eindringen des Luthertums in seinen Gebieten entschiedenen Widerstand entgegenzusetzen. Die Hoffnungen, die etwa Hutten, der ihm 1521 die „Dialogi novi“ widmete (Bulla vel Bullicida, Monitor primus, Monitor secundus, Praedones), auf ihn gesetzt hatte, erfüllten sich also nicht, und das Eintreten für die Erben Franz v. Sickingens war im Moralischen, nicht im Religiösen begründet. – Seine Standesgenossen überragte J. durch seine allgemeine Bildung, durch mathematisch-astrologische Kenntnisse und durch wissenschaftliche Befähigung, die ihn zu einem eifrigen Mitarbeiter und Förderer Sebastian Münsters („Cosmographey“, Ptolomäus-Ausgabe) werden ließ. Gerühmt wurden besonders seine historischen Kenntnisse, sie fanden ihren Niederschlag in einer umfangreichen, Quellenstudien verarbeitenden Reimchronik der bayer.-pfälz. Herrscher seit 456 (Bearbeitung von 1569 unter dem Titel „Successio Zu- und Abkhunfft Baider Chur- vnd Fürstlichen Heuszern Pfaltz vnd Beyern …“ im Geh. Hausarchiv München). Als Auftraggeber kunsthistorisch wichtiger Grabdenkmäler und Epithaphien machte J. um die Jahrhundertmitte Simmern zu einem Zentrum mittelrhein. Plastik. Seine bekannteste Leistung ist die 1527 in einem Anbau des Simmerner Schlosses eingerichtete Druckerei, die unter der Leitung seines Sekretärs, Hieronymus Rodler, 1530-35 einige prachtvoll ausgestattete Werke, meist aus der ritterlichen Sphäre, hervorbrachte (v. a. Rüxners Turnierbuch, Büchlein und Unterweisung der Kunst des Messens, Fierrabras, Haymonskinder). Es ist wahrscheinlich, daß J. der Meister HH (Herzog Hans vom Hunsrück) der etwa 100 verwendeten Holzschnitte ist, vielleicht darf er auch als Autor bzw. Übersetzer einiger der veröffentlichten Texte gelten.

  • Literatur

    F. Back, Die ev. Kirche im Lande zw. Rhein, Mosel, Nahe u. Glan b. z. Beginn d. 30j. Krieges, 2 T., 1873, S. 49-67;
    F. Back, Ein J.tausend künstler. Kultur am Mittelrhein, 1932, S. 131-40;
    K. Wagner, Simmern, Gesch. d. Herrschaftsverhältnisse u. d. Stadt, 1930, S. 88-125 (P);
    E. Bonnemann, Die Presse d. Hieron. Rodler in Simmern, Eine fürstl. Hofbuchdruckerei d. 16. Jh., 1938;
    G. R. Spohn, Widmungsexemplare … an Pfalzgf. J., in: Archiv f. mittelrhein. KG 23, 1971;
    ders., Der Simmerner Meister H H, in: Zs. d. dt. Ver. f. Kunstwiss. 27, 1973.

  • Porträts

    Medaille v. H. Schwarz (?), 1520 (Simmern, Heimatmus.), Abb. b. Wagner, s. L, n. S. 186;
    Ölgem. (Fam.bild) v. P. Gärtner, 1534 (München, Bayer. Nat.mus.), Abb. ebd., n. S. 144;
    Johann-Beatrix-Grabmal, 1557 noch nicht vollendet (Simmern, Stephan-Kirche), Abb. ebd., n. S. 112 (vgl. dazu: H. Kahle, Stud. z. mittelrhein. Plastik d. 16. Jh., 1939, S. 56-78, 89-98).

  • Autor/in

    Georg R. Spohn
  • Zitierweise

    Spohn, Georg R., "Johann II." in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 509-510 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119047918.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA