Wüst, Georg

Lebensdaten
1890 – 1977
Geburtsort
Posen (Preußen)
Sterbeort
Erlangen
Beruf/Funktion
Ozeanograph ; Meteorologe ; Geologe ; Meereskundler ; Geograf
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11880801X | OGND | VIAF: 72190683
Namensvarianten

  • Wüst, Adolf Otto Georg
  • Wüst, Georg
  • Wüst, Adolf Otto Georg
  • Wuest, Georg
  • Wüst, Georg Adolf Otto

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Zitierweise

Wüst, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11880801X.html [14.12.2025].

CC0

  • Wüst, Adolf Otto Georg

    | Ozeanograph, Meteorologe, * 15.6.1890 Posen (Preußen), † 8.11.1977 Erlangen. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Ferdinand Adolph Max (* 1857), Buchdruckereicontor in P., S d. Friedrich Wilhelm Adolph, Buchdrucker in Berlin, u. d. Maria Louisa Schumann;
    M Clara (1861–1943), T d. Peter Ebel, Kutscher in Magdeburg, u. d. Auguste Bohndorf;
    1) Berlin 1921 Martha (1893–1941, kath.), Hilfsbeamtin, T d. Karl Weyringer (* 1831), Hausbes. in Perchtoldsdorf b. Wien, u. d. Aloisia Löffler (* 1855), aus Glashütten, 2) 1943 Maria (Mimi) Volmer, verw. Holdorf (* 1887), aus Hilden;
    2 T aus 1) Ilse (* 1922), Louise (* 1924);
    Schwägerin Luise Weyringer (* 1880, Alfred Merz, 1880–1925, Ozeanograph, Prof. am Inst. f. Meereskde. in Berlin, s. NDB 17).

  • Biographie

    Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Berlin-Charlottenburg studierte W. seit 1910 Geographie und Ozeanographie, ergänzt durch Meteorologie, Mathematik und Physik an der Univ. Berlin, wo Albrecht Penck (1858–1945) und Alfred Merz seine wichtigsten Lehrer wurden. 1912 lernte W. bei Bjørn Helland-Hansen in Bergen den von norweg. Wissenschaftlern erarbeiteten Übergang von einer beschreibenden zu einer auf physikalischen und chemischen Grundlagen beruhenden Ozeanographie kennen. Die dort entwickelte dynamische Methode zur Berechnung von Strömungen aus dem Dichtefeld spielte bei seinen späteren Analysen der „Meteor“ -Daten eine wichtige Rolle. Bei Reisen auf dem norweg. Forschungsschiff „Armauer Hansen“ und bei Beteiligungen an Beobachtungsprogrammen auf dt. Feuer- und Vermessungsschiffen sammelte er außerdem praktische Erfahrungen. Im März 1914 fand seine Doktorprüfung statt, aber erst nach dem Ende des 1. Weltkriegs, in dem W. 1917 als Meteorologe eingesetzt und bei Verdun verwundet wurde, erfolgte 1919 bei Merz seine Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit zur Verdunstung auf dem Meer. Anschließend sammelte er als Assistent bei Merz weitere See-Erfahrungen bei Forschungsfahrten auf Nord- und Ostsee. W. war Teilnehmer der von April 1925 bis Juli 1927 auf dem Marine-Vermessungsschiff „Meteor“ stattfindenden Dt. Atlantischen Expedition, die von Merz geplant und wissenschaftlich geleitet wurde. Als Merz in Buenos Aires verstarb, übernahm der Kapitän Fritz Spiess (1881–1959) die Gesamtleitung und W. die Leitung des ozeanographischen Meßprogramms. Nach der Expedition wurde W. 1928 Kustos am Berliner Museum und Institut für Meereskunde der Univ. Berlin, habilitierte sich 1929 in Berlin mit einer Schrift über den Floridastrom für das Fach Ozeanographie und wurde 1936 zum Kustos und Professor am Institut für Meereskunde ernannt.

    Bei der Auswertung der Daten der Dt. Atlantischen Expedition, der ersten systematischen hydrographischen und topographischen Aufnahmen eines Ozeans, gelangte W. auf Grundlage der Expeditionsdaten zu einem neuen Verständnis physikalischer Prozesse; er untersuchte großräumige Transporte des Meerwassers im Atlantik und die Entstehung von Wassermassen durch Absinkbewegungen als Folge von Temperatur- und Salzgehaltsänderungen. W. zeigte den starken interhemisphärischen Austausch von Wassermassen auf und wies erstmalig nach, daß die Transporte in westlichen Randströmen konzentriert sind.

    Seine Arbeiten wurden international als wegweisend anerkannt. Sein zum Klassiker avancierter Aufsatz „Die Stratosphäre des Atlantischen Ozeans“ (in: Wiss. Ergebnisse d. Dt. Atlant. Expedition auf d. Vermessungs- u. Forsch.schiff Meteor 1925–1927, Bd. 6, T. 2, 1935, S. 1–144 u. 253–88) wurde noch 1978 von der National Science Foundation in Washington mit dem Herausgeber William J. Emery ins Englische übersetzt. 1938 nahm W. als Ozeanograph an der Internationalen Golfstrom-Expedition mit dem dt. Forschungsschiff „Altair“ teil. Während des 2. Weltkriegs war er Mitglied des nautischwissenschaftlichen Stabes beim Oberkommando der dt. Marine (u. a. Mitgl. d. NDSAP seit 1933) und seit 1943 beamteter ao. Professor und Abteilungsvorsteher am Institut für Meereskunde der Univ. Berlin (im Entnazifizierungsverfahren 1947 als „entlastet“ eingestuft). W. wurde 1946 Direktor des Instituts für Meereskunde und Professor für Meereskunde und Maritime Meteorologie an der Univ. Kiel. Er baute das Institut wieder auf und legte die Grundsteine für die erfolgreiche Entwicklung der Meeresforschung in Kiel nach dem 2. Weltkrieg (1950–52 Dekan d. Phil. Fak., 1959 em.). 1960–64 wirkte er als Gastprofessor am Lamont-Doherty Geological Observatory der Columbia-University in New York, 1962 auf dem Walker-Ames-Lehrstuhl der University of Washington in Seattle und bis 1967 am Meteorologischen Institut der Univ. Bonn. Seinen Lebensabend verbrachte er in Erlangen.

    W.s Werk umfaßt die Themen Wasserhaushalt des Meeres einschließlich Verdunstung|und Niederschlag, die Dynamik von Golfstrom und Kuroshio, die Entstehung und Zirkulation tiefer Wassermassen in den Ozeanen sowie die Zirkulation im Europ. Mittelmeer.

    In den späteren Jahren folgten Arbeiten zur Geschichte der Meeresforschung. Zu W.s Schülern zählen u. a. Willi Brogmus (1920–1988), Eberhard Noodt (1922–2005), Joachim Joseph (1910–2006), Hartwig Weidemann (1921–2009), Klaus Wyrtki (1925–2013), Selim Morcos (1928–2017) und Arnold L. Gordon (* 1940).

  • Auszeichnungen

    |Ehrenmitgl. d. Kgl. Niederl. Geogr. Ges. Amsterdam (1928), d. Frankfurter Geogr. Ges. (1935) u. d. American Geographic Soc. (1963);
    Silberne Carl-Ritter-Medaille d. Ges. f. Erdkde. Berlin (1928);
    – W.-Inlet, e. Bucht an d. Ostküste d. Antarkt. Halbinsel;
    G.-W.-Preis d. Dt. Ges. f. Meeresforsch. (2005).

  • Werke

    |Die Verdunstung über d. Meere, in: Veröff. d. Inst. f. Meereskde. N. F., Reihe A, 1920, H. 6, S. 1–96 (Diss.);
    Florida- u. Antillenstrom, e. hydrodynam. Unters., ebd., 1924, H. 12, S. 1–48 (Habil.schr.);
    Kuroshio u. Golfstrom, e. vergleichende hydrodynam. Unters., ebd., 1936, H. 29, S. 1–69;
    Bodentemperatur u. Bodenstrom in d. pazif. Tiefsee, ebd., 1937, H. 35, S. 1–56;
    Das ozeanogr. Beobachtungsmaterial (Serienmessungen), in: Wiss. Ergebnisse d. Dt. Atlant. Expedition auf d. Vermessungsu. Forsch.schiff Meteor 1925–1927, Bd. 4, T. 2, 1932, S. 1–290;
    Schnitte u. Karten v. Temperatur, Salzgehalt u. Dichte, T. A u. B, ebd., Bd. 6, 1936;
    Bodenwasser u. Bodenkonfiguration d. atlant. Tiefsee, in: Zs. f. Geophysik 11, 1935, H. 1/2, S. 40–49;
    Bodentemperatur u. Bodenstrom in d. atlant., ind. u. pazif. Tiefsee, in: Gerlands Btrr. z. Geophysik 54, 1938, H. 1, S. 1–8;
    Blockdiagramme d. atlant. Zirkulation aufgrund d. „Meteor“ -Ergebnisse, in: Kieler Meeresforsch. 7, 1950, H. 1, S. 24–34;
    Wasserdampf u. Niederschlag auf d. Meere als Glieder d. Wasserkreislaufs (unter bes. Berücksichtigung v. Ergebnissen d. „Meteor“ -Expedition u. neuerer Arbb.), in: Dt. Hydrogr. Zs., 1950, S. 111–27;
    Die Tiefenzirkulation d. Mittelländ. Meeres in d. Kernschichten d. Zw.- u. d. Tiefenwassers, ebd. 13, 1960, H. 3, S. 105–31;
    Das Bodenwasser u. d. Vertikalzirkulation d. Mittelländ. Meeres, ebd. 14, 1960, H. 3, S. 81–92;
    On the Vertical Circulation of the Mediterranean Sea, in: Journ. of Geophysical Research 10, 1963, S. 163–67;
    The Major Deep-Sea Expeditions and Research Vessels 1873–1960, a Contribution to the Hist. of Oceanography, in: Progress in Oceanography 2, 1964, S. 1–52;
    Stratification and Circulation in the Antillean-Caribbean Basins, in: Vema-Research Series 2, 1964, S. 1–201.

  • Literatur

    |F. Spiess, Die Meteorfahrt, Forsch. u. Ergebnisse d. Dt. Atlant. Expedition, 1928;
    T. Stocks, G. W. u. seine Stellung in d. neueren Ozeanogr., in: Petermanns Geogr. Mitt. 104, 1960, S. 292–95;
    G. Dietrich, G. W.s Scientific Work, Dedication to His Eightieth Birthday, in: Studies in Physical Oceanography, a Tribute to G. W. on his 80th Birthday, hg. v. A. L. Gordon, 1972 (P; W-Verz.);
    H. U. Roll, G. W., 1890–1977, in: DGM-Mitt., Dt. Ges. f. Meeresforsch., 1987, S. 25–28;
    H. Weidemann, G. W. u. d. Kieler Inst. f. Meereskde., ebd., 1990, S. 10 f.;
    Complete DSB;
    Pogg. VI–VIII.

  • Autor/in

    Gerold Siedler
  • Zitierweise

    Siedler, Gerold, "Wüst, Adolf Otto Georg" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 528-529 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11880801X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA