Lebensdaten
1605 – 1674
Geburtsort
Dinkelsbühl
Sterbeort
Mömpelgard/Montbéliard
Beruf/Funktion
Dichter ; Literaturtheoretiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118791109 | OGND | VIAF: 205642730
Namensvarianten
  • Rumpler, Jesaias
  • Rompler, Jesais
  • Tannen, Wahrmund von der (Pseudonym)
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Rompler von Löwenhalt, Jesaias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791109.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ulrich Rumpler, Handelsmann u. Lebküchner;
    M Euphrosine Hörner (Homer); 7 jüngere Geschw; ledig.

  • Biographie

    R. studierte in Altdorf (1626), Tübingen (1628 Magister) und Straßburg (1628, Jurastudium, abgebrochen). Angeregt durch die neuen Kunstdichtungen Georg Rudolf Weckherlins (1584-1653) und Martin Opitz' (1597–1639), den er 1630 persönlich kennenlernte, sowie in bleibender Verehrung Johann Fischarts (1546- um 1590), beschäftigte er sich wohl bald darauf mit einer zeitgemäßen Theorie der dt. Literatursprache. Als Erzieher Ernst Christoph v. Schaffalitzkys und mit dem mömpelgard. Kanzler Christoph Forstner reiste R. nach Paris (1641 bzw. 1643), lebte jedoch wegen der Kriegswirren überwiegend am bad. Hof in Straßburg bzw. Basel. Offenbar wegen seines von vorpietistischer Frömmigkeit geprägten Lebenshabitus in Ungnade gefallen, fristete R. seit etwa 1662 eine karge Existenz als Sonderling und Hofmeister am Hof Georgs II. v. Württemberg-Mömpelgard.

    R. repräsentiert die literarischen Strömungen des „altdt.“ gesonnenen, luth. geprägten Reichspatriotismus am Oberrhein. 1633 gründete er mit vier Gleichgesinnten (u. a. Johann Freinsheim, 1608–60) die „Aufrichtige Gesellschaft von der Tannen“, eine moralisch-patriotische Sprachgesellschaft, der neben Johann Heinrich Schill (1615–45) und Matthias Schneuber (1614–65) auch der bekannte Satiriker Johann Michael Moscherosch (1601–69) zumindest zeitweise nahestanden. R.s oft biblisch geprägte Dichtung, von der Straßburger Reformorthodoxie beeinflußt und um Hebung des tätigen Christentums bemüht, mißachtete häufig Konventionen glatter Eleganz, öffnete sich einer biographisch transparenten Wirklichkeitserfahrung und beklagte Formen und Folgen prudentistischen Erfolgsdenkens am Hof und in der Stadt. Dieser eher rückwärtsgewandten Frömmigkeit und zeitkritischen Position, greifbar in Gelegenheitsgedichten und seiner einzigen Buchpublikation (erstes gebüsch seiner Reim-getichte, 1647, Nachdr. 1988), entsprachen bisweilen versponnene Grübeleien um orthographische bzw. lexikalische Archaismen und Regionalismen mit dem Ziel, den „ainfältigen schlag der bürger und bawern“ zu rehabilitieren. In seiner patriotischen Sprachpflege übte R. auf Philipp v. Zesen (1619–89), den Gründer der „Deutschgesinnten Genossenschaft“, mit dem er 1643 in Paris zusammentraf, erheblichen Einfluß aus. Hans Jacob Christoph Grimmelshausen (1621/22-76) wie andere spätere Barockliteraten erinnerten sich dagegen an R. und seine Gesellschafter mit Spott und Ironie.

  • Werke

    Weitere W Gedicht v. d. Erfindung u. Lob d. Buch-Truckerey, 1640;
    Klag Uber der Panonyme Flöhe, 1640;
    Des J. R.s v. L. erstes gebüsch seiner Reim-getichte, 1647, Nachdr. hg. v. W. Kühlmann u. W. E.|Schäfer, 1988 (Vita, W, L);
    Des J. R.s v. L. Ehrengeticht auf J. Freinshaimers Ableiben, 1660;
    A. H. Kiel, Unveröff. Briefe d. J. R. v. L., in: ZGORh NF 56, 1943, S. 232-55.

  • Literatur

    ADB 29;
    A. H. Kiel, J. R. v. L., Ein Dichter d. Frühbarock, o. J. [1940];
    W. E. Schäfer, J. R v. L. als Satiriker u. d. Straßburger Tannenges., in: Daphnis 5, 1976, S. 127-43;
    ders., Straßburg u. d. Tannenges., ebd., S. 531-47;
    W. Kühlmann, R., Hecht u. Thiederich, Neues zu d. Mitbegr. d. Straßburger Tannenges., in: Jb. d. Dt. Schillerges. 25, 1981, S. 171-95;
    ders., Moscherosch u. d. Sprachges. d. 17. Jh., in: Bibl. u. Wiss. 16, 1982, S. 68-84;
    ders., Sprachges. u. nat. Utopien, in: Föderative Nation, Dtld.konzepte v. d. Ref. bis z. ersten Weltkrieg, hg. v. D. Langewiesche u. Georg Schmidt, 2000, S. 245-64;
    M. Bopp, Die „Tannenges.“, Stud. zu e. Straßburger Sprachges. v. 1633 bis 1670, 1998;
    Dünnhaupt² V, S. 3492-500;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    NDBA;
    Personalbibliogrr. österr. Dichter.

  • Autor/in

    Wilhelm Kühlmann
  • Zitierweise

    Kühlmann, Wilhelm, "Rompler von Löwenhalt, Jesaias" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 25-26 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791109.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rumpler: Jesaias R. v. Löwenhalt, Dichter. Die Namensform Rumpler ist durch den Titel seines „Gedichts von Erfindung und Lob der Buch-Trukerey“, Straßburg 1640, durch ein Autograph in dem jetzt der Straßburger Bibliothek gehörigen Exemplar, sowie durch verschiedene Wortspiele bezeugt; in seinen späteren Publicationen wird der Name Rompler geschrieben ("Des J. Rompler's v. L. erstes gebusch seiner Reim-getichte“, Straßburg 1647 und „Des J. Rompler's v. L. Ehrengeticht auf J. Freinshaimers Ableiben.“ 1660) und so nennen ihn meist die Freunde Das Geschlecht R. v. L. erscheint als ein österreichisches in Siebmacher's Wappenbuch von 1656. In der juristischen Matrikel der Universität Straßburg ist er am 23. September 1628 eingetragen als M. Josaias Rumplerus Neapolitanus: Wiener Neustadt war demnach seine Heimath. Den Ausbruch des 30jährigen Krieges erlebte er als Kind, war also gegen 1610 geboren. Wo er den Magistertitel erwarb, mit dem er 1628 immatriculirt ist, bleibt unbekannt. Sein ältestes Gedicht, welches wir besitzen, begrüßt den Eingang des Jahres 1627. In Straßburg erwies sich sein Landsmann Bernegger ihm als väterlicher Freund. Um 1633 stiftete er die Aufrichtige Tannengesellschaft, welche in den Litteraturgeschichten mit Unrecht der Fruchtbringenden Gesellschaft, dem Pegnitzorden, und der Teutschgesinnten Genossenschaft zur Seite gestellt wird. Von vornherein war die Zahl beschränkt, die uns bekannten Theilnehmer waren Studenten: außer Freinsheim noch Sam. Thiederich und Hecht (Lucius), deren frühen Tod R. beklagt. Später war Mathias Schneuber, Professor der Poesie in Straßburg 1642—1665 mit R. als Dichter näher verbündet. Auch andere Elsässer feierte R. in seinen Gedichten; dem Jubiläum der Buchdruckerkunst 1640 widmete er ein Gedicht, welches deren Erfindung Mentelin zuschreibt. Zu Moscherosch's „Gesichten“ u. a. zeichnete er die Titelvignette. Erscheint somit Straßburg, und zwar später ebenfalls, als sein Hauptaufenthalt, so gibt er doch an, daß er sich viel auf Reisen befunden habe. So begleitete er den im Dienste Bernhard's von Weimar stehenden Bernhard Schaffelitzky und dessen Sohn nach Paris; so spricht er in der Zueignung seiner Reimgedichte an die Herzoge Leopold Friedrich und Georg von Württemberg-Montbelgard von Reisen, die er mit ihnen gemacht habe. Ein Amt scheint er nicht bekleidet zu haben. Ueber seine Armuth klagt er gegen seinen Freund und Arzt Küfer. Das letzte Lebenszeichen, das wir von ihm haben, ist das Klaggedicht auf Freinsheim's Tod, worin er sich selbst zum|Sterben bereit nennt. — Als Dichter theilt R. die Absichten der neuen Kunstdichtung, schreibt aber das Verdienst diese begründet zu haben nicht Opitz, sondern Weckherlin zu. Er sucht die Sprache von Provinzialismen frei, mit mäßigem Purismus zu behandeln, hie und da aus der alten Dichtung zu bereichern. M. Schneuber schreibt ihm Verdienste um die Orthographie zu, in welcher er doch den phonetischen Grundsätzen etwas zu sehr gehuldigt zu haben scheint (fon, for, ädle. leith, eutel, höld — also mit mundartlicher Aussprache). Ueber grammatische Fragen dieser Art richtete Zesen aus Utrecht 1645 einen Brief an ihn, welcher in Bellin's Sammlung 1647 abgedruckt ist. Von Versmaßen hat R. neben dem Alexandriner auch dactylische Verse gebraucht; südliche Formen wie Sonett und Sestine (Sexerung) sind ihm nicht fremd. In der Ode schließt er sich an Weckherlin an, dessen mythologischen Prunk er auch gelegentlich zeigt. Mit Harsdörfer war er befreundet und steuerte zu dessen Gesprächspielen (1641 ff.) empfehlende Gedichte bei. Auch Rist's Dichterkrönung 1646 feierte er durch ein Gedicht. Diese persönlichen Beziehungen lassen auf einen liebenswürdigen und ehrenhaften Charakter schließen; sein dichterisches Talent ist in keiner Weise hervorragend.

  • Autor/in

    Martin.
  • Zitierweise

    Martin, "Rompler von Löwenhalt, Jesaias" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 673-674 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118791109.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA